Kommentar

Grinder's Guide #009: JRPG-Jahresrückblick 2023

Von Deniz Üresin am 19.04.2024

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe des regelmäßig erscheinenden Grinder’s Guide, in der ich nicht nur bereits im Vorspann eine Lüge auftische (die Regelmäßigkeit des Erscheinens der Kommentarreihe betreffend), sondern auch mit jeder Menge Fun Facts, Ratschlägen und Meinungen zu diversen JRPGs aufwarte.

Die Zeit vergeht rasend schnell. Eben war noch Mitte 2023, und nach einem Blinzeln haben wir bereits… Mitte 2024! Dabei wollte ich doch eigentlich einen JRPG-Jahresrückblick im Januar bringen! Aber naja, die Spiele sind in der Zwischenzeit ja nicht schlecht geworden (entweder waren sie es von Anfang an oder sie sind immer noch gut), deswegen hol ich das jetzt einfach nach. Wie immer beim Grinder’s Guide gilt, dass hier nur meine eigene, persönliche Meinung dargestellt wird und ich absolut keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebe (es gibt einfach viel zu viel Kram und ich habe weder die Zeit, alles zu zocken, noch spricht mich alles, was rauskommt, genug an, um von mir erwähnt zu werden). Wenn ich schlecht über ein Spiel spreche, das ihr mögt oder gut über eines, das ihr hasst: Sorry! Diskutiert gerne mit mir darüber in den Kommentaren oder unserem Discord-Server. Falls ich ein Spiel gar nicht erwähne, das ihr als erwähnenswert erachtet, gilt dasselbe: Kommis oder Disci! Na gut, jetzt aber los.

2023 war ein unglaublich reichhaltiges und vielseitiges Jahr für JRPG-Fans. Es kam zwar meiner Meinung nach kein “Game of the Generation”-Titel heraus, aber dafür eine Vielzahl an spaßigen und coolen Spielen. Im Folgenden zähle ich mal auf, was mich in diesem Jahr begeistert hat:

Die GOTY-Anwärter

Bereits im Januar 2023 gönnte uns Nintendo mit Fire Emblem Engage exklusiv für Switch einen SRPG-Leckerbissen, welcher aufgrund seiner VTuber-artigen Charakterdesigns und der sehr formelhaften Story zwar etwas gerügt wurde, aber vor allem durch das Gameplay überzeugen konnte. Ich fand den Titel echt toll und mochte auch einige der Charaktere (inklusive der schrägen Designs) und wenn wir mal ehrlich sind: Soooo krass sind die meisten anderen FE-Stories auch nicht, das hat mich wirklich nicht gestört an diesem Titel. Es ist aber definitiv in fast allen Aspekten sehr anders als sein Vorgänger Three Houses, was ich gut finde, denn wer braucht schon zweimal dasselbe Spiel für die Switch.

Im Februar erschien dann auch schon das JRPG, das mein persönliches GOTY in dem Genre wurde: Octopath Traveler II von Square Enix für Switch, PS4-5 und PC. Das schicke HD-2D-Game von Team Asano nahm die Formel von Teil 1 und machte alles größer, schöner und vor allem besser. Es erwarten uns acht größtenteils voneinander losgelöste, spannende Stories, mit einem epischen optionalen Epilog und weiteren Handlungen, in denen jeweils zwei der Protagonisten ein gemeinsames Abenteuer erleben, garniert von haufenweise cleveren Sidequests, bei denen die richtigen einzigartigen Fähigkeiten der acht Reisenden angewandt werden müssen. Dazu kommen das bereits bekannte herausfordernde rundenbasierte Kampfsystem, ein wunderschöner, von Yasunori Nishiki komponierter Soundtrack und detailverliebte Artworks von Naoki Ikushima. Einfach ein großartiges Spiel!

Und als wäre das noch nicht genug, legt Koei Tecmo’s Spielschmiede Gust im März direkt nach und liefert mit Atelier Ryza 3 für Switch, PS4-5 und PC einen weiteren tollen Titel. Die riesigen Gebiete laden zum Erkunden und Sammeln ein und es ist immer schön, durch die beiden Vorgänger liebgewonnene Charaktere in einem neuen Abenteuer begleiten zu dürfen. In einem schwächeren Jahr hätte das Spiel vielleicht sogar zu meinem GOTY werden können. Nach Zelda TotK und Octopath II ist Ryza 3 aber bei mir definitiv noch in den Top 3.

Runner-Ups
Tolle Spiele, die es nicht in den höchsten Tier geschafft haben, aber dennoch erwähnt werden müssen, sind
Final Fantasy XVI, Trails into Reverie, Disgaea 7, Persona 5 Tactica und Dragon Quest Monsters 3
Die beiden im Sommer erschienenen Spiele, FFXVI (Square Enix, PS5) und Trails into Reverie (NIS America, Switch, PS4-5, PC) habe ich (noch) nicht gespielt, erwähne sie aber aus offensichtlichen Gründen. Final Fantasy ist das größte im Westen bekannte JRPG-Franchise und auch FFXVI hat gewohnt hohe Produktionsstandards. Die Game-of-Thrones-esque wirkende Story und Welt schrecken mich aber dann doch etwas ab und außerdem habe ich keine PS5. Zu Reverie werde ich erst in einigen Jahren kommen, denn in der Trails-Reihe bin ich noch nicht so weit (Reverie ist der 10. Teil und ich habe kürzlich gerade einmal Teil 3 und damit die Sky-Trilogie beendet…). Nichtsdestotrotz freue ich mich darauf, denn was ich bisher von der Reihe gespielt habe, hat mich beeindruckt.

Ebenfalls von NIS America herausgebracht wurde im Oktober Disgaea 7 (PS4-5, Switch, PC), welches ich sogar für NplusX getestet habe (zum Test). Hat richtig Spaß gemacht und war mal wieder gewohnt farbenfroh, durchgeknallt und lustig. Falls ihr überlegt, euch das Spiel zuzulegen, würde ich allerdings noch zu etwas Geduld raten, denn bald soll (zumindest in Japan) eine “Complete Edition” des Spiels inklusive neuer Szenarien und Charaktere erscheinen.

Auch Atlus haben an einem SRPG gearbeitet und im November das 367. Persona-5-Spinoff, Persona 5 Tactica, herausgebracht (Switch, PS4-5, Xbox, PC). Hierzu gibt es ebenfalls einen Test von mir (hier!), falls ihr euch unsicher seid. Ich mochte es jedenfalls.

Als letzten Kandidaten in dieser Kategorie muss ich noch kurz Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz (Square Enix, Switch) erwähnen, das im Dezember gerade noch hereingeschneit kam. Das Monstersammel-Spinoff wurde natürlich von mir getestet (Klick mich!) und für super befunden - minus ein paar Kritikpunkte. Und auch hier möchte ich noch kurz einwerfen: Besser als Pokémon ist es allemal! Ich hab fast 100 Stunden damit verbracht, sie alle zu schnappen. Außerdem war es für mich der Stein des Anstoßes, meinen 3DS zu modden, um darauf eine Fan-Übersetzung von Dragon Quest Monsters Joker 3 spielen zu können - und das Spiel ist wirklich genial!

Die C-Riege

Da 2023 so ereignisreich war, hatte ich leider keine Zeit, mich mit allem auseinanderzusetzen, was ich mir anschauen wollte. Die folgenden Titel habe ich demnach alle nicht gespielt und wenn ich ganz ehrlich bin, glaube ich auch nicht, dass sich das noch ändern wird.

Fangen wir mit Trinity Trigger an, welches im Mai für PS4-5, Switch und PC herausgebracht wurde. Wie so oft bei von FuRyu vertriebenen Spielen wurde mit großen Namen geworben (Hiroki Kikuta, den Komponisten der Soundtracks von Secret und Trials of Mana, Nobuteru Yuki, den Character Designer von Chrono Cross und Trials of Mana uvm), um von einer trotzdem bestenfalls durchschnittlichen Qualität abzulenken, wenn man den vielen Rezensionen von Fachpresse und Spielern gleichermaßen Glauben schenken darf. Das Spiel ist zumindest im eShop öfter mal stark rabattiert, falls es euren Geschmack treffen sollte.

Ebenfalls von FuRyu kam nur zwei Monate später Crymachina heraus (PS4-5, Switch, PC). Ich weiß bis heute nicht, ob es nun ein Nachfolger von Crystar ist (welches ich in Grinder’s Guide #006 gebasht habe), aber es hat mich nach den Trailern nicht so krass abgeholt und die Spielewelt wohl auch nicht, denn ich sehe auf Social Media überhaupt nichts davon und es ist auch noch in keinem “Hidden JRPG Gems”-Video auf Youtube aufgetaucht - wenn einer von euch es gespielt hat, sagt mir bitte, wie es war!  

Publisher Marvelous hat im September für Switch und PC einen ganz interessant wirkenden Dungeon Crawler namens Silent Hope herausgebracht, welches im Rune-Factory-Universum spielen soll. Viel weiß ich nicht über das Spiel, aber wenn ich mehr Zeit oder einen deutlich kleineren Backlog hätte, würde ich es mir eigentlich ganz gerne ansehen.

Gleiches gilt für Sword Art Online: Last Recollection (PS4-5, Xbox, PC), welches von Bandai Namco im Oktober ins Rennen geschickt wurde und die Videospiel-SAO-Story abschließen soll (das dieses Jahr erscheinende Fractured Daydream soll nichts mit der halbwegs zusammenhängenden Story der anderen SAO-Games zu tun haben). Ich habe die ersten 3 SAO-Games gespielt und gemocht, die Teile 4-6 befinden sich auch schon in meiner Sammlung, aber ich komme einfach nicht dazu. Mal sehen.

Hafen, Zurückgemeistert oder gar Zurückgemacht?

Als wären all die bereits erwähnten Titel noch nicht genug für ein erfolgreiches JRPG-Jahr, haben diverse Publisher auch den einen oder anderen Leckerbissen für uns nochmal schnell in der Mikrowelle warm gemacht. Insgesamt 9 Ports, Remasters und Remakes würde ich gerne ansprechen, auch wenn ich bisher nur zwei davon gezockt habe:

Im März fing es mit Rune Factory 3 Special an (Switch, PC), einem Remaster des DS-Farm-Sim-Action-RPGs. Es soll deutlich rudimentärer und kürzer als der von mir heißgeliebte 4. Teil sein, aber ich will auf jeden Fall trotzdem bald einmal reinschauen. 

NIS America gönnte uns direkt zwei ältere Trails-Titel, nämlich Trails to Azure und Nayuta: Boundless Trails (beide für Switch, PS4 und PC). Die beiden ursprünglich auf der PSP erschienenen Titel kamen damals nicht in den Westen, weswegen sie für uns sogar eigentlich Neuerscheinungen sind! Nayuta konnte ich auch aufgrund der Entkopplung der Hauptstory testen, ohne mich zu spoilern (zum Test!) und ich kann es, wie ihr sicher gelesen habt, echt empfehlen. 

Der April ließ GBA-Fan-Herzen höher schlagen, denn da bekamen wir die geballte Ladung Nostalgie: Im lang ersehnten Advance Wars 1+2 Re-Boot Camp für die Switch hüllten Shantae-Entwickler Way Forward die beiden SRPGs (wobei die nicht so richtig RPGs sind) in ein frisches Gewand, während Capcom mit der MegaMan Battle Network Collection alle 10 GBA-Spiele auf einmal neu herausbrachte. Da ich mit MegaMan nie was am Hut hatte, habe ich auch die JRPG-Ableger bisher immer gemieden, aber wer weiß, vielleicht komme ich ja eines Tages dazu, die Teile einmal auszuprobieren.

Was ich auf jeden Fall bald angehen möchte, sind die Remakes von Atelier Marie (Koei Tecmo, Switch, PS4, PC) und Super Mario RPG (Nintendo und SquareEnix, Switch). Letzteres kam damals leider nicht nach Europa und wurde erstmals auf der Virtual Console der Wii offiziell spielbar, nun ist es deutlich aufgehübscht auch für die Switch verfügbar. Auch der erste Atelier-Ableger Marie kam nie hierher und wurde nicht nur sehr cute umgesetzt (der Grafikstil erinnert sehr an das Zelda Link’s Awakening Remake), sondern besitzt auch noch einen Casual Mode, in dem es kein Zeitlimit gibt (das hatten einige alte Atelier-Titel nämlich)! 

Überraschenderweise bekamen wir sogar eine Collection älterer Titel von MonolithSoft dieses Jahr. Leider nicht Xenosaga, aber vielleicht wird das auch noch. Die Rede ist von der Baten Kaitos 1+2 HD Collection, die im September für Switch erschien. Card Battler JRPGs gibt es ja gar nicht so viele, aber damals auf dem Game Cube hatte ich Lost Kingdoms gespielt und fand das nur okay, daher habe ich mir BK nie geholt… Diesen Fehler gleiche ich aber bald aus!

Zu guter Letzt kam dann im November von SquareEnix ein Remake von Star Ocean 2 für Switch, PS4-5 und PC heraus. Die 2,5D-HD-Grafik steht dem Spiel echt gut, auch wenn das Original auf PSOne und das erste Remake für PSP schon nicht schlecht aussahen. In meinem Test (hier) könnt ihr zudem nachlesen, warum ich es für ein absolut gelungenes JRPG halte. 

So, da sind wir endlich durch. Wow, ganz schön viel rausgekommen. Ich bin echt froh, dass 2024 da für mich persönlich etwas seichter ist, damit ich all den Kram auch irgendwie nachholen kann! Was hat euch denn JRPG-technisch 2023 am besten gefallen? Welche Games wollt ihr noch spielen oder von welchen lest ihr hier im Grinder’s Guide zum ersten Mal? Bis zum nächsten Mal im regelmäßig erscheinenden Grinder’s Guide!

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1 Kommentar:
Buttergebäck)
Buttergebäck
Am 27.04. um 18:11
Wie - vorsichtig formuliert - begeistert ich von Octopath Traveler II bin, habe ich glaub ich in einigen Kommentaren hier schon ausgebreitet, deshalb will ich dazu nicht noch mehr schreiben. Das Remake von Advance Wars habe ich auch schon ziemlich weit gespielt, auch wenn mittlerweile ein paar andere tolle Strategiespiele dazwischengegrätscht sind. Bei Fire Emblem Engage haben mich das Charakterdesign und die Tatsache, dass ich Three Houses noch lange nicht durch habe, zu sehr abgeschreckt.

Wenn hier aber schon rundenbasierte Strategiespiele genannt werden, dann will ich zumindest mal Inkulinati ansprechen. Der mittelalterliche Grafikstil ist einfach perfekt und das Gameplay ist überraschend vielseitig und vor allem fordernd.
Denios)
Denios
Am 28.04. um 16:36
Octopath 2 ist auch einfach großartig :)
Inkulinati hab ich noch nie gehört, klingt ja interessant