Dragon Quest Monsters - Der dunkle Prinz
Die Monsters-Subserie der JRPG-Ikone Dragon Quest gehört neben Shin Megami Tensei und Pokémon zu den ältesten Monstersammelspielreihen. 1998 erschien der erste Ableger, damals ein Spin-Off zu Dragon Quest VI mit einem jungen Terry (eigentlich in der deutschen Lokalisation “Vincent”) als Protagonisten, für den Game Boy. Zahlreiche nummerierte und nicht-nummerierte Ableger (inklusive der Joker-Trilogie für Nintendo DS und 3DS) sowie Remakes später, von denen nur eine Handvoll in den Westen rüberschwappte, ist es mal wieder so weit und es darf gegrindet, gesammelt und synthetisiert werden, was das Zeug hält! Dabei stellt sich natürlich die Frage aller Fragen: Taugt das Ding was? Finden wir es heraus!
Chaotische Chroniken
Storytechnisch ist DQM3, wie ich dieses Spiel fortan aus Zeit- und Platzgründen nennen werde, schwierig zu bewerten. Wenn ihr Dragon Quest IV: Die Chronik der Erkorenen gespielt habt, könnt ihr euch auf eine alternative Story dazu aus Psaros Blickwinkel freuen. Die meisten von euch werden DQ4 aber nicht gespielt haben (ich kann es nur wärmstens empfehlen!), und dann wird es doch etwas chaotischer: Ihr steuert in diesem Spiel den Halbdämon Psaro, der seine menschliche Mutter verloren hat und von seinem Dämonenvater, dem Tyrannen Randolfo verflucht wurde, sodass er keinem Monster mehr etwas zuleide tun kann. Um sich an seinem Vater rächen zu können, muss er also ein Pokémon-Mei… äh, ein Monsterzähmer werden und seine Handlanger die Drecksarbeit erledigen lassen. Und so zieht Psaro zusammen mit der Elfendame Rosi, die er vor bösen Menschen gerettet hat, durch die Unterwelt Nadiria und sammelt und trainiert alle Monster, die nicht niet- und nagelfest sind. Dabei trifft er nicht nur auf einige aus DQ4 bekannte Charaktere, sondern auch auf komplett neue, die einiges an interessanter Zusatz-Lore zur Welt mit sich bringen. Ein DQM-Spiel ist aber nur dann ein DQM-Spiel, wenn irgendwie auch noch Monster-Turniere in die Story reingequetscht werden und so gibt es hier natürlich auch welche. Wie gesagt, etwas chaotisch. Aber glücklicherweise muss die Story gar nicht so reinhauen, denn das Gameplay kann durchaus auch für sich stehen.
Next Stop: Nadiria!
Wie in jedem guten Monstersammelspiel ist das Kernelement von DQM3 nämlich das Sammeln und Trainieren von Monstern. Das geht in den großflächigen Arealen, die ihr über Rosis Turm in Rosenbühl per Teleportal erreicht und die ihr nach und nach mit Storyfortschritt freischaltet. Die weitläufigen Ecken von Nadiria sind dabei optisch sehr vielseitig, von Vulkangebieten über postapokalyptische Müllhalden bis hin zu Süßigkeitenparadiesen ist so ziemlich alles vertreten. Die auf den Maps verteilten Monster werfen euch bei Kontakt in den Kampfbildschirm, wo das Handgemenge losgeht: Bis zu vier eurer Monster können aktiv am Kampf teilnehmen, vier weitere können auf der Ersatzbank Platz nehmen. Ihr befehlt euren Schergen entweder manuell, was sie tun sollen, oder stellt ihre KI ein und lasst sie selbst regeln. Ein cooles neues Feature ist dabei, dass ihr für jeden Zauberspruch und jede Fähigkeit einzeln auswählen könnt, wie häufig sie eingesetzt werden sollen. Level-Ups bringen neben verbesserten Statuswerten auch noch gelegentlich ein paar Talentpunkte, mit denen neue Fähigkeiten freigeschaltet werden können. Neben Monstern und gelegentlichen Schatztruhen mit seltenen Items wie den Minimedaillen gibt es in den abwechslungsreich gestalteten Arealen zwar nicht viel zu sehen und zu tun, aber dafür gibt es Jahreszeiten. Die sich alle ca. 15 Minuten ändernden Jahreszeiten bringen nicht nur optisch noch ein bisschen mehr Frische ins Spiel, sie ändern auch die rekrutierbaren Monster und zugänglichen Pfade zu bestimmten Bereichen wie Inseln und Höhlen.
Ich will der allerbeste sein!
Um Monster zu rekrutieren, müsst ihr sie ähnlich wie in Shin Megami Tensei davon überzeugen, sich euch anzuschließen. Das geht aber nicht über Gespräche, sondern über simple Machtdemonstration: Dafür ist vor allem der Angriffswert der aktiven Gruppenmitglieder und der Status des zu überzeugenden Monsters wichtig, aber auch andere Faktoren spielen eine Rolle. Eine Prozentanzeige gibt dabei an, mit welcher Wahrscheinlichkeit ihr ein neues Teammitglied bekommt. Geht das Scouting in die Hose, ist der Gegner entweder irritiert, was die Chance beim nächsten Überzeugungsversuch mindert, oder es macht ihn sogar wütend, was ihm einen Angriffsbonus gibt und weitere Anwerbungsversuche in diesem Kampf unmöglich macht. Sind eure Monster irgendwann trotz langer Grinding-Sessions aber immer Underdogs, wird es Zeit, sie zu synthetisieren. Ähnlich wie die Dämonenfusion in SMT wählt ihr hier zwei Monster, aus denen ein neues entstehen soll. Das so synthetisierte Monster startet dabei wieder auf Level 1, erbt aber dafür bis zu drei von euch gewählte Talente von beiden Eltern und erhält so einen Bonus gegenüber angeworbenen Level-1-Monstern. Außerdem könnt ihr so Monster herstellen, die einen höheren Rang und damit bessere Wachstumsraten für die verschiedenen Stats haben. Die ständige und gut geplante Synthese neuer Monster ist dabei der Schlüssel zum Erfolg, denn mit einem Team aus vier Schleimen aus dem Startgebiet werdet ihr nicht sonderlich weit kommen, wenn ihr in einem Dungeon einem fiesen Bossgegner gegenübersteht oder euch in der Arena behaupten wollt. In Letzterer müsst ihr für jeden Rang ein Preisgeld entrichten und dann drei Kämpfe hintereinander gewinnen, bei denen ihr eure Monster ausnahmsweise nicht manuell steuern könnt, sondern auf die Einstellung der Monster-KI angewiesen seid.
Globales Gemetzel und DLC-Dödeleien
Neben der Arena und den toughen Bossgegnern, denen ihr im Verlauf der Story gegenübertreten werdet, könnt ihr eure Monster aber auch durchs weltweite Netz schicken und gegen Freunde und Unbekannte auf der ganzen Welt antreten. In Ranglistenkämpfen könnt ihr dabei regelmäßig Preise abstauben, wenn ihr es weit bringt. Beim “schnellen Showdown” hingegen prügeln sich eure Monster im Schnelldurchlauf automatisch mit 30 zufällig ausgewählten Teams, was euch ebenfalls ein paar Items oder gelegentlich sogar das eine oder andere Monster beschert.
Direkt zum Releasetag erschienen außerdem drei DLCs, die in der Digital Deluxe Edition des Spiels bereits enthalten sind und ansonsten für je 6 oder 10€ dazugekauft werden können. Day-One-DLCs hinterlassen natürlich immer einen etwas bitteren Nachgeschmack, vor allem, wenn es sich dabei lediglich um nützliche Kleinigkeiten handelt, die kaum Programmieraufwand hatten und problemlos im Hauptspiel enthalten hätten sein können. Da wäre zum Beispiels “Der Maulwurfbau”, eine exklusive Gegend, in der ihr bereits gefangene Monster (die ihr zB vielleicht schon versynthethisiert habt) wieder rekrutiert werden können, oder auch Coach Garnelius’ Fitness-Shrimperium, eine Ansammlung randomisierter Dungeons, in denen nur bestimmte Teamkonstellationen erlaubt sind. Zu guter Letzt gibt es den “Kostbaren Koffer”, bei dem ihr euch stündlich ein kostenloses Item abholen könnt. Wie gesagt, nix besonderes, aber durchaus nützlich, und echt schade, dass alles zusammen ganze 26€ kostet…
DQ - Drachenstarke Qualität?
Dragon Quest ist nicht umsonst eine der ältesten immer noch erfolgreichen JRPG-Serien. Mit extrem viel Liebe zum Detail werden märchenhafte Geschichten erzählt, schrullige Charaktere ins Leben gerufen und drollige Monster von Dragon-Ball-Schöpfer Akira Toriyama designt. All das wird mit viel Wortwitz garniert und in einem schicken Animestil serviert. Auch DQM3 hat viele dieser Stärken, allerdings auch einige Schwächen. Die Lokalisation ist konsistent mit allen neueren Titeln, sodass Monsternamen oft Wortspiele sind (Eiborg, Abartiger, Rattentäter, Trötodil, etc.) und Zaubersprüche oft Lautmalereien (Knister, Klirr, Schwupp, etc.). Die englische Sprachausgabe hat sich dabei erneut auf seeeehr britisch klingende Sprecher fokussiert, was dem Ganzen eine gewisse Theatralik verpasst. Insgesamt gibt es in DQM3 etwas über 500 Monster zu sammeln und zu synthetisieren, was mehr als genug, aber doch deutlich weniger als in den Japan-exklusiven 3DS-Teilen ist (in Joker 3 Professional gab es knapp 800 Monster). Die farbenfrohe, toll designte Spielwelt kommt auch mit einigen Einbußen in der Performance daher: Die Framerate von 30FPS wird leider recht häufig in Mitleidenschaft gezogen, besonders in Gegenden, in denen viele Partikel umherfliegen (und das sind fast alle Gebiete) und wirklich scharf ist das Spiel auch nicht. Bei einer Einordnung zwischen Dragon Quest VIII (PS2) und Dragon Quest XI (PS4, Switch, Xbox, PC) würde ich die grafische Qualität tatsächlich näher bei DQ8 als bei DQ11 einordnen. Das Spiel ist jederzeit problemlos spielbar und läuft auch immer noch besser als die größte Konkurrenz (Pokémon Karmesin und Purpur laufen tatsächlich noch schlimmer), aber ärgerlich ist es leider trotzdem, denn selbst die schwache Switch sollte sich nicht so anstellen bei einem Spiel dieses Kalibers.
Fazit:
Schwächelt die Dragon-Quest-Reihe? Nachdem einige Spin-Offs und der 10. Ableger der Hauptreihe nie im Westen ankamen, freuten sich westliche Fans über den kürzlich wieder erstarkten Nachschub von Square Enix. Aber auch wenn Dragon Quest Treasures auf Switch und PC ganz niedlich war und Dragon Quest Tact auf Smartphones tatsächlich noch läuft (Dragon Quest of the Stars wurde ja nach nur einem Jahr wieder eingestampft), scheint die Reihe insgesamt etwas zu leiden. Da wäre vor allem der katastrophale Launch von Infinity Strash, einem der am schlechtesten bewerteten DQ-Titeln überhaupt und dann DQM3. Versteht mich bitte auf keinen Fall falsch, DQM3 ist alles andere als ein Reinfall, ich bin regelrecht süchtig nach dem Spiel und musste mich wirklich dazu zwingen, ein paar Stunden Spielzeit zu opfern, um diesen Test zu schreiben, aber das ist meine subjektive Empfindung als großer DQ-Fan (der eben auch DQ4 mehrfach gespielt hat und den die Lore der Zenithia-Trilogie wirklich interessiert und der fast alle Monster aus diversen anderen Spielen kennt und lieben gelernt hat). Objektiv gibt es aber leider an einigen Ecken was zu meckern und das ist besonders deswegen schade, weil fast alles davon sehr einfach vermeidbar gewesen wäre. Eine Story, der man ohne Vorwissen kaum folgen kann, teure Day-One-DLCs, die offensichtlich einfach aus dem Hauptspiel geschnitten wurden, um mehr Geld zu verdienen und eine suboptimale Performance sind Punkte, die ich in der Bewertung einfach nicht ignorieren kann. Achso, ich habe auch noch gar nicht erwähnt, dass der Soundtrack schon wieder lediglich aus bereits bekannten Stücken aus älteren DQ-Spielen besteht, wie es bei Spin-Offs zu der Reihe leider immer noch üblich ist. Das Spiel macht extrem viel Spaß und der Charme, für den die Serie berühmt ist, ist auch hier vertreten, aber wenn ihr auf der Suche nach einem tollen Monstersammelspiel für die Switch seid, muss ich schweren Herzens sagen: Holt euch erstmal Shin Megami Tensei V, das ist das insgesamt bessere Spiel (zum NplusX-Test).
Alle flamen immer über Random Encounters aber bei DQM1(Terry) hat mich das nie gestört. Die Hub Welt ist cool und der Humor locker, nur irgendwie ende ich auch beim 30. Durchspielen immer wieder mit einem Phoenix-Team
Danke für die Mühe gute Einschätzung aber.....
Ebend es ist ein Spin Off damals DQM geliebt und bestimmt 800h reingejodelt wenn es reicht...kommen wir zum Aber
DQM 2 was es ja eigentlich ist 😉 Haarspalterei macht vieles besser und stärker als der 1. Teil zum einen die Story schlüssig gut und vorallem nachvollziehbar erklärt
Die Geschlechter sind leider oder zum Glück weg
Die Monster super gestaltet mit unterschiedlichen Größen ob es Shinys gebraucht hat puhh nicht wirklich
Zur Performance liegt es nun an square oder an der Switch ist egal für mich ist das ein kleiner Minuspunkt
Was macht das Spiel noch besser
Ich weiß zwar nicht warum jeder DQM mit Pokemon vergleichen muss...was ich nicht nachvollziehen kann da das System doch um einiges komplexer ist es macht Sinn eine typische Rollenspiel Aufstellung zu nehmen mit Tank heal supp und dd man kann aber auch einfach pur DMG gehen wenn man das will und die richtigen Monster hat
Auch das System mit den rängen find ich super auch wenn es wenig Sinn macht so ist z.b die Seejungfer ab dem Midgame superstark und es ist ein rang g Monster
Meiner Einschätzung nach hat das Game eine 8,5 durchaus verdient und bekommt eine Kaufempfehlung die Dlc jedoch nicht die sind nicht gut und etwas enttäuschend
Zum Namen: Ja, hierzulande gab es DQM2 nicht, aber das Spiel existiert und in Japan heißt der neue Ableger sogar offiziell DQM3, deswegen nenne ich es auch so. Zum Vergleich mit Pokémon: Das ist halt DAS Monstersammelspiel, das alle kennen und dieser Test soll ja eine möglichst breite Leserschaft abdecken, von absoluten DQ-Fans wie uns bis zu Leuten, die maximal mal davon gehört haben und keine Ahnung haben, was DQM eben ist.
Zur Bewertung an sich: Die Zahlenwertung ist irrelevant. Ich mache mir schon lange keine Mühe mehr, da ein Lineal rauszuholen und alles perfekt abzumessen, weil es 1. keine rein objektive Meinung zu einem Spiel gibt und 2. einfach zu viele Kontexte da mit reinspielen. Persönlich hatte ich viel mehr Spaß mit dem Spiel (und spiele es immer noch im Postgame) als ne 7.5, aber ich versuche halt zumindest, halbwegs objektiv zu bewerten, was wir da vorgesetzt bekommen haben und das ist nunmal leider ein Spiel mit einigen Ecken und Kanten, auch wenn diese manche Leute mehr stören als andere.