
Zombie Cure Lab
Zombies haben es nicht leicht. Nicht nur, dass sie zu einer Existenz irgendwo zwischen Leben und Tod verdammt sind und sich bevorzugt von ekligen Gehirnen ernähren müssen. Die armen Kerle (und Frauen) müssen außerdem für alle möglichen Comics, Filme, Serien und Videospiele herhalten, in denen sie immer und immer wieder erschossen, verbrannt, enthauptet und zerhackt werden, was dann in den meisten Fällen zumindest die Frage der Existenz eindeutig klärt.
Auch im uns vorliegenden Aufbau-Strategiespiel Zombie Cure Lab, das aus dem Hause des kleinen Entwicklerstudios Thera Bytes aus München stammt, sind die schlurfenden Gehirnfresser wieder vertreten, wobei das Spiel, wie der Name schon verrät, einen ungewöhnlichen Ansatz verfolgt: Statt sie endgültig umzubringen, sollen die Untoten im Verlauf des Spiels geheilt werden, um so das Personal eurer Basis zu verstärken und letztlich die Menschheit zu retten. Wie das gelingt und ob das Spaß macht, verrät euch unser Test.
Es war einmal nach einer Apokalypse
Wie in so vielen Management-Simulationen und Aufbau-Strategiespielen ist die Handlung eigentlich nur Mittel zum Zweck, um den groben Rahmen zu bilden: Die Welt wurde von Zombies überrannt und ist damit im Prinzip dem Untergang geweiht. Verhindern kann das Drama nur eine Gruppe kanadischer Wissenschaftler, die an einem Gegenmittel arbeiten, um die Opfer zu heilen und sie entgegen aller Wahrscheinlichkeit wieder in Menschen zu verwandeln. Sehr viel mehr Handlung und Motivation will euch das Spiel, das bereits 2023 für den Deutschen Computerspielpreis nominiert war, von einigen humorvollen Dialogen zwischen den Missionen einmal abgesehen, nicht liefern. Und tatsächlich muss es das auch gar nicht. Zum einen, weil es so weitere Logiklöcher im Plot vermeidet und zum anderen, weil sich der Titel oft selber nicht allzu ernst nimmt und das auch von euch nicht erwartet. Zombie Cure Lab spielt sich deshalb auch am entspanntesten, wenn man nicht zu viel über das “wie” und “warum” nachdenkt und sich vom Gewusel der Mitarbeiter, die fleißig durch die Basis ziehen, unterhalten lässt.
Schaffe, schaffe, Basis baue
Bevor es aber richtig losgeht, stehen am Anfang nicht ein, sondern gleich drei optionale Tutorials bereit, die euch in Etappen das Spiel und die Oberfläche näher erläutern. Das ist zum Teil auch dringend notwendig, denn viele Mechaniken, die sich hinter den vielen Menüs verstecken, sind nicht auf Anhieb ersichtlich und selbst mit den sehr ausführlichen Anleitungen, dauerte es in manchen Momenten eine Weile bis uns klar wurde, was das Spiel gerade von uns wollte. Mit der Zeit lösten sich die meisten Fragen zum Glück aber auf und die Schritte zur Entwicklung eines effektiven Heilmittels gegen die Zombifizierung erschlossen sich dann auch irgendwann, sodass einem Start in einem der vier zur Verfügung stehenden Biome nichts mehr im Weg stand.
Wie üblich in dem Genre, liegt der Fokus des Spiels auf der geschickten Verwaltung und Vermehrung der zur Verfügung stehenden Ressourcen. Neben dem Zyklus aus Materialien sammeln und dem Ausbau der Basis, gilt es, in einigen Nächten aber auch noch Zombie-Horden abzuwehren und an einem Heilmittel oder neuen Einrichtungen für eure Basis zu forschen. All dies muss natürlich von euren Wissenschaftlern erledigt werden, deren Zahl, anders als in vielen anderen Spielen, nicht einfach durch den Bau von Einheiten erhöht werden kann. Stattdessen gilt es, neue Forscher entweder teuer für gesammelte Ressourcen einzukaufen, oder eben Zombies zu heilen, damit diese für euch arbeiten. Andersherum können eure Mitarbeiter aber recht schnell verloren gehen, wenn sie von einem Zombie infiziert werden, sodass es immer gut ist, die eigene “Herde” genau im Blick zu haben. Die Angriffe der Zombies stellen neben der Möglichkeit neue Mitarbeiter zu ergattern auch eine Art Benchmark dar, der zeigt, wie gut ihr euch bei der Planung und dem Bau eurer Heimat angestellt habt. Das Spiel ermittelt anhand eures Fortschritts eine individuelle Kampfstärke der angreifenden Horden und obwohl das Spiel gerade in den ersten Stunden sehr entspannt anfängt, werden die zu überlebenden Nächte mit der Zeit doch immer härter, sodass mangelnde Aufmerksamkeit oder schlechte Planung irgendwann unweigerlich zu einem Problem werden.
Damit das alles gut klappt, bietet das Spiel in diversen Menüs Möglichkeiten, um die Verteilung eurer Arbeitskräfte zu organisieren. So können eure Figuren in Tag- und Nachtschichten für unterschiedliche Aufgaben eingeteilt, das Arbeitspensum festgelegt und noch viele andere Einstellungen vorgenommen werden, damit, zumindest in der Theorie, alle Helferlein an einem Strang ziehen. Praktisch klappt das oft ganz gut, aber selten perfekt. Das System sollte, euren Anforderungen entsprechend, die Arbeiter einteilen, es kann hin und wieder jedoch vorkommen, dass sich keiner der aktuell unbeschäftigten Charaktere von einer unbesetzten Position angesprochen fühlt. Die Ursache hierfür zu finden kostet dann wertvolle Zeit, die man gerne in andere Planungen gesteckt hätte, auch wenn euch das Spiel die Möglichkeit gibt, Zeit gezielt schneller oder langsamer laufen zu lassen. Von diesen und vergleichbaren kleinen Fallstricken, die zwar immer logisch, aber nicht immer direkt ersichtlich waren, einmal abgesehen, sind uns im Verlauf des Spiels keine größeren Fehler begegnet.
Das Ressourcenmanagement und die Erforschung von Heilmitteln und neuen Gebäuden funktioniert, ähnlich wie die Verwaltung des Personals, dank detaillierter Menüs sehr gut und die Forschungsbäume bieten mit 200 Technologien eine Menge freischaltbares Zeug, sodass es im Verlauf der Runden viel zu tun gibt. Alle Forschungen braucht ihr zum Glück nicht, um die Menschheit zu retten, zumal viele erforschbare Aufwertungen, wie bessere Zäune für eure Basis, ältere Versionen obsolet machen. Da die verbesserten Varianten aber mit steigender Effizienz immer teurer werden, gilt es vorausschauend zu planen und im Notfall erst einmal ältere Versionen der verfügbaren Geräte zu bauen, auch wenn diese vielleicht erst einmal nicht so effizient sind. So umfangreich wie das Spiel bei den freischaltbaren Technologien ist, mit denen ihr die Vorgänge in eurer Basis immer weiter automatisieren und eure Bewohner immer glücklicher machen könnt, so überschaubar sind die vier zur Verfügung stehenden Biome. Jedes von ihnen entspricht einer großen quadratischen Karte, die zufällig mit Inhalten gefüllt wird und mit verschiedenen Faktoren Einfluss auf den Spielverlauf nimmt. In der Eiswelt frieren Zombies und eure Forscher beispielsweise besser ein, während in der Waldzone Produktivität und der Schaden der Zombies steigen. Darüber hinaus unterscheiden sich die Karten aber inhaltlich und auch optisch nicht, wodurch das Spiel und seine Mechaniken irgendwann repetitiv wirken können.
Es wirkt ein wenig ironisch, aber gerade der gewählte Grafikstil tut Zombie Cure Lab keinen Gefallen. Denn während die Cartoongrafik im laufenden Spiel gut funktioniert, sodass ihr alles auf Anhieb erkennen könnt, vermitteln die Grafiken in den Zwischensequenzen und die fehlende optische Varianz in den Leveln anfangs nicht den besten ersten Eindruck. Erst einmal eingespielt, macht es aber viel Spaß, die eigene Basis immer weiter auszubauen und zu optimieren und den ersten Menschen vollständig zu heilen, war nach knapp 15 Stunden des Verwaltens dann auch ein wirklich ein erhebendes Gefühl. Wenn ihr an diesem Punkt im Spiel angekommen seid, habt ihr die Spitze des technischen Fortschritts erreicht, sodass es im weiteren Verlauf der Missionen nur noch darum geht, weitere Menschen zu heilen. Da die Zombiehorden aber weiterhin immer stärker werden, konnten wir uns ab diesem Punkt voll auf den Ausbau und die Optimierung unserer Basis konzentrieren, während unsere Arbeiter im Hintergrund fleißig Zombies kurierten. So hat der Titel eine theoretisch endlose Spieldauer, die durch freigeschaltete Bonis sogar belohnt wird, auch wenn es irgendwann nicht mehr viel Neues zu erleben gibt.
Fazit:
Zombie Cure Lab macht vieles gut und richtig und kann damit als Aufbau-Strategiespiel gut unterhalten, bis ihr das finale Ziel, die Heilung der Menschheit vom Zombievirus, erreicht habt und euch dann nach neuen Herausforderungen sehnt. Ab diesem Punkt geht dem Spiel dann aber leider langfristig die Puste aus, während andere Vertreter in dem Genre an dieser Stelle dank großer Welten und wechselnden Herausforderungen gerade erst warm werden. So bleibt der Titel in diesem Fall ein schönes und kurzweiliges Spiel, das viel besser ist, als uns der erste Eindruck glauben machen wollte und besonders Freunden des Genres gefallen dürfte, die keine Lust darauf haben, wochenlang weltumspannende Imperien zu betreuen.
