5 JRPG-Reviews zum Preis von einem!
Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe des regelmäßig erscheinenden Grinder’s Guide! Wisst ihr, manchmal verläuft das Leben nicht so, wie man es sich vorstellt. Und dann werden Dinge geplant, Versprechungen gemacht, und am Ende kommt es doch ganz anders, als erwartet. Was ich eigentlich sagen will: Es kommt gelegentlich vor, dass selbst so professionelle Journalisten wie wir hier bei NplusX Testmuster zu Spielen bekommen, aber unterschiedlichste Beweggründe dazu führen, dass ihr niemals in den Genuss der entsprechenden Reviews kommt. Diese Sünde habe ich tatsächlich weit mehr als einmal begangen und das Ganze liegt mir schwer auf der Seele. Um ein kleines Bisschen Buße zu tun, habe ich mich dazu aufgerafft, fünf dieser Testmuster (allesamt JRPGs für die Switch) noch einmal rauszukramen und zumindest je einen Kurztest zu verfassen, in dem ich wenigstens die wichtigsten Dinge zusammenfasse. So, aber nun genug um den heißen Brei herumgeredet, freut euch, ein klein wenig verspätet, auf Mini-Reviews zu Rune Factory 4 Special, Legend of Mana, Ys IX: Monstrum Nox, Triangle Strategy und Crystar!
Rune Factory 4 Special:
Dieses Spiel habe ich bereits im letzten GG erwähnt, halte ich es doch für eines der besten 3DS-JRPGs. Die remasterte Fassung hat zusätzliche neue Szenarien in einem eigenen Modus, den ihr nach eurer Hochzeit freischaltet, abseits davon ist das Spiel so ziemlich unverändert portiert worden. Heißt, die Grafik ist nicht auf dem allerneuesten Stand, aber abseits davon erwartet euch ein echt umfangreiches und spaßiges Abenteuer. Ihr landet nach dem Sturz von einem Luftschiff auf einem Drachen in der Stadt Selphia. Ohne euer Gedächtnis könnt ihr euren Auftrag nicht mehr ausführen und beginnt stattdessen in der Stadt ein “normales” Leben, also bestellt ein Stück Land und besucht die umliegenden Dungeons, um gegen böse Monster zu kämpfen, die eure Stadt bedrohen - ganz alltäglicher Kram halt. Dabei ist in der Stadt immer was los, es gibt haufenweise Feste und Events und ihr könnt euch mit fast allen Charakteren anfreunden und sie mit auf Entdeckungstour nehmen. Mit einigen könnt ihr sogar zusammen kommen, sie heiraten und ein Kind bekommen (allerdings ist dieser Prozess etwas versteckt und recht schwierig, aber dafür gibts ja das Internet). Das Action-RPG-Gameplay ist zwar recht simpel, aber flott und spaßig und ihr könnt ALLES leveln, nicht nur Angriff und Verteidigung, sondern auch “Baden”, “Laufen” und so weiter. Außerdem könnt ihr nach und nach alles mögliche craften, kochen, schneidern - und einen Shop aufmachen und euer Zeug an die Stadtbewohner verticken! Hab ich auch schon erwähnt, dass ihr Monster zähmen und auf eurer Farm halten könnt? Es ist wirklich ein großartiges Spiel, dem ich nur ein bisschen was abziehe, weil es ein paar frustrierende Event-Trigger-Punkte am Ende hat und eben nicht mehr so sexy aussieht auf der Switch (aber wenigstens läuft es rund im Gegensatz zu RF5…)
Wertung: 8/10
Legend of Mana:
Boah, ist das Spiel weird. Also alle Manas sind ja weird, aber das hier legt nochmal ne Schippe drauf. Wunderschöne Pixelgrafik und ein großartiger Soundtrack von Yoko Shimomura tragen in diesem Remaster des PS1-JRPGs fast die gesamte Experience, denn das Action-Gameplay hat sich nur minimal seit dem Vorgänger Trials of Mana auf dem Super Famicom weiterentwickelt: Ihr prügelt immer noch ohne großen Sinn und Verstand auf die Gegner ein. Die Spielwelt müsst ihr euch selbst zusammensetzen, indem ihr Sidequests löst und damit neue Areale freischaltet, die ihr an einer beliebigen leeren Stelle auf der Weltkarte platziert. Die Platzierung ist von Bedeutung, da gewisse Kombinationen von Arealen den Zugang zu manchen Sidequests gewähren oder versperren - aber erklärt wird die Mechanik nicht. Generell macht man einfach random Sidequests für die allesamt drolligen Charaktere, die diese seltsame Welt bewohnen und kann dann einen der drei Hauptstory-Stränge abschließen (oder alle drei und dann den ultimativen Boss schlagen und ein Ende sehen, das nochmal mehr Fragen aufwirft, als es beantwortet). Diese Stories sind süß, wie fast alles in LoM, aber nichts Weltbewegendes. Ach und einen Obstgarten habt ihr auch und craften könnt ihr auch, aber das muss man selbst herausfinden, wie und wo und warum. Nach ca. 25h war ich durch und auch nicht schlauer als vorher. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mal, ob ich dieses Spiel Mana-Fans empfehlen sollte, es macht ja nichts superschlecht und ist cute und hat wie gesagt einen tollen OST, aber es ist einfach… weird. Denkt auf jeden Fall daran, nach jeder abgeschlossenen Sidequest mit eurem Kaktus zu Hause zu sprechen!
Wertung: 6/10
Ys IX Monstrum Nox:
Wenn ihr euch meinen Test zu Ys VIII (Link) durchlest, wisst ihr zumindest vom Gameplay her schon so ziemlich, was Sache ist. Ys IX ist wie auch schon sein Vorgänger ein flottes Action-JRPG, in dem ihr mit einer Gruppe aus 3 aktiven Kämpfern haufenweise Gegner verdrescht. Anstelle einer geheimnisvollen Insel erkundet der rothaarige Abenteurer Adol dieses Mal aber eine geheimnisvolle Stadt. Durch einen Fluch kann er sich zwar durch die Gegend teleportieren, dafür aber die Stadt nicht mehr verlassen - er ist zu einem Monstrum geworden. Zusammen mit anderen Monstren muss Adol nun das Geheimnis der Gefängnisstadt Balduk lüften. Im Gegensatz zum Vorgänger fängt die Story hier schon viel früher an, interessant zu werden und sie bleibt es auch bis zum Ende. Das Erkunden der Stadt (und später auch der Umgebung) erinnert ein wenig an Assassin’s Creed II in Japanisch - ich fand’s ziemlich cool. Untermalt wird das von einem astreinen, treibenden Soundtrack, kurzweiligen Sidequests und abwechslungsreichen Dungeons - fast schon eine 100%ige Kaufempfehlung, wäre da nicht die technische Seite des Spiels. Auf der Switch kann die Framerate leider nicht immer gehalten werden und sinkt häufiger mal merkbar ab. Das ist zwar für das Gameplay kein Todesstoß, alles ist trotzdem gut machbar, aber ärgerlich ist es dennoch. Auf der PS5 oder einem guten PC könnt ihr natürlich von einer smootheren Erfahrung ausgehen (die Base PS4 hat nämlich fast genauso hart wie die Switch an dem Spiel zu kämpfen…).
Wertung: 8/10
Crystar:
Meh - the Game. Eine anfangs noch spannende (und extrem düstere) Story über das Bewältigen von Verlusten verliert sich nach und nach in nervigen, schlecht geschriebenen Anime-Tropes und endet dann auch noch recht unbefriedigend. Dabei ist das Spiel mit 30h gefühlt viel zu lang, denn das Gameplay bietet 0,0 Abwechslung: In isometrischen Labyrinthen mit austauschbaren esoterischen Hintergründen rennt ihr als eines von vier Mädels herum und kämpft gegen Monster mit 08/15-Designs (von denen es auch nur maximal sechs verschiedene gibt). Das Action-Kampfsystem ist so basic, wie es sein kann, mit einer möglichen Combo pro Charakter und ein paar Spezialattacken, die man ausrüsten kann. Die Hauptfigur kann ihre Trauer (oder Frustration über die Schlechtheit des Spiels?) sammeln und zwischen den Leveln in Tränen ausbrechen, um… ihre Waffen und Rüstungen zu verstärken. Jo, ergibt Sinn. Also kurz und schmerzlos: Story meh, Gameplay meh, Präsentation meh. Die 3,5/10 gibt’s nur, weil es ab und zu dann doch ein bisschen dramatisch wird und mir nach den viel zu langen 30h die Charaktere dann doch ein bisschen ans Herz gewachsen sind. Aber nur ein bisschen.
Wertung: 3,5/10
Triangle Strategy:
Der Star dieser Review-Runde ist in meinen Augen definitiv Triangle Strategy. Das HD-2D-SRPG von Team Asano hat zwar kein Jobsystem wie seine Vorbilder Tactics Ogre und Final Fantasy Tactics, aber an reinem SRPG-Gameplay ist dieser Titel nicht nur den aktuellen Fire Emblems überlegen, sondern generell eines der besten Taktik-RPGs auf der Switch in meinen Augen. Jeder Charakter hat seine eigenen besonderen Fähigkeiten, vom Fallen bauenden Jens bis zur das Wetter manipulierenden Ezana. Der eigenen Fantasie bei der Zusammenstellung der Party und der Ausnutzung der Besonderheiten der jeweiligen Map zum eigenen Vorteil keine Grenzen gesetzt. Dazu kommt eine Game-of-Thrones-artige Story mit viel politischen Intrigen, Verrat und sehr schwierigen Entscheidungen. Diese werden dadurch noch schwieriger, dass ihr sie nicht selbst trefft - eure Freunde stimmen nämlich darüber ab, wie weiter vorgegangen wird und ihr könnt lediglich versuchen, sie einzeln von eurer Meinung zu überzeugen. Jede Entscheidung bringt euch einem der vier Enden näher, was den Wiederspielwert erhöht. Der Soundtrack ist zwar gut, aber kommt nicht ganz an die Klasse anderer Asano-Games wie Bravely Default und Octopath Traveler heran. Alles in allem aber definitiv eine Kaufempfehlung von mir!
Wertung: 9/10
So, das tat meinem Gewissen jetzt gut. Hoffentlich kann auch von euch jemand etwas damit anfang…hmm? Oh, ich hab was vergessen. Etwas, das ich vor sechs Jahren im Forum versprochen habe… und zwar ein Review zu Dragon Quest Heroes II! Ich habe damals zwar kein Testmuster zu diesem Warriors-Spinoff von Koei Tecmo und Square Enix bekommen, aber trotzdem einen Test angeteasert - und hier ist er endlich!
Dragon Quest Heroes II (PS4-Version):
Lang ist's her, als Warriors-Spiele alle gleich aussahen. Missionsbasierte Massenprügler mit minimalen taktischen Einschlägen, in denen es gegnerische Basen einzunehmen und Bosse zu besiegen galt. Man stülpte dem Spiel dann einfach ein entsprechendes Gewand über und schon hatte man ein Spinoff zB im One-Piece-, Fist-of-the-North-Star- oder Zelda-Gewand. Auch Dragon Quest bekam mit Dragon Quest Heroes ein solches Nebenprojekt. Und Heroes bekam einen Nachfolger. Und dieser sollte alles verändern. Denn Dragon Quest Heroes II war plötzlich nicht nur das Standard-Warriors-Spiel mit Dragon-Quest-Skin. Weit vor Dynasty Warriors 9 bot DQH2 nämlich schon eine zusammenhängende, erkundbare Spielwelt. Und jede Menge Sidequests. Gut, das ist auch eigentlich schon alles, was DQH2 anders macht, aber dann kommt ja auch noch der typische DQ-Charme dazu. Auch wenn die Story vollkommen irrelevant ist, ist jede Cutscene eine Freude, wenn die zusammengewürfelten Helden aus verschiedenen DQ-Spielen interagieren. Da entwickelt der stämmige Carver aus DQ6 mal einen großer-Bruder-Komplex für die zierliche, aber rotzfreche Maribel aus DQ7, die schlagkräftige Prinzessin Alena aus DQ4 stürzt sich ohne Rücksicht auf Verluste ins Getümmel und wird dabei mehr als einmal von Kyrill beschützt, der im Hintergrund seine Buffs wirkt. Fanservice vom Feinsten also. An der Wertung kratzen hier lediglich die leider wirklich sehr 08/15ige, vorhersehbare Story und der recycelte Soundtrack (Dragon-Quest-Spinoffs bekommen leider nur extrem selten eigene Musikstücke spendiert und bedienen sich meist an Kompositionen aus der Hauptreihe).
Wertung: 8/10
Wow. Jetzt ist mein Gewissen wirklich erleichtert. Was sagt ihr zu den Kurz-Reviews? Habt ihr einige der getesteten Spiele bereits gespielt oder es noch vor? Wartet ihr schon seit sechs Jahren auf das DQH2-Review und hat es eure Erwartungen erfüllt? Haut es in die Kommentare! Bis zum nächsten Mal im regelmäßig erscheinenden Grinder’s Guide!