Test

Disgaea 7: Vows of the Virtueless

Von Deniz Üresin am 03.10.2023

Über sieben SRPGs musst du geh’n

Nach nur zwei Jahren Sendepause geht die Vorzeigeserie von Nippon Ichi Software in die nun siebte Runde. Oder, wenn man Disgaea D2 als Haupttitel dazuzählt, sogar die achte. Aber so gut kenne ich mich nicht mit Peter-Maffay-Liedern aus, als dass mir jetzt eins mit einer acht im Titel einfiel. Jedenfalls gibt es einen neuen Disgaea-Titel und der will sich etwas vom bei Fans nicht so gut angekommenen sechsten Teil distanzieren und auf die Wurzeln der Serie zurückberufen. Wer unsere Tests zu Disgaea 1 Complete und Disgaea 4 Complete+ gelesen hat, weiß schon so ziemlich genau, was Phase ist… denn im Großen und Ganzen wurde der Kern des Spiels komplett unverändert übernommen und nur hier und da mit ein paar netten neuen Features garniert. Aus diesem Grund halte ich es für sinnvoll, mehr auf die Änderungen einzugehen, als einfach ein paar Jahre alte Tests zu copy-pasten, aber an dieser Stelle ein tl;dr:

Disgaea-Titel sind rundenbasierte Strategie-Rollenspiele, die sich durch völlig überzeichnete Charaktere, eine schräge Story mit viel Humor, aber auch ein kleines bisschen Gesellschaftskritik und ein eher chaotisches Gameplay auszeichnen, bei denen Charaktere über das Spielfeld geworfen werden und bildschirmfüllende Spezialattacken, Kombos und Explosionen an der Tagesordnung sind. Der Story-Modus ist hier fast schon zweitrangig, da es viel mehr Spaß macht, effektive Grinding-Strategien herauszufinden und seine Charaktere und Equipment dermaßen zu überleveln, dass sie das ganze Spiel brechen. 

Wer also nicht unbedingt auf die etwas ernsteren und ruhigeren Vertreter aus der SRPG-Riege wie Fire Emblem, Tactics Ogre oder Triangle Strategy besteht, bekommt mit Disgaea eine gelungene Abwechslung - man muss den speziellen Slapstick-Humor, den Anime-Style und den Gameplayloop aber mögen.

Einmal das Übliche

Am eigentlichen Spielablauf hat sich also nicht wirklich etwas getan. Wer irgendeinen Titel der Reihe gespielt hat, wird sich sofort heimisch fühlen. Im Hub werden nach und nach neue Einrichtungen wie der Item Shop, das Krankenhaus und, der wichtigste Ort eines jeden Disgaea, die Item World, freigeschaltet. Sind alle Vorbereitungen getroffen, kann sich euer Team bestehend aus einigen storyrelevanten und ein paar selbst erstellten und rekrutierten Charakteren einem Kapitel aus dem Storymodus annehmen. Die in die Kritik geratene Autobattle-Funktion aus Teil 6, die das Spiel quasi zu einem Idle-Battler gemacht hat, wurde generalüberholt und steht nun nur noch sehr begrenzt und nur für bereits abgeschlossene Kapitel zur Verfügung, um das Grinden etwas zu erleichtern. Auch die pervers hohen Statuszahlen wurden wieder etwas zurückgeschraubt. Ihr könnt natürlich wieder übertreiben und eure Charaktere auf Level 9999 bringen, aber eben nicht mehr auf 99999999. Die 2D-Sprites sind aber wohl für immer passé, Teil 7 hat wie auch schon sein Vorgänger 3D-Modelle für die Charaktere, die zwar nicht vor Detail strotzen, sich aber gut ins bunte und chaotische Gesamtbild einfügen. Die Technik ist zum Glück auch etwas besser geglückt dieses Mal, aber ein paar Framerate-Stotterer bei großem Gegneraufkommen müsst ihr weiterhin in Kauf nehmen (und schaltet nicht in den Performance-Modus, das ist einfach nur noch ein Pixelbrei…).

Storytechnisch wurde das Rad ebenfalls nicht neu erfunden. Dieses Mal befinden wir uns in einer Netherworld, die an das feudale Japan angelehnt ist, in der sich niemand mehr an den Bushido-Kodex hält bzw. halten kann, da die korrupten Shogune das Land und seine Bewohner ausbeuten. Fuji, ein Dämonenkrieger, wird, angelockt von einer fetten Gage, zum Leibwächter der superreichen, aber auch naiven und chaotischen Pirilika, die in dieser Netherworld aufräumen will, da sie als Bushido-Fangirl ein gänzlich anderes Bild davon hatte. Dabei verdreht sie ständig Sprichwörter und denkt sich tragische Hintergrundgeschichten der Bösewichte aus, denen sie begegnet, um ihre Bösewichtigkeit zu rechtfertigen. Im Laufe der Story gesellen sich dann natürlich weitere durchgeknallte Charakter zur Truppe, wie Fujis ehemalige Lehrmeisterin Higan, die öfter in Rage gerät und alles kurz und klein hackt, wenn sie nichts Süßes zu essen bekommt. Der Schwierigkeitsgrad des Storymodus ist übrigens fast unmöglich zu bewerten. Je nachdem, wie viel Zeit ihr mit optionalem Grinden und der Optimierung eures Equipments verbracht habt, können sich manche Maps unschaffbar anfühlen oder in einer Runde problem- und widerstandslos durchlaufen werden. Wer es gern knifflig hat, kann das Grinding auf ein Minimum reduzieren und zB im Cheat Shop die Exp-Raten herunterfahren.

Neu? Nein, nur mit Perwoll gewaschen

Ein paar Neuigkeiten und Features haben sich die Entwickler aber dann doch für Disgaea 7 ausgedacht, namentlich Netherworld Sightseeing, Hell Mode, Jumbofication und Item Reincarnation. Nach jedem abgeschlossenen Kapitel schaltet ihr eine Map frei, auf der ihr etwas Sightseeing betreiben könnt: So könnt ihr hier mit NPCs interagieren, Minispiele spielen und Schatztruhe finden. Die Item Reincarnation ist eine neu hinzugekommene Möglichkeit, unvorstellbar overpowerte Gegenstände zu kreieren. Hier könnt ihr nämlich die Eigenschaften eines Items auf ein anderes übertragen. Habt ihr ein paar die Geschwindigkeit eures Charakters verbessernde Schuhe und einen die Verteidigung erhöhenden Schild? Vereinigt sie und ihr belegt nur einen Ausrüstungsslot, habt aber die positiven Effekte von beiden! Hell Mode und Jumbofication hingegen beziehen sich direkt auf die Kämpfe: Manche Charaktere können, wenn sich eine entsprechende Leiste gefüllt hat, den Hell Mode aktivieren, der ihnen für eine kurze Zeit diverse Boni und eine charakterspezifische Spezialfähigkeit verleiht. Eine andere Leiste ermöglicht es einem jeden Charakter, zu jumbofizieren, das heißt, so riesig zu werden, dass die entsprechende Figur außerhalb der Map Platz nehmen muss. Von dort kann sie mit einer gigantischen Faust auf das Schlachtfeld schlagen und mehreren Feinden gleichzeitig Schaden zufügen oder Spezialattacken gegen jumbofizierte Gegner (ja, die können das auch!) einsetzen.  

Fazit:

Auch wenn das alles nette Spielereien sind, reicht es nicht ganz aus, um Disgaea 7 genügend von allen anderen Teilen der Reihe abzusetzen. Hat euch also ein anderes Disgaea-Spiel nicht gefallen, wird euch 7 auch nicht vom Gegenteil überzeugen können. Fans der Reihe können sich aber auf ein weiteres kurzweiliges, sich selbst nicht allzu ernst nehmendes SRPG freuen, in dem nach Herzenslust gegrindet und optimiert werden kann, bis eure Charaktere einfach alles wegbashen, was sich ihnen in den Weg stellt. Neben dem je nach Spielart relativ umfangreichen Storymodus gibt es haufenweise Nebensächliches zu tun, Quests abzuschließen und in der Item World Ausrüstungsgegenstände bis zur Unendlichkeit aufzuleveln. Die Autobattle-Funktion hilft beim Grinden, ohne den Spielspaß zu behindern, die Charaktere sind Disgaea-typisch sehr verrückt und allgemein gibt es sehr wenig zu beanstanden. Außer vielleicht, dass man ständig das Gefühl hat, dieses Spiel schon einmal gespielt zu haben.

Unsere Wertung:
7.5
Deniz Üresin meint: "Disgaea 7 macht viel Spaß und vieles richtig, aber fühlt sich an vielen Stellen auch einfach wie seine Vorgänger an."
Disgaea 7: Vows of the Virtueless von Nippon Ichi Software erscheint am 06.10.2023 für PC und PlayStation 4 und PlayStation 5 und Nintendo Switch. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet. Für diesen Test wurde uns ein Rezensionsexemplar von NIS America zur Verfügung gestellt.
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1 Kommentar:
JoWe)
JoWe
Am 12.10.2023 um 14:16
Sehr schöner Test, danke! Könnte also nach 13Sentinels eine willkommene Abwechslung sein ...
Denios)
Denios
Am 14.10.2023 um 19:10
danke! ja, ist denke ich ein bisschen was anderes :D ich habe auf jeden Fall immer viel Spaß mit Disgi gehabt