Apollo Justice: Ace Attorney Trilogy
Vor fünf Jahren veröffentlichte Capcom die Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy auf so gut wie allen damals erhätlichen Konsolen. Alle, die mit den Ursprüngen der Serie noch nicht vertraut sind, können wir auf unseren Test der Collection verweisen - und ersparen es uns an dieser Stelle, die Grundlagen des sehr textlastigen Gameplays noch einmal zu erklären. Denn wenn ihr diese noch nicht kennt, solltet ihr euch ohnehin erst mal auf die alte Trilogie stürzen: Die Teile 4-6 sind nämlich direkte Fortsetzungen ihrer Vorgänger und nehmen Bezug auf frühere Story-Ereignisse; ein Quereinstieg in die Serie wäre somit also eher unsinnig.
Neue Spiele, neue Charaktere
Die Apollo Justice Trilogy startet mit dem Nintendo-DS-Spiel Apollo Justice: Ace Attorney, das im Westen eher untergegangen ist. Neben einer neuen Hauptfigur, was die Vermarktung eines Sequels generell schwierig macht, litt das Debut von Apollo Justice unter seiner unsinnigen Release-Politik: In den USA erschien der Titel bereits wenige Monate nach dem dritten Teil - und in Europa sogar einige Monate vor seinem direkten Vorgänger, auf dessen Story er aufbaut. Das ist in etwa so, als hätte man zuerst Die Rückkehr des Königs und danach Die Zwei Türme in deutsche Kinos gebracht und sich dann über mangelnde Zuschauerzahlen beschwert. Unter Serienfans, die dem vermeintlichen Spin-Off trotzdem eine Chance gaben, gilt Teil 4 gemeinhin schwächster (aber insgesamt immer noch guter) Teil der Serie. Aber aus heutiger Sicht ist Apollo Justice: Ace Attorney ironischerweise der vielleicht interessanteste Bestandteil der Apollo Justice Trilogy - einfach deshalb, weil einige Fans ihn noch nicht kennen und nun die Gelegenheit dazu haben, das Spiel nachzuholen, ohne ihren Nintendo DS entstauben zu müssen.
Mit Dual Destinies, dem fünften Teil, wurde Phoenix Wright zurück ins Rampenlicht gestellt. Der 3DS-Titel fokussiert sich auf die neue weibliche Hauptrolle in Form von Athena Cykes, deren Lebensgeschichte im Laufe des Spiels aufgeschlüsselt werden muss. Im sechsten Kapitel, Spirit of Justice, verschlägt es Phoenix in das wahrscheinlich von Nepal inspirierte Königreich Khura'in, wo er die langjährige Serienheldin Maya Fey besucht. Einen ausführlichen Test zum wahrscheinlich besten Teil der Serie können wir euch hier anbieten - allerdings mit einer Ergänzung: Dual Destinies und Spirit of Justice sind im Rahmen der Apollo Justice Trilogy nun zum ersten Mal auf Deutsch erhältlich, was für einige Zielgruppen die wahrscheinlich wichtigste Neuerung der Portierungen ausmachen dürfte.
Solide Portierungen mit netten Extras
Neben den erstmals auf Deutsch spielbaren 3DS-Teilen enthält die Apollo Justice Trilogy auch die beiden DLC-Episoden, die für Dual Destinies und Spirit of Justice veröffentlicht wurden. In Turnabout Reclaimed muss Phoenix Wright ein Schwertwal-Weibchen vor dem Staatsanwalt verteidigen, dem vorgeworfen wird, den Besitzer ihres Heim-Aquariums umgebracht zu haben. In Turnabout Time Traveler geht es um eine angebliche Zeitreisende, während die Episode selbst ebenfalls eine kleine Reise in die Vergangenheit darstellt, da viele vergessene Figuren wie z.B. Larry Butz in ihr einen Auftritt bekommen. Sie stellt somit den nostalgischen Abschluss der Serie dar, denn ein siebter Teil wurde nie entwickelt.
Ansonsten enthält die Trilogie natürlich alle Annehmlichkeiten, die in moderne Phoenix-Wright-Teile eingebaut wurden, um die Serie zugänglicher zu gestalten. Neben der in den beiden 3DS-Teilen eingeführten Hilfe-Funktion enthält die Collection somit auch einen Story-Modus, in dem euch sämtliche Lösungen automatisch vorhergesagt und zudem alle Texte automatisch weitergeschaltet werden, sodass ihr die gesamte Trilogie durchspielen könnt, ohne einen einzigen Knopf zu drücken. Darüber hinaus enthält die Apollo Justice Trilogy als einzige echte Neuerung eine Autosave-Funktion, die sich jedoch als äußerst störend herausgestellt hat: Jedes Mal, wenn euer Spielstand im Abstand von wenigen Minuten automatisch gespeichert wird, erscheint ein animiertes Icon auf dem Bildschirm - und zwar leider noch nicht mal diskret in einer Bildschirmecke, sondern ziemlich zentral. Dieses Icon wurde bereits in der ersten halben Stunde unseres Tests ähnlich lästig wie eine Fliege, die ständig auf dem Bildschirm landet - und die Autosave-Funktion lässt sich nicht abstellen.
FAZIT:
Wer die neueren Teile der Phoenix-Wright-Serie noch nicht gespielt hat, bekommt mit der Apollo Justice Trilogy eine herausragend gute Collection, die aufgrund ihres gigantischen Umfangs weit über 100 Stunden lang beschäftigen sollte. Aber auch für eingesessene Serienfans könnte die Trilogie durchaus interessant sein, da sie neben dem etwas untergegangenen vierten Teil auch die beiden DLC-Episoden der 3DS-Titel enthält - also insgesamt sechs potentiell noch unbekannte Fälle, die für sich allein genommen schon umfangreich genug sind, um den Kaufpreis der Portierungen zu rechtfertigen. Wenn jetzt noch mit einem Patch die Möglichkeit nachgereicht wird, das störende und ständig erscheinende Autosave-Icon irgendwie abzustellen, ist die Apollo Justice Trilogy eine wirklich tolle Collection.
Jedenfalls hätte ich im Leben nicht damit gerechnet, das es noch jemals eine offizielle deutsche Übersetzung für Tiel 5 und 6 geben würde. Und auch wenn ich Teil 5 auf Englisch mehr oder weniger problemlos spielen konnte, ist es doch einfach ein Riesenunterschied so eine Geschichte in der eigenen Muttersprache erleben zu können. Aber so oder so ist das hier jetzt schon der wichtigste Release des Jahres für mich.