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Die Geschichte von Mario Kart - Ein Funracer im Wandel der Zeit

Von Michael Prammer am 26.04.2017

Mit fast 100 Millionen verkauften Einheiten gilt Mario Kart nicht nur als eine der meistverkauften Rennspiel-Serien, sondern auch als eine der meistverkauften Videospiel-Serien überhaupt. Seit dem Super Nintendo bekam jede große Nintendo-Plattform einen eigenen Ableger. Wir stellen euch die Rennspiel-Serie vor.

Super Mario Kart (Super Nintendo, Wii VC, Wii U VC)

Mario hatte als Videospielheld bereits zahlreiche waghalsige Rettungsmissionen hinter sich gebracht, als Nintendo auf die gewagte Idee kam, ein neues Franchise mit ihm, seinen Freunden und seinen Widersachern ins Leben zu rufen. Die Entwickler setzten Luigi, Prinzessin Peach, aber auch Charaktere wie Bowser und Donkey Kong Jr. kurzerhand in ein Kart und ließ die Figuren gegeneinander in Rennen antreten. Als Strecken dienten typische Landschaften aus dem Super Mario-Universum wie Bowsers Schloss oder Chocolate Island. Der zentrale Teil des Funracers war schon damals der Grand Prix-Modus, bei dem man in drei Motorenklassen (gleichzeitig Geschwindigkeiten und Schwierigkeitsgrade) zunächst drei Turniere (ein weiteres freischaltbar) mit je fünf Strecken für sich entscheiden musste. Zusätzliche Schwierigkeit: Der Spieler musste jeweils mindestens den vierten Platz erreichen, um am nächsten Rennen teilnehmen zu dürfen.

Der Fahrer war außerdem in der Lage, Münzen zu sammeln, die das Kart nicht nur weiter beschleunigten, sondern mit denen glücklose Spieler zudem Lakitu bezahlen mussten, den kleinen Kerl auf der Wolke, der verlorene Spieler gutmütig wieder auf die Strecke angelte. Hatte man keine Münzen, dann resultierte ein Abschuss oder Absturz in einem ärgerlichen Dreher. Aufgepeppt wurde das Ganze durch verschiedene Items, mit denen sich die Kartracer Vorteile gegenüber ihren Gegnern verschaffen konnten. Die Items hatten abseits der herkömmlichen Rennen vor allem im Battle-Mode eine große Bedeutung. In diesem Zweispieler-Modus war bestand das Ziel darin, den Gegner insgesamt dreimal mit roten oder grünen Panzern abzuschießen, ihm Bananen in die Rennbahn zu werfen oder sonstwie drei Treffer zuzufügen. Die Mehrspielervarianten, die mit horizontal geteiltem Bildschirm gespielt wurden, waren und sind noch heute noch das Prunkstück der Reihe und mitverantwortlich für ihren großen Erfolg.

Als weitere Spieloption bot das erste Mario Kart den Time Trial Mode, bei dem man seine eigenen Bestzeiten auf den verschiedenen Strecken jagen konnte. Technisch gesehen war Super Mario Kart im Erscheinungsjahr 1992 schon eine kleine Revolution. Dank des Mode 7-Chips des SNES entstand durch das Zoomen und Drehen des Bildes der Eindruck, man würde durch eine dreidimensionale Welt rasen, obwohl sie tatsächlich nur zweidimensional berechnet wurde. Mittlerweile ist Super Mario Kart auch im eShop der Wii U als Virtual Console-Titel erhältlich.

Mario Kart 64 (Nintendo 64, Wii VC)

Mit dem Nintendo 64 schaffte es Super Mario in die dritte Dimension. Das 3D-Jump'n'Run Super Mario 64 gilt noch heute als Meilenstein der Videospielgeschichte. Kein Wunder also, dass Nintendo auch seinem neu geschaffenen Funracer Mario Kart den Sprung auf das neue System spendierte. Die neue Grafik und Power des N64 boten den Entwicklern ganz andere Möglichkeiten für ausgefallene Streckendesigns - und auch die improvisierte Schummel-3D-Grafik des SNES wich nun echten 3D-Modellen. Zwar wurde auch hier noch mit der Technik getrickst, jedoch wirkte die Optik merklich hochwertiger als die des Vorgängers. Vor allem waren nun endlich echte Höhenunterschiede möglich. Im Original konnte man zwar bereits springen, doch Wände waren beispielsweise noch platt wie Holland. Die insgesamt 16 Rennpisten des zweiten Serienteils dagegen trumpften mit Bergen, Tälern und abschüssigen Pisten auf.
Zu den großen Neuerungen gehörte zudem vor allem die Möglichkeit, mit bis zu vier Spielern gleichzeitig im Battle-Modus oder in einem klassischen Rennen antreten zu dürfen. Der Grand Prix-Modus war jedoch weiterhin für maximal zwei menschliche Spieler ausgelegt. Ferner feierte der Miniturbo, der anhand von Drifts ausgelöst werden konnte, sein Debüt - noch heute ein entscheidendes Gameplay-Element in Mario Kart. Außerdem führten die dämonischen Entwickler in Mario Kart 64 das wohl meistdiskutierte Item der Serie ein: den blaue Stachipanzer, der den Erstplatzierten quasi immer erwischt. Auch sonst erfuhr das Item-Arsenal einige Änderungen. Erstmals zogen Mario und seine Freunde ganze Bananen-Schlangen hinter sich her, schützten sich mit drei Panzern - vermissten allerdings die Sprungfeder des Vorgängers.

Mario Kart: Super Circuit (GameBoy Advance, 3DS)

Mit dem Nachfolger des GameBoy Colors schaffte es die Rennspielserie erstmalig auch auf ein Handheld-System. Dabei orientierten sich das Gameplay und das Design am ersten Teil der Serie. Erstmals (aber ganz sicher nicht letztmals) in der Serie schafften hier nicht nur neue Strecken, sondern auch sämtliche Rennpisten des ersten Teils den Sprung in das neue Mario Kart. Damit stieg die Streckenanzahl auf beachtliche 40 an. Wie bereits im SNES-Original bekamen die Münzen, die Spieler auf der Piste sammeln mussten, eine wichtige Rolle zugewiesen. Pro Strecke gab es insgesamt 50 Goldlinge zu sammeln und je mehr eingesammelt wurden, desto höher stieg die Maximalgeschwindigkeit der Fahrer, und bessere Ränge lockten zusätzlich.

Bis heute gilt Super Circuit als der kontroverseste Serienteil. Einige schätzen es für seine hohe Streckenzahl, die motivierende Münzsammelei und die Rückbesinnung auf die 2D-Wurzeln der Reihe. Andere wiederum sehen gerade in Letzterem einen schwer verdaulichen Rückschritt, und nur die wenigsten hatten jemals die Gelegenheit, den an sich abermals großartigen Multiplayer voll auszuschöpfen. Schließlich bedurfte es dafür mehrerer GameBoys sowie eines Linkkabels und im Idealfall auch gleich mehrerer Module. Immerhin unterstützte Super Circuit als einer von wenigen GBA-Titeln auch den Single Pak Mode, bei dem ein einziges Modul für abgespeckte Mehrspielerrunden genügte. Damit blieben allerdings viele Optionen außen vor, nur Yoshi war spielbar und einzig vier SNES-Pisten durften unsicher gemacht werden. 2011 erschien Super Circuit auch im Botschafterprogramm des Nintendo 3DS für Erstkäufer des neuen Systems, büßte dabei aber leider sämtliche Multiplayer-Features ein.

Mario Kart: Double Dash!! (GameCube)

Der Serienableger für den Nintendo-Würfel GameCube bot eine ganz besondere Neuerung. Statt wie gewohnt eines Fahrers waren gleich zwei Fahrer pro Kart aktiv; ein Lenker und ein „Item-Spezialist“. Während der Fahrer sich auf das Wesentliche konzentriert, schießt der Beifahrer Items auf die Strecke und die Mitstreiter. Per Knopfdruck ließ sich das Duo wechseln, da sich jeder Charakter durch spezielle Items auszeichnete. Diese Funktion wurde auch im Mehrspielermodus umgesetzt, wobei es nun möglich war, mit zwei menschlichen Spielern auf einem Kart zu fahren. Auch das Kartdesign änderte sich und somit waren die Karts nun individueller an die Charaktere angepasst. Das Fahrerfeld wurde ebenfalls vergrößert, von 8 auf 20 Fahrer.Besonders in Erinnerung geblieben ist der Titel vielen aber wohl für seine LAN-Unterstützung. Zu einer Zeit, als Nintendo äußerst zaghaft mit Online-Anbindungen experimentierte, tummelten sich immerhin Freunde von Action-RPG-Kost auf den Servern von Phantasy Star Online. Die dafür genutzte Peripherie erlaubte Kart-Enthusiasten immerhin lokale Matches mit bis zu vier Cubes und satten 16 Spielern. Chaos war also ebenso vorprogrammiert wie Spaß für ganze Wochenenden. Findige Programmierer fanden später sogar Mittel und Wege, die LAN-Matches auch über Internetverbindungen laufen zu lassen. Nintendo selbst sollte Partien über die Grenzen eines Zimmers hinaus indes erst mit dem nächsten Serienteil offiziell einführen.

Mario Kart DS (Nintendo DS)

Mario Kart DS sorgte dafür, dass der Funracer auch ohne Umwege die Online-Welt enterte. Dank der Nintendo Wi-Fi Connection war es den Spielern möglich, ihre Duelle weltweit gegeneinander auszutragen. Doch auch offline blieb Mario Kart DS ein Kracher. Bis zu acht Spieler konnten gleichzeitig an Rennen, Ballon-Schlachten oder Münzenjagd teilnehmen. Über das DS-Downloadspiel war es sogar möglich, mit nur einem Modul acht Spieler zu einer Runde Mario Kart DS einzuladen. Doch auch im Einzelspielermodus gab es einige erwähnenswerten Neuerungen. So waren nun (nach Freispielen) insgesamt 36 verschiedene Karts verfügbar, die von jedem Charakter genutzt werden konnten und je nach Kombination andere Eigenschaften mit sich brachten. Ebenfalls neu waren die Rennmissionen, die dem Spieler einige spezielle Aufgaben abverlangten. Am Ende jedes Rennmissionen-Levels, bestehend aus jeweils acht Missionen, wartete zudem sogar ein Bossgegner. Ebenso konnten Spieler im Wettkampfmodus Insignienraser spielen oder in Ballonbalgerei ihre Ballons mithilfe des DS-Mikrofons aufblasen.

Darüber hinaus wurde auch das Streckensystem mit Mario Kart DS revolutioniert und hat neue Standards für alle folgenden Mario Kart-Titel gesetzt: 16 neue Strecken trafen auf 16 Retro-Strecken. Wobei die 16 Retro-Strecken quasi komplett neu entwickelt und auf die Eigenheiten des Systems angepasst wurden. Die eigentliche Besonderheit der DS-Version war jedoch der zweite Bildschirm, der den Nintendo DS auszeichnete. Während auf dem oberen Bildschirm das Rennen ablief, konnten Spieler, wenn sie den Blick von der Action abwenden wollten, auf dem unteren Bildschirm eine Streckenkarte oder die Platzierungen der Gegner mitsamt deren Items sehen.

Mario Kart Wii (Wii)

Mario Kart Wii lag zu seinem Release ein Plastiklenkrad bei (das sogenannte Wii Wheel), in das Freunde von realitätsnaher Bewegungssteuerung ihre Wii-Fernbedienung stecken konnten. Mario Kart sollte dadurch noch einsteugerfreundlicher werden, auch Nichtspielern einen Zugang zu dem Rennspiel verschaffen. Traditionalisten können den vierten Heimkonsolenableger via Classic-Controller, Gamecube-Controller und Nunchuk aber auch weiterhin ganz klassisch steuern. Dennoch gilt der Wii-Ableger heute weithin als "Casual-Mario-Kart".
Das Start-Fahrerfeld auf der Rennstrecke wurde von 8 auf insgesamt 12 erweitert und die Spieler hatten zudem erstmalig die Wahl zwischen Karts und Motorrädern. Mit diesen neuen Gefährten konnten Waghalsige sogenannte Wheelies vollführen und auf einem Rad fahren; einen kleinen Geschwindigkeitsschub gab es als Bonus. Der große Nachteil bei den Zweirädern: Sie waren leichter zu rammen und von der Strecke zu drängen. Dennoch sprechen auch heute noch viele von "Mario Bike", wenn sie sich auf Mario Kart Wii beziehen. Denn die Motorräder setzten sich unter Profis schnell als überlegene Variante durch. Das gesamte Teilnehmerfeld bei Mario Kart Wii betrug 24 Fahrer und selbst der eigene Mii konnte diesmal mitfahren. Auch der Online-Modus wurde beibehalten und um einen eigenen Mario Kart-Kanal für die Wii erweitert. Dadurch war es leichter möglich, Geisterdaten anderer Spieler zu empfangen und Ranglisten einzusehen. Schritt für Schritt wagte Nintendo es, seinen Multiplayer-Kracher weiter in Online-Welten zu führen.

Mario Kart 7 (Nintendo 3DS)

Mario Kart 7 führt erstmals die Seriennummer im Titel. Warum? Das weiß keiner. Der insgesamt dritte mobile Ableger der Serie bot passend zum Nintendo 3DS einen gelungenen 3D-Effekt. Spielerisch wagte Mario Kart 7 auch den Sprung ins kalte Wasser und in die Luft. Bei großen Sprüngen etwa verwandelte sich das Kart in eine Art Gleitdrachen, mit dem man über die Piste schweben konnte. Außerdem durften Mario Kart-Spieler erstmals unter Wasser über den Meeresboden düsen. Kart-Teile, also Reifen, Karosserie und Gleitschirm, ließen sich nicht nur frei kombinieren und von jedem Fahrer nutzen, sondern konnten anhand eingesammelter Münzen auf den Strecken freigespielt werden. Ein besonderes neues Item war die "Glückssieben", bestehend aus sieben unterschiedlichen Items. Darüber hinaus konnten sich auch Freunde der Waschbären-Power darüber freuen, dass sie den aus Super Mario Bros. 3 bekannten Tanooki-Anzug überstreifen konnten. Er verlieh sowohl offensive wie auch defensive Kräfte: Träger des Waschbärenschweifs konnten Konkurrenten von der Piste fegen und auch die Geschosse der Konkurrenz abwehren. Der Online-Modus mitsamt Mario Kart-Kanal schaffte es ebenfalls wieder ins Spiel.

Mario Kart 7 wurde in Zusammenarbeit zwischen Nintendos internem EAD-Studio und den Retro Studios entwickelt, wobei letztgenanntes Studio zuvor noch Donkey Kong Country Returns für Wii veröffentlichte. Passend dazu entstammte die Strecke DK Dschungel mit ihrer Musik, ihren Tiki Takas, Froschlern und Brüllsäulen sowie dem Goldenen Tempel aus Donkey Kong Country Returns.

Mario Kart 8 (Wii U, Switch als Deluxe)

Mario Kart 8 dürfte wohl das kompletteste Rennspiel-Erlebnis aus dem Hause Nintendo sein. Der direkte Nachfolger von Mario Kart 7, dessen "8" in diesem Fall tatsächlich eine spielerische Bedeutung hat, baute sein Grundangebot über ein Jahr hinweg aus. Dank zweier DLC-Pakete, damals noch ein echtes Novum bei Nintendo, durften Spieler sich über insgesamt 48 Strecken, eine große Zahl von Fahrern und eine besonders schnelle 200ccm-Rennklasse freuen, die besonders Hardcore-Zocker eine wahre Freude gebracht hat.

Die ganz große Neuerung aber war die Gravitation, die nicht nur ein völlig neues Fahrgefühl auf den Bidlschirm zauberte, sondern auch das Strecken-Design der vergangenen 20 Jahre ordentlich durchschüttelte. So ermöglichten die Entwickler Strecken, die sämtlichen Regeln der Schwerkraft außer Kraft setzten und das Kart im wahrsten Sinne des Wortes an die Decke klebten.

Mario Kart 8 Deluxe bringt das komplette Erlebnis des Wii U-Spiels jetzt in ein Paket und liefert darüber hinaus einige weitere Inhalte dazu - Inhalte, die allerdings Switch-exklusiv bleiben und voraussichtlich nicht als DLC für die Wii U-Version erscheinen. Die mit Abstand wichtigste Neuerung dürfte dabei der Schlachtmodus sein, der in der Wii U-Version aus unerfindlichen Gründen fehlte.

Unseren ausführlichen Test zu Mario Kart 8 Deluxe für Nintendo Switch lest ihr hier.

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3 Kommentare:
KilledGamer)
KilledGamer
Am 26.04.2017 um 18:27
Schöner Artikel :-)

Mariokart war von Anfang an auf jeder meiner Nintendo-Konsolen (zusammen mit den Zelda-Spielen) ein Pflichttitel und bildet auf der Switch keine Ausnahme.
Obwohl mir beim GBA bisweilen schlecht wird, die Grafik vertrage ich einfach nicht.
Sinobin)
Sinobin
Am 26.04.2017 um 21:28
Ich darf mich auch als stolze Veteran erster Stunde bezeichnen. Habe jeden Teil zum Release gekauft. Nur bei N64 zögerte ich ein paar Wochen^^ Und Freitag wird es sofort für Switch gedownloadet. Will es immer dabei haben!
Metronom)
Metronom
Am 27.04.2017 um 07:11
Interessant ist, dass die Sprungfedern, welche beim N64-Ableger fehlen, eigentlich ins Spiel sollten. Darauf deutet zumindest ein Screenshot aus dem Spiel auf der Rückseite der ersten N64-Konsolenkartons hin.