Test

Nintendo Switch 2 Welcome Tour

Von Kamil Witecy am 13.06.2025

Passend zum Launch der Switch 2 hat Nintendo eine spezielle Software-Erfahrung als Download-Version im eShop veröffentlicht, die sich ganz dem Entdecken und Erkunden der neuen Konsole widmet. Die Nintendo Switch 2 Welcome Tour versteht sich weniger als klassisches Videospiel, sondern vielmehr als eine interaktive Einführung der neuen Nintendo-Plattform; eine Art Technikdemo mit spielerischem Ansatz, die zeigen soll, was die neue Hardware leisten kann und was sich konkret im Vergleich zur Vorgängerkonsole getan hat. Doch wie viel Spiel steckt tatsächlich in dieser virtuellen Tour? Und rechtfertigt sie den aufgerufenen Preis von zehn Euro? Unser Test klärt auf.

Ein interaktives Museum…

Nach der Auswahl eines rudimentären Charakters wuseln wir als Spieler über ein riesiges 3D‑Model der Nintendo Switch 2 sowie passendem Zubehör wie der neuen Dockingstation oder der USB-Kamera. Beim Erkunden werden wir mit jeder Menge Hintergrundinfos und technischem Know-How zur neuen Plattform versorgt, absolvieren nach neugewonnenen Kenntnissen kleine Quiz, sammeln diverse (versteckte) Stempel, unterhalten uns mit anderen Besuchern und bestreiten einige Minigames und Techdemos - fast wie in einem interaktiven Museum. Dabei wandern wir aber nicht nur auf der Hardware-Oberfläche herum, sondern dürfen auch die ein oder andere Ebene unter der Haube erkunden und uns im Inneren der Konsole genauer umsehen. In der gesamten Ausstellung können wir uns grundsätzlich frei durch die verschiedenen Abschnitte bewegen, die jedoch erst nach und nach freigeschaltet werden und jeweils einen bestimmten Aspekt der Switch 2 demonstrieren. Mal geht es um das verbesserte HD-Rumble, dann um die neue Maus-Funktionalität, um die verbesserte Bildrate oder die erweiterten Dock-Funktionalitäten. Die Inszenierung erinnert in ihrer ruhigen, beinahe klinischen Art auch optisch an ein modernes Technikmuseum - sauber, stilisiert, aber auch etwas distanziert. Dazu passt auch die stets unaufdringliche „Fahrstuhlmusik“.

Während die vermittelten Informationen über die neue Konsole viele Dinge aufgreifen, die man als informierter Fan bereits mitbekommen hat und diese hier nun technisch vertieft werden (4K-Auflösung, HDR, VRR, Magnetverbindung der Joy-Cons 2 etc.), gibt es aber auch viele kleinere Fakten zu entdecken, die wohl nur die Wenigsten auf dem Schirm haben dürften. Oder wusstet ihr bereits, dass sich unter der neuen Dockingstation zwecks Rutschfestigkeit zwar vier Gummifüße befinden, aber bei einem davon ein kleines Plastikelement ein bisschen weiter hervorsteht? Diese kleine Designentscheidung schützt Dockingstation + Konsole nämlich im Zweifel vor dem Kippen, wenn einmal aus Versehen zu stark am eingesteckten USB-C-Kabel gezogen wird. Sobald die Dockingstation im besagten Szenario leicht kippt, berührt das abstehende Plastikelement die Oberfläche, auf der die Station steht. Dies erlaubt es dieser, ein wenig zu rutschen, wodurch sie nicht so schnell umfällt. Unnützes Detailwissen? Vielleicht, aber es ist schon teils sehr aufschlussreich und interessant zu sehen, über welche vielen kleinen Dinge sich die Ingenieure von Nintendo bei der Konzeptionierung der Switch 2 Gedanken gemacht haben.

Die Demos rund um das neue Vibrationsfeedback der Joy-Cons 2 vermitteln ein deutlich präziseres, nuancierteres Spielgefühl und zeigen die Unterschiede zum HD-Rumble der Switch 1 sehr detailliert auf. In einer Simulation müsst ihr beispielsweise virtuelle Glasperlen durch ein Holzkästchen rollen lassen. Die Joy-Cons vibrieren dabei so realistisch, dass man wirklich fast glaubt, etwas physisch in der Hand zu halten. Auch der neue Maus-Modus, der erstmals bei ausgewählten Spielen eine Cursorsteuerung wie mit einer klassischen Computer-Maus erlaubt, wird in zahlreichen Tech-Demos und Minispielchen gut demonstriert.

Abseits dieser Technikspielereien bietet euch die Tour aber insgesamt nur wenig Spieltiefe. Zwar sind insgesamt rund 20 verschiedene Minigames vorhanden (einige wenige lassen sich aber nur mit Zubehör wie einer USB-Kamera bzw. einem vorhandenen 4k-TV spielen), doch sie wirken zumeist nur wie Beiwerk und sind kaum etwas Besonderes. Vieles davon erinnert einfach weiter an typische Tech-Demos: ein kurzes Zielschießen oder rudimentäres Minigolf-Spiel mit Bewegungssteuerung, ein Sound-Memory-Spiel oder einfache Reaktionsübungen mit Touchscreen-Elementen. Die meisten Spiele davon wiederholen sich zudem in der Mechanik, und auch grafisch bleibt alles eher schlicht gehalten. Das ist zwar durchaus Absicht, denn der Fokus liegt klar auf Funktionalität; dennoch wünscht man sich nach einer Weile einfach mehr Abwechslung, mehr Substanz - oder zumindest ein paar Überraschungsmomente. Immerhin könnt ihr bei den Minispielen durch neue Highscores Medaillen erspielen, die letztlich schwierigere Varianten der Minispiele freischalten.

…das Fragen aufwirft

Ein grundsätzlicher Punkt, der bereits im Vorfeld für sehr viel Gesprächsstoff gesorgt hat, ist die Vermarktung des Titels. Nintendo hat sich dazu entschieden, die Welcome Tour nicht jedem Käufer frei zugänglich zu machen, sondern verlangt im eShop 10 Euro für den Download. Die Argumentation seitens Nintendo: Die Entwickler haben viel Zeit und Herzblut investiert, um hier eine einzigartige Switch-2-Einführung zu kreieren und daher wird auch ein gewisser Gegenwert erwartet.

Nun sind zehn Euro im Bereich der Videospielwelt nicht sonderlich viel, aber für eine Anwendung, die trotz vieler spielerischer Ansätze im Grunde dennoch den Charakter eines interaktiven Handbuches nicht von der Hand weisen kann, erscheint die Entscheidung seitens Nintendo fragwürdig. Gerade wenn man bedenkt, dass Nintendo vor einigen Jahren noch einen Titel wie Wii Sports der Wii gratis beigelegt hat. Oder denken wir an Sony, die das wirklich exzellente Astro’s Playroom allen PlayStation-5-Käufern kostenlos zur Verfügung gestellt haben. Die Welcome Tour ist von ihrer Konzeptionierung her im Grunde die ideale Gratis-Dreingabe zum Launch der neuen Konsole. Ein freundlicher Willkommensgruß, der einem die Möglichkeiten der Hardware näherbringt. Und es ist ja auch nicht so, dass dadurch die Arbeit der Entwickler geschmälert wird, nur weil man den Kunden die Software ohne weiteren Gegenwert zur Verfügung stellt. Immerhin haben die Early Adopters bereits mindestens 469€ investiert. So bleibt einfach ein fader Beigeschmack.

Zudem tritt vermutlich genau das Gegenteil von dem ein, was Nintendo und das Entwicklerteam sicherlich wollten – dass möglichst viele Spieler die Welcome Tour starten. Denn unter den gegebenen Umständen ist es eher unrealistisch, dass wirklich viele Switch-2-Käufer die aufgerufenen 10 Euro zusätzlich investieren. Und das ist im Grunde schade, weil Nintendos virtuelles Switch-2-Museum auf eine gewisse Art und Weise durchaus sehenswert ist, schließlich merkt man dem Titel wirklich an allen Ecken und Kanten an, dass die Entwickler tatsächlich viel Herzblut in die Welcome Tour investiert haben. Man muss sich nur einfach bewusst sein, dass die Welcome Tour eben kein klassisches Videospiel ist.

FAZIT:

Die Nintendo Switch 2 Welcome Tour ist eine charmant gestaltete, interaktive Entdeckungsreise durch die neue Nintendo-Konsolengeneration – halb Technikdemo, halb spielerisches Museum. Wer sich für die vielen technischen Details begeistern kann und Freude daran hat, die verborgenen Feinheiten der Switch 2 zu erkunden, findet hier für einige Stunden ein durchaus nettes Erlebnis, das mit viel Sorgfalt und einem Sinn für kleine, oft übersehene Designentscheidungen umgesetzt wurde. Die enthaltenen Minispiele und Tech-Demos illustrieren die neuen Features anschaulich, bleiben jedoch spielerisch sehr oberflächlich und bieten kaum nachhaltige Unterhaltung.

Problematisch bleibt die Entscheidung, für diese Einführung zehn Euro zu verlangen. Trotz des erkennbaren Aufwands wirkt die Preisgestaltung angesichts des eher informativen Charakters und des sehr begrenzten Wiederspielwerts nach wie vor unglücklich. Dennoch hatte ich in den rund vier bis fünf investierten Spielstunden eine durchaus nette Zeit, die ich nicht bereue. Hätte Nintendo die Welcome Tour als kostenlosen Einstieg für neue Besitzer der Konsole eingeführt, so bin ich mir sicher, wäre das Echo hier deutlich positiver ausgefallen.

Unsere Wertung:
6.0
Kamil Witecy meint: "Die Welcome Tour ist ein charmantes Technik-Exponat in Spielform – ein digitales Mini-Museum, das mehr über das System verrät als jeder digitale Zettel. Blöd nur, dass es keinen Gratis-Eintritt gibt."
Nintendo Switch 2 Welcome Tour von Nintendo erscheint am 05.06.2025 für Nintendo Switch. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet. Für diesen Test wurde uns ein Rezensionsexemplar von Nintendo zur Verfügung gestellt.
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