New Frontier Days ~Founding Pioneers~
Städtebau nach Schema F
New Frontier Days macht von Beginn an klar, dass es keine Ambitionen hat, irgendwelche Innovationen in das Genre zu bringen. Ihr startet mit einer Stadthalle und zwei Siedlern. Klickt ihr auf einen Siedler und danach auf einen Baum, fängt er an, Holz zu produzieren. Genauso funktioniert es mit Stein- und Erzvorkommen, Schafen (für Wolle), Gewässern (für Fische) und theoretisch auch mit Wildschweinen, die sich jedoch ziemlich gut wehren können. Das allein reicht jedoch schon bald nicht mehr aus, sodass ihr schnell auch die ersten Gebäude errichten solltet. Sobald ihr diese aufgebaut und einen Mitarbeiter zugeteilt habt, könnt ihr bestimmte Ressourcen in eine andere umwandeln - Wolle in Garn, Getreide in Brot, Eisen in Stahl oder auch rohes Fleisch und Gemüse in Curry.Mit dieser kurzen Beschreibung ist New Frontier Days dann im Prinzip auch schon erschlagen. Die Komplexität des Spiels liegt zwar deutlich über der einer Smartphone-Städtebausimulation, die sich fast von selbst spielt, aber deutlich unter der von ernsthaften PC-Titeln wie zum Beispiel Banished oder Factorio. Hervorzuheben ist jedoch, dass ihr vor allem im Anfangsstadium eurer Kolonialzeit sehr mit Micromanagement beschäftigt seid - teilt ihr einem Siedler das Sägewerk als festen Arbeitsplatz zu und nehmt hin, dass er nur Däumchen dreht wenn gerade kein Rohholz im Lager weilt, funktioniert eure Siedlung wahrscheinlich nicht effizient genug. Nur wenn ihr all eure Pioniere beschäftigt haltet und ihnen zu diesem Zweck auch ständig neue Aufgaben zuteilt, um Engpässe zu umgehen, werdet ihr genug Nahrung und Geldmittel für den Erhalt eurer Kolonie produzieren.
Im Story-Modus (der seinen Namen natürlich nicht verdient hat) erhaltet ihr im Laufe des Spiels ein paar Aufgaben, die meistens den Bau oder die Nutzung eines bestimmten Gebäudes oder den Sprung in ein neues Zeitalter voraussetzen. Viele dieser Aufgaben schalten passive Skills frei, die die Effizienz eurer Gebäude steigern oder neue Optionen aktivieren. Außerdem trefft ihr in der zweiten Hälfte eures Lebens als Bürgermeister auch auf eine Hand voll Bosskämpfe - diese können praktisch nicht verloren werden, da das Stadtzentrum unzerstörbar ist und ihr von dort aus immer neue Einheiten nachproduzieren könnt, um die Lebensenergie der Angreifer nach und nach abzuarbeiten. Die Storymissionen fallen im Survival-Modus weg; im Freien Modus gibt es kein Game Over und praktisch unbegrenzte Ressourcen, sodass dieser eher "Creative Mode" heißen sollte. Die Story ist nach etwa fünf Stunden beendet, für das Freischalten aller 80 Achievements wird ein Vielfaches dieser Zeit benötigt.Zwischen Sinn und Unsinn
Eigentlich gibt sich New Frontier Days ziemlich nüchtern, allerdings haben die Entwickler wohl irgendwann selbst damit aufgehört, ihr eigenes Spiel ernst zu nehmen. Ein erstes Indiz dafür sind die Gebäude, die zu Beginn noch recht realistisch daherkommen, zum Teil aber auch eindeutig neuzeitliche Elemente verbauen - und eine riesige Recycling-Mülltonne inmitten klassischer Holzbauten sieht irgendwie ziemlich lächerlich aus. Noch skurriler wird es mit den Haustieren, die ihr einem Siedler zuteilen könnt, um seine Arbeitseffizienz ungefähr zu verdreifachen. Während man es noch gerade so hinnehmen kann, dass ein mit den Hufen gegen einen Baum schlagendes Pferd diesen schneller fällt als ein Siedler mit seiner Axt, bleibt völlig offen, wie ein gezähmtes Wildschwein bei der Entwicklung von Marmorplatten helfen soll. Auch die Erfindungskarten, mit denen ihr zum Teil ziemlich wertvolle Ressourcen einfach vom Himmel zaubern könnt, grenzen New Frontier Days klar vom Simulations-Genre ab.Für den vielleicht größten Fehler im Spieldesign sorgt jedoch eine der trockensten Komponenten: Die Weltwirtschaft. Alle Ressourcen unterliegen Preisschwankungen, die nicht etwa von Angebot und Nachfrage regiert werden, sondern von König Zufall. Da für lange Zeit der Verkauf von Bauholz eure einzige Einnahmequelle ist, hängt die Existenz eurer Siedlung fast ausschließlich von der Preisentwicklung dieser Ressource ab. Im ersten Anlauf fiel dieser auf 120 Gold pro Stück; Beim zweiten Versuch stieg er auf über 2.500 Goldstücke, also mehr als das Zwanzigfache. Meine erste Siedlung ging Bankrott; die zweite schwamm im Geld und entwickelte sich zu einer Spaßgesellschaft, da sich die Siedler nach dem Verkauf einer großen Ladung Bauholz im Prinzip jahrzehntelang der Völlerei hätten hingeben können. Auch wenn es in der realen Politik verpönt ist: Hier hätten die Entwickler eingreifen und sinnvolle Ober- bzw. Untergrenzen für die Preise der Ressourcen festlegen müssen, damit das Balancing nicht allzu sehr aus den Fugen gerät. Dass sie das nicht getan haben, entlarvt die Amateurhaftigkeit des Spieldesigns.
Amateurhaft ist auch die gesamte audiovisuelle Präsentation. Arc System Works sind eigentlich Großmeister der 2D-Sprites; umso enttäuschender ist es, dass sich New Frontier Days optisch nicht von Smartphone-Billigware abheben kann, weshalb die Screenshots im eShop dem Stöberer geradezu ins Gesicht schreien: "Bitte kaufe mich nicht!" Einziger Lichtblick ist das Design eurer Sekretärin Jessica, auf das die Entwickler ziemlich stolz zu sein scheinen; so stolz, dass ihr im Rahmen einer Nebenaufgabe die Brille erfinden sollt, nur damit ihr Jessica diese auf die Nase setzen könnt - woraufhin ihr das Achievement "So Cute." erhaltet. Die Musik klingt zwar nicht mal unbedingt schlecht, fügt sich jedoch in den Gesamteindruck ein: Es erscheint plausibel, dass sie von irgendeiner Internetseite heruntergeladen wurde, die kostenlose Ressourcen für Indie-Entwickler anbietet. Auch das kann Arc System Works eigentlich besser, aber ein lauter Metal-Soundtrack hätte wohl nicht sonderlich gut zu diesem Spiel gepasst. Zur technischen Umsetzung sei gesagt, dass das Spiel im Docked-Modus etwa alle zehn Minuten für eine halbe Sekunde lang einfriert - warum auch immer.