Batman - Arkham VR
Be the Batman – nie hat eine derart platte Marketingfloskel ein derart intensives Spiel hervorgebracht. Arkham VR ist eine Machtdemonstration der neuen VR-Technologie. Unser Test.
„Mr. Wayne, ich habe sehr beunruhigende Nachrichten für Sie.“ Nach dem ewig wiederkehrenden Alptraum über den Tod der Eltern findet sich Bruce Wayne, also der Spieler, in seinem herrschaftlichen Anwesen wieder, neben seinem noblen Butler Alfred, in einer geradezu pompösen Eingangshalle. Es gibt Probleme in Gotham. Wie immer. Mit großen Augen blickt das Gesicht hinter der VR-Brille sich um, bewundert die Ausmaße dieser dreidimensionalen Welt und hat keine Ahnung, was in der nächsten Stunde noch alles auf es wartet.
Das mächtigste Werkzeug der Welt: die Hände
Denn gleich nach der Einführungssequenz fährt Wayne in die Tiefen der Bathöhle hinab. Und aus dem Menschlein mit einer VR-Brille auf dem Kopf, das Bruce Wayne gespielt hat, wird plötzlich: der Batman. Das Anlegen des Batsuit inszenieren die Entwickler von rocksteady brillant. Geschickt binden sie die beiden Move-Controller ein, die die Hände darstellen, und zeigen den fertigen Fledermausmann schließlich in einem Spiegel, in dem man sich regelrecht selbst wiedererkennt.
Eigentlich ist die Szene nur ein profanes Tutorial für das kommende Spiel. Sie will erklären, wie man die drei wichtigsten Utensilien des Batman nutzt: den forensischen Scanner, die Batclaw und die Batarangs. Realitätsecht am Spielerkörper befestigt, sind das die drei Gegenstände, mit denen Batman eine Kette verstörende Kriminalfälle aufzudecken versucht. Die wichtigsten Utensilien, die euch zur Verfügung stehen, sind aber Batmans Hände. Mit ihnen greift ihr zu, untersucht, puzzelt zusammen und greift wie im echten Leben zu den Tools an eurem Bat-Gürtel. Der Scanner lässt euch tote Körper in der Leichenhalle untersuchen, die Batclaw krallt sich am monströsen Batwing fest, der in der Luft schwebt. Die Batarangs betätigen Schalter oder andere Mechanismen. Toll, wie gut, flüssig und natürlich das alles funktioniert. Vor allem aus der Kombination eurer Hände und der Werkzeuge entstehen anspruchsvolle Rätsel, deren Lösung nicht immer gleich offensichtlich ist.
Batman. Eine Detektivgeschichte.
Klassisches Batman-Gameplay wie in den bekannten Arkham-Spielen dürfen Spieler aber in keinem Fall erwarten. Arkham VR ist kein Action-Spiel, es ist eher ein Point & Click-Adventure. Batman ist stets an einer Position fixiert und kann sich nur in mehreren Ecken der voneinander isolierten Schauplätze umschauen. Das ist aber genau richtig, denn gerade VR setzt den Spieler exponentiell mehr Reizen aus als klassische Spiele. Sie können gerade unerfahrene VR-Nutzer leicht überfordern. Das Gameplay konzentriert sich also voll auf das, was vor dem Spieler liegt, und ist dadurch immer ganz klar in seinen Aufgabenstellungen. Ganz davon abgesehen, dass Batman so im wahrsten Sinne des Wortes die Hände frei hat; man braucht also keine Extra-Controller für Lauf- oder Kampfmanöver.
Schade ist hingegen, dass die Entwickler auch zwischen ihren Levels spartanisch geblieben sind. Die Fahrten mit dem Batmobil zu den Tatorten oder Schauplätzen hätten sie durchaus besser lösen können als mit einem schwarzen Bildschirm, der von brummenden Motorengeräuschen erfüllt ist. An solchen Stellen erkennt man, dass die Entwicklung relativ schnell gehen musste und man unnötigen Entwicklungsballast abwerfen wollte.
Was an der Inszenierung der Zwischensequenzen fehlt, gleicht rocksteady hingegen mit der Präsentation der eigentlichen Spielinhalte mehr als aus: Gotham zu seinen Füßen liegen zu sehen, Auge in Auge mit fiesen Monstern zu stehen und alle Winkel einer Leichenhalle zu entdecken, ist atemberaubend. Auch in Hinblick auf die Grafik. Mit vielen Details und vor allem mit genau richtig dosierten Effekten und Schockern saugt sie den Spieler ein in diese realistische 3D-Welt.
Die VR-Steuerung nutzt das Erfolgsstudio in jeder Spielsituation ein wenig anders. Einmal muss der Spieler einen Schritt nach vorn machen und sich deutlich nach vorn beugen, um in eine Zelle zu schauen, ein anderes Mal muss er sich um 180 Grad drehen, um sich Gangstern zuzuwenden, die sich von hinten angeschlichen haben. Und mit den Händen interagiert er mit den teilweise doppelt-virtuellen Spielwelten (also einer virtuellen Darstellung in diesem ohnehin virtuellen Spiel) bisweilen so futuristisch wie im Sci-Fi-Klassiker Minority Report.
Ein Spiel für Komplettionisten
Zusammengefasst kann man also jubeln: Jede einzelne Spielszene in Batman – Arkham VR ist brillant, überwältigend, überraschend, abwechslungsreich, pfiffig. Das Ganze hat nur einen Haken: Die Beispiele für solche brillanten Spielszenen gehen schnell aus. Denn es gibt einfach nicht so viele. Die verstörende Story hinter Arkham VR wird (inklusive Einführung und Tutorial) in sieben Szenen erzählt, jede von ihnen dauert (inklusive Überlegen und Ausprobieren) etwa zehn Minuten. Wer die Lösung schon kennt, ist natürlich deutlich schneller durch. Beim ersten Durchspielen ist Batman – Arkham VR also nach etwa einer Stunde überraschend (und ohne ganz eindeutige Story-Auflösung) vorbei.
Lobend hinzufügen muss man allerdings, dass das Spiel dann nicht erschöpft ist. Die Entwickler haben nämlich wieder zahlreiche Riddler-Challenges eingebaut, die ebenso clever und fordernd sind wie in den Hauptspielen der Serie. Sie werden euch lange nach dem ersten Ende beschäftigen. Immer wieder findet der Spieler neue interaktive Elemente in seiner Umgebung, die er beim ersten Durchspielen übersehen oder gar nicht wahrgenommen hat. Und bis wirklich alles gefunden ist, können mehrere Stunden ins Land gehen. Für ein Download-Spiel von 20 Euro ist das dann ein sehr anständiger Umfang – kombiniert mit der überragenden Spielqualität sind 20 Euro ein sehr fairer Preis.
FAZIT:
Batman – Arkham VR ist eine Wucht von einem Videospiel – und ein Muss für jeden, der sich zu den Early Adopters der VR-Technologie auf der PlayStation zählen möchte. Rocksteady hat ein Spielprinzip entwickelt, das optimal mit der neuen Technik funktioniert. In jeder Sekunde und in jeder Kategorie – von Grafik über Sound bis hin zur Steuerung mit den beiden Move-Controllern – funktioniert es perfekt und unterhält durchgängig bestens. Vorsicht jedoch an alle, die ein klassisches Batman-Abenteuer für VR erwarten: Das ist Arkham VR nicht. Es ist ein Detektivabenteuer, eingebettet in eine geradezu kafkaesk verstörende Kurzgeschichte, die in Zusammenhang mit den Arkham-Abenteuern steht. Bei alldem ist es ein kurzes, aber nicht unbedingt kleines Spiel. Zwar ist Arkham VR beim ersten Mal schnell vorbei, aber nicht ebenso schnell komplett durchgespielt. Nach dem Ende gibt es noch einiges zu tun. Insofern sind 20 Euro dafür ein sehr fairer Preis – sowieso für jeden, der schon immer einmal in den Batsuit schlüpfen wollte.
Jep:
Ich kann dem Review so voll und ganz zustimmen, einfach atemberaubend, wie schnell man sich dank der tollen Präsentation in der Virtuellen Welt verliert.
Wie ich das Spiel zum ersten mal gestartet hatte meinte mein Bruder dass ich einfach mal 5 Minuten nur dagestanden habe und auf meine Hände gestarrt habe :D
Man ist einfach so geflasht sich selbst im Batsuit zu sehen, erstklassig.
Alleine in der Bathöhle am Anfang habe ich locker 20 Minuten rumgebracht nur mit staunen, Kartenspielen (nach ein paar Minuten eingewöhnungszeit konnte ich die Joker Spielkarte vor mir hochwerfen und wieder fangen, und das Jonglieren mit den Blutproben wäre mir auch beinahe geglückt :D) und Umsehen.
Von mir auch eine klare Kaufempfehlung für VR-Early Adopter, in diesem Spiel wird eindrucksvoll demonstriert was VR kann! :)
Jaja, Macht der Gewohnheit