Test

Street Fighter 6: Years 1-2 Fighters Edition

Von Michael Prammer am 15.06.2025

Da ist sie nun, die neue Konsole von Nintendo. Und mit der Switch 2 kommen Spiele, die wir Nintendo-Fans vor einigen Jahre nicht im Traum auf einer Nintendo-Konsole hätten erdenken können. Zum Beispiel Street Fighter 6. Ist das Kampfspiel auf der Switch 2 ein Traum oder eher Albtraum? Das soll unser Test verraten.

Fighting-Games sind klasse, vor allem wenn man gegen andere Mitspieler duellieren kann. Da kommt Freude auf. Ein gravierendes Problem, das ich allerdings häufig habe, ist die steile Lernkurve. Äußerst steil. Wenn man gegen Freunde, die ebenfalls Gelegenheitsspieler sind, ein Kampfspiel spielt, ist es aufgrund gleichender Spielstärke meist unterhaltsam. Wenn jedoch jemand das Spiel intensiver betrachtet, kann der Spaß schnell verfliegen, da man in einem Gefecht plötzlich nichts mehr ausrichten kann. Das Gefälle zwischen gelegentlichem Spielen und intensivem Spielen wird immer ausgeprägter. Die bittere Konsequenz: Das Spiel wird beim nächsten Zockerabend nicht mehr vorgeschlagen, obwohl es eigentlich Spaß macht! Das ist schade. Keine Angst, Street Fighter 6 ist nicht nur etwas für hartgesottene Veteranen, auch Neulinge der Serie kommen voll auf ihre Kosten.

Willkommen auf der Straße

Beim Spielstart habt ihr sofort die Möglichkeit, aus unterschiedlichen Modi zu wählen. Neben dem traditionellen "Eins-gegen-Eins-Modus" und "Gruppenkämpfen“ gibt es auch einen umfangreichen Story-Modus. Mit dabei ist zudem ein "Arcade-Modus“. Hier schlüpft ihr in die Rollen der verschiedenen Figuren und spielt deren Vorgeschichte nach. Das Ganze wird durch kleine Zwischensequenzen untermalt. Street Fighter 6 zeigt dabei direkt, was ihr von der Prämisse erwarten könnt: Skurrile Persönlichkeiten und krass designte Klamotten, im Hintergrund läuft ein Hip-Hop-Soundtrack. Das Spiel bietet sich der jüngeren Generation fast schon zwanghaft an, und zunächst erschien mir das etwas seltsam. Mit zunehmender Spielzeit wurde mir aber klar, wie gut all das zusammenpasst - wie ein Cocktail mit einem eigentümlichen Duft, den man zunächst mit Vorbehalt kostet, um anschließend zu bemerken, dass er tatsächlich ganz schmackhaft ist.

Zunächst wählt man am besten den traditionellen "Eins-gegen-Eins-Kampf". Dort sticht das nicht allzu große Teilnehmerfeld sofort ins Auge. 18 Straßen-Kämpfer sollten zwar für jeden Geschmack etwas bieten und für die ersten Spieleabende locker ausreichen, einige wichtige Charaktere wie Sagat, Vega oder Balrog fehlen jedoch schlicht. Serienlieblinge wie Ryu oder Guile sind aber natürlich am Start. Außerdem lobenswert: Die Fighter steuern sich allesamt unterschiedlich und die angenehm kurzen Ladezeiten der neuen Konsole machen richtig Freude.

Apropos Kämpfer: Ihr habt die Wahl zwischen der Standard-Version des Spiels und einer sogenannten "Years 1-2 Fighters-Edition". Letztere stand uns zur Verfügung und bietet zusätzlich zu den Inhalten des Basis-Spiels acht weitere Charaktere, vier Stages und optische Verbesserungen für die bereits vorhanden Fighter, sowie ein paar nette Extras für die World-Tour. Für 20€ Aufpreis ist das vor allem für Fans definitiv eine Überlegung wert, da vor allem die neuen Kämpfer für noch mehr Spielspaß sorgen.

Je nach Kämpfer entscheidet man sich für einen unterschiedlichen Kampfstil und diesen gilt es fortan zu beherrschen. Dhalsim hat beispielsweise dank seiner langen Arme große Vorteile, wenn es um Angriffe aus der Ferne geht. Ryu hat dagegen enorme Power und schlägt einfach brachial zu. Dank der unterschiedlichen Steuerungsoptionen, nebst einer Option für Neulinge, kommen auch Anfänger sofort auf ihre Kosten und verinnerlichen das Kampsystem und die unterschiedlichen Kämpfer nach wenigen Versuchen. Alteingesessene Spieler freuen sich über die klassische Handhabe und zaubern im Handumdrehen brachiale Moves auf den Bildschirm, die in Windeseile Gegner zerlegen.

Einen richtig gelungenen Modus stellt auch der Mehrspielermodus dar. Street Fighter 6 ist gegen KI-Gegner definitiv unterhaltsam, aber gegen einen anderen Spieler, am besten natürlich neben euch auf der Couch, zeigt das Spiel sein wahres Potential. Auch online funktionieren die Kämpfe ordentlich. Es dauerte nicht sonderlich lange, ehe die Verbindung für unseren Test aufgebaut wurde. Die Fights liefen stabil und Verbindungsabbrüche hatten wir auch keine.

Das Herzstück: Die Worldtour

Abseits des Multiplayer-Bereichs gibt es für Einzelspieler vor allem im „World-Tour-Modus“ viel zu erleben. Dort könnt ihr zum Beispiel mit einem sehr detaillierten Charakter-Editor ein 1:1-Abbild von euch selbst erstellen. Die Optionen sind praktisch unbegrenzt, und wer Freude an solchen Editoren hat, kann viele Stunden damit verbringen und seine Lieblingscharaktere abspeichern.

Nach der Charaktererstellung startet ihr eure Laufbahn als Kampfkünstler unter der Anleitung des Kampfkunstmeisters Luke. Der Modus ist in mancherlei Hinsicht wie ein klassisches Rollenspiel aufgebaut. Ihr werdet in einer erfundenen Stadt ausgesetzt und kämpft euch durch alle Stadtteile. Für jeden gewonnenen Kampf erhaltet ihr Erfahrungspunkte, die euch beim Levelaufstieg helfen. Wenn ihr ein Level aufsteigt, bekommt ihr Fertigkeitspunkte, die ihr in einem Fertigkeitenbaum ausgeben könnt. Darüber hinaus habt ihr die Möglichkeit, verschiedene Meister aufzusuchen, die euch neue Kampftechniken beibringen können. Alternativ könnt ihr euer gewonnenes Geld in eine neue Ausstattung investieren, um eure Statuswerte zu steigern. Obwohl der Gameplay-Loop Spaß macht, ist die Motivation nicht so hoch, wie sie hätte sein können. Das liegt vor allem daran, dass man im „World-Tour-Modus“ auch nicht viel mehr machen kann als in den anderen Modi von Street Fighter 6. Die Handlung ist letztlich so dünn, dass sie mir nach den ersten Minuten des Spiels direkt egal war. Auch die herrlich bescheuerten Outfits, die man in den Shops kaufen kann, können darüber nicht hinwegtrösten. Mit durchdachten Hintergrundgeschichten, einer tragischen Rachegeschichte oder Ähnlichem hätten die Entwickler noch mehr aus dem World-Tour-Modus herausholen können.

Auch technisch hat mich der "World-Tour-Modus“ leider nicht vollständig überzeugt. Hier fällt die Framerate grundsätzlich auf 30 FPS, und während meinem Test traten hin und wieder leichte Grafikfehler auf. Dort konnte ich auch sporadische Einbrüche der Bildfrequenz feststellen. Seltsamerweise hatte ich das in den anderen Modi nicht. Es ist bedauerlich, dass der „World-Tour-Modus“ das schwarze Schaf im Spiel darstellt, denn abseits dieser Probleme ist das Spiel eigentlich großartig: Die Effekte sind auffällig, die Soundeffekte kräftig und das Charakterdesign außergewöhnlich.

FAZIT:

Abgesehen vom "World-Tour-Modus“ macht Street Fighter 6 auf der Switch 2 eine mehr als ordentliche Figur. Als Nintendo-Fan reibt man sich manchmal die Augen und freut sich, solch einen Titel auf einem Nintendo-Gerät spielen zu dürfen. Das Spiel kommt ohne Einschränkungen auf den Hybrid, hat vom Umfang her das volle Paket bekommen und braucht sich vor den anderen Versionen nicht zu verstecken. Die Arcade-Kämpfe laufen butterweich, die Charaktere sehen schön aus und auch die animierten Hintergründe machen Lust auf mehr. Und wir dürfen nicht vergessen: Das hier ist ein Launch-Titel der Switch 2, hier ist also noch Luft nach oben. Leider hält der Titel im Story-Modus das Niveau nicht ganz und versagt ausgerechnet in der Performance. Außerdem ist die Geschichte etwas lahm, was man der Switch 2-Version jetzt aber nicht ankreiden darf. Unabhängig davon funktioniert das Debut der Serie auf der neuen Konsole.

Unsere Wertung:
8.5
Michael Prammer meint: "Ein Achtungserfolg zum Start der Switch 2"
Street Fighter 6: Years 1-2 Fighters Edition erscheint für PlayStation 4 und PlayStation 5 und Nintendo Switch und XBox Series. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet. Für diesen Test wurde uns ein Rezensionsexemplar von Capcom zur Verfügung gestellt.
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