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Angespielt: Das Switch2-Upgrade für Breath of the Wild & Tears of the Kingdom

Von Robert Emrich am 21.06.2025

Als The Legend of Zelda: Breath of the Wild 2017 gemeinsam mit der ersten Switch veröffentlicht wurde, überschlugen sich Spieler und Kritiker gleichermaßen vor Begeisterung. Auch bei uns rutschte der Titel nur haarscharf an der Bestwertung vorbei, denn die Mängel bei der Technik, die das Spiel um eine 10er Wertung brachten, standen in keinem Verhältnis zu dem fantastischen Gamedesign, das Eiji Aonumas Team uns in dem Titel präsentierte. Und so wurde Links erstes Abenteuer auf der Hybridkonsole prompt, und zumindest meiner Meinung nach, auch verdient, zum Spiel des Jahres gekürt. Sechs Jahre später folgte mit Tears of the Kingdom der langersehnte Nachfolger, der die im Vorgänger definierte Welt mit Himmels- und Unterwelten erweiterte und erneut begeistern konnte, obwohl die Technik der Switch 2023 endgültig in die Jahre gekommen war. Ein Umstand, der uns bei Tests oft genug dazu nötigte, die gezeigte Grafik mit den Möglichkeiten der Plattform in Relation zu setzen, auch wenn Ports auf den Konsolen anderer Hersteller in den meisten Fällen technisch klar überlegen waren.

Damit ist jetzt zum Glück aber Schluss. Mit der Switch 2 kommt nun auch Nintendo in (hochskalierten) 4K-Grafik-Gefilden an und macht sich mit diversen Updates direkt daran, einige ihrer beliebtesten Switch-Titel auf den aktuellen Stand zu bringen. Nicht nur damit ihr einmal sehen könnt, was mit der neuen Konsole möglich ist, sondern auch um den Visionen von Aonuma und Co. Rechnung zu tragen, die euch vermutlich am liebsten schon vor Jahren auf grafische Höhenflüge mitgenommen hätten. Die beiden kostenpflichtigen Erweiterungen für Breath of the Wild und Tears of the Kingdom (andere Updates wie das für Super Mario: Odyssey oder Splatoon 3 erhaltet ihr kostenlos) haben wir uns für euch einmal angesehen. Da die Updates an beiden Spielen in Sachen Handlung und Mechaniken aber keine grundlegenden Veränderungen vornehmen, beschränkt sich dieser Artikel auf die technischen Neuerungen und die Features, die die Switch App jetzt zum Spielerlebnis beisteuern kann. Die ursprünglichen Tests der Spiele findet ihr in den Links am Anfang dieses Textes, wo ihr sie euch bei Bedarf gerne noch einmal durchlesen könnt.

Hübscher, schneller, mehr!

Der Hauptaugenmerk des Switch 2 Upgrades liegt klar auf der Grafik, die durch die Erweiterung einen gewaltigen Schub erfährt. Die vergleichsweise matschige 900p Grafik, die sich in der ursprünglichen Version mit 30 Bildern pro Sekunde über eure Fernsehbildschirme schleppte, wurde dank einer erhöhten Auflösung von 1440 Pixeln, die per Upscaling dann noch auf 4K-Grafik hochgerechnet werden, im Prinzip vervierfacht. Dazu kommt eine verdoppelte Bildrate von 60 FPS, die sich besonders in Kämpfen sehr angenehm auswirkt, wenn ihr zum Beispiel Schüsse mit einem Schild reflektieren wollt. Eine drastische Erhöhung der Texturschärfe, der Schattendetails, der Objektdichte und der Entfernung, in der Dinge von der Engine ins Spiel geladen werden runden das Bild ab und lassen Hyrule schöner, schärfer und detailreicher als jemals zuvor auf einer Nintendo-Konsole erscheinen. Während in der Grafik alles immer mehr wird und sich auch die Zahl der Speicherplätze im Spiel “fulminant” von einem auf zwei Slots verdoppelt hat, gehen die Ladezeiten in dem Spiel den umgekehrten Weg und wurden deutlich verringert und zum Teil sogar halbiert. Wartezeiten von bis zu 45 Sekunden gehören damit der Vergangenheit an und die Reise in Schreine oder das hin- und herteleportieren (um zum Beispiel noch ein paar Krogs zu finden) fühlen sich jetzt angenehm zügig an. All diese Verbesserungen fallen, ohne direkten Vergleich zwischen den Versionen, eher nuanciert auf, da die Spiele an sich immer noch die gleichen sind. Es wirkt aber alles ein wenig runder und zeitgemäßer, sodass der gesamte Eindruck, den die Spiele machen, einfach noch ein wenig besser wird. Ein visuelles Feuerwerk, das euch Tränen in die Augen treibt, während es Bilder von unsterblicher Schönheit in eure Hirnwindungen meiselt, solltet ihr aber nicht erwarten.

Mit dem Handy in der Hand durch Hyrule

Bei der Suche nach Krogs, Quests und anderen besonderen Orten kommt euch mit dem Upgrade die Nintendo Switch App zugute, die ihr kostenlos in den üblichen Play-Stores beziehen könnt und die euer Telefon in ein Navi für die Reise durch das Hyrule der beiden Spiele verwandelt. Einmal gekoppelt werden euch eure Position und auch die aller sammelbaren Dinge in der Welt punktgenau angezeigt. Sowie ein bestimmtes Ziel im Handy ausgewählt wurde, lotst euch eine leicht nervige Stimme in die korrekte Richtung, bis ihr euer Ziel erreicht habt. Das klappt in der Regel sehr gut, fordert aber trotzdem hin und wieder ein wenig mitdenken von euch, da die App natürlich nicht berücksichtigt, ob Link aktuell die Ausrüstung oder Ausdauer besitzt, um das Ziel auch wirklich erreichen zu können. Außerdem ist es vermutlich nicht jedermanns Sache, während des Spielens immer wieder auf ein Telefon gucken zu müssen, statt sich der Schönheit der Spielwelt hingeben zu können und eine Navigation innerhalb des Spiels wäre unter Umständen eleganter gewesen. Auf der anderen Seite hätte die Masse der sammelbaren Items, eingeblendet in der Weltkarte, die berüchtigte Ubisoft-Formel weit in den Schatten gestellt und euch jegliche Chance genommen, die Welten selber zu erkunden. Es ist also verständlich, warum Nintendo den Umweg über ein zusätzliches Gerät als bestmöglichen Mittelweg gewählt hat. Denn auf diese Weise habt ihr zumindest die Kontrolle, wann und wie ihr euch etwas anzeigen lassen wollt.

Zusätzlich zum Navi gibt es noch diverse andere Funktionen, die mehr oder weniger interessant sind. So könnt ihr unter anderem Screenshots bearbeiten, Items an andere Spieler*innen übertragen, einen täglichen Bonus einfordern, der euch z.B. stärkendes Essen gewährt oder eure Spielstatistiken mit denen anderer Spieler vergleichen. Findige “Tears of the Kingdom” Bastler können ihre Kreationen jetzt per QR-Code mit anderen Freunden teilen, damit diese sie mit einem Knopfdruck nachbauen können und Nintendo nutzt das Feature bereits selber und veröffentlicht aktuell in den sozialen Medien einen Bauplan für ein kleines Hovercraft. Die für den Bau benötigten Teile sind aber natürlich nicht im Lieferumfang enthalten. Für Spieler*innen, die an der Geschichte der Spielwelt Interesse haben, ist die Funktion “Audio Erinnerungen” ein nettes Extra. Einmal aktiviert, lässt euch Zelda an bestimmten Punkten in der Spielwelt an ihren Gedanken und Erinnerungen teilhaben, wodurch die Spiele noch ein wenig mehr Tiefe gewinnen. Da Zeldas Gedanken an den ursprünglichen Geschichten der Spiele nichts ändern, entstehen euch keine Nachteile, wenn ihr die Funktion nicht nutzen könnt oder wollt.

Braucht man nicht, lohnt sich aber trotzdem

Im Prinzip ist mit der Überschrift fast alles gesagt, denn tatsächlich kann man ruhigen Gewissens sagen, dass ihr keine der beiden Erweiterungen unbedingt braucht, wenn ihr die Spiele genießen möchtet, ohne weiteres Geld in sie zu investieren. Sowohl “Breath of the Wild” als auch “Tears of the Kingdom” haben sich ihre 9,5er Wertungen bei uns nicht grundlos abgeholt und beide Titel machen auch in ihrer ursprünglichen Form weiterhin Spaß, zumal die Erweiterungen in Sachen Handlung und Spielmechaniken, vielleicht vom Navi der Handyapp und Zeldas neuen Erklärungen einmal abgesehen, keinen Mehrwert bieten.

Dass sich die Upgrades für eine erste oder auch erneute Reise nach Hyrule paradoxerweise trotzdem lohnen, liegt an den vielen kleinen Verbesserungen, von denen die Spielwelten zum Teil stark profitieren, weil mit ihnen halt alles einfach ein bisschen runder läuft. Auch die Switch App bietet diverse praktische Funktionen und wer schon immer einmal alle Krogs in einem Spielstand sammeln oder wirklich jedes Geheimnis in den Welten finden wollte, kommt hier voll auf seine Kosten, ohne sich mit statischen Karten in Handbüchern oder auf Webseiten herumschlagen zu müssen, die auch noch Zeug anzeigen, das euch gar nicht mehr fehlt. Der vielleicht beste Grund, die jeweils geforderten zehn Euro zu investieren, ist aber schlicht der, dass euch die Spiele, wenn ihr die Erweiterungen gekauft habt und dann testet, vermutlich (ein weiteres mal) in ihren Bann schlagen und großartig unterhalten werden. Und alleine darauf kommt es doch am Ende an.

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1 Kommentar:
Christian)
Christian
Heute um 05:13
*innen *außen!