Fae Farm
Natürlich, müsste man fast sagen, landet euer frisch erstellter Charakter auf einer mysteriösen Insel. Nach einem relativ spartanisch gehalten Charaktereditor kommt ihr auf der Insel an und werdet fast schon stürmisch vom ortsansässigen Oberhaupt begrüßt und bekommt mehr oder weniger unfreiwillig eine Behausung und eure ersten Aufgaben. Dadurch wird zwar die Spielmechanik ganz nett erklärt, die eigentliche Story beginnt allerdings recht plump und wirkt etwas abgedroschen. Erst mit weiteren Quests nimmt das Spiel und damit auch die Haupthandlung an Fahrt auf und irgendwann im weiteren Verlauf ergeben auch die Charaktere etwas mehr Sinn. Es dauert ein paar Spielstunden, dann aber verliert man sich jedoch regelrecht in der Spielwelt Azoria und der damit verbundenen Geschichte. Das tägliche Leben in Fae Farm ist dem anderer Lebenssimulationen sehr ähnlich. Das Spiel macht keinen Hehl daraus, sich anderer Genre-Vertreter und deren Grundmechaniken großzügig zu bedienen. Baut Getreide an, kümmert euch um Tiere, erkundet euer Dorf und schließt Freundschaften mit den Bewohnern. Außerdem könnt ihr angeln gehen, Insekten und andere Kleintiere fangen, leckeres Essen kochen oder Holz und Steine abbauen, um neue Möbel, Dekorationselemente oder Tische herzustellen. Leider füllt sich das Inventar sehr schnell und zudem sind oft viele, neue Gegenstände erforderlich, um Aufgaben meistern zu können. Allein das Kochen besteht aus drei verschiedenen Stationen, die eine große Küche für ein Eigenheim zusammen stellen würde. Ein Upgrade System der einzelnen Stationen wäre hier hilfreich gewesen, um die Übersicht zu bewahren.
Eine märchenhafte Lebenssimulation
Obwohl Fae Farm mit wenig neuen Spielideen daherkommt, gibt es zahlreiche kleine Details, welche die täglichen Aufgaben im Vergleich zur Konkurrenz erleichtern. Ein Beispiel hierfür sind die Tools, die ihr schneller aufleveln könnt. Während es oft Monate im Spiel dauert, um eine qualitativ hochwertige Axt zu bekommen, geht das in Fae Farm deutlich einfacher, da die Ingame-Kosten deutlich niedriger sind. Dadurch könnt ihr frühzeitig an qualitativ hochwertigere Materialien gelangen, was zu einer schnelleren Entwicklung führt. Wenn euer Charakter zudem Zauberkraft einsetzt, wird das Gießen mit der Gießkanne noch einfacherer. In Fae Farm gibt es nicht nur eine normale Lebens- und Energieleiste, sondern auch einen Manabalken, der durch spezielle Werkzeuge entleert wird. Ihr könnt mit der Gießkanne entweder nur ein Feld nach dem anderen bewässern oder die Spezialfunktion nutzen und direkt ein drei mal drei Felder großes Gebiet auf einmal bewässern. Obwohl der spezielle Effekt erst in der zweiten Generation an Werkzeugen eingeführt wird, kann man sie frühzeitig schneller aufwerten und somit schnellere Feld- und Landarbeit ermöglichen. Um eure Mana-Vorräte wieder aufzufüllen, könnt ihr Mana-Tränke verwenden oder euch entspannen, was allerdings eine Weile dauert. Dadurch, dass ihr euch selbst in den Minen von nahe gelegenen Muscheln ernähren könnt, kommt ihr über den Tag verteilt kaum in Energie-Not. Wenn es dunkel wird, erscheinen auch überall kleine grüne Energiekugeln, die ihr vor dem Schlafengehen auf der Insel sammeln können, um mehr Energie zu erhalten.
Und wo wir beim Thema Minen sind: Hier könnt ihr euch durch verschiedene Stufen einer Salzwassermine bewegen, die mit Erzen und Edelsteinen gefüllt ist. Tatsächlich sind es sogar drei unterschiedliche Minen, die schrittweise freischaltbar sind. Hier begegnet ihr auch den Tohuwabohu, welche äußerst attraktive Gegner sind und euch das Abenteuer durch die Minen erschweren möchten. Zu Beginn des Spiels erhaltet ihr euren Zauberstab, der ähnlich wie das Werkzeug aufgewertet werden kann. Je tiefer ihr in den Minen vorrückt, desto schwieriger werden die Gegner. Das Spiel bleibt aber immer relativ moderat, sodass kein Gegner sonderlich schwierig zu bezwingen ist. Die Betonung liegt weiterhin auf dem angenehmen Spielen, auf das Fae Farm großen Wert legt. Trotzdem ist es vorteilhaft, die Gegner zu besiegen, da sie gelegentlich interessante Gegenstände fallen lassen können. Außerdem wird jeder Gegner in eurem Almanach vermerkt, in dem grundsätzlich alles, was ihr finden, kochen, angeln oder bauen könnt, aufgeführt wird. Eine großartige Motivation für alle, die gerne sammeln und entdecken möchten. Auch wird euch eine Möglichkeit geboten, schnell durch die bereits besuchten Ebenen der Minen zu reisen indem ihr euch, nachdem ihr passende Siegel gebaut und eingesetzt habt, nach unten teleportiert. Je tiefer ihr die Siegel erstellen möchtet, desto anspruchsvoller wird die Arbeit, aber ihr könnt alle erforderlichen Materialien in den entsprechenden Mengen finden. Daher ist dies nur eine kleine Aufgabe zum Sammeln und ihr könnt bald mit dem Teleporter den bequemen Weg gehen. Auch auf der Insel gibt es verschiedene Teleporter, die euch nach der Aktivierung viel Zeit sparen. Ein solcher befindet sich unmittelbar neben eurem Zuhause und in unmittelbarer Nähe zu den Salzwasserminen. Hätte schlechter laufen können.
Animal Crossing trifft Harry Potter?
Euer Zauberstab dient jedoch nicht nur zur Bekämpfung der Gegner, da Azoria nicht nur die gefährlichen Strudel vor der Insel hat. Große Dornen gedeihen überall und erinnern an das Disney Dreamlight Valley. Es ist wichtig, diese zu beseitigen, da erst dann andere Gebiete auf der Insel zugänglich sind. Außerdem gibt es in einigen Gebieten dunklen Nebel, der euch den Weg versperrt und dementsprechend ebenfalls entfernt werden sollte. Es ist wichtig, jeden Winkel der Insel sorgfältig zu untersuchen, da es möglicherweise noch ein unbekanntes Gebiet gibt, das aufgeklärt werden muss. Nach und nach wird der Zauberstab verbessert, um weitere Zaubersprüche zu verwenden. Manche Bereiche sind jedoch aus anderen Gründen nicht unmittelbar erreichbar. Zum Beispiel fangt ihr sofort an zu frieren, wenn ihr in ein kühles Gebiet geht. Leider hilft eine warme Tasse Tee nicht viel, sodass ihr andere Wege finden müsst, um solche Orte sicher zu betreten. Etwas bedauerlich ist, dass die Figuren bei so vielen Optionen nicht den ihnen zustehenden Tiefgang besitzen. Erst durch eine engere Freundschaft entwickeln sie mehr Charakter, obwohl die NPCs häufig die gleichen Sätze sagen. Allerdings kommt ihr nicht um die Einwohner von Azoria herum, denn sie geben euch nicht nur kleine Nebenaufgaben, sondern treiben auch die Geschichte voran. Wir möchten an dieser Stelle nicht zu viel verraten, es werden jedoch einige Überraschungen auf euch zukommen, mit denen auf den ersten Blick nicht zu rechnen ist. Leider muss man sich zu Beginn der Handlung erst einmal mit den weniger redefreudigen Bewohnern zufriedengeben.
Es ist sogar möglich, dass ihr eine romantische Beziehung eingeht, und es gibt bestimmte Charaktere, mit denen dies der Fall sein könnte. Glücklicherweise wird es nicht lange dauern, bevor ihr mitbekommt, was euer Gegenüber von euch verlangt, da er die benötigten Gegenstände aktiv von euch einfordert. Das hilft bei der Partnersuche ungemein und beschleunigt dieses Feature. Ansonsten verkaufen euch die verschiedenen Bewohner unterschiedliche Dinge, und viele Charaktere haben eine bestimmte Funktion. Nach kurzer Zeit wisst ihr also, wo ihr eure Werkzeuge aufwerten könnt, wen ihr besuchen solltet, wenn ihr Pflanzensamen braucht, und wen ihr ansprechen müsst, um euer Inventar zu erweitern. Darüber hinaus ist das Verkaufen von gesammelten oder hergestellten Gegenständen in Fae Farm etwas anders als beispielsweise in Stardew Valley. Während ihr normalerweise eine Verkaufskiste habt, die ihr während des Tages füllen könnt, gibt es hier Markttische. Jedoch sind diese anfänglich begrenzt und müssen aufgewertet werden, um mehr Verkaufsfläche zu erhalten. Schade ist hierbei, dass Gegenstände einer Gattung nicht zusammen verkauft werden dürfen, was die Verkaufsfunktion stark limitiert und etwas umständlich macht.
Technisch macht das Spiel einen soliden Eindruck. Schaut man sich allerdings den Startbildschirm mit dem Firmenlogo und dessen ruckelnden Verzögerungen an, wird einem zunächst Angst und Bange, was der Titel hier abliefern könnte. Auch die teils desaströsen Ladezeiten, gerade zu Beginn des Spiels, trüben etwas die Freude. Doch wenn das Game erst einmal ins Rollen gekommen ist, läuft es weitestgehend sauber. Ein paar Ruckler und Bildrateneinbrüche sind immer mal wieder zu verzeichnen, Spielabstürze oder grobe Aussetzer hatten wir im Test keine. Die Grafik zeigt sich in einem sehr freundlichen, kindgerechte Look und wirkt sehr liebevoll gestaltet. Auch die musikalische Untermalung weiß zu überzeugen und vermittelt einen geradezu märchenhaften Flair. Bis auf die bereits angesprochenen Ladezeiten liefern die Entwickler hier ein technisch solides Gesamtpaket ab.
Fazit:
Fae Farm hält genau das, was es verspricht. Wir bekommen eine entspannte Lebenssimulation, mit vielen kleinen und teilweise auch größeren Spielereien. Einige Mechaniken, die wir in anderen Genre-Vertretern kennengelernt haben, wurden hier mit eingebaut, manche sogar verbessert. Ein paar Dinge wiederum wurden umständlicher gestaltet. Jedoch spielt sich Fae Farm trotz einiger Limitierungen geradezu entspannend, ohne langweilig zu werden. Dazu kommt die sich später toll entfaltete Geschichte, welche die märchenhafte Präsentation perfekt rüber bringen möchte und diese Mischung meiner Meinung auch schafft. Etwas schade sind dann die teils unverschämt langen Ladezeiten. Außerdem braucht die Geschichte, welche für meinen Geschmack fast schon „dämlich“ beginnt, eine lange Anlaufzeit und vor allem viele Gespräche, um sich vollends zu entfalten. Beide Aspekte kosten Fae Farm eine absolute Traumwertung, jedoch können wir euch das Spiel ruhigen Gewissens ans Herz legen, wenn ihr mit dem Genre etwas anfangen könnt.