Test

Flame Keeper

Von Robert Emrich am 29.06.2023

Roguelites sind auf der Switch schon lange nichts neues mehr. Und auch dass Spiele unfertig auf Konsolen veröffentlicht werden und dann erst durch (viele) weitere Updates einen spielenswerten Zustand erreichen, wird spätestens seit Cyperpunk 2077 niemanden mehr überraschen. Doch Spiele, die sich offiziell noch im Early Access Status befinden und kaum mehr als die Hälfte des geplanten Inhaltes vorweisen können, sind ein seltenes Gut im Eshop, was vermutlich vor allen Dingen daran liegt, dass Nintendo derartige Titel bis vor kurzem auf seinen Plattformen nicht erlaubt hat. Das vorliegende Flame Keeper ist aber genau so ein Titel und kann von euch jetzt schon gekauft und gespielt, aber eben noch nicht abgeschlossen werden. Für eine (vorläufige) Bewertung haben wir uns aber trotzdem einmal durch die ersten zwei Gebiete gekämpft und verraten euch, worauf ihr euch freuen könnt.

Firestarter

Im Wald ist das Feuer ausgegangen. Was aber im realen Leben, insbesondere angesichts der jüngsten verheerenden Waldbrände, in der Regel eine gute Nachricht ist, bedeutet für das kleine Fuchsdorf im Herzen der Welt Orbis ernste Probleme. Denn die Kobolde, die den Füchsen ihr Feuer geklaut haben, haben auch gleich noch große Teile des Dorfes in Schutt und Asche gelegt. Und so würde es für die kleinen Pelztierchen wohl schlecht aussehen, wenn da nicht der Held Ignis wäre, dessen Rolle ihr übernehmt. Für die drollige Mischung aus einem Stück Glut und Rayman ist die Rettung des Tages selbstverständlich Ehrensache, weswegen ihr euch auch gleich auf den Weg macht, um die Feuer neu zu entfachen, das Dorf wieder aufzubauen und die bösen Drahtzieher hinter dem Angriff zur Rechenschaft zu ziehen.

Die Geschichte ist zwar, wie bei solchen Titeln üblich, ein bloßer Aufhänger für das weitere Spiel, wurde aber trotzdem sehr hübsch gestaltet und motiviert durchaus dazu, in den Kampf zu ziehen. Trotzdem fehlt der Welt noch der gewisse Schliff, der vergleichbare Spiele mit Leben erfüllt und tatsächlich wäre es schön, wenn unser Fortschritt in der Welt und beim Aufbau des Dorfes Einfluss auf die Optik und die Dialoge im Dorf hätte. Ob sich hier noch etwas tun wird, bleibt abzuwarten.

Light my Fire

Ähnlich wie die Geschichte, ist auch das Spielprinzip vergleichsweise einfach gehalten, ohne deswegen langweilig zu sein. Es gibt vier Gebiete von denen zwei bisher spielbar sind, die sich jeweils in drei Level aufteilen, die ihr der Reihe nach durch den Abschluss des vorherigen Levels freischaltet. Zwischen den Leveln kehrt ihr immer wieder ins Fuchsdorf zurück, von dem aus ihr freigeschaltete Level immer wieder besuchen könnt. Jeder Level besteht aus drei bis vier Abschnitten, die wie folgt aufgebait sind. In den ersten beiden Abschnitten müsst ihr im Grunde nur Energie und Laternen sammeln, um mit beidem das zentrale Feuer des Abschnittes wieder zu entfachen. Die Energie, die überall in den Leveln und bei Gegnern zu finden ist, füllt dabei nicht nur die Energie des Feuers auf, sondern dient Ignis auch als Lebensenergie, was im Grunde bedeutet, dass ihr die Feuer mit eurer eigenen Lebensenergie entfachen müsst. Durch diesen Kniff der Designer des Spiels, bekommt das grundsätzlich nicht allzu schwere Spiel eine wichtige Wendung, da ihr zu jeder Zeit abschätzen müsst, wieviel eurer Energie ihr abgebt. gebt ihr zuwenig ab, ziehen sich die Level unnötig lang, was bei den immer wieder neu auftauchenden Monstern kaum zielführend ist. Spendet ihr hingegen zuviel Lebensenergie, seid ihr leichte Beute und bereits ein guter Treffer kann euch euer einziges Leben kosten, was dazu führt, dass ihr den kompletten Level wieder von vorne beginnen müsst. Im dritten Abschnitt müsst ihr euer Feuer, wie bei einem "Tower Defense"- Spiel, vor anrückenden Monsterwellen verteidigen und zu diesem Zweck verschiedene Verteidigungsanlagen mit eurer Lebensenergie aufbauen, um die Monster fünf Minuten lang vom Feuer fern zu halten. Mit dem Abschluss dieser Aufgabe enden die ersten beiden Level jedes Gebietes und das Spiel bringt euch wieder in das Fuchsdorf, um Ignis und die lokalen Gebäude mit den erbeuteten Ressourcen zu stärken.

Der dritte und damit letzte Level der Gebiete wartet als Besonderheit mit einem vierten Abschnitt auf, in dem ihr einen großen Endgegner besiegen müsst. Die Kämpfe sind dabei fordernd, kommen aber weder bei den Endkämpfen, noch in den Leveln an das Niveau vergleichbarer Spiele wie "Deaths Door" heran. Das liegt zum großen Teil daran, dass ihr für die Kämpfe kaum mehr als zwei Tasten benötigt: Mit dem Standardangriff und gut getimeten Ausweichaktionen lässt sich so ziemlich alles besiegen, zumal die später freischaltbaren Attacken gerade am Anfang nicht stark genug sind, um mit ihnen zu überzeugen. Dennoch fühlen sich viele der freischaltbaren Verbesserungen gut und wertig an und besonders die Runen mit denen ihr verschiedene Aspekte von Ignis verbessern könnt, bergen eine Menge Potential. Durch die vielen freischaltbaren Verbesserungen, den spärlich genutzten Zufallseffekt und den dauerhaft freigeschalteten Levelfortschritt lässt sich allerdings darüber streiten, ob Flame Keeper wirklich in das Genre der Rogue-lites passt, wie es die Entwickler des Studios Kautki Cave in der beschreibung des Spiels angeben. Vielmehr vereint das Spiel Elemente aus den Genres Action-Adventure und Rogue-lite und entzieht sich damit einer eindeutigen Zuordnung. Beide Genres zu mögen ist an dieser Stelle definitiv von Vorteil, da dem Titel für ein reines Action-Adventure die Abwechslung und für ein Rogue-lite der Schwierigkeitsgrad fehlt. In der Mischung passt es in den vier bis acht Stunden, die ihr für die ersten beiden Kapitel braucht aber sehr gut. 

Fire it Up

Obwohl Flame Keeper ganz klar noch einige Baustellen hat an denen es bis zu seiner endgültigen Veröffentlichung arbeiten muss, macht die Technik bereits jetzt schon einen sehr guten Eindruck. Die Grafik gefällt sehr gut und kommt besonders in den Zwischensequenzen gut zur Geltung in der auch die Animationen erst richtig wirken können. Ich hätte nie gedacht, dass mir CGI-Animationen von Figuren, die sich wie in Stop-Motion-Animationen bewegen, gefallen würden, doch hier im Spiel funktioniert es ausgezeichnet. Der Soundtrack ergänzt das Geschehen auf dem Bildschirm mit einigen tollen Melodien und schafft es dabei auch nach Stunden nicht langweilig zu werden. Die Steuerung ist durch den Fokus auf die Schultertasten ein wenig gewöhnungsbedürftig, geht nach einer Eingewöhnung aber gut von der Hand. Dass man sie in den Optionen nicht anpassen kann, ist ein wenig schade und auch eine Einstellung für die Gamma-Werte der Darstellung wäre sehr nett, da das Spiel gerade mit wenig Lebensenergie ziemlich dunkel wird. Ein weiteres Problem offenbart sich euch nur beim Spiel auf dem Bildschirm der Konsole, wenn ihr per Schultertaste herauszoomt, um in den Gebieten verteilte Schätze und Laternen zu finden. Herausgezoomt ist euer Charakter auf dem Bildschirm der Switch winzig, sodass der Überblick entgegen der Intention der Funktion verloren gehen kann. Auf einem größeren Bildschirm habt ihr es da tatsächlich leichter.

Fazit:

Zum aktuellen Stand macht Flame Keeper bereits einen soliden Eindruck. Das Spielprinzip ist unterhaltsam und zuminest stellenweise fordernd, die Grafik und der Soundtrack gefallen sehr gut und auch bei der Steuerung gibt es wenig zu bemängeln. Und so lautet die spannende Frage eigentlich nur, wie es mit der Entwicklung des Spiels bei dem kleinen Studio Kautki Cave weitergeht. Da wir mal davon ausgehen, dass die Entwickler den aktuellen Stand mit der zweiten Hälfte des Spiels nicht in den Sand setzen werden, würde Flame Keeper mit zwei weiteren Leveln und ohne große Änderungen am Gameplay ein kurzweiliger Indie-Titel werden. Als solcher wäre er für alle Spieler, die Action-Adventures und Rogue-lites mögen in jedem Fall einen Blick wert. Vielleicht, aber auch nur vielleicht, haben die Entwickler mit dem kleinen Spiel noch großes vor und machen Flame Keeper mit etwas mehr Tiefgang und Feinschliff zu einem dieser Abenteuer, die sich einem sprichwörtlich ins Herz brennen. Das Potential dazu ist in jedem Fall da. 

Unsere Wertung:
7.5
Robert Emrich meint: "Vielversprechender Auftakt für ein charmantes Abenteuer mit jeder Menge Potential."
Flame Keeper von Kautki Cave erscheint am 17.03.2023 für PC und PlayStation 4 und PlayStation 5 und Nintendo Switch und XBox One und XBox Series. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet. Für diesen Test wurde uns ein Rezensionsexemplar von Untold Tales zur Verfügung gestellt.
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