Tactics Ogre: Reborn
Klassiker neu auflegen ist aktuell im Trend. Wir haben da auch nichts dagegen, erst recht nicht, wenn diese gut umgesetzt werden. Mit unserem Test der „Wiedergeburt“ von Tactics Ogre auf Nintendo Switch verraten wir euch, ob das hier der Fall ist.
Tactic Ogre hat seinen Ursprung auf dem altehrwürdigen Super Nintendo und wurde später auf die PlayStation Portable portiert. Das Taktik-Rollenspiel hat seit jeher eine große Fangemeinde und so verwundert es kaum, dass Square Enix den Klassiker neu aufgelegt hat. Dabei hat es der Genre-Vertreter gerade auf der Hybrid-Konsole von Nintendo nicht gerade einfach, muss man sich doch mehr oder weniger an keinem geringeren, als an Branchenprimus Fire Emblem messen lassen. Außerdem gibt es bereits einige Ableger in moderneren Gewändern zu bestaunen. Doch legen wir diese Vergleiche einmal beiseite und schauen uns an, wie das Taktik-Rollenspiel funktioniert.
Game of Ogre
Die Geschichte gehört auf jeden Fall zu den großen Stärken des Spiels. Um nicht zu spoilern, dürfen wir nicht zu viel von der Handlung verraten, wir möchten aber zumindest einige Eckpunkte anreißen. Wir befinden uns im Königreich Valaria, welches von zwei Großmächten beherrscht wird. Ein drittes, sehr kleines Reich, hat wenig zu melden und lebt von der Angst durch Unterdrückung der beiden Großmächte. In dem kleinen Reich, Walister genannt, bildet sich schon sehr bald ein Widerstand, und durch ein paar Zufälle entsteht eine Gruppe, die sich auf eine Rettungsmission begibt, um einen Gefangenen zu befreien. Das mag nach Standardkost klingen, die Geschichte ist jedoch so spannend und voller Wendungen, Intrigen und unerwarteter Ereignisse, dass so manche Sendung aus dem Hause HBO direkter Nachfahre hätte sein können.
Spielerisch bekommen wir ein taktisches Rollenspiel, das dem Namen alle Ehre macht. In rundenbasierten Kämpfen wählen wir abwechselnd unsere Einheiten aus, bewegen diese über das Schlachtfeld, lassen sie Angriffe ausführen oder sammeln Belohnungen besiegter Feinde ein. Dabei wird zwischen unterschiedlichen Klassen gewählt und wir ziehen mit Ritter, Bogenschützen, Magier oder Drachenmeistern in den Kampf. Der Unterschied zwischen den einzelnen Klassen ist leider nicht so groß, wie er sich im ersten Moment anhören mag und so unterscheiden sie sich spielerisch leider nur sehr wenig. Klar, ein Zauberer wirkt Fernkämpfe und ein Ritter schlägt zu, jedoch fehlen gerade bei ähnlichen Charakterklassen, wie Kleriker und Magier entscheidende Alleinstellungsmerkmale. Demnach ist Tactic Ogre: Reborn auch sehr Einsteigerfreundlich und zu keinem Zeitpunkt mit Schwierigkeiten in der Gameplaymechanik verbunden. Das liegt auch daran, dass ihr euren Charakteren lediglich neue Ausrüstungen und Waffengattungen zuweisen könnt – neue Attacken oder Fähigkeiten gibt es nicht zu erlernen. Immerhin kann jeder Charakter jede Charakterklasse durchwechseln, was für etwas mehr Dynamik im Spielgeschehen sorgt.
Herausragende Geschichte – spielerische Abstriche
Euer Protagonist, Denam, wird über die Oberweltkarte gesteuert und dann zielgerichtet auf die einzelnen Schlachtfelder geführt. Sind Truppen und Charaktere ausgerüstet, kann der Kampf beginnen. In Trainingskämpfe lassen sich außerhalb der Story Erfahrungspunkte grinden, was für schwierige Gefechte durchaus überlegenswert sein kann. Startet ihr einen Kampf, wird zunächst die Startposition gewählt und dann auch schon gekämpft. Die Schlachtfelder sind leider relativ langweilig. Mal sind es offene Felder, mal Gassen, mal Wassergräben oder Erhöhungen, welche einen Vorteil beim Angriff verschaffen. All diese Karten spielen sich jedoch größtenteils gleich, was vor allem an der Zielführung der Missionen liegt. Denn in den meisten Missionen gilt es nur einen bestimmten Gegner auszuschalten, dann ist die Schlacht gewonnen.
Diese besonderen Feinde sind zwar stärker und geschickter als die restlichen Gegner auf dem Feld, konzentriert man allerdings seine komplette Angriffskraft auf diesen einen Feind, ist die Schlacht in der Regel relativ schnell gewonnen. Wirklich knifflig wird es nur, wenn Heiler oder Magier des Gegners so positioniert sind, dass man diese nicht erreichen kann und somit wirklich auf das Schlachtfeld eingehen muss. Das sind dann auch die Schlachten, die am meisten fesseln und längere Zeit andauern. Leider sind diese Schlachten eine Seltenheit.
Technisch gesehen sticht zuerst einmal der Grafikstil ins Auge. Tactic Ogre: Reborn schafft es, eine ordentliche Optik abzuliefern, die sich stilistisch an pixeligen Titeln wie Octopath Traveller orientiert. Dass die Optik überzeugen kann, liegt vor allem auch an den Filtern, die immer wieder für schöne Effekte sorgen. So kommen neben tollen Wasser- oder Nebeleffekten auch schöne Lichtelemente zum Tragen. Die Musik weiß ebenfalls zu überzeugen. Die Musik wurde mit orchestralen Klängen neu aufgelegt und passt sich bestens ans Spielgeschehen und die herausragende Story an. Auch bei der Performance darf man nicht meckern. Tactic Ogre: Reborn läuft butterweich und ohne technische Macken.
FAZIT:
Tactics Ogre: Reborn ist ein ordentliches Taktik-Rollenspiel, das vor allem durch die herausragende Story zu begeistern weiß. Die wunderschönen Dialoge fesseln von Anfang bis Ende, reißen mit und versetzen den Spieler das eine oder andere Mal ins Staunen oder Nachdenken. Die Geschichte ist es auch, welche den Spieler bei der Stange hält und durch das gesamte Spiel trägt, denn der Titel lässt abseits der Story doch etwas Potential liegen. Das liegt vor allem an den etwas eintönigen Spielfeldern, die sich alle zu ähnlich spielen. Auch die etwas limitierte Charakterentwicklung kann als Kritikpunkt betrachtet werden. Selbiges gilt auch für die Kämpfe, die bis auf einige Ausnahmen, relativ einfach zu gewinnen sind, wenn man denn die nötigen Tricks und Kniffe erst einmal verinnerlicht hat. Unter dem Strich ist Tactics Ogre: Reborn ein dennoch guter Titel, der mit etwas mehr Finetuning eine Topwertung hätte bekommen können.
Wie Kanta schrieb erscheint ja auch FrontMission ... gibt es dazu eigentlich Retailpläne oder bleibt das ein reiner Downloadtitel?