The Last of Us Part 1
Wir rekapitulieren: 2013 erschien das Adventure- beziehungsweise Survival-Horror-Spiel The Last of Us für die PlayStation 3, ein Jahr später als Remastered-Version für die PlayStation 4. 2020 veröffentlichte Sony dann The Last of Us Part 2, ebenfalls für die PlayStation 4. Jetzt erscheint der erste Teil als Remake auf der PlayStation 5, damit wir diesen auf dem technischen Niveau von The Last of Us Part 2 erleben dürfen. Wir haben den Test des Remakes des Remasters im Stile der Fortsetzung für euch geremak…, geremast… - Zum Henker mit dem Ganzen! Hier ist unser Test zu The Last of Us Part 1.
Der Anfang vom Ende der Welt
Was gibt es noch über die Story von The Last of Us zu sagen, das nicht schon hundert Mal gesagt wurde? Wer noch nicht weiß, wovon das Spiel handelt, hat die letzten Jahre vermutlich auf dem Mond verbracht, aber der Vollständigkeit halber fassen wir die Geschichte an dieser Stelle noch einmal zusammen: Eine Infektionskrankheit, die sich mit Hilfe von Pilzsporen verbreitet, verwandelt die Menschen im Jahr 2013 in blutrünstige Zombie-ähnliche Kreaturen. Zwanzig Jahre nach dem ersten Ausbruch des Cordyceps-Pilzes ist ein großer Teil der Weltbevölkerung infiziert und in den Vereinigten Staaten hat das Militär die Macht an sich gerissen. Die meisten Überlebenden wohnen in streng überwachten Quarantänezonen in abgeschotteten Stadtgebieten. Eine als "Fireflies" bekannte Rebellengruppe lehnt allerdings den gewaltsamen und totalitären Polizeistaat ab. Deren Anführerin Marleen beauftragt die Schmuggler Joel und Tess ein 14-jähriges Mädchen namens Ellie heimlich aus der Quarantänezone zu bringen. Was es mit dem scheinbar unauffälligen Mädchen auf sich hat, ist zunächst unklar. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass Ellie gegen die Pilzsporen immun ist. In ihrem Blut schlummert also der Schlüssel zum Erfolg im Kampf gegen die übermächtigen Zombiehorden.
Als Joel begleiten wir Ellie auf ihrer Reise durch den Osten der USA - immer darauf bedacht das Mädchen vor allen Gefahren einer bösartigen Welt zu beschützen. Mehr und mehr rückt dabei die Beziehung zwischen Joel und Ellie in den Fokus der Erzählung. Joel sieht in Ellie eine Art Tochter-Ersatz, sie in ihm eine Vaterfigur. Feinde stellen sich den Beiden nicht nur in der Form diverser Infizierter in den Weg. Auch Militärgruppen und andere Überlebende müssen überwunden werden. Joel setzt dabei auf ein relativ klassisches Arsenal an Schusswaffen, kann aber auch Molotov-Cocktails, Rauchbomben oder Sprengfallen craften sowie improvisierte Schlagwaffen einsetzen. Auch Medi-Kits lassen sich, die passenden Ressourcen vorausgesetzt, herstellen. Aus der ein oder anderen brenzligen Situation kann er sich statt mit Waffengewalt mit Hilfe von Stealth-Taktiken lösen, wobei ihm eine Art sechster Sinn zum Aufspüren von Gegnern gute Dienste leistet.
Wie schon in der Remastered-Fassung von 2014 ist der ursprünglich als DLC veröffentlichte Teil "Left Behind" auch in der Neuauflage enthalten. In der Erweiterung wird die Vorgeschichte zum Hauptspiel erzählt. Sie zeigt wie Ellie zum ersten Mal von einem Infizierten gebissen wird und eine geliebte Freundin zurücklassen muss, außerdem beschäftigt sie sich mit einigen Tagen, während denen Ellie in einer verschneiten Stadt alleine zurechtkommen muss, um den verletzten Joel zu retten. Beide Erzählstränge wechseln sich in kurzen Episoden ab. Der Multiplayer-Modus "Fractions" hat es derweil nicht in die Neuauflage geschafft, wohl auch, um dem eigenständigen Multiplayer-Spiel, das voraussichtlich 2023 oder 2024 auf den Markt kommen wird, keine Konkurrenz zu machen.
Haptik, Optik und Accessibility-Optionen
Die Story und die grundlegenden Gameplay-Mechaniken haben sich sowohl im Hauptspiel als auch in Left Behind seit dem Jahr 2013 kein bisschen verändert. Naughty Dog hat immer wieder betont, dass es sich bei der Neuauflage um ein Remake handelt, nicht um eine weitere Remastered-Fassung, tatsächlich ist sie aber sowohl das eine, als auch das andere. Anders als angepriesen, wurde The Last of Us Part 1 nicht vollständig von Grund auf neu entwickelt und ist damit auch kein vollständiges Remake. Die Audiospuren und die Motion-Capturing-Aufnahmen der Schauspieler wurden praktisch 1 zu 1 aus der PS3-Fassung übernommen und auch das bisweilen etwas altmodische Leveldesign sowie die Kamerafahrten während Cut-Scenes sind größtenteils exakt dieselben. Das Spiel erweitert die vorhergehenden Versionen auch nicht um neue Kapitel oder Items. Mit anderen Worten: Wer The Last of Us entweder auf der PlayStation 3 oder der PlayStation 4 schon einmal gespielt hat, braucht hier nicht mit Überraschungen zu rechnen. Zugleich wäre es allerdings auch vermessen, Part 1 einfach nur als weiteres Remaster abzustempeln, denn in andere Bereiche ist definitiv viel Arbeit geflossen. Die Verbesserungen lassen sich am einfachsten mit drei Worten zusammenfassen: Haptik, Optik und Barrierefreiheit.
The Last of Us Part 1 macht vollen Gebrauch des haptischen Feedbacks des DualSense-Controllers der PlayStation 5. In der Praxis heißt das: Regen und andere Wettereffekte werden mit feinsten Vibrationen auf den Controller übertragen, und wenn Joel oder Ellie einen Bogen spannt, ist der Widerstand der Sehne in den Triggern zu spüren. Ähnliches gilt für den Gebrauch anderer Waffen.
Die offensichtlichsten Verbesserungen haben die Entwickler aber natürlich im Bereich der Grafik vorgenommen. Die nachfolgenden Screenshots zeigen stets die PS4-Version von The Last of Us neben oder vielmehr über der jeweiligen Szene aus der Neuauflage:
Optisch auf höchstem Niveau
Die Bilder flimmern im Grafik-Modus jetzt in nativem 4K über den Bildschirm (der Performance-Modus priorisiert stabile 60 FPS), aber es wurde zweifelsohne mehr gemacht als nur die Auflösung zu verändern. Alle Gegenstände, Gebäude und Charaktermodelle sind neu. Besonders auffällig ist das bei den Charakteren, manche Änderungen können jedoch etwas irritieren. Tess wirkt in der Neuauflage beispielsweise um mindestens 15 Jahre älter als noch im Original. Grundsätzlich sehen die Figuren in Part 1 aber natürlich viel detaillierter und realistischer aus, was vor allem der Mimik zugutekommt und für hervorragend ausdrucksstarke Gesichter sorgt.
Des weiteren wurden vor allem die Außengebiete im Spiel um viele Sträucher, Gräser und Büsche erweitert. Einige Gegenstände aus Holz oder Glas sind nun zerstörbar, wobei anzumerken ist, dass die Welt trotzdem nicht die Interaktivität des zweiten Teils erreicht. So können beispielsweise nur wenige Fenster zerschossen werden, und die Scherben am Boden knirschen nicht, wenn Joel oder Ellie darüber läuft. Dafür wurden die Rauch-, Wetter- und Lichteffekte aber zweifelsohne auf Next-Gen-Niveau gehievt. Pfützen am Boden reflektieren auf realistische Art und Weise das Geschehen, Bäche und Flüsse transportieren ebenso realistisch kleine und große Wassermassen über die postapokalyptischen Landschaften. In den Innenräumen der verlassenen Häuser fällt das überarbeitete Licht durch einen sanfteren Einfall, häufig auftretende Strahlenbüschel an Fenstern und bessere Schatten auf. Auch Feuer sehen deutlich besser aus.
Barrierefreiheit und bessere KI
Abseits der Haptik und der Optik machen sich die Verbesserungen vorrangig bei der Gegner-KI und den Anpassungsmöglichkeiten bemerkbar. Vor allem in Gruppen verhalten sich Gegner nun etwas intelligenter und versuchen Joel und Ellie häufiger zu flankieren. Als Ausgleich lassen sich die beiden Protagonisten minimal flüssiger steuern, beherrschen aber weder den Ausweichschritt noch das Kriechen - beides Gameplayänderungen, die in Teil 2 eingeführt wurden. Insgesamt sind weder das Kampfsystem noch die Gegner-KI auf dem Niveau des zweiten Teils, aber immerhin ein Stück näher dran.
Bei den Einstellungsmöglichkeiten haben sich die Entwickler dafür umso mehr Mühe gegeben, um das Spiel möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Naughty Dog spricht in dem Zusammenhang von über 60 Accessibility-Features, darunter auch Audio-Description (also eine Erzählstimme, die das Gezeigte beschreibt) und verschiedenste Einstellungen für das HUD. Das ist klasse, aber für die allermeisten Spieler ohne audiovisuelle Beeinträchtigung vermutlich uninteressant. Anders verhält sich das mit einigen Modi und Einstellungen, die erst nach dem Beenden des Spiels freigeschaltet werden: Der Speedrun-Modus bietet einen einstellbaren Timer, der Permadeath-Modus eine zusätzliche Herausforderung für Hartgesottene. Sogenannte Gameplay-Modifiers spiegeln beispielsweise die Welt, geben uns unendliche Munition oder lassen uns jeden Gegner mit einem Treffer töten. Das erinnert an Cheat-Codes aus den guten alten Zeiten. Zig verschiedene Filter verändern das Bild außerdem, indem sie zum Beispiel alles wie ein 8-Bit-Spiel oder ein Aquarell aussehen lassen. Weitere kosmetische Änderungen bekommen wir in der Form von Kostümen für Joel und Ellie sowie verschiedenste Waffenskins.
Fazit:
Puh. The Last of Us Part 1 ist schwer zu bewerten. Ist es ein herausragend gutes Spiel mit fantastischer Technik? Ja! Aber mit nur geringfügigen Abstrichen gilt das auch nach acht Jahren noch immer für die Remastered-Fassung, die nicht grundlos mehr als 200 Spiel-des-Jahres-Auszeichnungen einheimsen konnte. So gut die Neuauflage auch sein mag - sie fühlt sich einfach unnötig an, was zugegebenermaßen weniger an den Qualitäten des Remakes liegt, als viel mehr an denen des Originals. Selbst optisch weiß das Ur-The-Last-of-Us in Anbetracht seines Alters noch immer zu überzeugen, spielerisch sind die Verbesserungen des Remakes marginal.
Für alle, die noch keinen Kontakt mit dem ersten Teil der Serie hatten und nicht sparsam sein müssen, ist The Last of Us Part 1 sicher die beste Wahl. Sie bekommen ein rund 15 Stunden langes Action-Adventure der Extra-Klasse mit modernster Präsentation. Wer die PS3- oder PS4-Fassung aber bereits besitzt und vielleicht sogar schon mehrfach durchgespielt hat, muss für sich selber entscheiden, ob er 80 Euro für ein Spiel ausgeben möchte, das letztlich wenig mehr als ein optisches Upgrade ist.
Mir ist es ein Rätsel, wie man solch unnötige Remakes dann noch mit solch einer hohen Wertung belohnt und die Entwickler dahingehend unterstützt. Für 80€ sollte dann schon deutlich mehr drin sein als ein "optisches Upgrade",. Kein Wunder, das die Entwickler immer fauler werden, wenn man dann auch noch mit solch hohen Wertungen unterstützt... Ist ja mittlerweile nicht nur bei Nintendo überaus sichtbar wohin das führt... Mut zu Kritik sollte für einen Tester kein Fremdwort sein ohne dich jetzt damit angreifen zu wollen! Aber wenn sich diese Kritik, insbesondere bei einem 80€ Remake!, dann nicht in der Endnote widerspiegelt, braucht man sich nicht zu wundern warum die Spieleindustrie zu dem geworden ist was sie heute ist...
Ich verstehe aber das es schwierig ist ein Spiel schlechter zu bewerten als es (nach Meinung des Testers) eigentlich ist, nur weil es nur optische Verbesserungen bietet. Es gibt ja schließlich noch Menschen die das Original eben noch nicht gespielt haben und die würden die Wertung auch sicher so unterschreiben. Und da spielt es keine Rolle ob das Remake jetzt nötig war oder nicht.
Zudem heißt es ja auch im Fazit: unnötig.
Die Leute die das Original oder Remaster schon kennen, werden also darauf hingewiesen dass sie es eigentlich nicht brauchen.