Test

Conan Chop Chop

Von Robert Emrich am 12.03.2022

Während der Markt der regulären Roguelites (und -likes) mit dem Angebot zahlreicher Indie-Entwickler beinahe übersättigt scheint, sind Genrevertreter, die man gemütlich gemeinsam auf der Couch spielen kann, vergleichsweise rar gesät. Das haben offenbar auch die Entwickler des australischen Studios Mighty Kingdom festgestellt und präsentieren uns mit Conan Chop Chop ein Roguelite Hack and Slash, das ihr alleine oder mit bis zu drei Freunden spielen könnt. Ob sich das lohnt, finden wir für euch heraus.

Get to the Chopper!

Frei von tiefgründigen Charakterentwicklungen und mit der Einfachheit eines 80er-Jahre-Actionfilms präsentiert euch Conan Chop Chop seine Vorgeschichte:  

Der böse Zauberer Thoth-Amon hat den noch böseren Xaltotun, einen Erzfeind von Conan, wieder zum Leben erweckt, um gemeinsam mit ihm das zerstörte Königreich Acheron wieder aufzubauen. Leider war er dabei aber nicht ganz erfolgreich und es braucht einen menschlichen Körper, um Xaltotun wieder zur vollen Macht zu verhelfen. Da freiwillige, würdige Opfer aber nicht zur Hand sind und Thoth-Amon keine Lust auf eine lange Suche hat, veranstaltet er kurzerhand einen Zorn-A-Thon, quasi einen Marathon für die mächtigsten Krieger des Landes. Mit der Aussicht auf Ruhm und Reichtümer lockt er die Teilnehmer in den Kampf gegen vier riesige Bosse, wobei der unglückliche Sieger am Ende natürlich nicht reich beschenkt, sondern Xaltotun geopfert werden soll. Ein wahrhaft böser Plan. Unsere vier Helden ahnen davon aber natürlich nichts und die Aussicht auf den Gewinn ist für sie mehr als Grund genug, sich in das Abenteuer zu stürzen.

Die Geschichte borgt sich allerlei Charaktere aus den vom Conan-Erfinder Robert E. Howard geschriebenen Kurzgeschichten, ohne sich dabei selbst allzu ernst zu nehmen. Das zeigt sich besonders im Stil der Grafik aber auch in den optionalen Dialogen mit den Dorfbewohnern und verleiht dem Abenteuer einen lockeren Unterton, der gut zu einer entspannten Runde im Couch-Koop passt.

Wenig neues, aber viel gutes

Euer Abenteuer beginnt mit der Wahl des Charakters, von denen euch Conan Chop Chop insgesamt vier zur Verfügung stellt: Barbar Conan bietet brachialen Nahkampf, die Amazone Belit glänzt mit Pfeil und Bogen, der Krieger Pallantides kann seinen Schild als Waffe nutzen und die Piratin Valeria setzt auf schnelle Angriffe mit Einhandwaffen. Jeder Kämpfer besitzt einige ganz eigene Fähigkeiten, die einen Kampfstil bewusst unterstützen, kann davon abgesehen aber auch alle anderen im Verlauf des Abenteuers gefundenen Waffen, Amulette und Rüstungen nutzen. Ihr habt also, obwohl Charaktere im Mehrspielermodus nicht mehrfach verwendet werden können, immer eine Wahl und müsst euch zu keinem Spielstil gezwungen fühlen, wenn sich ein Mitspieler euren liebsten Helden geschnappt hat.

Nach der Charakterauswahl im eigentlichen Spiel angekommen, startet ihr im zentralen Dorf, zu dem ihr nach dem Sieg über einen Boss immer wieder automatisch zurückkehrt. Hier könnt ihr mit in vorherigen Partien gesammelten Erfahrungspunkten und Schmiedesteinen eure Charaktere verbessern und neue Ausrüstung freischalten, die ihr danach mit etwas Glück in der Welt finden könnt. Außerdem könnt ihr euer erbeutetes Gold ausgeben und euch damit Ausrüstung kaufen, die gerade im Angebot ist, oder Essen besorgen, mit dem ihr im Notfall Lebenspunkte regenerieren könnt. Darüber hinaus bietet euch das Dorf Zugang zum letzten Kampf, wenn ihr die vier vorherigen Bosse besiegt habt. Bis dahin kann es aber, abhängig von euren Fähigkeiten und der Ausrüstung, die ihr im Spiel findet, mitunter eine ganze Weile dauern…

Die vier Gebiete, durch die ihr euch kämpfen müsst, sind nicht nur geologisch, sondern auch thematisch streng voneinander getrennt. Wald, Wüste, Eis- und Vulkanlandschaften gilt es von euch in fester Reihenfolge zu erobern und am Ende jedes Biomes wartet ein Dungeon mit weiteren Gegnern und dem Endboss des Gebietes auf euch. Dabei kämpft ihr euch in den Außenregionen und Verließen immer von Raum zu Raum und müsst in jedem von ihnen, vergleichbar mit einer Arena, erst alle Gegner besiegen, ehe ihr sie wieder verlassen könnt. Einmal befreite Gebietsabschnitte bleiben dauerhaft monsterfrei und können danach auch mehrfach von euch durchwandert werden, wenn ihr zum Beispiel nach einer Abzweigung einen unerforschten Bereich gerne weiter erforschen wollt. Die Karten der Gebiete sind immer überschaubar groß und der kürzeste Weg zum nächsten Dungeon wird in einem Raum mit mehreren Ausgängen mit einem weißen Punkt auf der Karte markiert. Das Backtracking ist im Laufe des Spiels also weder sonderlich zeitaufwendig noch zwingend erforderlich.

Die Kämpfe des Spiels, die in einem Hack and Slash ja ein Kernelement darstellen, laufen erfreulich schnell und sind trotz ihrer grundsätzlichen Einfachheit stets fordernd, ohne dabei unfair zu werden. Dash, Block, Parade, Fernkampf und Bomben stehen euch neben dem üblichen Nahkampf zur Verfügung und sorgen dafür, dass die Kämpfe nicht zu eintönig werden. Auch die in jedem Durchlauf zufällig generierte Ausrüstung hat ihren Anteil an der Abwechslung des Spiels, denn die Bonuseffekte der einzelnen Gegenstände und Amulette schaffen - genügend Flexibilität bei der Spielweise vorausgesetzt - mächtige Synergien, mit denen ihr Bossen spürbar einfacher das Leben nehmen könnt. An dieser Stelle gewinnt das Spielprinzip dann auch an Tiefgang und es macht Spaß, Conan und seine Mitstreiter auf immer neue Weisen kämpfen zu lassen. Davon abgesehen bleibt das grundsätzliche Konzept des Spiels aber vergleichsweise simpel und Conan Chop Chop konzentriert sich lieber darauf, die aus anderen Roguelites bekannten Elemente zielsicher einzusetzen, statt selber neue Spielideen einzuführen. Das macht das Spiel zwar nicht sonderlich innovativ, sorgt aber umgekehrt dafür, dass sich Kenner des Genres schon nach kurzer Zeit gut und schnell zurechtfinden.

In Sachen Wiederspielbarkeit liefert das Abenteuer von Conan und seinen Freunden solide, wenn auch nicht überragende Arbeit. Immer weiter freischaltbare Ausrüstungen und Charakterfähigkeiten und zumindest teilweise prozedural generierte Level gebe euch immer wieder Anreize, das Spiel noch einmal zu starten. Doch die Menge der freischaltbaren Gegenstände liegt deutlich unter der von Spielen wie The Binding of Isaac und Enter the Gungeon. Und die einzelnen Gebietsabschnitte bestehen aus vordefinierten Arealen die nur zufällig miteinander verbunden werden, sodass ihr eher früher als später alle Bereiche der ersten Welten regelmäßig wiedererkennen könnt. Dementsprechend hängt der Wiederspielwert ein wenig davon ab, wie wichtig es euch ist, immer neue Gebiete zu entdecken. Um alles freizuspielen solltet ihr aber ein paar Dutzend Stunden einplanen.

Alleine gut, mit Freunden besser

Zugegeben, Roguelites, die man zusammen mit Freunden auf der Couch spielen kann, sind spätestens seit der Veröffentlichung von Titeln wie Enter the Gungeon, The Binding of Isaac, Spelunky und Crypt of the Necrodancer nichts neues mehr. Doch der Multiplayer-Modus ist in der breiten Masse der Genre-Vertreter immer noch vergleichsweise selten anzufinden und so verdienen Titel, die mit der Couch-Koop Fähigkeit beworben werden, einen zusätzlichen prüfenden Blick, um zu sehen, ob der Modus für den Titel einen Mehrwert darstellt. 

Die Entwickler bei Mighty Kingdom müssen ähnliche Gedanken gehabt haben und so haben sie die Mehrspieler-Erfahrung sorgfältig ausbalanciert, um das Spiel für euch und eure Freunde so unterhaltsam wie möglich zu machen. Das beginnt mit der recht einfachen Designentscheidung, dass kein Spieler wichtiger als andere Spieler ist. Der erste Controller kann zwar als einziger das Spiel starten, danach ist aber jeder Spieler unabhängig und kann sich spontan durch den aktuellen Gebietsabschnitt bewegen, während die Kamera einfach stufenlos immer weiter herauszoomt, damit alle Charaktere im Bild bleiben. Verlässt einer von euch das aktuelle Gebiet und möchte in den nächsten Abschnitt, werden die anderen direkt mit in das neue Gebiet teleportiert, sodass ihr euch auch nicht verlieren könnt. Zusätzlich wird das Spiel durch die zusätzlichen Spieler ein gutes Stück einfacher, da nicht nur die Monster schneller sterben, sondern besiegte Spieler vom System automatisch wiederbelebt werden, sowie alle Gegner in einem Abschnitt von den verbleibenden Mitspielern besiegt worden sind. Auch Gold wird fair zwischen allen Teilnehmern aufgeteilt, und möglicher Streit um Beute damit direkt vermieden. Lediglich bei der Ausrüstung müsst ihr euch absprechen, wobei das System auch hier vorgreift, da jeder Held nur jeweils eine Rüstung und Waffe sowie einen Bogen und Schild auf einmal tragen kann und die übrige Ausrüstung in der Welt liegen lassen muss. 

All diese Funktionen machen das Spiel mit Freunden tatsächlich deutlich einfacher, als man es von einem Roguelite grundsätzlich gewohnt ist und würde im Einzelspielermodus dafür sorgen, dass der Titel schon nach kurzer Zeit durchgespielt und langweilig werden würde. Im Rahmen eines geselligen Abends mit Freunden mit denen man vielleicht nicht dutzendfach neu starten sondern einfach nur entspannt Spaß haben möchte, funktioniert das Spieldesign aber sehr gut.

Unter dem Lendenschurz passt alles

Ein kurzer Blick auf die Technik offenbart wenig überraschendes. Die einfache, an Flash-Spiele erinnernde Grafik stellt weder die Switch, noch sonst eine Plattform vor besondere Probleme und läuft zu jeder Zeit sauber und flüssig. Dazu gesellen sich eine englische Synchronisation und ein Soundtrack, die das Spiel passend untermalen, insgesamt aber kaum Eindruck hinterlassen und eine präzise Steuerung, die besonders im Nahkampf gut funktioniert. Auch die Ladezeiten gehen grundsätzlich in Ordnung, obwohl sie etwas zu lange brauchen, um noch als “schnell” bezeichnet werden zu können.

Den Online-Modus, in dem ihr gemeinsam mit Fremden oder Freunden in die Schlacht ziehen könnt, konnten wir mangels Mitspieler leider nicht testen.

Fazit: 

Mit Conan Chop Chop liefert euch Mighty Kingdom ein Roguelite, das alleine fordernd und mit Freunden unterhaltsam ist und insgesamt mehr bietet, als der erste Blick vermuten lässt. 

Mit dem Fokus auf die sinnvolle Realisierung von im Genre etablierten Mechaniken und dem Verzicht auf die Suche nach neuen Spielideen schufen die Entwickler ein kurzweiliges Abenteuer, das euch alleine und im Mehrspieler-Modus ein paar Abende Spaß garantiert und danach einer dieser Titel werden könnte, die man immer mal wieder auf der Switch installiert, wenn einem spontan danach ist, ein paar Monster mit dem Breitschwert zu vermöbeln. Wer Roguelites mag und ein Spiel sucht, das sich selber nicht zu ernst nimmt, kann in jedem Fall zugreifen. Wer mehr Inhalt sucht, oder mit dem Chibi-esken Grafikstil nichts anfangen kann, ist mit den bereits etablierten Titeln des Genres vielleicht besser beraten.

Von uns getestet: Nintendo-Switch-Version
Wir danken Funcom für die freundliche Bereitstellung des Testmusters.

Unsere Wertung:
7.0
Robert Emrich meint: "Solider, kurzweiliger Spaß, der zwar wenig Neues auf den Tisch bringt, im Mehrspieler-Modus aber ganz groß rauskommt."
Conan Chop Chop von Mighty Kingdom erscheint am 01.03.2022 für PC und PlayStation 4 und Nintendo Switch und XBox One. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet. Für diesen Test wurde uns ein Rezensionsexemplar von Funcom zur Verfügung gestellt.
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