
The Legend of Zelda: Skyward Sword HD
Aller Anfang ist schwer. Als The Legend of Zelda: Skyward Sword vor zehn Jahren Wii-exklusiv veröffentlicht wurde, war es das erste Spiel der Zelda-Saga für eine stationäre Konsole, das nicht unter der Aufsicht von Serien-Schöpfer Shigeru Miyamoto entwickelt worden war. Eiji Aonuma, der bereits seit Majoras Mask Teil des Zelda-Entwicklungsteams ist, hatte mittlerweile die oberste Aufsicht über die Entwicklung der Spielereihe übernommen. Skyward Sword war aber nicht nur in dieser Hinsicht ein Spiel der ersten Versuche, denn es war außerdem der erste und bisher einzige Teil mit einer konsequenten Bewegungssteuerung und rein chronologisch gesehen der erste Teil überhaupt, in dem ein Junge namens “Link” und ein Mädchen namens “Zelda” in ein Abenteuer geraten.
Jüngst hat Nintendo das Spiel noch einmal in zeitgemäßer HD Optik für die Switch veröffentlicht und wir haben uns ein weiteres mal auf den Wolkenvogel geschwungen, um zu sehen, wie gut das Remaster geworden ist.
Es war (wieder) einmal…
Die sich in groben Zügen regelmäßig wiederholende Geschichte der Zelda-Spiele ist für vermutlich jeden Nintendo-Fan ein alter Hut, soll hier aber trotzdem noch einmal grob zusammengefasst werden:
Als Jüngling Link lebt ihr in Wolkenhort, einem über den Wolken schwebenden Dorf und führt ein recht entspanntes Leben, während ihr an eurer Ausbildung zum Wächter des Dorfes arbeitet. Stets an eurer Seite ist eure beste Freundin Zelda und von einigen gemeinen Mitschülern in eurer Klasse abgesehen, ist alles in bester Ordnung. Das ändert sich aber jäh am Tag eurer Abschlussprüfung, als Zelda plötzlich von einem riesigen Schattenwesen verschleppt wird und man euch offenbart, dass ihr der Auserwählte seid, der nicht nur Zelda, sondern auch das Reich unter den Wolken retten kann. Und so macht ihr euch auf den Weg durch himmlische Weiten, unwegsame Gebiete und gefährliche Dungeons, um das Böse zu besiegen und eure Bestimmung zu erfüllen.
Als chronologisch erster Teil der Serie wartet der Titel mit einigen Besonderheiten auf: Zelda und Link kennen sich bereits seit ihrer Kindheit und müssen sich nicht erst im Laufe des Abenteuers kennenlernen. Und auch der große Bösewicht in diesem Teil ist nicht wie üblich Ganondorf, der chronologisch gesehen noch gar nicht existiert, sondern der Todbringer, dessen Handlungen in diesem Teil die ganze weitere Saga begründen. Davon abgesehen entspricht die Handlung aber dem guten Durchschnitt aller Zelda-Spiele und bildet zusammen mit dem Nachfolgetitel und chronologisch letzten Teil Breath of the Wild den Rahmen um die gesamte Reihe, die Eiji Aonuma in einen übergreifenden Kontext setzen will.
Auf roten Schwingen Schwerter schwingen
Spielerisch entspricht Skyward Sword einem der damals regulären Spiele der Reihe, die anders als Breath of the Wild über eine feste Reihenfolge verfügen, in der ihr die einzelnen Weltabschnitte und Dungeons besuchen müsst. Diese feste Reihenfolge gilt allerdings nur für die Bereiche auf der Erde. Im Himmel könnt ihr auf eurem Wolkenvogel frei herumfliegen und die vielen kleinen fliegenden Inseln, die überall in der Luft hängen, beliebig erkunden. Die meisten sind zwar nur kahle Brocken im Himmel, doch hin und wieder findet ihr Truhen mit Schätzen oder andere Charaktere, die euch mehr oder weniger sinnvolle Aufgaben, wie das Ausliefern von Suppe, geben. Einmal von euch freigespielte Bereiche der Erdoberfläche erkennt ihr an einem Loch in der Wolkendecke, aus dem gut erkennbare, farbige Lichtsäulen heraus strahlen. Diese könnt (und müsst) ihr zum Teil mehrmals besuchen, denn die Fähigkeiten, die ihr im Laufe eures Abenteuers sammelt, öffnen Euch auch in bereits besuchten Gebieten neue Wege zu weiteren Schätzen und Verliesen.
Damit wirkt das Spiel stellenweise wie ein Metroidvania und schmälert den faden Eindruck des Backtrackings, wenn euch die Handlung wiederholt in bereits besuchte Gebiete schickt. Gänzlich abschütteln kann man den Eindruck aber nicht und so wirkt Hyrule in diesem Spiel, vielleicht auch wegen der umwerfenden Größe der Welt in anderen Teilen vergleichsweise klein. Dass man trotz der kleinen Welt (deutlich) mehr als 30 Stunden für das Spiel benötigt, liegt zum einen an einigen obligatorischen und deswegen auch leicht störenden Sammelquests, zum anderen aber auch an den Dungeons. Als heimliche Stars der meisten Zelda-Spiele wurden die Dungeons auch in diesem Teil wieder ausgezeichnet gestaltet und mit unzähligen Rätseln versehen. Diese sind, wie üblich, für sich gesehen nicht sonderlich schwer, verlangen euch durch den ungewohnten und konsequenten Gebrauch der Bewegungssteuerung aber trotzdem einiges ab. Selbiges gilt auch für die Monster, denen ihr überall begegnet und die fast ausnahmslos über Abwehr-Mechaniken verfügen, wodurch ein stumpfes auf-sie-einhacken sinnlos ist. Stattdessen gilt es bei den meisten Kämpfen, die Lücke in der Abwehr zu finden und diese dann für einen Angriff aus der richtigen Richtung zu nutzen. Dank der gut umgesetzten Bewegungssteuerung stehen euch horizontal, vertikal und diagonal acht Bewegungsrichtungen, sowie das direkte Zustechen und der Schildschlag zur Verfügung und nahezu alle Arten des Angriffs sind irgendwann einmal für einen Sieg erforderlich.
Um bei all den Angriffsarten, Rätseln und zu suchenden Gegenständen nicht die Übersicht zu verlieren, steht euch Phai, der Geist eures Schwertes zur Seite. Per Knopfdruck gerufen, bietet sie euch jederzeit (und gelegentlich auch unverlangt) Hinweise und macht euch damit das Leben in Hyrule deutlich leichter. Dass sie dabei ein wenig zu gerne Prozentangaben in ihre Informationen packt und dabei wie die Vorgängerin von Apples Siri wirkt, kann tatsächlich ein wenig irritieren. Nintendo hat an dieser Stelle aber mitgedacht und dem Remaster die Möglichkeit verpasst, Nachrichten von Phai und Zwischensequenzen zu überspringen. Ein Feature, das Wiederholungsspielern besonders in der beinahe zu langen Einführung gute Dienste leisten kann.
Zuletzt spendiert Nintendo euch mit dem Remaster außerdem noch die Möglichkeit, komplett auf die Bewegungssteuerung zu verzichten und alle Angriffe statt dessen mit dem rechten Analog-Stick auszuführen. Dadurch erspart ihr euch das hektische Herumgefuchtel und damit verbundene lahme Arme, büßt aber auch die einfache Steuerung der Kamera ein, die eigentlich mit dem rechten Analog-Stick gesteuert wird und jetzt das zusätzliche Halten einer Schultertaste erfordert. Das erfordert mitunter eine gewisse Eingewöhnung und kann gerade die ersten Kämpfe erschweren. Langfristig funktionieren aber beide Arten der Steuerung sehr gut und die Qual der Wahl liegt alleine bei euch.
Technik
Als Nintendo damals ankündigte, dass Skyward Sword optisch zwischen dem Cel-Shading-Look von Wind Waker und dem realistischeren Stil von Twilight Princess angesiedelt werden würde, war zuerst nicht jeder begeistert. Der Gedanke, die beiden so unterschiedlichen Stile zu mischen wirkte zunächst ein wenig experimentell, konnte letztlich aber zum Glück doch überzeugen und ebnete damit indirekt den Weg für den Nachfolger Breath of the Wild. Auch in der aktuellen HD-Version ändert sich daran nichts und von einigen Kleinigkeiten abgesehen, sieht das Spiel auch heute noch ziemlich gut aus. Die impressionistisch anmutenden Farbtupfer-Texturen und ein intelligenter Weichzeichner, der unwichtige Teile der Außenwelt immer ein wenig unscharf wirken lässt, lassen das Geschehen auf dem Bildschirm stets leicht verwaschen aussehen, erwecken aber dank Cel-Shading den Eindruck, dass man genau diese Optik für das Spiel haben wollte. Die HD Grafik tut ihr übriges und liefert ein Bild, das mit 1080p und 60 Bildern pro Sekunde butterweich über eure Bildschirme läuft und Welt und Gegner hübsch darstellt.
Lediglich Link tut die neue Grafik ironischerweise nicht immer einen Gefallen und besonders in den vielen Zwischensequenzen des Intros verpasst die Mischung aus der reduzierten (damals aber zeitgemäßen) Polygonzahl der Modelle und den überarbeiteten Texturen Link stellenweise irritierend große Augen und Schmolllippen. Im späteren Verlauf, in dem ihr Link vorwiegend über die Schulter seht, legt sich der Eindruck aber wieder und auch der Ernst der Lage im laufenden Spiel verleiht Link bei späteren Frontalansichten realistischere Gesichtszüge.
Bei der Akustik und der Steuerung liefert Skyward Sword die gewohnte Qualität der Zelda-Reihe. Der Soundtrack ist auch zehn Jahre später immer noch großartig und die mittlerweile optionale Bewegungssteuerung, die ja ein besonderes Feature des Titels war, funktioniert absolut einwandfrei. Wenn ihr Letztere allerdings nicht nutzen wollt oder könnt, solltet ihr euch wie gesagt auf eine kurze Gewöhnungszeit bei der Steuerung einstellen.
Fazit:
Eiji Aonumas erster Alleingang ohne Miyamoto-Stützräder spielt sich auch nach zehn Jahren noch so gut wie eh und je. Die leicht angestaubte Technik läuft dank des HD Upgrades absolut rund und sieht dabei so hübsch aus, dass man ihr ihre kleinen Fehler gerne vergibt. Auch das Gameplay funktioniert trotz einiger kleiner Mängel so gut, wie man es von einem Zelda-Spiel erwarten kann und offenbart die eine oder andere Mechanik, die im Nachfolger Breath of the Wild dann groß zum tragen kam. Insofern ist Skyward Sword, wie es sich für ein Zelda-Spiel gehört, durchaus gut, auch wenn es vermutlich für kaum jemanden das beste Spiel der Serie ist. Zumal der geforderte Preis von 60 Euro für ein Remaster eines zehn Jahre alten Spiels mindestens diskutabel erscheint, ebenso wie die Entscheidung, ein optionales neues Schnellreisesystem hinter eine rund 25€ teure Pay-Wall in der Form eines Amiibos zu stellen. Als Übergangs-Werk zwischen den klassischen Zelda-Titeln und den neuen Open-World-Spielen hat es sich seinen Platz in der Geschichte der Serie und dem Regal jedes Fans aber trotz allem redlich verdient.
Wir danken Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters.
(Bzw habe ich gerade eh keine Zeit dafür und hole es vermutlich irgendwann gebraucht :D)
I guess... never touch a running system?