NplusX Unplugged: LEGO-Special (Teil 1)
Im Herzen sind wir von NplusX doch alle noch Kinder und so sollte es hier niemanden wundern, dass einige unserer Redakteure trotz mehr oder minder fortgeschrittenen Alters große LEGO-Fans sind – wobei die Dänen ihre Sets natürlich längst nicht mehr nur für Kinder produzieren.
Im ersten Teil dieser Reihe erzählen wir euch zunächst, was wir mit LEGO oder ähnlichen Kunststoffklötzchen im Allgemeinen verbinden, wie wir dazu gekommen sind und warum das Zusammenstecken der kleinen Bausteine auch im Alter jenseits der 30 eine sinnvolle Alternative zu Videospielen darstellen kann.
Michi: Als kleiner Junge habe ich mit Duplo-Steinen angefangen, was ich, wie viele kleine Jungs, meinem Vater zu verdanken hatte. Den nächsten logischen "Karriereschritt“ habe ich allerdings übersprungen und überhaupt keine Zeit mit Playmobil verbracht. Das hole ich gerade mit meinem dreijährigen Sohn nach, finde aber, dass ich nicht allzu viel verpasst habe. Der nächste große Spielspaß waren die LEGO-Steine. Diese Art von Spielzeug hat beinahe meine gesamte Kindheit geprägt, da Videospiele noch in den Kinderschuhen steckten und der Fernseher nur drei Programme her gab. So waren die kleinen Steinchen meine liebste Freizeitbeschäftigung, zumindest wenn ich nicht draußen spielen konnte. Auch hier war mein Vater eine wichtige Figur, immerhin war er derjenige, der Geld in die Sets investierte.
Weihnachten, Geburtstage und Ostern wurden meist dazu benutzt, um LEGO-Sets zu wünschen, aufzubauen und nach wenigen Wochen wieder abzubauen, um neue Bauwerke zu errichten. LEGO Technik konnte diese Leidenschaft dann noch einige Zeit meiner Jugend aufrecht erhalten, irgendwann allerdings triumphierte das digitale Zeitalter und die LEGO-Steine verschwanden in einer Kiste. Vor zwei Jahren kam ich dann dank meines Sohnes erstmals wieder in den Kontakt von Duplo und das mein Sprössling bis jetzt noch gerne damit spielt, verbringen wir einige Zeit mit Bauwerken der großen Steine. Ich persönlich hatte immer gescherzt, ich werde dem Jungen einmal den LEGO Star Wars Todesstern kaufen, wohl aber nur, weil in mir selbst noch etwas Leidenschaft schlummert und weil ich großer Star Wars-Fan bin.
Und genau das ist der Knackpunkt, warum ich urplötzlich wieder bei LEGO gelandet bin. Meine Freundin schenkte mir zu Weihnachten eine Yoda-Figur aus LEGO und ich hatte mehrere Tage extrem viel Spaß beim Aufbau. Mehr noch, ich habe tatsächlich kaum noch Zeit für Videospiele gefunden, da ich meine Zeit, die mir für Hobbies zur Verfügung steht, anderweitig aufwendete. Der Yoda war irgendwann fertig, meine Lust am Bauen nicht. Und so habe ich jetzt nach und nach einige Sets gekauft, die zwar noch relativ klein sind, jedoch von mal zu mal größer werden. Dazu kommt, dass auch der Nachwuchs so langsam aber sicher Interesse an den kleinen Bauwerken zeigt. Eine interessante und spannende Zeit steht bei mir an.
Andy: An Duplo kann ich mich kaum erinnern, aber Lego war auch in meinem Kinderzimmer weit verbreitet. Obwohl ich eine große Kiste mit Steinen hatte, war das Kreativbauen aber nie so wirklich mein Fall, da sich meine künstlerische Talentfreiheit schon damals bemerkbar machte. Neue Sets, die nach Anleitung gebaut werden konnten, waren dafür immer gerne gesehen und meist schon unmittelbar nach dem Auspacken des entsprechenden Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenks sofort aufgebaut. Was sich lustigerweise auch schon damals abzeichnete war die Verbissenheit, mit der ich heutzutage insbesondere an Videospiele herangehe: Wenn ich mit einem bestimmten Schritt in der Bauanleitung nicht zurechtkam, wurde dies schnell von lautem Fluchen begleitet - aber der absolute Supergau in diesen Situationen war es für mich, wenn mir jemand seine Hilfe anbot. In den Erzählungen meiner Eltern habe ich "die Legosteine festgekrallt", um es den Leuten möglichst schwer zu machen, mir zu helfen. Wenn die Erwachsenen dann doch mal ein paar Steine für mich aufeinandersetzten, habe ich das komplette Modell wieder auseinandergebaut und von vorne begonnen. Es war für mich nämlich ungemein wichtig im Nachhinein zu wissen, dass ich ein Lego-Set komplett selbstständig aufgebaut habe.
Ein dritter Aspekt, der sich schon damals zu erkennen gab, war meine Vorliebe für Nischenprodukte. Somit fand ich die Lego-Technik-Modelle, die damals noch eine richtige Wireframe-Optik und komplexe Zahnrad-Konstruktionen hatten, schnell deutlich interessanter als die Polizei- oder Feuerwehrstationen, die in den meisten anderen Kinderzimmern aufgebaut waren. Und irgendwann bevorzugte ich sogar das Konkurrenzprodukt K'nex, einfach weil es hier nicht so viele verschiedene Teile gab und man deshalb nicht vor jedem Bauschritt minutenlang damit beschäftigt war, erst mal die benötigten Bausteine zu finden. Der heilige Gral von K'nex war die Big Ball Factory, die aufgebaut fast größer war als ich selbst.
Aus heutiger Sicht interessieren mich vor allem die Lego-Sets, die etwas größer und detaillierter ausfallen und nicht unbedingt an Kinder gerichtet sind. In den kommenden Artikeln könnte ich sicherlich zwei bis drei Stück davon ins Rampenlicht stellen. Leider gab es aber meines Wissens nach in den letzten Jahren keine neuen Releases in dieser Richtung, sodass mein Interesse an den bunten Steinen in letzter Zeit wieder ein wenig abgeflaut ist. Ein neues Modell, das mich wirklich abholt, würde aber sicherlich auch heute noch in meiner Sammlung landen.
Schniko: Bei den vielen Abenteuern, die wir am Bildschirm erleben, eignen sich entspannende und kreative Tätigkeiten wie beispielsweise Puzzles, Fotografie, Malerei, Kreuzworträtsel und Brettspiele als perfekter Ausgleich zur Zockerei. Auch der Modellbau mit Klemmbausteinen sorgt für willkommene Abwechslung zur digitalen Dauerberieselung unserer heutigen Zeit und eine angenehme Rückbesinnung auf ein haptisches Erlebnis - samt physischem Ergebnis. Ganz im Gegensatz zur kurzen Freude über virtuelle Trophäen.
Als Kind verbrachte ich fast jede freie Minute meines Lebens mit dem Bauen und Spielen mit meinem innig geliebten Lego. Durch meinen inzwischen 8-jährigen Sohn kam ich nun nach den vielen Jahren meiner auf dem Dachboden vor sich hinstaubenden Lego-Sets wieder zurück zu den Steinen. Zunächst begann es natürlich mit Duplo, dann aber kamen immer spannendere Dinge wie elektrische Eisenbahnen und nach und nach auch komplexere Technic-Sets dazu. Ich selbst hatte in den letzten Jahren neben dem obligatorischen Star-Wars-Modell im Keller nur ein paar der kleinen Speed-Champions-Autos auf meinem Schreibtisch stehen, die mir mein Kleinster (knapp 2 Jahre alt) inzwischen aber ständig mopst und sie glückselig auseinanderbröselt.
Durch Youtube-Kanäle wie Held der Steine, Johnny's World, Bluebrixx und viele weitere wurde ich darauf aufmerksam, dass es eine muntere und scheinbar stetig wachsende Bewegung an erwachsenen Fans von Klemmbausteinen gibt, die AFOLs (adult fans of Lego) oder AFOBs (adult fans of bricks) genannt werden. Diese sorgen inzwischen offenbar für zunehmenden Umsatz und finden entsprechend auch Beachtung in der Branche, die übrigens nicht nur aus Lego besteht. Es gibt, vor allem in China, viele weitere Hersteller wie beispielsweise Xingbao, CaDA und Wange oder auch unsere polnischen Nachbarn von der Firma Cobi. Das ist auch gut so, denn für meinen Geschmack ist das Portfolio von Lego in den vergangenen Jahren immer schwächer - und gleichzeitig teurer - geworden. Natürlich gibt es immer noch einige tolle Sets und die original Lego-Minifiguren bieten eine unendliche Vielfalt. Leider wird der Markt in den letzten Jahren aber zunehmend mit Superhelden- und Disney-Lizenzthemen überschwemmt. Im Ernst: Es gibt das Duplo-Set „Iron Mans Labortreffpunkt“ mit Iron Man, Captain America und Spider-Man für Kinder ab 2 Jahren. Wenn dafür dann klassische Spielthemen wie Piraten, Ritter und Burgen, Landwirtschaft, Baumaschinen, Züge und ähnliches immer spärlicher bedient werden - oder zum Teil auch gar nicht mehr - ist das für mich bedenklich. Ich weiß so langsam auch nicht mehr, wie ich meinen Kindern ohne Verweis auf globale Markt- und Produktstrategien sinnvoll erklären soll, warum es nicht mal mehr einen gescheiten Bahnhof für die Züge und keinen richtigen Flughafen gibt. Dafür aber gefühlt tausend Avengers-, Star-Wars- und Anna-und-Elsa-Sets sowie immer mehr Spielkram, für den ein Handy zwingend erforderlich ist.
Aber Schluss an dieser Stelle mit meinem Ärger über die Produktpolitik der Firma aus dem dänischen Billund; es geht ja schließlich um den Spaß mit den Steinen. Durch meine Neugier auf andere Produzenten habe ich mich in den letzten Wochen einige Male an Modelle des polnischen Herstellers Cobi gewagt. Mein erster Versuch war dann aber leider ein glatter Reinfall: Die Boeing 777X ist eigentlich ein wunderschönes Modell, leider waren die Flügel und auch die Fahrwerke aber derart instabil, dass jedes Mal, wenn ich das Modell in die Hand genommen habe, etwas abgefallen ist. Also kein Set zum Anfassen! Da ich dem Hersteller aber noch eine zweite Chance geben wollte (und weil ich es ernsthaft super geil finde, dass Cobi die Lizenz für Boeing-Flugzeuge hat), habe ich es mit der Boeing 787 (Dreamliner) und danach auch mit dem Space Shuttle Discovery versucht. Und ich bin wirklich froh, dass ich es gemacht habe: Beide Sets ergeben richtig schöne und stabil konstruierte Modelle, die gewiss auch spielwütige Kinderaugen zum Leuchten bringen.
Nach diesem positiven Erlebnis mit der Lego-Alternative habe ich mir von Cobi die große Titanic (mit 2.840 Teilen) gekauft und das 92cm lange Schiff über mehrere Tage genussvoll zusammengesetzt. Es war ein herrlicher Bauspaß und das stolze Schiff hat nun einen absoluten Ehrenplatz in meinem Zockerkeller. Auch, wenn Hersteller wie Cobi enorm viele Modelle mit Militärthematik, denen ich so gar nichts abgewinnen kann, auf den Markt bringen, werde ich die weitere Entwicklung gespannt verfolgen. Und solange es von den alternativen Anbietern weiterhin auch ansprechende zivile Modelle von allem gibt, was fliegt, schwimmt oder fährt, werde ich mir wohl ab und an diesen Spaß gönnen.