Test

Marvel Ultimate Alliance 3: The Black Order

Von Michael Prammer am 19.07.2019

Oberbösewicht Thanos hat es auf die sogenannten Infinity-Steine abgesehen. Vor diesem Kampf kann sich kein Superheld aus dem Marvel-Universum drücken und so müssen alle mit anpacken. Beginnend mit den Guardians of the Galaxy, mit Star Lord, Rocket, Gamora und Groot, startet das Abenteuer ganz unscheinbar in den Weiten des Weltalls. Da sich Thanos mittlerweile eine Armee aus dunklen Gesellen rekrutiert hat, bekommen die unerschrockenen Helden bereits zu Beginn des Abenteuers alle Hände voll zu tun. Nur gut, dass sich bei der Rückgewinnung der wertvollen Infinity-Steine nicht nur strahlende Helden zur Allianz bekennen, sondern auch Schergen von Thanos selbst bekehren lassen. So steht einem herrlich chaotischen Weltraumspektakel wenig im Wege und Ultimate Alliance 3 schreibt seine ganz eigene Marvel-Geschichte.

Alle mit an Bord

Was wir eigentlich nur von LEGO-Spielen kennen wird in Ultimate Alliance 3 ebenfalls Realität: Mehrere Welten aus verschiedensten Marvel-Filmen, -Spielen und -Comics prallen aufeinander und verschmelzen zu einer Geschichte. Beginnend mit den bereits erwähnten Guardians of the Galaxy kommt schon recht schnell Spider-Man mit an Bord, ehe sich Captain America, Wikinger-Gott Thor, Iron Man oder ein Teil der X-Men in der Heldenriege tummeln. Das sind nur ein geringer Bruchteil der spielbaren Mitstreiter, von denen es in jedem Kapitel des Abenteuer-Modus neue Charaktere freizuspielen gibt. Wie bereits erwähnt stehen diese entweder zu Beginn auf der guten Seite oder müssen erst von euch bekehrt werden. Dieses Element stellt einen wesentlichen Bestandteil des gesamten Spiels dar und macht einen Großteil des Reizes aus.

Dabei seid ihr im Spiel stets zu viert unterwegs, egal ob ihr Solo durch die Missionen streift oder das Abenteuer im Koop-Modus spielt. Dadurch ergeben sich unzählige Möglichkeiten, sein Team zusammen zu stellen. Mit Thor, Hulk, Doctor Strange und Black Panther einer Horde Schurken das Handwerk legen? Gar kein Problem. Jeder Spieler kann nach seinen Bedürfnissen und nach seiner Spielweise sein Team neu gestalten und stets verbessern. Dies tut der Langzeitmotivation enorm gut. Je später ein Held gefunden wird, desto höher befindet sich dieser auch im Level. Allerdings steigen nur die Charaktere weiter auf, die auch aktiv in eurer Party sind. Wer mehrere Helden gleichzeitig leveln möchte, hat einiges zu „looten“ vor sich, auch wenn es Hilfsmittel, Z.B. sogenannte Erfahrungswürfel gibt, die beim Aufleveln helfen.

Action-Adventure trifft Rollenspiel

Das Spielprinzip lässt sich in die Kategorie der Action-Adventures stecken. Dazu kommt eine große Portion an Rollenspiel-Elementen. Das bereits erwähnte Levelsystem hilft die Helden stärker und robuster zu machen. Außerdem gibt es Credits für besiegte Gegner, mit denen ihr die Allianz-Stärken aufwertet. Diese sind eine Art übergeordneter Talentbaum, der nach und nach ausgebaut wird. Dann wären da noch die ISO-8-Kristalle, die jeder Charakter ausrüsten kann, um bestimmte Attribute zu verbessern. Hier steckt ebenfalls ein ganzes System dahinter und die Kristalle können durch Modifikation stärker gemacht werden. So gibt es im Spiel also zahlreiche Möglichkeiten, um seine Helden noch stärker zu machen. Zusätzlich schleicht sich auch eine taktische Note ins Spiel. Wer auf bestimmte Konstellationen der Helden in seinem Team achtet und die Helden geschickt mischt, erhält auch hier Extra-Boni, die sich zum Vorteil im Kampf auswirken. Die vier Guardians of the Galaxy zum Beispiel funktionieren bestens zusammen.

Aus spielerischer Sicht gesehe, gestaltet sich das Abenteuer ebenfalls spaßig, ohne jedoch das Rad neu zu erfinden. Es gibt zwei unterschiedlich starke Angriffe, vier Spezialattacken und eine besondere Fähigkeit. Letztere kann, wenn alle vier Charaktere den dazugehörigen Balken gefüllt haben, sogar gleichzeitig aktiviert werden und eine ganze Menge Schaden anrichten. Das Leveldesign ist hingegen leider ziemlich eintönig gestaltet und wiederholt sich ständig. Wie an einem roten Faden wird man durch die Level gezogen und findet nur hin und wieder ein paar versteckte Winkel und Geheimnisse. Ansonsten läuft das Spiel stets nach dem gleichen Schema ab. Es werden ein paar Gegner vermöbelt; manchmal mehr, manchmal weniger. Dann kommen ein bis drei Zwischenbosse in die Stages, die sich meistens im Anschluss dem Team anschließen und kurz darauf ausgewählt werden dürfen. Und zu guter Letzt kommt es zu einem größeren Endkampf. Nur bei letzterem ist der Einsatz der Spezialattacken wirklich von Nöten, beim Rest reicht zumeist auch der Einsatz der Standardangriffe aus. Dadurch fehlt es dem Titel beim Gameplay spürbar an Abwechslung, was spätestens nach einigen Spielstunden extrem auffällt. Die verschiedenen Gegner sehen zwar allle unterschiedlich aus, unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Angriffsmuster dennoch nicht großartig voneinander. Zwar macht das Gekloppe unter dem Strichdennoch Spaß, jedoch hätten die Entwickler hier noch einige zusätzliche Ideen mit einbringen können.

Viel zu tun im Universum

Für zumindest etwas mehr Abwechslung im Spiel sorgen die Infinity-Risse, die eine zusätzliche Herausforderung darstellen. Sind diese im Abenteuermodus erst einmal entdeckt, bietet sich die Möglichkeit gegen besonders starke Gegner anzutreten und Erfahrungspunkte einzuheimsen. Durch das Beenden besonderer Bedingungen werden zudem neue Missionen freigeschaltet und der Spieler erhält wertvolle Belohnungen, die auch während des Abenteuers von Nutzen sein können. Dabei sind immer andere Missionsbedingungen vorhanden. In einer Mission beispielsweise darf der Spieler nur als Spidy ran, während auf einer benachbarten Mission 200 Feinde aus dem Weg geräumt werden müssen. Die Infinity-Missionen solltet ihr daher unbedingt freischalten, da sie das Spielgeschehen spürbar auflockern und mehr Abwechslung in den allgemeinen Spielablauf bringen.

Technisch läuft das Spiel sauber ab und sieht darüber hinaus auch noch mehr als ordentlich aus. Dabei haben sich die Entwickler für einen bunten Comic-Look entschieden, was angesichts der Hardware-Power von Nintendos Hybridkonsole genau die richtige Wahl war. Mit einem Grafikepos ala Spider-Man auf der PlayStation 4 hätte es das Spiel sowieso nicht aufnehmen können. Dafür sehen die Helden und Umgebungen wirklich gut aus, lediglich die kleineren Feinde und manche Level wirken etwas karg und detailarm. Probleme gibt es hingegen mit der Kamera, da ihr regelmäßig mit der Übersicht zu kämpfen habt. Insbesondere beim Aufkommen von sehr vielen Gegnermassen gleichzeitig findet ihr hin und wieder kaum euren eigenen Charakter wieder. Was allerdings wirklich überragend geworden ist, sind die filmreifen Zwischensequenzen. Hier wird Kino für Nintendo Switch zur Wirklichkeit. Auch beim Sounddesign gibt es keinen Anlass zur Kritik. Die Helden sind ordentlich vertont und die Musik passt stets zum Spielgeschehen. Für viel Witz sorgen vor allem zu Beginn der Story  Rocket und Groot, die ähnlich wie auch in den Guardians-of-the-Galaxy-Filmen agieren.

Marvel Ultimate Alliance 3 glänzt darüber hinaus in einer Disziplin ganz besonders: dem Mehrspielermodus. Wie hätten ihr es denn gerne? Mit Freunden an einer Konsole oder doch lieber online? Letzteres ließ sich bis dato leider noch nicht testen, könnte allerdings ziemlich spaßig werden, wenn es denn ohne Lags funktioniert. Ansonsten macht das Gekloppe mit mehreren Leuten gleich noch mehr Spaß und bis zu vier Spieler können kooperativ auf Schurkenjagd gehen und das Abenteuer gemeinsam durchspielen. Einen Wermutstropfen gibt es leider auch hier, denn die Kamera ist oft suboptimal, da sie das Spielgeschehen auf einen Spieler fixiert und die anderen Mitstreiter sprichwörtlich im Nebel rumtappen.

Fazit:

Marvel Ultimate Alliance 3: The Black Order ist ein ordentlicher Exklusiv-Titel für Nintendo Switch geworden, auf den sich vor allem Fans des Marvel-Universums freuen dürfen. Es gibt aus nahezu jedem Universum Helden freizuspielen und zu entdecken, sodass dem geneigten Fan das Herz schnell höher schlägt. Hier liegt auch der Hauptreiz des Titels. Die vielen Helden wollen alle freigespielt werden, das richtige Team will gefunden werden und schließlich soll eine Allianz entstehen, mit der sich der Spieler wohlfühlt. Nebenbei gibt es eine ganze Menge zu tun und abseits der linearen Handlung bleiben genug Möglichkeiten, um jede Menge Spielzeit in den Titel zu stecken. Die tollen Zwischensequenzen sorgen für Kinoatmosphäre und trösten über die manchmal mittelprächtige Optik hinweg. Deutliche Abzüge gibt es wegen der teils mangelnden Übersicht und den sich ständig wiederholenden Missionsabläufen. Gerade bei Letzterem wäre mehr Abwechslung wünschenswert gewesen. Nichtsdestotrotz bekommen Switch-Fans ein ordentliches Marvel-Spiel, das nicht perfekt ist, jedoch zu einem guten Genre-Vertreter „mutiert“ ist.

Unsere Wertung:
7.5
Michael Prammer meint: "Ordentlicher Marvel-Exklusiv-Titel, der viele Helden vereint, filmreife Zwischensequenzen bietet, aber etwas mehr Abwechslung nötig hätte."
Marvel Ultimate Alliance 3: The Black Order erscheint für Nintendo Switch. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet.
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