Test

Freedom Planet (Nintendo Switch)

Von Michael Prammer am 21.09.2018
Sonic Mania, das beste 2D-Sonic seit ewigen Zeiten, wurde quasi von Fans entwickelt und das zuetzt erschienene Sonic Forces reiht sich nahtlos in die lange Reihe verkorkster 3D-Sonics ein. Freedom Planet vom Entwickler GalaxyTrail ist zwar kein neues Sonic-Spiel und hat generell schon einige Jahre auf dem Buckel, der Titel erinnert jedoch sowohl optisch als auch spielerisch sehr stark an die besten Zeiten des Turboigels. Wir haben uns das Spiel genauer angesehen und schildern euch nachfolgend unsere Eindrücke.

Zwischen Arcade-Spaß und großer Geschichte

Zu Beginn können wir wählen, ob wir uns dem puren Arcade-Spaß aussetzen oder lieber einer Hintergrundgeschichte folgen möchten. Der Unterschied zwischen beiden Modi ist, dass wir im Storymodus zwischen den Leveln jeweils kleine Ingame-Zwischensequenzen serviert bekommen, die das Geschehen erklären und vorantreiben. Wer darauf verzichten möchte, spielt ganz einfach ein Level nach dem anderen in zusammenhängender Reihenfolge. Die Story hinter Freedom Planet ist dabei jedoch relativ umfangreich und trägt zur Stimmung des Spiels bei. Protagonistin Lilac, ein lilafarbenes Drachenmädchen, kämpft um ihren Planeten, der von Aliens angegriffen wird. Der außerirdische General Brevon leitet die Invasion seiner Schergen und sorgt für mächtig Unruhe auf Lilacs Heimatplaneten. Die Hauptdarstellerin ist allerdings auf ihrer Reise nicht alleine und wird von Carol und Milla begleitet.

Schon jetzt sind große Parallelen zu Sonic und seinen Freunden zu erkennen. Während Lilac eine Ähnlichkeit zum blauen Igel in punkto Bewegungsabläufe und Fähigkeiten schon auf den ersten Blick kaum abzusprechen ist, könnte man auch die anderen Charaktere ohne Probleme mit Knuckles und Tails vergleichen. Aufgrund der unterschiedlichen Fähigkeiten der Helden können in allen Leveln verschiedene Wege gewählt werden, die den anderen Protagonisten versperrt bleiben. So vermag es Lilac dank eines Geschwindigkeitsschubes Abgründe schnell zu überwinden, während Carol mit einem Motorrad glatte Wände hochfahren kann. Dadurch kommt ein gewisser Wiederspielwert auf, alle Level insgesamt drei Mal zu spielen. Gerade wenn man mit Lilac spielt entsteht überdies zumindest teilweise das Hochgeschwindigkeitsgefühl eines alten Sonic-Abenteuers. Leider wird dieses Gefühl immer wieder durch Hindernisse oder unsaubere Kollisionsabfragen der Steuerung unterbrochen. Hier hätten die Entwickler noch etwas mehr Feintunig betreiben sollen. Das bezieht sich auch auf einige Sprungpassagen, die teilweise unsauber daherkommen und so zu unnötigen Bildschirmtoden führen.

Großer Umfang

Freedom Planet bietet einen recht großen Umfang und jede Menge Achievements. 14 Level und vier Spielmodi stehen in vier verschiedenen Schwierigkeitsgraden zur Auswahl. Neben dem normalen Spiel (als Adventure oder Classic) gibt es noch einen Time-Attack-Modus, der die Geschwindigkeit der Spieler fordert, und ein freischaltbares Mahjong-Minispiel. Beinahe jedes Level lässt sich mit drei Charakteren spielen und erfordert demnach zur Komplettierung drei Spieldurchgänge. Während und am Ende jedes Levels wartet ein Bosskampf. Diese unterscheiden sich jedoch kaum voneinander: Es gilt, die Schwachpunkte zu finden und diese zu attackieren. Über 60 Ingame-Achievements sorgen für zusätzliche Motivation - diese erhalten wir beispielsweise für das Abschließen des Spiels, für das Finden bestimmter Objekte oder aber für einen besonders schnellen Levelabschluss. 14 Level klingt zwar nicht nach besonders viel, für einen Plattformer sind sie aber insgesamt sehr lang und verwinkelt geraten. Teilweise benötigen wir schon über eine halbe Stunde für eine einzige Stage. Für ein ausgewogenes Pacing wäre es daher cleverer gewesen, die Levelanzahl zu verdoppeln und dafür die Länge der Level deutlich zu kürzen.

Auch die Optik von Freedom Planet ist eine Hommage an Sonic und die Mega-Drive-Ableger. Die 16-Bit-Optik läuft rasant, schnell und absolut sauber über den Bildschirm. Die Ruckler beim Besiegen eines Bosses sind gewollt und keineswegs Fehler im Spiel. Der Sound passt ebenfalls super ins Spiel und bringt euch zurück in die 90er-Jahre. Im Gegensatz zur Wii-U-Version ist auf Nintendo Switch nun auch ein deutscher Bildschirmtext verfügbar. Der Schwierigkeitsgrad reicht in Abstufungen von „lächerlich einfach“ bis „kaum zu schaffen“, was jedem Spieler die gewollte Herausforderung bringt. Die bereits angesprochene Steuerung könnte leider noch etwas sauberer programmiert sein. Prinzipiell funktioniert sie zwar gut, einige unsaubere Aktionen, wie die ungenaue Sprungphysik und manchmal unglücklich platzierte Hindernisse, sind allerdings nicht von der Hand zu weisende Makel.

Fazit:

Freedom Planet will ein Spiel im Stile alter Sonic-Abenteuer sein und schafft das im Ansatz sogar sehr gut. Die tolle Retro-Präsentation mit gelungenem Sound und 16-Bit-Optik lässt vor allem die Herzen von Fans der älteren Sonic-Reihe höherschlagen. Der sehr ordentliche Umfang lässt euch dank der drei Charaktere, der vielen sammelbaren Objekte und den zusätzlichen Spielmodi lange Zeit mit Freedom Planet verbringen. Grund zum Meckern gibt es aber dennoch: Die Level sind für ein Spiel dieser Art einfach zu lang geraten - kürzere, knappere, dafür aber umso mehr verschiedene Level hätten uns deutlich besser gefallen. Ein weiteres Problem ist die teils ungenaue Steuerung. Hier ein wenig mehr Feintuning und Freedom Planet wäre für Platformer-Fans zu einem absoluten Must-Have-Titel geworden. So bleibt aber dennoch ein gutes und schnelles Jump'n'Run, der Hüpfspielfreunde und Sonic-Fans vielleicht nicht restlos begeistern wird, aber garantiert für viele unterhaltsame Stunden sorgen sollte.

Unsere Wertung:
7.5
Michael Prammer meint: "Toller Plattformer mit großem Umfang, der an Sonic erinnert, jedoch auch ein paar kleine Macken aufweist."
Freedom Planet (Nintendo Switch) erscheint für PC und PlayStation 4 und Wii U und Nintendo Switch. Wir haben die Version für PC getestet.
Nur registrierte Benutzer können Kommentare verfassen. Jetzt registrieren