Test

A Hat in Time

Von Jeremiah David am 18.12.2017

Im Jahre 2013 ermöglichte eine mehr als erfolgreiche Kickstarter-Kampagne die Entwicklung von „A Hat in Time“. Nach nur zwei Tagen war das Mindestziel von 30.000$ nicht nur erreicht, sondern weit überschritten. Die Entwickler von Gears of Breakfast bezeichneten ihre Kreation großspurig als „Banjo-Kazooie, The Legend of Zelda and Super Mario 64 all in one“ und schürten damit große Hoffnungen. Einige Jahre sind seitdem vergangen und jetzt ist das Spiel, das eigentlich schon 2014 veröffentlicht werden sollte, endlich erhältlich, als Downloadtitel für PS4, Xbox One, Windows und MacOS. Wir haben die PS4-Version für euch getestet.

Unsere namenlose Protagonistin – Gears of Breakfast nennt sie einfach Hat Kid – düst mit ihrem Zeitreise-Raumschiff durchs Weltall. Die einzelnen Zimmer des Raumschiffs sehen aus, als wären sie einem knallbunten, leicht futuristischen Kindergarten entnommen. Alles riecht nach sorgenfreiem, simplem Spaß, doch die harte Realität unseres trübseligen, boshaften Universums holt Hat Kid schnell ein: Auf ihrem Weg durchs All fliegt sie zu nahe an einem Mafia-Planeten vorbei, und weil sie sich weigert Schutzgeld zu bezahlen, wird ihr Raumschiff von einem muskelbepackten Mafiosi angegriffen. Ihr Schiff verliert als Resultat des Angriffs 40 magische Sanduhren, die als Treibstoff dienen, und so muss Hat Kid die Insel Mafia-Town auf der Planetenoberfläche besuchen, um ihre Sanduhren wiederzufinden. Hilfe bekommt sie dabei zunächst von Mustache-Girl. Diese erinnert äußerlich an das uneheliche, transsexuelle Kind von Rotkäppchen und dem Jäger, stilecht mit roter Kapuze, langen blonden Haaren und Schnurrbart.

Was hier nach wild durcheinandergewürfelter Chaosgeschichte klingt, ist auch genau das. Gears of Breakfast hält sich an keine Regeln oder Konventionen. Die einzelnen Planeten und die Aufgaben, die es dort zu erledigen gilt, sollen einfach nur simplen Spaß ohne Hintergedanken bieten; und größtenteils schaffen sie dies auch überraschend gut. Hat Kid steuert sich gleichermaßen schnell wie präzise, und beherrscht Tricks wie einen Doppel- oder Wandsprung. Die verschiedenen Welten, die wir auf der Suche nach unseren Sanduhren bereisen, sind abwechslungsreich und kurzweilig; die Gebiete mal offen, mal linear gestaltet.

Die Sanduhren in A Hat in Time funktionieren wie die Sterne in Super Mario 64. Sie öffnen Türen im Raumschiff, die wiederum die Reise zu verschiedenen Planeten ermöglichen. Je mehr Sanduhren in unserem Besitz sind, desto mehr Planeten können wir bereisen, und auf jedem davon gibt es mehrere Aufgaben zu erledigen, die sich uns ebenfalls erst nach und nach eröffnen.

Hat Kid rennt, hüpft, schwingt, schlägt und ballert sich durch die bunten Level und kann mit Hilfe unterschiedlicher Hüte auf verschiedene Spezialfähigkeiten zurückgreifen. Neue Hüte bekommen wir durch das Sammeln von Wollknäuel, die überall versteckt sind. Ein Händler verkauft außerdem Aufnäher, mit denen wir bereits erhaltene Hüte verbessern können. Darüber hinaus können wir Relics und Münzen sammeln, um unser Raumschiff oder unser Kostüm zu verschönern.

In Mafia-Town bekämpfen wir einen Schurken, der uns mit Pulver- und Stachelfässer bewirft, oder wir erschrecken völlig mit Schlamm besudelt einen besonders abergläubischen Mafiosi, der uns für ein Zombiemädchen hält. Später durchforsten wir einen gruseligen Wald, helfen Pinguinen beim Dreh eines Films oder gehen ähnlich verrückten Aktivitäten nach. Das Gameplay ändert sich entsprechend der Umgebungen und bietet einen guten Mix aus altbewährten Hüpfeinlagen, Schleichpassagen und Kämpfen. Als Belohnung für unsere Mühen erhalten wir mehr Sanduhren, um neue Gebiete freizuschalten. Durch die speziellen Fähigkeiten der Hüte, die wir praktisch nebenher sammeln können, motiviert das Spiel allerdings auch zum erneuten Erkunden bereits bekannter Areale. Dabei hält A Hat in Time immer wieder kleinere Überraschungen bereit. Das Auskundschaften der Gebiete und die vielfältigen Aufgaben machen trotz ihrer Simplizität erstaunlich viel Spaß.

Die Level sind abwechslungsreich gestaltet, aber kommen optisch ziemlich altbacken daher. Die Cel-Shading-Grafik erinnert ein wenig an The Legend of Zelda: Wind Waker, das Level-Design mehr an Banjo Kazooie. Nicht selten hatte ich das Gefühl ein HD-Remake eines älteren Spiels vor mir zu haben. Vieles wirkt etwas grob und kantig, ab und an hakt die Kamera und die Sprachausgabe wirkt zum Teil wie aus einem billig synchronisierten Kindertrickfilm. Immerhin läuft das Geschehen mit einer konstant hohen Framerate und auch die Ladezeiten halten sich stets angenehm in Grenzen. Vielerorts gibt es zudem liebevoll gestaltete Details und kreative Ideen, die die zweckmäßige Technik schnell in Vergessenheit geraten lassen. Der Schwierigkeitsgrad ist gerade am Anfang sehr leicht, steigert sich jedoch mit fortlaufender Spielzeit.

FAZIT:

A Hat in Time ist ein old-school Jump 'n' Run, das in erster Linie jüngere Spieler ansprechen will, aber auch ältere Gamer für rund zehn Stunden gut unterhalten kann. Man merkt dem Spiel zwar an vielen Ecken an, dass es sich um eine Indie-Produktion handelt, das tut dem Spielspaß jedoch nur wenig Abbruch.

Unsere Wertung:
7.5
Jeremiah David meint: "Gut spielbares, aber technisch angestaubtes Jump 'n' Run im Stile alter Rare-Titel."
A Hat in Time erscheint für PC und PlayStation 4. Wir haben die Version für PC getestet.
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1 Kommentar:
NDragon1412)
NDragon1412
Am 18.12.2017 um 23:54
Ich hab es gerade erst gekauft xD Und ich liebe es :3 Bin erst bei Welt Zwei... aber es hat mich schon völlig in den Bann gezogen. Nachdem ich erst ein unidentifiziertes Problem hatte, was es massig zum laggen gebracht hat, worauf ich völlig umsonst den Support angeschrieben habe (der aber sofort hilfreich und freundlich reagiert hat!) nur um festzustellen, dass ein einfaches Neustarten um des RAM willen das Problem gelöst hat xD