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Diskussion zur NplusX-Mario-Woche: Super Mario Odyssey

Von Nico Zurheide am 29.10.2017
Diese forderte ein 3D-Mario, das ganz nach Super-Mario-64-Manier große Level zum Erkunden bietet und weniger auf die vielen kleinen Welten setzt, die seit Galaxy in der Serie Einzug gehalten hatten. Das Ergebnis ist, ähnlich wie The Legend of Zelda: Breath of the Wild früher in diesem Jahr, eine Neuinterpretation der langjährigen Serie.

Nico, Andreas und Deniz berichten über ihre Eindrücke aus den ersten Spielstunden mit Super Mario Odyssey. Der ausführliche Testbericht kommt in einigen Tagen von Tim.

Nico Zurheide meint: Mario bewegt sich in ausgedehnten und thematisch abwechslungsreichen Welten, die so viele Sammelitems in sich verstecken, dass die Odyssee beinahe wie ein klassischer Collectathon wirkt. Die großen Level laden zu stundenlangen Erkundungstouren ein, an jeder Ecke, in jedem Busch und hinter jeder Fake-Wand verstecken sich Monde, Münzen oder Herzen. Bei all dem beweist Nintendo mal wieder eine unglaubliche Liebe zum Detail. Ob Mario nun am Strand mit einem Shiba-Inu apportieren spielt, seinen Reisebegleiter Cappy gegen kleine Katzenmarios aus 3D World schmeißt oder einfach nur zum beschwingten Radiobeat abhottet: Auf dieser Weltreise ist nicht eine einzige Minute für Langeweile reserviert.

Auch ein viel beworbenes Feature bei der Vorstellung der Switch erfährt endlich eine wirklich sinnvolle Nutzung. Mittels HD-Rumble konnten die Entwickler nicht nur neue Rätsel ins Spiel integrieren, sondern auch eine unvergleichliche Immersion herstellen - wer mit Mario ins prickelnde Nass des Blubberstrandes springt und dabei die Sprudelblasen des Mineralwassers durch die Vibration spürt, weiß wovon ich rede. Und dann noch der neue Sidekick Cappy. Er ist als Charakter zwar nicht mit besonderer Tiefe versehen worden, dafür erweitert sich Marios Moveset durch die zahlreichen Einsatzmöglichkeiten der Kopfbedeckung jedoch beträchtlich. Der Klempner (ja, Klempner - selbst Pauline betitelt den schnauzbärtigen Helden so) kann auf das umfangreichste Aktionen-Arsenal aller Zeiten zurückgreifen, auch wenn einige Mützenangriffe nur mit lästiger Bewegungssteuerung funktionieren.

Bei allem, was Nintendo während der Entwicklungsphase für die Odyssee in Betracht gezogen hat, stand ein Stichwort stets im Vordergrund: Satisfaction. Trotz all der kleinen Schönheitsfehler, die Tim im kommenden Test sicher noch ansprechen wird, bewegt sich der reine Spielspaß immer am absoluten Maximum. Das ist Mario, wie er sein sollte.

Andreas Held meint: Die großen Publisher haben längst eine Wissenschaft daraus gemacht, wie man möglichst viele Spieler dazu bringt, die eigenen Spiele gut zu finden. Für den riesigen Markt der Nicht- und Gelegenheitsspieler steht dabei das Kredo "schnelle, einfache Erfolge" an erster Stelle. Sie stimulieren das Belohnungszentrum im Gehirn der Spieler. Aber kann man es damit auch übertreiben? Längst ist erwiesen, dass das Gehirn auf sich wiederholende Stimuli immer schwächer reagiert. Das ist die wissenschaftliche Erklärung dafür, warum man sich über einen Mond in Super Mario Odyssey viel weniger freut als über einen Stern in Mario 64 oder einen Shine in dessen Nachfolger.

Allerdings haben die zahllosen Monde tatsächlich auch Vorteile: Sie bringen ungemein viel Abwechslung ins Spiel und gestalten den Spielverlauf völlig unvorhersehbar, da viele hinter ihrer eigenen Mikro-Herausforderung verborgen sind. "Herausforderung" ist aber eigentlich das falsche Wort, denn bis zum ersten Abspann ist mir auf der "Odyssey" nur eine Aufgabe begegnet, für die ich mehr als drei Versuche gebraucht habe. Durch den hohen Erkundungs-Faktor schafft es das neue Mario-Abenteuer aber trotzdem, nicht zu langweilen.

Wie schon bei Breath of the Wild habe ich insgesamt das Gefühl, dass man noch Kind sein muss, damit der Titel sein volles Potential entfalten kann. In fünf bis zehn Jahren werden die Internetforen vermutlich überlaufen sein mit Teenagern und jungen Erwachsenen, die beide Switch-Titel um ihren zehnten Geburtstag herum gespielt haben und sie nun als das Nonplusultra der Spielebranche abfeiern. Wer schon etwas älter ist, wird auf diesen Zug aber vermutlich nicht aufspringen. Dafür ist Super Mario Odyssey einfach zu wenig fordernd und in der Folge die einzelnen Königreiche zu schnell abgefrühstückt, als dass sie wirklich in Erinnerung bleiben würden.

Deniz Üresin meint: Spiele, die uns überraschen. Spiele, die uns erstaunen. Spiele, die uns einfach ein Lächeln ins Gesicht zaubern - dafür war Nintendo lange bekannt. Nachdem der Traditionspublisher mit der Wii U etwas den Fokus verloren hatte, zeigten kürzlich Spiele wie Zelda: Breath of the Wild, Splatoon und ARMS, dass sie es doch noch drauf haben, wenn sie denn wollen. Super Mario Odyssey beweist: Sie wollen. Möglicherweise mehr als je zuvor. 

Endlich wieder Abenteuer und weitläufige Welten voller Geheimnissen und Überraschungen statt 2D-Level mit aneinandergereihten Geschicklichkeitspassagen und neue, coole Fähigkeiten statt den seit 30 Jahren bekannten Power-Ups. Super Mario Odyssey fühlt sich stets frisch an, ohne den typischen Mario-Flair zu verlieren. Allein das "Capern" mit Geistermütze Cappy sorgt für viele coole Momente und abwechslungsreiches Gameplay und zeigt, wie viel Mühe sich die Entwickler gegeben haben, neue und unverbrauchte Ideen umzusetzen.

Ja, die aufgezwungene Bewegungssteuerung hätte nicht sein müssen und von den Monden gibt es wohl ein paar zu viele, aber das sind maximal Abzüge in der B-Note und keine großen Spaßbremsen.

Stampft als gigantischer T-Rex mit Mario-Schnauzer durch die Steppe, schwimmt als Feuerball durch Lavasuppe oder schlagt als Tannenbaum einfach Wurzeln - die Möglichkeiten sind quasi unbegrenzt. Super Mario Odyssey ist ein weiteres Zeugnis dafür, dass Nintendo aus seinem Winterschlaf erwacht ist.

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2 Kommentare:
Buttergebäck)
Buttergebäck
Am 30.10.2017 um 13:57
Nach drei vollen Spieltagen und ca. 300 Monden kann ich mich dem hier gesagten überwiegend anschließen, vor allem Andreas. Als erfahrener Spieler hat man die meisten Länder ziemlich zügig abgefrühstückt, die Herausforderungen nach dem Abspann scheinen aber eine gehörige Schippe draufzulegen und haben mir bisher auch noch mehr Spaß gemacht als die davor. Die größten Stärken des Spiels sind in meinen Augen Atmosphäre und Erkundung, neben dem natürlich trotz allem hervorragenden Jump'n'Run-Gameplay. Gerade gegen Ende gibt es auch ein paar denkwürdige WTF-Momente, aber da will ich niemanden spoilern. Was mich erschrocken hat war, was für eine unfassbare Motivationsfeder das Freischalten neuer Kleidung für Mario ist, obwohl mir das auch bei Breath of the Wild schon auffiel.

Zusammenfassend würde ich sagen, dass es definitiv ein hochkarätiges Spiel und eine mehr als würdige Fortsetzung der Mario-Serie ist. Ich finde es aber nicht ganz so schön wie z.B. Sunshine, das einfach eine lebendigere Welt hatte, in der man sich noch besser verlieren konnte. Odyssey wirkt im Vergleich dazu doch irgendwie linear, vielleicht auch weil eine übergeordnete Hub-Welt fehlt.
coltrane)
coltrane
Am 31.10.2017 um 12:01
Ich frage mich wie hoch der Wiederspielwert ist? Macht das wirklich viel Freude die vielen Monde noch ein zweites mal zusammenklauben zu müssen?
Buttergebäck)
Buttergebäck
Am 31.10.2017 um 12:28
Ich denke der Widerspielwert ist weder höher noch niedriger als bei anderen 3D-Marios. Obwohl es von den Monden so viele gibt ist die Gameplay-Struktur vergleichbar mit der von Mario 64 oder Sunshine. Auch bei Odyssey wird man nämlich von größeren Zielen durch das Spiel geführt, also z.B. die Spitze eines Gebäudes zu erklimmen oder einen Endgegner zu erreichen und zu besiegen. Also solche Aufgaben, für die man früher einen Stern bekommen hätte. Die meisten Monde findet man dann einfach so nebenher.