Story of Seasons: Trio of Towns
Ein langsamer Einstieg
Zwei Jahre nach Story of Seasons, dem ersten eigentlichen
Harvest Moon unter neuem Namen, bringt
Marvelous einen Nachfolger auf den betagten Nintendo 3DS. Das Spielprinzip
bleibt gleich, das Rad wird an keiner Stelle neu erfunden: Erneut bekommt ihr
eine virtuelle Farm und beackert sie nach eurem Gusto, freundet euch mit NPCs
an und tut und lasst, was ihr wollt. Wie bei jeder anderen Farmsimulation eben
auch.
Nachdem ihr euren Avatar erstellt habt, bei dem ihr Namen,
Geschlecht, Geburtsdatum und Aussehen bestimmen könnt, erlebt ihr die nicht
sonderlich dramatische Hintergrundstory: Ihr wollt unbedingt Farmer werden,
euer Vater hält allerdings nicht viel von dem Gedanken, da er euch das harte
Arbeiten auf einer Farm nicht zutraut (Autsch!). Nach einer gefühlt nicht enden
wollenden Intro-Sequenz hat euer Vater endlich nachgegeben und euch seinem
Bruder Frank anvertraut, der zufälligerweise Farmer ist und zufälligerweise
auch für euch eine Farm in der Nähe seiner eigenen bereit hat. Was ein Glück!
So könnt ihr in der Nähe der Stadt Westown, die an eine klassische
Wild-West-Stadt erinnert, auch gleich mit eurer Berufung anfangen – natürlich
nachdem ihr in zwei weiteren extrem langen Cutscenes erst einmal die meisten
Bewohner der Stadt kennengelernt und dann die Grundlagen des Spiels erklärt
bekommen habt.
Wo ist das Trio?
Um euch nicht gleich zu Beginn mit zu vielen Optionen und
Orten und Menschen zu überfordern, sind die beiden anderen Städte, das
hawaiianisch angehauchte Lulukoko und das im asiatischen Stil gehaltene
Tsuyukusa, für eine Weile nicht zugänglich. Dafür gibt’s auch eine Erklärung in
der Story: Die Tore der Stadt sind kaputt und es dauert nun einmal Ewigkeiten,
ein paar kleine Steine und Holzbalken aus dem Weg zu räumen. Doch in Westown
gibt es auch erst einmal genug zu tun und zu sehen. Sobald der
Gemischtwarenladen öffnet, heißt es also erst einmal sein Gespartes für Saatgut
und Farmwerkzeuge zu opfern, um bald mit dem Ernten beginnen zu können. Bis die
ersten Früchte herangereift sind, gilt es sich mit Nebenjobs über Wasser zu
halten, die allesamt nicht sonderlich gut bezahlt werden und in der Regel das
wiederholte Drücken des A-Knopfs oder einen kleinen Botengang erfordern.
Nach und nach werden die anderen Städte so zugänglich und eröffnen weitere Möglichkeiten. In Lulukoko könnt ihr beispielsweise weitere Farmbestandteile wie größere Ställe bestellen, euer Werkzeug upgraden und sogar euer Haus erweitern.
Mehr Arbeit als Spiel?
In Farmsimulationen steht das Arbeiten auf der Farm
natürlich im Vordergrund. Da nur die Harten in den Garten kommen, ist gerade zu
Beginn sowohl vorausschauende Planung als auch virtueller Schweiß vonnöten. Im
Spiel verstreicht die Zeit etwa 60x schneller als in der Wirklichkeit, eine
Sekunde in echt entspricht also einer Minute im Spiel. Täglich müssen die
gesäten Pflanzen auf den Feldern gegossen, die Kühe gebürstet und gemolken, die
Schafe geschoren und die Hühner hochgehoben werden (denn Hühner lieben es, hochgehoben zu werden!). Jede Aktion im Spiel
verbraucht dabei Ausdauer, die ihr nach einem erholsamen Schlaf in eurem Bett
oder einer leckeren Mahlzeit wieder auffüllen könnt. Da die Preise in den
Restaurants aber nicht ohne sind und ein Nickerchen automatisch den Tag
beendet, ist euer Aktionspotential zu Beginn noch recht eingeschränkt. Kümmert
ihr euch gut um eure Tiere, düngt ihr eure Pflanzen ordentlich und freundet ihr
euch mit den Bewohnern der Städte an, wirkt sich das jedoch positiv auf euren
Erwerb aus: Glückliche Kühe geben qualitativ hochwertigere Milch, die teurer
verkauft werden kann und wenn die sogenannte Stadtverbundenheit (ein Maß für
die mittlere Zufriedenheit/Zuneigung der Stadtbewohner mit/zu euch) steigt,
bekommt ihr auch mehr Geld für Nebenjobs und die Läden führen mehr Items ein.
Sobald ihr eine Küche bekommen habt, könnt ihr zudem selbst Gerichte kochen und
seid nicht mehr auf die teuren Restaurants angewiesen.
Um etwas Abwechslung von der schweißtreibenden Farmarbeit zu
bekommen, bieten sich die verschiedenen Feste und Wettbewerbe an, deren Termine
im Voraus angekündigt werden und die man in seinem Kalender nachschlagen kann.
Auf den Festen wird gegessen, getanzt und gelacht, bei den Wettbewerben können
Preise gewonnen werden, die sich positiv auf die Verkaufspreise eurer Früchte
oder tierischer Produkte auswirken. Hier werden von euch ausgewählte selbst angebaute Früchte nach ihrer Qualität oder eure Tiere nach ihrer Zufriedenheit und der Gepflegtheit ihres Fells bewertet. Wer hier Preise abstauben möchte, sollte sich also rechtzeitig ins Zeug legen.
Ja, ich will!
In jede vernünftige Farmsimulation gehört natürlich auch die
Möglichkeit, eine Familie zu gründen. Mit den ersten lockeren Scheinen in eurer
Tasche könnt ihr euch bereits ein Haustier kaufen. Ob treuer Hund oder süßes
Kätzchen – beide finden auf Spaziergängen das eine oder andere nützliche Item
und sind somit nicht bloß bewegliche Deko.
Wer es etwas ernster angehen will, muss dann natürlich mit
dem einen oder anderen heiratsfähigen Kandidaten anbandeln. In Westown kann euer
männlicher Avatar beispielsweise die Blumenhändlerin Lisette heiraten, während
ihr mit einer weiblichen Spielfigur die Wahl zwischen dem Cowboy-Postboten
Wayne und dem etwas exzentrischen Doktor Ford habt. Durch kleine Geschenke, die
der entsprechenden Person am besten auch
gefallen sollten (hier ist Zuhören angesagt!), erschleicht ihr euch
langsam in ihr Herz. So wie im echten Leben eben auch. Der gewählte Artstyle
des Spiels ist in diesem Fall jedoch etwas kontrovers – so werden fast alle
Charaktere sehr kindhaft gezeichnet und auch einige der heiratsfähigen Figuren
sehen nicht älter als 16 Jahre aus.
Die Eheschließung ist aber natürlich keine Pflicht und wer lieber als Junggeselle leben möchte, kann das problemlos tun. Mit dem Abbau von Erzen in Westown, dem Angeln am Strand in Lulukoko und dem gelegentlichen Tässchen Tee im Teehaus von Tsuyukusa stehen reichlich Beschäftigungen zur Verfügung, denen euer virtuelles Ich nachgehen kann.
Technischer Durchschnitt
Der Artstyle des Spiels ist sehr bunt und comichaft und die Charaktere sehen, wie bereits erwähnt, größtenteils sehr jung aus. Die Umgebungen sind simpel gehalten und kitzeln nicht alles aus dem 3DS heraus, aber wirken dank netter Details wie umherfliegender Blätter oder Insekten lebendig.
Die Bewegungsanimationen der virtuellen Menschen ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig – so sieht es fast aus, als waten alle Figuren im Spiel durch unsichtbares Wasser. Der 3D-Effekt lässt ebenfalls zu wünschen übrig, da durch ihn die Spielwelt im Prinzip nur in zwei Ebenen aufgeteilt wird: Der Vordergrund, in dem die eben erwähnten Blätter (oder im Winter Schneeflocken) herumwirbeln, und dem Hintergrund mit dem ganzen Rest. Besitzer eines Nintendo 2DS verpassen hier also nichts.
Auch klanglich zeigt sich Story of Seasons nicht
von seiner besten Seite. Die wenigen Musikstücke im Spiel wiederholen sich
recht schnell und sind für das insgesamt doch etwas eintönige Farmerleben etwas
zu lebendig. Technisch wie spielerisch hat sich Trio of Towns damit im
Vergleich zu seinem Vorgänger kein Stück weiterentwickelt.
Fazit:
Das Gameplay ist gleich geblieben, grafisch hat sich nichts
getan – Story of Seasons: Trio of Towns ist das gleiche Spiel wie sein
Vorgänger, nur eben mit drei erkundbaren Städten, die für etwas mehr
Abwechslung und Umfang sorgen. Das altbewährte Prinzip ist natürlich nicht ohne
Grund altbewährt, aber wer eine gute Farmsimulation spielen möchte, hat
reichlich Alternativen zur Auswahl, wie eines der zahlreichen
Harvest-Moon/Story-of-Seasons-Ableger für 3DS inklusive
Fantasy-Action-RPG-Ablegern wie Rune Factory 4 und Return to PopoloCrois oder
für andere Konsolen das Indiegame Stardew Valley, das vor kurzem auch für
Nintendo Switch für einen deutlich niedrigeren Preis erschienen ist. Was dem Spiel allerdings angelastet werden kann, sind die viel zu langen Cutscenes, in denen kaum etwas passiert. Die
Eingangsfrage muss hier also mit einem klaren Nein beantwortet werden – Story of
Seasons: Trio of Towns ist ein guter
Farmsimulator, aber keiner, der sich in irgendeiner Weise von den anderen
abheben kann.
... und nehmen StardewValley für die Switch ;-P