Cook, Serve, Delicious! 2!!
Ein-Mann-Projekte, die es zu Weltruhm schaffen, sind heutzutage keine Seltenheit mehr. Doch für jedes Minecraft und jedes Undertale gibt es mindestens genauso viele Projekte, die nicht minder gut sind, aber trotzdem für immer in den Weiten der Steam-Bibliothek verborgen bleiben. Zu diesen weniger glücklichen Indie-Titeln muss sich die intensive Restaurant-Simulation Cook, Serve, Delicious! zählen, die es auf Mobile-Geräten immerhin zu einem kleinen Achtungserfolg gebracht hat. Der Nachfolger erschien - nach einigen Schwierigkeiten - Mitte September auf Steam.
Virtuelles Kochen
In Cook, Serve, Delicious! geht ihr an der Theke eines Restaurants in Stellung und habt die Aufgabe, Bestellungen der Kunden entgegenzunehmen und die gewünschten Gerichte schnell und korrekt zuzubereiten. Je nach Größe besteht eure Essensausgabe aus sechs bis vierzehn Stationen. Betritt ein Kunde euer Etablissement, könnt ihr ihn bedienen, indem ihr die Nummer der Station drückt, an der er wartet. Anschließend müsst ihr seine Bestellung zubereiten, indem ihr für jede Zutat den korrekten Buchstaben eintippt. Für einen einfachen Cheeseburger wären das beispielsweise „M“ (für „Meat“), „C“ (für „Cheese“) und „R“ (für „Regular Bun“, also ein normales Hamburgerbrötchen). Zwischendurch müssen wir noch mit der Leertaste auf Zutaten-Seite zwei umschalten, auf der sich das Brötchen befindet. Viel schwieriger wird es, wenn der Kunde einen Deluxe-Burger mit drei Fleischpatties, einer Scheibe normalen und einer Scheibe Schweizer Käse, Salat, Tomaten, Zwiebeln, Röstzwiebeln, Pilzen und gekochtem Ei in einem Laugenbrötchen bestellt: MMMCSLTN, Leertaste, NMEZ. Das abschließende „Z“ steht übrigens für „Pretzel Bun“ - nur ein Teil der Zutaten lässt sich durch das Drücken des Anfangsbuchstabens platzieren.Komplett neu sind im zweiten Teil die sogenannten Holding Stations, in denen ihr bestimmte Rezepte und Zutaten vorrätig halten könnt. Statt eines einzelnen Muffins werdet ihr beispielsweise ein ganzes Blech auf einmal backen, sodass ihr die Teigwaren anschließend einfach auf Knopfdruck servieren könnt. Optional könnt ihr die neuen Stationen auch dazu nutzen, um einzelne Hotdog-Würstchen oder andere Zutaten mit Garzeiten vorzubereiten, sodass ihr eingehende Bestellungen sofort abfertigen könnt. Die dritte Option ist das Zubereiten von Beilagen: Kunden, die sich zu ihrer Bestellung noch einen kleinen Salat oder eine Portion Pommes gönnen dürfen, sind insgesamt geduldiger und es dauert länger, bis sie wegen einer zu langen Wartezeit euer Restaurant verlassen. Die Holding Stations bringen eine strategische Komponente ins Spiel, und wie ihr sie optimal nutzen könnt, müsst ihr mit der Zeit selbst herausfinden.
Virtuelle Karriere
Im ersten Teil des Indie-Titels war es die Hauptaufgabe der Spieler, im Rahmen einer Art Story-Modus ihr eigenes Restaurant aufzubauen. Diese Möglichkeit gibt es im Nachfolger immer noch - sie wurde allerdings stark eingedampft und ähnelt nun eher einem Sandbox-Modus. Die meisten Rezepte sind von Beginn an freigeschaltet oder können sofort gekauft werden, sodass ihr theoretisch bereits vom ersten Tag an Sushi in eurer heruntergekommenen Kneipe servieren könntet. Dadurch fehlt das Gefühl, im Spiel voranzuschreiten, und der Modus wird sehr schnell langweilig. Das Hauptaugenmerk bei der Entwicklung dieses Sequels lag offensichtlich woanders.Der Hauptgang von Cook, Serve, Delicious! 2!! ist nämlich der neue „Chef for Hire“-Modus, in dessen Rahmen ihr in 30 vorgefertigten Restaurants jeweils etwa acht bis fünfzehn Schichten mit vorgegebenen Speisekarten absolvieren müsst. Ausgehend von Fast-Food-Buden, in denen ihr Brezel oder Spiegeleier herstellt, arbeitet ihr euch über Pizzerien und traditionelle Restaurants hoch bis in edle Etablissements, in denen ihr fernöstliche Spezialitäten oder teure Delikatessen servieren dürft. Die ersten Schichten bei den verschiedenen Arbeitgebern verlaufen eher gemächlich und geben euch genug Zeit, die neuen Rezepte zu erlernen und zu verinnerlichen. Im weiteren Spielverlauf müsst ihr dann aber auswendig wissen, welche Taste zu welchem Lebensmittel gehört - wenn ihr die Zutatenliste zu oft konsultieren müsst, seid ihr schlichtweg zu langsam, um während der „Rush Hours“ am Mittag und am Abend den Kundenstrom noch schnell genug abzuarbeiten.
In diesen intensiven Momenten, wenn ihr Gerichte im letzten Moment vor dem Verbrennen bewahrt oder vier Kunden gleichzeitig damit drohen, das Restaurant aufgrund zu langer Wartezeiten ohne Bestellung zu verlassen, und ihr diese scheinbar unmögliche Situation doch noch irgendwie bewältigen könnt, entfaltet das Gameplay sein volles Potential. Die schwierigsten Schichten begeben sich an die Grenze des für Menschen machbaren - hier müsst ihr fast zwingend das Zehn-Finger-System beherrschen, um überhaupt noch eine Chance zu haben, da bereits das Hin-und-Her-Schauen zwischen Bildschirm und Tastatur zu viel Zeit kosten kann.
Doch bis ihr so stark gefordert werdet, geht einige Zeit ins Land: Der Schwierigkeitsgrad steigt im Verlauf der mehreren hundert Levels sehr langsam und stetig an, und in eurem eigenen Restaurant könnt ihr es euch ohnehin so einfach oder so schwierig machen, wie ihr wollt. Das extrem fordernde Spieltempo ist jedoch der entscheidende Faktor, mit dem sich Cook, Serve, Delicious! mittelfristig von genreverwandten Smartphone-Spielereien und Flash-Games abheben kann.Virtuelle Leckereien
Es ist unnötig zu erwähnen, dass das Ein-Mann-Projekt aus rein technischer Sicht keine Bäume ausreißt. Die pragmatische 2D-Optik tut, was sie soll: Das Gameplay auf eine ansprechende Art und Weise präsentieren. Dafür punktet Cook, Serve, Delicious! 2!! mit seiner künstlerischen Gestaltung. Im Mittelpunkt stehen hier natürlich die insgesamt 180 verschiedenen Gerichte, Getränke und Beilagen, die zum Teil unglaublich lecker aussehen. Viele Spieler berichten sogar davon, wie das Spiel sie dazu inspiriert hat, sich an den Herd zu stellen und einige der Rezepte selbst nachzukochen. Doch auch die Gestaltung eures eigenen Speisesaals aus über 1.000 freischaltbaren Möbeln und Deko-Objekten kann durchaus Spaß machen, da sich mit dem Editor in kurzer Zeit sehr ansprechende Ergebnisse erzielen lassen. Die Musikuntermalung ist vor allem während der Abendstunden überraschend angenehm, und im Nachfolger habt ihr endlich auch die Möglichkeit, die nervigen Sprachsamples unabhängig von allen anderen Audio-Elementen abzustellen.Auch wenn der Release des Spiels sicherlich nicht ideal verlief, war Cook, Serve, Delicious! 2!! bereits am Tag der Veröffentlichung ein sehr ausgereiftes Produkt. Wir haben beim Testen keinerlei Bugs gefunden. Viele Komfortfeatures wurden bereits wenige Tage nach dem Release nachgereicht, und in den kommenden Wochen und Monaten sollen noch einige kostenlose Add-Ons für das Kochspiel erscheinen. Da schon der erste Teil mehrere große Erweiterungen bekommen hat, ist dieses Versprechen durchaus glaubwürdig. Wichtiger ist jedoch, dass der Indie-Titel schon jetzt mehr als genug Inhalt für den Kaufpreis zu bieten hat. Es handelt sich um ein professionelles und glattgeschliffenes Produkt, das euch mehrere Dutzend Stunden lang bestens zu unterhalten weiß.
Sehr schöner Test - hört sich lecker an