No Man's Sky Revisited: Was taugt das Foundation-Update?
Vier Monate nach dem heftig kritisierten Release von No Man's Sky kehrt Hello Games aus dem Media-Blackout zurück und überrascht mit dem umfangreichen Foundation-Update. Kann das britische Studio damit das Ruder herumreißen?
Für das Foundation-Update wurden große Neuerungen angekündigt: Spieler dürfen eigene Basen und einen eigenen Raumkreuzer aufbauen sowie aus drei Spielmodi wählen. Die vielleicht wichtigste Verbesserung ist jedoch das grundlegend überarbeitete Balancing des Basisspiels: Wichtige Ressourcen wurden umverteilt und die zum Aufladen der meisten Systeme benötigten Rohstoffe durchgehend verändert, das Ergebnis ist ein deutlich stimmigeres Gesamtbild. Beispielsweise enthalten die meisten Asteroiden im Weltall kein Thamium9 mehr, sodass die Thamium9-Pflanzen auf den Planeten plötzlich eine Bedeutung haben. Auch andere Elemente, die wir im Sommer noch ignoriert haben, spielen plötzlich eine wichtige Rolle. Gleichzeitig sind Ressourcen wie Plutonium, Heridium oder vor allem Zinn sehr viel seltener geworden. Der Pool an Elementen und Items ist derweil gefühlt doppelt so groß - abgeschossene Lebewesen bzw. Sentinels lassen jeweils neue Elemente fallen, spezielle Pflanzen halten bisher unbekannte Rohstoffe bereit und auch die Palette der Zwischenprodukte wurde spürbar erweitert. Diese Anpassungen sind so grundlegend und eine so große Verbesserung für das Spiel, dass es sich lohnt, noch einmal einen neuen Spielstand anzulegen, damit das neue Balancing sein volles Potential entfalten kann.
Auch in vielen anderen Aspekten wurde No Man's Sky noch einmal gründlich überarbeitet. Die Algorithmen zur Planeten-Generierung wurden aufgestockt, was dem Spiel mehr Möglichkeiten bei der Erstellung von Planeten einräumt; allerdings ist das oft sehr schroffe Terrain nicht immer eine Verbesserung. Raumstationen sind deutlich belebter, und das Spiel sieht insgesamt etwas schicker aus. Ein wirkliches Highlight sind jedoch die toten Planeten; diese waren in der Ur-Version nicht viel mehr als ein großer brauner Klumpen. Nach der Installation des Foundation-Updates erscheinen sie viel detailreicher, unwirtlicher und werden außerdem von einer Soundkulisse unterlegt, die direkt aus einem Horror-Adventure stammen könnte. Die so entstehende Atmosphäre macht euch unmissverständlich klar: Es ist eine fürchterliche Idee, sich hier aufzuhalten.Eher eine Enttäuschug ist hingegen der neue Survival-Modus. Die einzige spürbare Regeländerung bewirkt, dass sich eure Lebenserhaltungssysteme viel schneller entleeren und viel langsamer wieder aufladen. Somit verbringt ihr einen großen Teil der Spielzeit mit dem Abbau von Eisen und Kohlenstoff und dem minutenlangen Verharren in Höhlen, was den neuen Modus ironischerweise sehr langweilig gestaltet, obwohl er doch eigentlich mehr Spannung erzeugen sollte. Harte Spielregeln gibt es hingegen weiterhin nicht: Zwar wird euch die Möglichkeit genommen, euer Inventar nach dem Ableben der Spielfigur wieder aufzusammeln, allerdings könnt ihr weiterhin jederzeit wertvolle Items ins Schiff beamen und diese Konsequenz somit aushebeln. Besonders kreative Spieler werden den virtuellen Freitod vermutlich sogar als Schnellreise-System missbrauchen, da diese Taktik oftmals effektiver ist, als den schwierigen Fußmarsch zurück zum Schiff anzutreten.
Somit bleibt der Basenbau als großes neues Feature. Habt ihr auf einem Planeten eines von sehr vielen leerstehenden Fundamenten gefunden, könnt ihr dieses auf Knopfdruck für euch vereinnahmen. Aufgebaut wird eure neue Residenz aus verschiedenen Modulen, die mit bestimmten Ressourcen hergestellt und anschließend wie Legosteine aneinandergesetzt werden können. Spezielle Terminals können mit auf Raumstationen rekrutierten Mitarbeitern besetzt werden, die anschließend im Tausch gegen seltene Gegenstände neue Baupläne für euch anfertigen. Eure Basis dient auch als Item-Lager, aber leider sind die Größenbeschränkungen der Lagerungs-Container wirklich frech: Gerade einmal fünf Inventar-Plätze stehen euch pro Container zur Verfügung, und insgesamt dürfen maximal zehn Stück davon angefertig werden. Somit hat eine voll ausgebaute Basis kaum mehr Inventarplatz als euer Raumanzug - wer nach der Ankündigung des Patchs davon geträumt hat, einen riesigen Hort aufzubauen, dem selbst der Trödeltrupp aus RTL II nicht mehr Herr werden könnte, muss diesen Traum also an den Nagel hängen. Der vielleicht schönste Aspekt des Updates ist somit vielleicht der Kontext, in dem es erscheint. Denn der Lynchmob, der sich Mitte August bildete und an der Zerstörung von Sean Murray arbeitete, hat mittlerweile längst das Interesse an No Man's Sky verloren. Somit ist der Walking Simulator im zweiten Anlauf kein "überhypeter AAA-Titel aus der Feder eines notorischen Lügners" mehr, sondern das, was er vielleicht immer hätte sein sollen: Ein Nischentitel für ein kleines, sehr spezielles Publikum. Dass das Foundation Update so positiv aufgenommen wird, liegt nicht daran, dass es No Man's Sky auf wundersame Weise zu einem anderen Spiel macht - sondern daran, dass es ohnehin nur noch von den Leuten beachtet wird, die No Man's Sky nicht sofort aufgrund des fehlenden Multiplayer-Modus als "Betrug" abgetan haben. Nun bleibt zu hoffen, dass die Erweiterung trotzdem genug Anklang findet, sodass es sich für Hello Games weiterhin lohnt, die noch geplanten Updates umzusetzen. Denn eines ist sicher: Das Foundation Update macht trotz der weiterhin vorhandenen Schwächen Lust auf noch viel mehr.
Ich habe tatsächlich Lust bekommen, das Spiel nochmal einzulegen und auf Erkundung zu gehen; allerdings rettet sich Eos nicht von selbst und ich spiele daher FF15 weiter.
Wenn ich das hier so lese, dann kommen mir die Veränderungen an NMS durch den Patch so grundlegend vor, dass ich beinahe nicht glaube, dass es ein Patch ist. Also für mich ist ein Patch das, was nach dem Launch rausgegeben wurde: Man fällt nach der Landung durch die Planetenoberfläche und krepelt im Limbo -> Patch kommt -> behebt das.
Jetzt hingegen wurde das komplette Galaxien-Balancing neu-justiert, Basenbaumechanik inkl. neuer Assets eingepflegt (wenn auch (noch) minimalistisch), an der generellen Grafikqualität wurde geschraubt und es gibt einen erweiterten Soundtrack. Ich bin kein Entwickler, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich so etwas mit meinen zehn Kollegen mal kurz in zehn Wochen zusammenprogrammiere, während mir jeder Videospieler der Welt mir und meiner Familie mit Mord und Vergewaltigung droht.