Test

Super Mario Run

Von Michael Prammer am 18.12.2016

Nintendo hat es wirklich getan: eine der größten hauseigenen Serien auf einem Nicht-Nintendo-Gerät veröffentlicht. Super Mario Run ist seit kurzem auf iPad und iPhone zu haben. Wir haben des Klempners ersten Auftritt in fremden Gefilden begleitet.

Mario goes Smartphone

Da das Spiel für ein Handy-Game mit 9,99 Euro doch recht teuer geworden ist, darf man auch ein wenig Inhalt erwarten. Und tatsächlich: Es gibt sogar eine Geschichte. Sie ist allerdings so spektakulär wie in jedem Mario-Abenteuer: Prinzessin Peach lädt zu einem gemütlichen Kaffeeklatsch ein und Bowser crasht die Feierlichkeiten nicht nur, sondern entführt auch das holde Fräulein. Bevor es allerdings soweit ist, führt euch der Weg ins Schloss der Prinzessin - eine Art Tutorial.

Das Spielprinzip ist simpel und passgenau auf Smart-Devices zugeschnitten. Mario läuft vollkommen automatisch von links nach rechts. Die Grafik wurde dabei an New Super Mario Bros. U angelehnt. Kleine Hindernisse und Gegner werden automatisch überhüpft. Wer jetzt denkt, er würde gar nichts zu tun bekommen, der irrt aber. Durch Antippen des Bildschirms springt der Klempner – je länger man den Screen berührt, desto höher springt Mario. So hüpft man sich durch allerhand Level des Pilzkönigreichs, wie man sie aus der Super Mario Bros.-Serie lieben und schätzen gelernt hat. Die einzelnen Levels sind dabei nie besonders groß und nach etwa einer Minute bereits beendet.

Obwohl die Steuerung so simpel ist und auf dem iPhone auch mit einer Hand bewältigt werden kann, gibt es doch einige Tücken im Abenteuer. Verschiedene Schalter halten den Klempner zum Beispiel an, um Fallen abzuwarten und im richtigen Moment zu umgehen. Richtungspfeile können die Laufrichtung von Mario kurzzeitig ändern und lassen den Helden damit neue Wege einschlagen. Und auch Wandsprünge sind mit geschicktem Timing machbar und notwendig, um höher gelegene Bereiche zu erkunden. Fällt man in einen Abgrund oder wird von einem Feind getroffen, so stirbt Mario nur halb; er wird nämlich via Luftblase leicht zurückversetzt. Zwei Stück gibt es von ihnen pro Level, nur vereinzelt kann man mehr finden. Man kann diese Luftblasen aber auch selbst einsetzen und somit Levelabschnitte wiederholen, sollte man etwas vergessen haben. Sind alle Luftblasen aufgebraucht und Mario stirbt, ist das der klassische Mario-Tod. Es gibt auch Power-Ups in Form von Pilzen zu finden, die Mario größer machen. Leider ist das die einzige Erweiterung, die auf den Klempner wartet. Feuerblume oder Waschbärenkostüm sucht man vergebens. 

Auf der Jagd nach Bowser und lila Münzen

Mario muss im Hauptabenteuer wieder einmal die Prinzessin retten. Ganz billig ist dieses Unterfangen allerdings nicht. Während man die ersten drei Level noch umsonst spielen darf, bittet Nintendo danach zur Kasse. Mit 9,99 Euro ist das Abenteuer für ein Handyspiel relativ teuer geworden. Das könnte viele Spieler abschrecken. Das volle Abenteuer besteht aus 24 Levels, die in sechs Welten à vier Levels aufgeteilt wurden. Am Ende jeder Welt wartet ein Bosskampf, wie man ihn aus den Mario-Abenteuern kennt. Am Ende des Abenteuers wartet Oberfiesling Bowser, dem es das Handwerk zu legen gilt. Damit noch etwas Herausforderung ins Abenteuer kommt, dürfen die einhändigen Mario-Spieler in jedem Level fünf lila Münzen suchen. Sind sie einmal gefunden, wächst die Herausforderung noch zwei Mal mit neuen, schwieriger zu erreichenden Münzen. Wer sie alle findet, schaltet insgesamt drei Bonuslevels frei. Gerade das Sammeln der zweiten und dritten Münzen im Level ist bockschwer und bringt auch die größten Mario-Veteranen ins Schwitzen.

Abseits des Hauptabenteuers gibt es zwei weitere Modi. In der „Toad-Rally“ löst man Tickets ein, die man im Abenteuer findet, und tritt gegen andere Spieler an. Ziel ist es, mehr Münzen zu sammeln und coolere Moves zu vollführen, um Bonuspunkte zu ergattern. Der Einsatz sind Toads aus dem eigenen Königreich. Unglücklicherweise hat Bowser das friedliche Land bei seinem Angriff in Schutt und Asche gelegt - und ihr dürft es wieder aufbauen. 

Die Bevölkerung erspielt man sich mit der Toad-Rally, allerdings kann man auch Anhänger an andere Spieler verlieren. Die Toad Rally kann leider nur bedingt motivieren, da man nichts weiter macht, als Münzen zu sammeln und zu versuchen, durch Kombos und geschickte Sprünge die Gunst der Toads auf seine Seite zu ziehen. Die ganzen Münzen, die man in Abenteuer und Toad-Rally sammelt, verwendet man dazu, um sein Königreich wieder in Schuss zu bringen. In einer Art Baukasten kann man verschiedene Elemente wie Toad-Häuser oder verschiedene Dekorationen auf einer Übersichtskarte unterbringen. Außerdem sieht man dem Aufbau des Schlosses zu. Ein echtes Killer-Feature ist aber auch das nicht und die meisten Spieler werden diese Funktion links liegen lassen.

Technisch kann man Super Mario Run nichts vorwerfen. Die Grafik läuft flüssig und sieht für ein Handyspiel richtig gut aus. Auch die Musik ist hervorragend geworden und bringt Mario-Freunden viel Freude - auch wenn sie natürlich nahezu identisch ist mit den Tönen, die man von New Super Mario Bros. jetzt seit gut zehn Jahren kennt. Die Steuerung ist simpel, aber genial. Dank des Levedesigns und der Gegner ist das Meistern des Abenteuers nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Vor allem aber das Sammeln der Bonus-Münzen erfordert viel Fingerspitzengefühl und Geduld, da einige davon wirklich knifflig zu erreichen sind.

Doch: Super Mario Run ist und bleibt ein Handyspiel, und das merkt man ihm an allen Ecken und Enden an. Das Abenteuer ist viel zu kurz und in den Levels merkt man doch oft die Einschränkung, die durch die „Selbstlauffunktion“ des Helden gegeben ist. Dann stört auch eine Onlinepflicht, ohne die das Abenteuer nicht spielbar ist. Euer Datenvolumen, sollte es nicht unbegrenzt sein, wird unterwegs richtig gebeutelt, je nachdem, wie viel man spielt. Bedenken sollte man auch, dass Super Mario Run nur ab iOS 8 läuft. Android-Kunden müssen sich noch etwas länger gedulden, Super Mario Run soll für Geräte abseits von Apple erst 2017 erscheinen. 

Fazit:

Super Mario Run ist ein gelungener Einstand auf Smart-Devices geworden, ohne vollends überzeugen zu können. Die Einschränkungen, die aus dem „Runner-Prinzip“ entstehen, fordern in vielen Punkten ihren Tribut und lassen Mario-Fans an einigen Aspekten wichtige Gameplay-Elemente vermissen. Das betrifft zum Beispiel verschiedene Power-Ups, die abseits der klassischen Pilze komplett fehlen. Etwas unnütz ist zudem das Aufbauen des Pilzkönigreichs geworden, das abseits eines Bonusspiels keinen Mehrwert bringt. Die Toad-Rally kann ebenfalls nur bedingt überzeugen und wird Spieler nicht ewig fesseln. Das Einsammeln der Bonus-Münzen hingegen motiviert längerfristig und wird Mario-Fans lange begeistern. Der große Stolperstein von Super Mario Run ist allerdings sein Preis. Für knapp 10 Euro bekommt man zwar einige Level geboten, jedoch wirken diese alle wie etwas größere Demos. Genau dieser Umstand wird viele Spieler, die die drei Gratis-Level probiert haben, vom Kauf abschrecken. Super Mario-Fans mit einem Apple-Gerät machen allerdings wenig falsch und können Marios Smartphone-Ausflug eine Chance geben. Wer weiß, wie viele von ihnen danach plötzlich wirklich Lust auf ein echtes Mario-Spiel auf Konsolen bekommen?

Unsere Wertung:
7.0
Michael Prammer meint: "Marios Smart-Device-Debüt mit Einschränkungen und motivierender Münzsuche. "
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2 Kommentare:
Belphegor)
Belphegor
Am 18.12.2016 um 14:22
Mir macht das Game von Stunde zu Stunde mehr Spaß und ich bin mittlerweile dabei die letzten schwarzen Münzen einzusammeln. Zwischendurch wird immer ein Toad-Ralley gespielt um die Tickets zu verbraten und mein Königreich wächst und gedeiht. Für knapp 10 € kriegt man dann doch etliche Stunden Spielspaß geboten.
Farbi11)
Farbi11
Am 20.12.2016 um 11:40
Hat jemand herausgefunden, wie man gegen Freunde die Toad Rallye spielen kann? Auch soll man angeblich mit dem eigenen Mii spielen können, aber das habe ich noch nicht gesehen.