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Silksong Week Tag 5: Anspielbericht

Von Nico Zurheide am 07.09.2025

Sieben Jahre. So lange haben wir gewartet, gehofft, gezweifelt und Memes geteilt. Jetzt ist es endlich passiert. Hollow Knight Silksong ist da, wir haben es auf Xbox und Switch 2 gespielt und können endlich sagen, wie es sich wirklich anfühlt. Die kurze Antwort lautet: Es fühlt sich verdammt gut an. Die lange Antwort? Dafür solltet ihr weiterlesen.

Schon die ersten Minuten zeigen, dass Silksong keine einfache Erweiterung von Hollow Knight ist. Hornet wacht in einem geheimnisvollen grünen Hain auf, Strahlen brechen durch das Dickicht, überall glitzern Partikel in der Luft. Doch bevor wir überhaupt zur Ruhe kommen, setzt die Action ein. Hornet bewegt sich flink und akrobatisch, sie sticht in Bögen, sie wirbelt elegant über Abgründe, sie heilt sich im Vorbeigehen, solange ihre Seidenspule gefüllt ist. Dieser letzte Punkt ist entscheidend, denn anders als der Knight aus Hollow Knight kann Hornet nicht jederzeit ihre Maske regenerieren. Das bringt eine völlig neue Dynamik mit sich. Wir müssen offensiv spielen, Gegner treffen und Fäden sammeln, um uns überhaupt heilen zu können. Das macht Silksong spürbar schwerer.

Pharloom, die neue Welt, ist größer und weitläufiger als Hallownest, aber gleichzeitig auch verwinkelter und eng miteinander verbunden. Ständig verzweigen sich die Wege, führen über kleine Abkürzungen wieder zusammen oder öffnen sich in neue, riesige Biome. Dieses Netz an Verbindungen sorgt dafür, dass man sich schnell verliert, aber genau darin liegt der Reiz. Das Gefühl des Verlorenseins war schon in Hollow Knight prägend, hier wird es durch den anderen Aufbau der Welt noch verstärkt.

Denn Silksong geizt nicht mit Härte. Viele Gegner und Bosse verursachen nicht mehr nur eine Maske Schaden, sondern gleich zwei. Das hat enorme Konsequenzen, weil Fehler deutlich teurer werden. Dazu kommt, dass die Währung im Spiel, Rosenkranzperlen, in den ersten Spielstunden rar gesät ist. Nur bestimmte Pilgergegner lassen diese Perlen fallen, andere Gegner droppen eine zweite, zum Start noch weniger wertvolle Währung. Das führt dazu, dass wir oft genug an einer Bank stehen und sie nicht aktivieren können oder dass uns die Perlen für eine Gebietskarte bei Shakra fehlen. Ein Kniff von Team Cherry, um die anfängliche Unsicherheit zu steigern und uns direkt tiefer in die Pilgerreise nach Pharloom zu ziehen.

Und ja, es ist tatsächlich eine Pilgerreise. Unser Ziel ist die Zitadelle, das große Zentrum von Pharloom. Der religiöse Einschlag ist unübersehbar. NPCs sprechen von Buße und von Aufstieg, die Architektur erinnert durch zahlreiche Glocken teilweise an Kathedralen, und selbst die Preise im Spiel wirken wie ein Seitenhieb auf die katholische Kirche, wo der Klingelbeutel immer gefüllt werden will. Wer an einer Bank rasten oder ein wichtiges Item kaufen will, muss lange sparen, und die Rosenkranzperlen gehen schneller verloren, als uns lieb ist.

Das alles trägt dazu bei, dass wir uns in Pharloom verletzlicher fühlen als in Hallownest. Hornet selbst ist schwerer als der Knight, das spürt man sofort im Sprungverhalten und im Momentum ihrer Bewegungen. Gleichzeitig ist sie aber auch agiler und hat deutlich mehr Waffen im Arsenal. Neben dem schnellen Nadelstich nutzt sie geworfene Klingen und andere offensive Fertigkeiten, die man nach und nach freischaltet. Diese Mischung macht die Kämpfe noch taktischer.

Quests sind ein weiteres wichtiges Element, das es im ersten Teil nur am Rande gab. In Silksong stoßen wir ständig auf Aufgaben bzw. "Wünsche". Manche sind klassische Sammelquests, andere drehen sich um den Aufbau von Siedlungen oder andere kleine Geschichten. Sie motivieren uns, die ohnehin weitläufigen Gebiete noch gründlicher zu erkunden. Jede Abzweigung könnte ein Stück Fortschritt bedeuten, jedes Geheimnis ein weiterer Schritt auf der Pilgerreise.

Dass Hornet im Gegensatz zum Knight reden kann, verändert den Ton des Spiels komplett. Silksong ist dialoglastiger, es gibt mehr Erklärungen, aber auch mehr Charme in den Interaktionen. Schon in den ersten Stunden werden die Story und Hornets Rolle stärker in den Fokus gestellt. Öfter als in Hollow Knight laufen Cutscenes ab, die dramaturgisch geschickt platziert sind. Sie sorgen dafür, dass wir uns nicht nur in der Spielwelt verlieren, sondern auch in der Erzählung.

Dieses Zusammenspiel von Gameplay und Narration ist vielleicht die größte Stärke von Silksong. Die Welt fühlt sich dichter an, weil wir nicht nur über Karten und Kämpfe vorankommen, sondern auch durch Geschichten, Quests und Dialoge. Team Cherry hat es geschafft, Hornet nicht nur mechanisch, sondern auch als Figur spürbar zu machen.

Die grafische Präsentation von Silksong verdient ein eigenes Lob, denn Team Cherry hat die ohnehin schon wunderschöne Ästhetik von Hollow Knight noch einmal deutlich verfeinert. Pharloom wirkt lebendiger und detailreicher, überall schweben kleine Partikel durch die Luft, Pflanzen wiegen sich sanft, Funken und Staub wirbeln bei Kämpfen auf, während Lichteffekte ganze Areale in ein atmosphärisches Leuchten tauchen. Animationen in der Umwelt tragen stark zur Immersion bei, etwa wenn Hornet durch hohes Gras sprintet, kleine Tiere auseinanderflitzen oder an Ketten hängende Schilder mitwippen, wenn wir an ihnen vorbeirasen. Diese Liebe zum Detail macht die Erkundung noch reizvoller.

Auf den Testplattformen glänzt Silksong mit butterweichen Animationen bei hoher Framerate. Das sorgt dafür, dass Hornets Bewegungen noch flüssiger wirken und die Kämpfe eine fast schon tänzerische Qualität bekommen. Dazu kommt Christopher Larkins Soundtrack, der die Szenerie perfekt unterstreicht. Er ist melodischer und heller als im Vorgänger, manchmal fast euphorisch, und trotzdem fängt er immer die Stimmung der Situation ein. In den Bosskämpfen treibt er uns voran, in den ruhigeren Passagen legt er eine melancholische Stimmung über die Welt.

Alles zusammen ergibt ein Erlebnis, das sich organisch und einzigartig anfühlt. Pharloom ist riesig und dennoch intim, Hornet ist schwer und agil zugleich, das Gameplay ist fordernd und fair, die Story dichter und präsenter. Es ist, als hätte Team Cherry sieben Jahre lang alles destilliert, was Hollow Knight so besonders machte, und darauf aufbauend ein noch ambitionierteres Werk geschaffen.

Am Ende bleibt ein vorläufiges Fazit, das so einfach wie eindringlich ist. Silksong ist kein bloßes Nachfolgeprojekt, es ist eine neue Referenz im Genre. Hornet trägt das Spiel mit Leichtigkeit, Pharloom verschluckt uns mit seinen verwinkelten Gängen, die Musik lässt uns nicht mehr los, und die Härte sorgt dafür, dass jeder Erfolg gefeiert werden will. Die lange Wartezeit hat sich gelohnt. Silksong ist endlich da und es ist alles, was wir uns erhofft haben.

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