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Steam und itch.io löschen hunderte Spiele

Von Andreas Held am 24.07.2025

Valve hat Anfang dieser Woche die Richtlinien seiner Online-Plattform Steam erweitert und in diesem Zuge hunderte Spiele aus seinem digitalen Kaufhaus verbannt. Titel mit "bestimmten Arten von Erwachseneninhalten" dürfen in Zukunft nicht mehr auf Steam verkauft werden. Später zog auch die Plattform itch.io nach und löschte hunderte Titel aus ihrem Online-Store.

In beiden Fällen beugten sich die Betreiber dem Druck von Zahlungsdienstleistern wie VISA, Mastercard und PayPal, die mit der Einstellung ihrer Zusammenarbeit drohten, falls die von ihnen angeprangerten Titel nicht aus den Online-Plattformen verschwinden. Zahlungen via Kreditkarte oder PayPal wären dann nicht mehr möglich gewesen. Das ist kein Einzelfall: Vor allem japanische Online-Shops, die Anime und Mangas aus der Indie-Szene vertreiben, mussten in der Vergangenheit entweder ihr Sortiment einschränken oder Kreditkarten als Zahlungsoption entfernen.

Angestoßen wurde die Kampagne von der Aktivistengruppe Collective Shout, die in der Vergangenheit bereits eine Petition zu einem weltweiten Verbot von Detroit: Become Human startete oder Videospiele-Heldinnen wie Lara Croft und Cortana als "pornofiziert" und "schädlich für Kinder" bezeichnete. Die Gründerin der Gruppe teilte kürzlich eine Hasstirade auf X, die eine in schwarzen Dessous gekleidete Anime-Figur als "erniedrigend" und "ekelhaft" bezeichnete und "perverse Nerds" für "die meisten Krankheiten unserer Gesellschaft" verantwortlich machte.

Collective Shout wandte sich nun in einem offenen Brief an die CEOs verschiedener Zahlungsdienstleister und forderte sie dazu auf, ihre Richtlinien auch auf Videospiele-Shops wie itch.io oder eben Steam auszuweiten - und hatte Erfolg. Von den Löschungen betroffen sind in erster Linie Spiele mit Titeln wie "Interactive Sex: Daddy Twins Incest BDSM", die nicht gerade Qualitätssoftware vermuten lassen und selbst unter Gamern praktisch keinen Zuspruch finden.

Gegenstimmen gibt es trotzdem. Diese weisen darauf hin, dass private Unternehmen wie VISA oder PayPal in einer freien Gesellschaft keinen Einfluss darauf nehmen sollten, welche Produkte von Händlern angeboten werden dürfen und welche nicht. Yoko Taro, der Kopf hinter NieR Automata, bezeichnete das Vorgehen der Kreditkartengesellschaften gar als "Gefahr für die Demokratie". Zweitens äußern Kritiker Bedenken, dass die Großkonzerne ihre Richtlinien jederzeit ausweiten und dann auch Spiele wie z.B. Baldur's Gate 3 betroffen sein könnten, die konventionellere Sex-Szenen enthalten. Diese Angst ist nicht ganz unbegründet, denn angesichts der radikalen Thesen von Collective Shout ist nicht zu erwarten, dass die Bewegung nach den nun erfolgten Löschungen zufrieden ist und ihre Arbeit einstellt.

Da vor allem japanische Unternehmen von der Einflussnahme durch VISA und Mastercard betroffen sind, wurde das Thema auch schon von japanischen Abgeordneten diskutiert. Die Tageszeitung Asahi Shinbun berichtete am 22. Juli, dass die Japan Fair Trade Association nun tatsächlich ein Bußgeld in nicht genannter Höhe gegen VISA verhängt hat. Aufgrund des zeitlichen Zusammenhangs haben viele Youtuber diese Story aufgegriffen und behaupten fälschlicherweise, dass die Sanktion eine Reaktion auf die Beeinflussung von japanischen Online-Shops sei. Tatsächlich wurde das Bußgeld verhängt, weil VISA gewerbliche Zahlungsempfänger dazu verpflichtet hat, die Software eines bestimmten Dienstleisters zu verwenden - eine illegale Geschäftspraxis, die im Gegensatz zu fragwürdigen Videospielen aber offenbar mit den Werten des Kreditkartenunternehmens im Einklang steht.

Quelle: Collective Shout

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1 Kommentar:
SantiagoWinehouse)
SantiagoWinehouse
Am 25.07. um 19:41
"pornofiziert" und "schädlich für Kinder".
Klammer auf Klammer zu.