
Duck Detective: The Ghost of Glamping
Es ist fast auf den Tag genau ein Jahr her, seit das Berliner Indie-Studio Happy Broccoli Games das erste Abenteuer des Duck Detectives “The Secret Salami” (hier geht's zu unserem Test) veröffentlicht hat. Mit seiner charmanten Grafik, den durchdachten Rätseln und der humorvollen Atmosphäre konnte mich der Titel in unserem Test trotz der kurzen Spieldauer überzeugen, sodass der Wunsch nach einer Fortsetzung groß war. Gestern war es dann soweit und ich konnte mir für euch endlich die Fortsetzung “The Ghost of Glamping” auf der Nintendo Switch ansehen. Warum mir der zweite Teil wieder gut gefallen hat, erfahrt ihr im folgenden Test.
The Duck is back, Baby!
Die Geschichte schließt an die Handlung des Vorgängers an, ohne auf diesen noch einmal einzugehen, sodass ihr den zweiten Teil auch sehr gut ohne Kenntnisse des Prequels spielen könnt (was aber schade wäre). Immer noch geschieden, pleite und vom Toastbrot abhängig, ist unser Protagonist Eugene McQuacklin mit Freddy Frederson, dem Krokodil, das er im ersten Teil kennengelernt hat, in eine WG gezogen und hadert immer noch mit vergangenen Lebensentscheidungen und dem Scheitern seiner Ehe. Um ihn aufzuheitern entschließt sich Freddy dazu, den Entendetektiv zu einem Campingausflug nahe einem alten verlassenen Sanatorium mitzunehmen. In der ehemaligen Tuberkulose-Heilanstalt soll es Gerüchten zufolge spuken, was alle möglichen Influencer anlockt und auch Freddys neue Freundin auf den Platz führt. Unseren Detektiv lassen Geister, Influencer und Camping zwar kalt, aber als bei einem Gast diverse Klappstühle vermisst werden, wird er dann doch hellhörig und beschließt, den Fall mit seinen dedu(c)ktiven Fähigkeiten aufzuklären.
Wie schon der erste Teil, besticht auch “The Ghost of Glamping” wieder mit seiner entspannt humorvollen Atmosphäre, die das Spiel mit einer Mischung aus kuriosen Charakteren, kurzweiligen Dialogen und einer Menge Enten-Witze schafft. Eugenes tragisches Leben und sein entsprechendes Auftreten sind zwar ganz im Stil der klassischen Noir-Detektivfilme der 1950er Jahre gehalten, werden aber vom Rest des Spiels spürbar aufgelockert, sodass ihr euch von der Handlung für die knapp drei Stunden, die das Spiel dauert entspannt berieseln lassen könnt.
Spieltechnisch etabliert mit leichten Verbesserungen
Auch spielerisch orientiert sich der zweite Teil an den etablierten Mechaniken des Vorgängers: Wie gewohnt unterhaltet ihr euch wieder mit den Tatverdächtigen und untersucht verschiedene Objekte in der Umgebung, um mit den Hinweisen Lückentexte zu füllen. Ist ein Lückentext komplett richtig ausgefüllt, gilt dieser Teilschritt des Falls als gelöst und die Handlung schreitet voran, wodurch dann auch neue Orte be- und untersucht werden können, um weitere Lückentexte zu füllen. Neben den richtigen Begriffen findet ihr auch diverse Begriffe, die ihr nicht braucht, sodass es nicht reicht, einfach nur jeden Charakter und jedes Objekt einmal schnell zu untersuchen, um so die richtige Lösung zu finden. Oft müssen mehrere Hinweise korrekt gedanklich miteinander verknüpft werden, um den richtigen Schluss ziehen zu können, was in einigen Fällen kniffliger als in anderen ist. Wer damit Probleme hat und nicht einfach nur blind alles durchprobieren möchte, kann wieder das gewohnte Hilfesystem des Spiels verwenden, das wertvolle Hinweise geben kann, ohne die Lösung direkt zu verraten. Außerdem bietet das Spiel wieder einen Story-Modus, in dem das Ausfüllen der Lückentexte noch einmal ein wenig vereinfacht wird, sodass man sich mehr auf die Handlung konzentrieren kann.
Bei den Spielmechaniken, die zum größten Teil an die des Vorgängers erinnern, scheinen die Entwickler an einigen Bereichen der Engine noch ein wenig Feintuning betrieben zu haben, um die technischen Probleme des ersten Teils aus der Welt zu schaffen. So wirkt die gesamte Interaktion im Spiel jetzt noch ein wenig sauberer und es gab im Verlaufe des Tests nur noch eine Situation in der mein Duck Detective aus der Welt fiel, was ich dann aber dank einer entsprechenden Funktion im Hauptmenü in Sekunden beheben konnte. Neu bei den Rätseln ist jetzt auch eine Mechanik zum Öffnen von Schlössern. Diese kommt zwar nicht oft zum Einsatz, beweisen aber, dass das Rätsel-Potential der Enten-Geschichten noch lange nicht ausgeschöpft ist und lässt hoffen, dass Happy Broccoli Games die Reihe zukünftig um ein paar weitere Teile ergänzt, die dann vielleicht sogar mit unterschiedlichen Arten von Rätseln auch an Komplexität und damit Spieldauer gewinnen. Der einzige Kritikpunkt der bei mir im Verlauf des Tests nämlich aufkam war, dass Kenner des ersten Teils sich im zweiten Teil deutlich schneller zurechtfinden werden, was die Spieldauer dann halt noch einmal ein wenig reduziert. Im Vergleich zu einem Kinobesuch schneidet die Ente (von einigen cineastischen Meisterwerken vielleicht einmal abgesehen) in vielen Punkten immer noch besser ab und die Entwickler stehen auch zu der überschaubaren Dauer ihres Werkes. Aber ich bin halt gierig und jede Stunde mehr, die ich mit dem schnatternden Helden unterwegs sein kann, ist eine gute Stunde.
Eine der positivsten Neuerungen des Spiels, ist die Möglichkeit, die Sprache der Dialoge einzustellen. Denn während der erste Teil anfangs noch zwingend Kenntnisse der englischen Sprache voraussetzte (Deutsch als Option für die geschriebenen Dialoge wurde in einem Update nachgereicht), bietet “The Ghost of Glamping” diese Möglichkeit direkt mit dem Release an, sodass auch jene unter euch, die kein Englisch sprechen, mit dem Spiel Spaß haben können. Unabhängig von der geschriebenen Sprache, bleibt die Vertonung der Dialoge aber auf Englisch. Die Sprecher des ersten Teils sind wieder mit dabei und hauchen sowohl den bekannten, als auch neuen Charakteren sehr schön Leben ein. Unterlegt ist das ganze mit einem neuen Jazz-lastigen Soundtrack, der ein weiteres mal großartig passt und einem Detektivfilm der Noir-Ära entsprungen sein könnte. Die Ladezeiten zwischen den einzelnen Räumen rauschen wieder pfeilschnell durch und auch sonst kommt die Switch bei der Darstellung des Spiels nie ins Schwitzen.
Fazit:
Im Grunde könnte ich hier große Teile des Fazits aus dem Test des ersten Teils recyclen, denn “The Ghost of Glamping” ist in jeder Hinsicht ein würdiger Nachfolger von “The Secret Salami” und versorgt euch in (knapp) drei entspannten Stunden mit viel Material zum grübeln und schmunzeln. Obwohl die überschaubare Spielzeit bei einigen vielleicht Zweifel aufkommen lässt, sind die geforderten 10 Euro (auf Steam ist das Spiel aktuell sogar ein wenig günstiger zu haben) fair und werden durch die Qualität der Handlung und der dahinterliegenden Technik gerechtfertigt. Für mich persönlich ist die Zeit, die ich mit Eugene und Freddy in ihrem neuen Abenteuer verbringen konnte, viel schneller verflogen als mir lieb war und es bleibt nur zu hoffen, dass der Epilog des Spiels, den Auftakt zum nächsten Teil gebildet hat. Falls ja, sehen wir uns hoffentlich in einem Jahr wieder hier.