Duck Detective: The Secret Salami
Wer in seiner Freizeit gerne Videospiele spielt, muss sich fast zwangsläufig mit dem Thema Zeitmanagement befassen, während immer mehr Spiele darauf abzielen, uns mit verschiedenen Diensten möglichst lange an sie zu binden. Das kann zwar grundsätzlich nett sein, wenn man die liebsten Helden noch ein wenig länger begleiten möchte und nach dem Abspann nicht Schluss ist. Doch mit der steigenden Anzahl der “as a Service”-Spiele wird die zur Verfügung stehende Freizeit immer knapper, sodass (kurze) in sich abgeschlossene Abenteuer einen ganz eigenen Reiz entwickeln. In ebendieser Sparte schickt sich das vom Berliner Studio “Happy Broccoli Games” entwickelte Duck Detective an, euch für knappe drei Stunden in eine abgeschlossene Kriminalgeschichte zu entführen, in der alles viel niedlicher scheint, als es tatsächlich ist. Ob sich der Kurztrip an der Seite des Erpels lohnt, haben wir uns auf der Nintendo Switch für euch einmal angesehen.
Mit Trenchcoat, Schnabel und Toastbrot
Wenn es irgendwo eine Liste mit allen Stereotypen geben würde, die ein klassischer Detektiv zu erfüllen hat, hätte Eugene McQuacklin sie vermutlich zu 110% erfüllt. Abgehalftert, geschieden und bei der Polizei rausgeflogen, ist der Toastbrotoholiker verzweifelt auf der Suche nach dem nächsten Job, um die fällige Miete, das nächste Weißbrot und die laufenden Kosten zahlen zu können. Da kommt der Auftrag, den Lunch-Dieb im Unternehmen BearBus zu finden, gerade recht und so machen wir uns mit unserem letzten Kleingeld auf den Weg, um dem fiesen Bösewicht das Handwerk zu legen.
Duck Detective verknüpft einige durchaus reale Situationen und Probleme mit niedlichen Ansätzen, um der ganzen Situation seinen bedingungslosen Charme aufzudrücken. So begegnet ihr bei BearBus in einem überschaubaren Mikrokosmos allen üblichen Archetypen, die man auch in einem realen Büro finden kann: Fleißigen und faulen Kollegen, doofen Vorgesetzten und grantigen Hilfskräften. Nur sind diese hier eben keine Menschen, sondern Katzen, Krokodile, Bären und Giraffen. Dass unsere Ente Toastbrot-abhängig ist und es um Mittagessen und geheime Salamis geht, klingt erst einmal vergleichsweise kurios, sodass der Titel auch leicht ins Alberne hätte abrutschen können. Doch die Geschichte bekommt die Gratwanderung zwischen Humor und Kriminalgeschichte mühelos hin und liefert euch in der überschaubaren Zeit des Spiels oft etwas zu schmunzeln, ohne euch sinnlos von eurer eigentlichen Aufgabe abzulenken.
Schau mir in die Kulleraugen, Kleines
Das Spielprinzip des Duck Detective ist für ein Detektivspiel vergleichsweise einfach gehalten, fordert aber trotzdem regelmäßig eure volle Aufmerksamkeit: In den Räumen des Unternehmens BearBus unterhaltet ihr euch mit den Mitarbeitern, nehmt diese und das Büro unter die sprichwörtliche Lupe und erhaltet nach und nach Hinweise. Diese schalten einzelne Begriffe frei, mit denen Ihr eine Lückentext sinnvoll füllen müsst, der die gewonnenen Erkenntnisse zusammenfasst. Ist ein Lückentext erfolgreich gefüllt, schreitet auch die Handlung des Spiels voran, wodurch ihr Zugriff auf neue Charaktere und Räume erhaltet und weitere Informationen sammeln könnt, bis sich der Fall letztlich auflösen lässt. Um das ganze nicht trivial werden zu lassen, erhaltet ihr nicht nur nützliche Hinweise und Wörter, sondern auch einige, die nicht in die Lückentexte gehören, was dazu führt, dass ihr mit den Begriffen entweder ein wenig herumprobieren oder sehr gut aufpassen müsst. Die Farben der verwendeten Post-Its überall im Büro, Handschriften und Dinge, die Leute in der Hand halten oder im Hintergrund auf ihrem PC geöffnet haben, müssen mit vorher gesammelten Informationen in einen Kontext gebracht werden, um alle Zusammenhänge erfassen zu können.
Ein Hinweissystem unterstützt euch auf Wunsch bei verschiedenen Gelegenheiten, verrät dabei aber nie die wirkliche Lösung für ein Rätsel. So zeigt es euch zum Beispiel beim Ausfüllen, in wie vielen Lücken ein falsches Wort steht, ohne euch zu sagen, welche der Lücken das Problem sind, was dann ein wenig grübeln, das Sammeln weiterer Hinweise oder stumpfes Herumprobieren erfordert. Zum Glück für eure Ente sind falsche Vermutungen kein Problem und auch sonst gibt es keine Möglichkeit in dem Spiel zu scheitern. Die Handlung bleibt einfach stehen, bis ihr das aktuelle Rätsel gelöst habt, was nur selten wirklich lange dauert. Dementsprechend sind die drei Stunden Spieldauer ein gemittelter Wert, der zum einen von euren deduktiven Fähigkeiten und zum anderen euren Kenntnissen der englischen Sprache abhängt, da Synchronisation und Texte nur auf englisch zur Verfügung stehen. Wer die Sprache nicht zumindest halbwegs gut beherrscht, wird mit dem Titel dementsprechend nur wenig Freude haben.
Einmal beendet bietet das Spiel leider kaum zusätzlichen Wiederspielwert, wenn ihr nicht bei der finalen Entscheidung noch einmal anders mit den ermittelten Schuldigen verfahren wollt, sodass sich Duck Detective ein wenig wie ein Besuch im Kino anfühlt: Es unterhält so lange es dauert, um dann in (hoffentlich) guter Erinnerung zu bleiben.
Technisch sauber und schön zu hören
In Sachen Optik kann der Duck Detective stilistisch und technisch überzeugen, ohne dabei neue Maßstäbe zu setzen. Minimal animiert bewegen sich die 2D-Figuren wie “Paper Mario”-Charaktere durch dreidimensionale Büroräume, was spielerisch trotz der sehr vereinfachten Darstellung erstaunlich gut funktioniert und wirkt und keine Plattform auf der das Spiel angeboten wird auch nur ansatzweise ins Schwitzen bringt. Unterlegt wird das Geschehen durch einen ruhigen Jazz-lastigen Soundtrack und die komplett synchronisierten Dialoge zwischen eurer Ente und den befragten Figuren. Die minimalistische Steuerung funktioniert reibungslos und die Ladezeiten sind angenehm kurz, sodass euch der Ladebildschirm beim Betreten/Verlassen der Räume von BearBus nicht aus dem Spiel reißt. Die fehlende Übersetzung in andere Sprachen ist ziemlich schade und es bleibt zu hoffen, dass die Berliner Entwickler hier vielleicht noch einen Patch nachreichen, um das Abenteuer möglichst vielen Spielern zugänglich zu machen.
Fazit:
Duck Detective: The secret Salami ist ein cleveres kleines Spiel, das mit niedlichen Figuren, einer durchdachten Handlung und einer Menge Humor punkten kann, ohne sich dabei zu ernst oder zu albern zu nehmen, sodass die kurzweilige Unterhaltung ganz im Vordergrund steht. Die kommt auch voll zum Tragen und für etwa drei Stunden bietet das Spiel euch einen Kriminalfall zum Miträtseln, der dem wöchentlichen Tatort oder den Abenteuern der drei Fragezeichen, solange er dauert, zumindest ebenbürtig ist, womit die aktuell geforderten zehn Euro in Ordnung gehen. Schade ist nur, dass das Spiel nach dem Abschluss kaum jemanden zu einem zweiten Durchspielen motivieren kann, während die Lösungen der Rätsel noch frisch im Gedächtnis sind; ein Problem, das sich die Kriminalgeschichte aber zugegebenermaßen mit ihren literarischen Gegenstücken und vielen klassischen Adventure-Spielen wie der “Monkey Island”-Reihe teilt. Auch die fehlende Deutsche Übersetzung wirkt wie eine verpasste Gelegenheit, wenn man bedenkt, dass das Spiel in Berlin entwickelt wurde und zumindest eine Übersetzung der Texte keine große technische Hürde darstellen sollte.
Der spielerischen Qualität tut dies aber keinen Abbruch und so können wir das entige Abenteuer allen empfehlen, die sich von der überschaubaren Spieldauer oder der englischen Sprache nicht abschrecken lassen und Lust auf ein wenig kurzweilige Unterhaltung bei der Jagd nach dem Salami Banditen haben. Wir hoffen derweil auf eine Fortsetzung der Geschichte.