Test

Warhammer 40000: Rogue Trader (Switch 2)

Von Michael Prammer am 23.12.2025

Vom PC auf die Hybrid-Konsole: Ist das beeindruckende Rollenspiel von Owlcat Games in der Lage, auf Nintendos neuer Hardware zu glänzen oder bricht die Maschine unter dieser Last zusammen? Wir haben das Spektakel genauer unter die Lupe genommen.

Manche Spiele sind für einen schnellen Snack zwischendurch gedacht. Ein paar Runden Mario Kart und ein kleiner Dungeon in Zelda. Und dann existieren Spiele wie Warhammer 40.000: Rogue Trader. Es handelt sich um einen regelrechten Giganten. Ein Spiel, das von euch verlangt, umfangreiche Regelwerke zu lernen, politische Intrigen zu schmieden und taktische Kämpfe auszutragen, die durchaus eine halbe Stunde in Anspruch nehmen können. Die Skepsis war vorhanden, als Owlcat Games ankündigte, dieses ursprünglich 2023 erschienene PC-Epos auf die Nintendo Switch 2 zu portieren. Die Konsole bietet dank DLSS-Unterstützung und einer leistungsstärkeren CPU endlich PC-nahe Erlebnisse im Handheld-Format. Ob das Rezept funktioniert? Nun, die Antwort ist nicht ganz einfach.

Rollenspiel-Epos mit gigantischem Ausmaß

Für alle, die das Warhammer-40.000-Universum (40k) nicht kennen: Strahlende Helden sind vergessen. Die ferne Zukunft ist nur von Krieg, religiösem Fanatismus und einem bürokratischen Albtraum geprägt. Ihr übernehmt die Rolle eines Rogue Traders (Freihändlers). Es handelt sich nicht um einen beliebigen Händler, sondern um eine Person, die im Besitz eines jahrhundertealten Kaperbriefs des Gott-Imperators ist. Ihr habt ein Raumschiff, das der Größe einer Stadt entspricht, befehligt Tausende von Seelen und dürft die Grenzen des Imperiums mit allen Mitteln ausdehnen. Die Handlung setzt klassischerweise mit einem Erbschaftsdrama ein, entwickelt sich jedoch rasch zu einer der besten Geschichten, die das Genre in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Ihr seid hier, im Gegensatz zu vielen anderen RPGs, kein Niemand, der sich nach oben kämpfen muss. Ihr fangt groß an. Gouverneure erzittern, wenn ihr einen Raum betretet. Generäle schweigen, wenn ihr sprecht. Der Entwickler fängt dieses Empfinden von aristokratischer Arroganz und großer Verantwortung perfekt ein.

Die Begleiter, die ihr um euch versammelt, sind das Highlight: Von der fanatischen Sororitas-Schwester Argenta, die Probleme am liebsten mit ihrem Bolter löst, über den technologieverrückten Tech-Priester Pasqal bis hin zur gefährlichen Navigatorin Cassia. Die Dialoge sind hervorragend verfasst, vertont (zumindest in Schlüsselstellen) und reich an Lore. Doch Achtung: Auch Lesen werdet ihr. Eine Menge lesen. Rogue Trader ist ein interaktives Werk, das auch taktische Kämpfe beinhaltet. In spielerischer Hinsicht orientiert sich der Titel an den Regelwerken, die auch von den Tabletop-Spielen des 40k-Universums bekannt sind. Initiative, Bewegungsphase, Aktion - nur ohne Würfel.

Das Charaktersystem hat eine fast schon einschüchternde Tiefe. Anstelle von festen Klassen wählt ihr einen Archetypen (z.B. Offizier, Krieger, Operative) und spezialisiert ihn später weiter. Seid ihr auf der Suche nach einem Scharfschützen, der die Schwachstellen der Gegner untersucht und mit einem einzigen Schuss großen Schaden anrichtet? Oder einen Offizier, der selbst kaum angreift, seinen Teamkameraden aber zusätzliche Züge gewährt? Die Synergien sind enorm. Bei unserem Test haben wir eine Party kreiert, die nahezu ausschließlich darauf abzielte, unserer Nahkämpferin so viele Extra-Züge wie möglich zu ermöglichen, damit sie wie ein Wirbelwind durch die Reihen der Gegner pflügt. Rogue Trader fühlt sich großartig an, wenn ein solcher Plan aufgeht. Ist das nicht der Fall, werdet ihr ohne Mitleid ausgelöscht, denn der Schwierigkeitsgrad ist serientypisch anspruchsvoll.

Ausbaufähige Technik mit viel Luft nach oben

Kommen wir zu dem Punkt, der euch als Nintendo-Spieler am wichtigsten ist: Wie läuft das Spiel auf der Switch 2? Wir hegten große Hoffnungen. Die Switch 2 bietet eine deutlich höhere Leistung als ihr Vorgängermodell. Rogue Trader demonstriert uns jedoch schmerzhaft, dass Rohleistung ohne Optimierung wertlos ist.

Im Docked-Modus wirkt das Spiel auf den ersten Blick annehmbar. Die düsteren Fabrikwelten, die gotischen Kathedralen und die Effekte der Warp-Magie kommen gut zur Geltung. Die Auflösung scheint sich dynamisch anzupassen, wirkt auf dem Fernseher jedoch scharf genug. Die Framerate stellt das Problem dar. In engen Korridoren läuft das Spiel mit 30 bis 40 FPS flüssig. Sobald jedoch Schusswechsel mit zahlreichen Beteiligten ausbrechen oder wir uns in der Hauptstadt Footfall bewegen, lässt die Performance nach. Hier sprechen wir von wahrnehmbaren Rucklern und Verzögerungen, die teilweise unter 20 FPS liegen. Obwohl es für ein rundenbasiertes Spiel nichts ist, was das Spiel kaputtmacht, stört es das Gesamtbild merklich.

Im Handheld-Modus gestaltet es sich noch schwieriger. Zwar zeigt sich das Rollenspiel-Epos auf dem größeren und farbenfrohen Bildschirm der Switch 2 relativ anmutend. Allerdings ist die Auflösung aggressiven Reduzierungen ausgesetzt. Feine Details der Rüstungen gehen im Pixelbrei unter, sodass oft ein verwaschenes Bild entsteht. Die Steuerung und das UI-Problem, CRPGs mit einem Controller zu steuern, bedeutet immer einen Kompromiss. Owlcat hat sich bemüht, aber die Navigation ist umständlich. Das Management des Inventars, das einen riesigen Teil des Spiels ausmacht, wird zur Geduldsprobe. Das Verschieben von Ausrüstung, das Vergleichen von Werten und das Handeln wirken mit den Joy-Cons sowie dem Pro Controller schwammig und langsam.

Das gravierendste Vergehen ist allerdings die Schriftgröße. Selbst auf dem größeren Bildschirm der Switch 2 sind die Texte im Handheld-Modus sehr klein. Obwohl es eine Möglichkeit zur Skalierung gibt, führt deren Anwendung häufig zu Überlappungen von UI-Elementen oder dazu, dass Tooltips außerhalb des Bildschirms hervorragen. Menschen, die planen, Rogue Trader im Bett oder in der Bahn zu zocken, sollten gute Augen oder eine Lesebrille zur Hand haben. Die Ladezeiten sind dank der SSD der Switch 2 erfreulich kurz, was einen großen Fortschritt im Vergleich zu ähnlichen Ports auf der alten Switch darstellt. Das Spiel enthält jedoch einige Fehler. Während unserer Testphase hatten wir einige vollständige Abstürze sowie mehrere Glitches, bei denen KI-Gegner einfach aufhörten zu agieren, was einen Neustart des Kampfes erforderlich machte.

Wo die Technik versagt, strahlt die Präsentation. Der Soundtrack ist imposant, sakral und bedrohlich – genau so muss es in 40k klingen. Die Geräusche der Waffen, vom dröhnenden Knall eines Bolters bis zum Zischen eines Melters, haben ordentlich „Wumms“. Die visuelle Gestaltung der Umgebungen fängt ebenfalls perfekt die hoffnungslose, aber majestätische Stimmung des 41. Jahrtausends ein. In der Luft liegen förmlich Rost, Öl und Weihrauch.

FAZIT

Ein ungeschliffenes, aber vielversprechendes RPG. Inhaltlich gehört Warhammer 40.000: Rogue Trader zu den besten Rollenspielen, die derzeit erhältlich sind. Die Freiheit bei Entscheidungen, die Intensität der Charakterentwicklung und die hervorragende Handlung sind vergleichbar mit Baldur's Gate 3 oder Divinity: Original Sin 2. Es handelt sich um ein Spiel für Strategen, Grübler und Story-Fans. Zudem ist es wichtig, dass man Lust hat, sich mit dem Warhammer-Universum zu beschäftigen und darin einzuarbeiten. Allerdings ist es nötig, eine Warnung auszusprechen: Die Switch-2-Version stellt derzeit die schwächste Möglichkeit dar, dieses Meisterwerk zu genießen. Die Hardware der Switch 2 ist hier nicht das Problem, sondern die unzureichende Optimierung der Unity-Engine. Es hakt an allen Ecken und Enden: Ruckeln, kleine Schrift, matschige Texturen (vor allem im Handheldmodus) - einfach ein unsauberes Gesamtwerk. Das ist auch im Anfangsstadium einer neuen Konsole in dieser Form fast nicht hinnehmbar, zumal Spiele, wie Cyberpunk 2077 gezeigt haben, dass es besser geht. Es bleibt die Hoffnung auf Updates.

Unsere Wertung:
6.0
Michael Prammer meint: "Gigantisches Rollenspiel, das auf Switch 2 technisch leider ordentlich Federn lässt."
Warhammer 40000: Rogue Trader (Switch 2) von Owlcat Games erscheint am 07.12.2025 für PC und PlayStation 4 und PlayStation 5 und Xbox One und Xbox Series. Wir haben die Version für Nintendo Switch 2 getestet. Für diesen Test wurde uns ein Rezensionsexemplar von Owlcat Games zur Verfügung gestellt.
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