Howl
In Howl macht sich unsere gehörlose Prophetin auf, um das Heulen der Nacht ein für alle Mal zu beenden und dem ungewissen Schicksal ihres verlorenen Bruders auf den Grund zu gehen. Das alles passiert in einer mittelalterlichen Welt, in der ein schreckliches Heulen alle, die es hören, in wilde Tiere verwandelt. Ihr müsst somit gegen wilde Wesen kämpfen, die sich wie Bestien verhalten und willkürlich alles zerfleischen oder in ihresgleichen verwandeln. Unsere Protogonisten geht dafür zu Beginn von ihrem kleinen Dorf durch den Wald und kommt zu einem Turm, an dem sie ihre Prophezeiungen hören soll. Nach einer kurzen Sequenz werdet ihr dann in die Welt des Spiels entführt, indem ihr selbst handgezeichnete Karten malt, die grafisch mit Aquarellfarben kolorierten Bleistiftzeichnungen nachempfunden sind.
Auf der Suche nach dem Schrecken
Der Spieler begibt sich auf verschiedene Schlachtfelder, um ein Ziel zu erreichen und entweder einem bestimmten feindlichen Wesen zu entkommen oder dieses zu besiegen. Jedes Kampffeld hat ein Gitterfeld, auf dem ihr und eure Gegner sich bewegen können. Jede Handlung erfordert Aktionspunkte, von denen ihr pro Runde nur eine begrenzte Anzahl erhalten könnt. Wenn ihr euch beispielsweise weiter auf ein Feld bewegt, wird bereits ein Aktionspunkt verbraucht. Dies gilt sowohl für einen Stoßangriff als auch für den Einsatz eurer Armbrust oder einer Fähigkeit. Ihr habt die Möglichkeit, während des Spiels bis zu sechs verschiedene Aktionen gleichzeitig auszuführen. Während ihr das tut, führen eure Gegner auch ihre eigenen Handlungen aus. Sie beginnen euch zu verfolgen sobald sie euch sehen, um letztendlich anzugreifen. Es liegt somit in eurer Verantwortung, die Handlungen eurer Gegner genau vorherzusehen, indem ihr euren Sichtradius überprüft und die Bewegungen der Widersacher vorausahnt.
Falls der Gegner euch stellen sollte und ihr keinen Angriff geplant habt, werden die Feinde euch gnadenlos angreifen und die aktuelle Runde sofort beenden, wodurch alle von euch noch eingeplanten Aktionen verloren gehen und euch einen Lebenspunkt kosten. Ihr habt nur zwei von diesen auf jedem Level zur Verfügung, was bedeutet, dass ihr euch nur einen einzigen Treffer pro Level erlauben könnt, ansonsten müsst ihr die aktuelle Herausforderung neu beginnen. Euer Ziel besteht jedoch nicht nur darin, auf den in vier Kapiteln unterteilten Kartenabschnitten mit je etwa 15 Leveln voranzukommen, sondern auch jedes Level innerhalb eines bestimmten Rundenlimits abzuschließen und gleichzeitig alle Gegner zu eliminieren.
Ihr erhaltet für beide Aufgaben unterschiedliche Ressourcen, die ihr hauptsächlich zur Verbesserung eurer Spielfigur nutzen könnt. Besiegte Gegner hinterlassen Schädel, die neue Wege zu speziellen Fähigkeiten wie dem Einsatz einer Rauchbombe, die die Sicht einschränkt, oder eines explodierenden Pfeils für Ihre Armbrust eröffnen.
Interessante Ansätze, nette Präsentation
Wenn es euch gelingt, die Level innerhalb des vorgegebenen Rundenlimits abzuschließen und Fremde in einigen Leveln zu retten, gewinnt ihr an Selbstvertrauen, das ihr nutzen könnt, um eure Fähigkeiten zu verbessern. Neben den offensiven Fähigkeiten gibt es auch die Anzahl der Zügen pro Runde und die Möglichkeit, einen Zug zurückzuspulen. Schließlich gibt es im Gameplay durch die Kombination von eigenen und Gegneraktionen, verschiedenen Fähigkeiten und zusätzlichen Elementen wie verletzendem Feuer eine erfrischende taktische Tiefe. Glücklicherweise haben euch die Entwickler verschiedene Optionen zur Verfügung gestellt, um das Ganze etwas einfacher für den Spieler zu gestalten. Es ist daher nicht zwingend notwendig, alle Gegner besiegen und das Zuglimit einzuhalten, um ein Level vollständig abzuschließen. Stattdessen könnt ihr beides auch separat erledigen, beispielsweise indem ihr alle Gegner eliminiert und dann das Level erneut spielt, um so schnell wie möglich zum Ziel zu gelangen. Außerdem ist es nicht notwendig, alle Schädel zu sammeln oder jedes Stück Selbstvertrauen mitzubringen, um das Spiel zu meistern. Falls es euch weiterhin zu schwierig ist, eine Mission abzuschließen, könnt ihr über den Assistenzmodus auch die Züge eurer Gegner vorhersehen lassen.
Howl präsentiert sich dabei mit einem faszinierenden Look, das an Aquarellfarben kolorierte Zeichnungen erinnert. Obwohl es durch die verschiedenen Umgebungen in den einzelnen Kapiteln etwas Abwechslung gibt, kann hier das Gegnerdesign nicht ganz mithalten und bleibt in Sachen Abwechslung etwas auf der Strecke.
Der Titel wird musikalisch durch eher sanfte Töne untermalt, die die märchenhafte Stimmung betonen, jedoch nicht übertrieben werden. Auch wenn man alle Pfade auf der Karte freilegt und versucht, alle Schädel und Selbstvertrauen mitzunehmen, kann man Howl innerhalb weniger Stunden abschließen. Während des Tests kam es jedoch zu einigen unschönen Spielabstürzen, die aber dank der kurzen Levelsequenzen nicht sonderlich schwer ins Gewicht fallen, da der so verlorene Spielfortschritt immer schnell wieder aufzuholen ist. Passieren sollte so etwas trotzdem nicht.
FAZIT:
Howl zeigt dank der märchenhaften Stimmung und der interessanten Interpretation, gerade was die Optik betrifft, einige wirklich schöne Ansätze. Die Geschichte ist spannend erzählt, unterhält durchgängig und lässt bis zum Ende nur wenig Wünsche offen. Das Spielprinzip ist fordernd und innovativ, dennoch haben die Entwickler genug Spielraum für Anfänger bereitgehalten, sodass alle Spielergruppen bei Laune gehalten werden. Die Langzeitmotivation lässt hingegen zu wünschen übrig, denn obwohl es einiges zu entdecken gibt, lohnt kaum ein zweiter Spieldurchlauf, da man in knapp sieben Stunden alles gesehen haben dürfte. Auch einige technische, wenn auch kleinere Fehler, trüben das Gesamtbild. Unter dem Strich bleibt ein interessanter Indie-Titel, der über sein Nischen-Dasein jedoch nicht hinauskommen dürfte.