Test

The Outer Worlds: Peril on Gorgon

Von Robert Emrich am 22.02.2021

Erinnern wir uns an den Dezember des Jahres 2019: Der Begriff “Pandemie” war noch nicht Teil unseres täglichen Sprachgebrauchs und das Spielstudio Obsidian Entertainment brachte das Rollenspiel “The Outer Worlds” auf den Markt. Der Titel überzeugte uns mit seiner durchdachten Mischung aus Looten, Leveln und Questen, einem vergleichsweise überschaubaren, aber dennoch prallen Umfang und einer humorvollen Geschichte und konnte in unserem Test sogar den Titel “Rollenspiel des Jahres” einheimsen. 

Sechs Monate später erschien der Port des Spiels im Juni 2020 auch für die Nintendo Switch, wo er in einem separaten Test zwar weiterhin in Sachen Story und Umfang punkten konnte, technisch aber nicht an die Versionen der anderen System herankam. 

Im September des letzten Jahres wurde dann die erste von zwei Erweiterungen mit dem Titel “Peril on Gorgon” (zu Deutsch: “Gefahr auf Gorgon”) für den PC, die PS4 und die XBox veröffentlicht, bevor sie jetzt ihren Weg auf Nintendos Konsole fand. Zeit sich die jüngste Geschichte im Halcyon-System einmal genauer anzusehen.

Von Tiefkühl-Helden, Erbinnen, Tonbandgeräten und einzelnen Armen

Die Geschichte der Erweiterung setzt im letzten Drittel der Haupthandlung ein, die wir hier nach zwei bereits bestehenden Testberichten nur sehr kurz zusammenfassen wollen: 

Ihr spielt einen verloren geglaubten Kolonisten in einer von Konzernen beherrschten Weltraumkolonie im Halcyon-System. Von einem für verrückt gehaltenen Wissenschaftler aufgetaut und wiederbelebt, kämpft und redet ihr euch kreuz und quer über mehrere Planeten, um eure Mitkolonisten und letztlich auch das System selber zu retten. Soweit die Handlung des eigentlichen Spiels.

Nach einem längeren Aufenthalt auf dem Planeten Monarch wird euch überraschend ein Paket zugestellt, das aus einem Tonbandgerät besteht, das an einem abgetrennten Arm hängt. Eine mysteriöse Millionen-Erbin möchte euch anheuern, um das Schicksal ihrer Mutter zu erforschen, die im Auftrag des Konzerns Spacers Choice die Droge Adrena-Time auf dem einsamen Asteroiden Gorgon entwickelt und getestet hat. Die Ermittlungen sind aber natürlich nicht annähernd so einfach wie man es sich erhoffen könnte und schon bald steckt ihr bis über beide Ohren an einer Geschichte, die Jahre zuvor erfolgreich vertuscht wurde.

Spielerisch wie gehabt, dafür mit Auflagen

Spielerisch bietet die Erweiterung, von der neuen Geschichte einmal abgesehen, wenig Neues. Das Level-Cap für Charaktere wurde von 30 auf 33 angehoben und Skills können jetzt bis 150 hochgelevelt werden. Ohne DLC ist hier Level 100 das obere Limit. Zusätzlich gibt es einige neue Rüstungen und Waffen, um die Auswahl etwas zu vergrößern, aber auch hier fallen die Änderungen so übersichtlich aus, dass sie nur minimal ins Gewicht fallen. Das kann für einige Spieler aufgrund der mangelnden Innovation ein wenig langweilig wirken, hilft der Erweiterung aber, sich wie ein Teil des Hauptspiels anzufühlen, ohne euch beim Bewältigen der Quests zu sehr aus der Geschichte der Haupthandlung zu reißen.

An dieser Stelle möchten wir auch darauf hinweisen, dass die Erweiterung nicht zu jeder Zeit, sondern nur zwischen den Besuchen der Planeten Monarch und Tartarus, also im letzten Drittel des Spiels, erlebt werden kann. Wer bereits auf Tartarus ist und keinen früheren Speicherstand besitzt, muss zwangsläufig noch einmal von vorne anfangen, da man das Spiel nach den Ereignissen auf Tartarus beendet und nicht weiterspielen kann. Wer umgekehrt noch nicht auf Monarch war und dort die Mission “Free Radio Monarch” beendet hat, bekommt die Einführungsquest der Erweiterung gar nicht erst angeboten. Grund hierfür ist der empfohlene Charakterlevel. Stufe 20 solltet ihr mindestens erreicht haben, bevor ihr euch nach Gorgon wagt, da einige Kämpfe ansonsten kaum schaffbar sein dürften. Davon abgesehen hätte die Erweiterung aber zu jeder Zeit im Spiel starten können. Die sehr gute Geschichte rund um den Asteroiden Gorgon fügt sich nahtlos wie eine äußerst umfangreiche Nebenquest in das Grundspiel ein, hat auf die Haupthandlung aber keinerlei Einfluss.

Muss das so? Oder kann das weg?

Der mehrfach erwähnte nahtlose Übergang zwischen Grundspiel und DLC ist spielerisch ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite wirkt er stellenweise zu optional, da die Geschichte auf Gorgon keinen Einfluss auf die Haupthandlung hat und das Grundspiel mit seinen etwa 40 Stunden Spielzeit bereits einen anständigen Umfang aufweisen kann. Auf der anderen Seite bietet Peril on Gorgon Freunden des Halcyon-Systems aber mehr der gewohnten Rollenspielkost mit witzigen Charakteren, abstrusen Nebenhandlungen und ellenlangen Dialogen, die ihr entweder direkt mit den Charakteren führt, oder in gefühlt hunderten Firmenemails auf Computern überall in der Spielwelt nachverfolgen könnt. Etwa sechs Stunden dauert ein Durchlauf der Questreihe der Erweiterung, wobei unterschiedliche Entscheidungen und Spielweisen zu unterschiedlichen Enden führen können. Ein wiederholtes Durchspielen mit einem komplett anders gespielten Charakter (mein nächster Kolonist wird moralischer Bodensatz und alle Probleme mit dem Messer lösen) kann sich dementsprechend lohnen.

Triebwerke auf vollen Schub

In technischer Hinsicht unterscheiden sich das Grundspiel und der neue Inhalt nur minimal voneinander. Obsidian Entertainment hat die Grafikqualität des Spiels in den letzten Monaten mit einigen Updates spürbar verbessert, sodass besonders die Landschaften der Planeten jetzt um einiges gefüllter und lebendiger als in der Release-Version des Spiels aussehen. Auch einige der im DLC genutzten Texturen wirken stellenweise etwas detaillierter als ihre im Grundspiel genutzten Gegenstücke, obwohl der Eindruck im laufenden Spiel bestenfalls leicht auffällt. All diese Verbesserungen ändern natürlich nichts daran, dass die Switch-Version des Spiels ihren Gegenstücken auf der PS4 und der XBox technisch weiterhin chancenlos unterlegen ist, zumal die Framerate jetzt in den wenigen hektischeren Kämpfen auch mal auf 25 Frames pro Sekunde sinken kann. Dennoch hinterlassen die Bemühungen der Entwickler den positiven Eindruck, dass hier nicht nur für den schnellen Umsatz portiert wurde.

In Sachen Akustik und Steuerung bleibt alles wie gehabt. Änderungen und Neuerungen wären an dieser Stelle aber auch sinnlos gewesen, da hier eh alles sehr gut lief.

Fazit:

Peril on Gorgon greift so übergangslos in das Geschehen des Grundspiels ein, dass man meinen könnte, man würde eine einzelne Nebenquest des Spiels bewerten. Tatsächlich handelt es sich aber um einen reinrassigen DLC, der dem Spiel in Sachen Spielmechanik und Technik kaum etwas hinzufügt, das Outer-Worlds-Universum aber um neue Charaktere, Inhalte und Planeten bereichert, die alle besucht und erforscht werden wollen. 

Der optionale Charakter der Erweiterung sorgt dafür, dass man das Grundspiel genießen kann, ohne das Gefühl zu haben, etwas zu verpassen. Aber die liebevolle Gestaltung und die unterschiedlichen Möglichkeiten, die zusätzliche Handlung zu erleben und zu beenden, machen Peril on Gordon zu einem Muss für alle, die in dem Spiel noch mehr erleben wollen.

Vielen Dank an Private Division für die Bereitstellung des Testmusters.
Von uns getestet: Nintendo-Switch-Version

Unsere Wertung:
7.5
Robert Emrich meint: "Schöne Erweiterung des bestehenden Universums, die spieltechnisch gerne ein wenig mehr Mut zum Neuen zeigen könnte."
The Outer Worlds: Peril on Gorgon erscheint für PC und PlayStation 4 und Nintendo Switch und XBox One. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet.
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1 Kommentar:
GF0P)
GF0P
Am 22.02.2021 um 13:35
Krass, im ursprünglichen Test hast Du für die Technik noch das Mangelhaft gezückt.
Haben die echt so viel daran gemacht? Ich muss ja zugeben, dass mir die Technik schon auf der Xbox nicht wirklich zugesagt hat. Insbesondere das Interface für Inventar und Map.
2null3)
2null3
Am 22.02.2021 um 16:23
Zuerst einmal: Die ursprünglichen Tests stammte nicht von mir. :)
Und dann haben für mich zwei Faktoren den Ausschlag gegeben:
1) Das Spiel sieht seit dem Patch im Oktober tatsächlich besser aus.
2) Ich kann nicht die Technik der Switch-Version von Doom Eternal (die ich ja auch getestet habe) mit sehr gut bewerten, weil sie das meiste aus der Konsole herausholt, auch wenn es nicht an Leistung anderer Konsolen heranreicht und dann bei einem anderen Port einen anderen Maßstab anlegen, obwohl er (zumindest mittlerweile) ebenso sauber läuft.

Würde ich Grafik-Enthusiasten die Switch Variante dieses oder *irgendeines* Spiels empfehlen, dass es auch auf anderen Plattformen gibt? In der Regel nicht.
Aber mit dem was die Switch den Entwicklern zur Verfügung stellt, haben die Entwickler gut gearbeitet, finde ich.
Jerry)
Jerry
Am 22.02.2021 um 16:37
Ich hab mich bereits über die Screenshots oben gewundert, denn die sehen deutlich besser aus als die erste Version des Spiels, aber die Verbesserungen des 1.2 Updates sind tatsächlich massiv. Schade, dass der Patch erst so spät nach dem Release erschien:

Alle Änderungen/Verbesserungen von Version 1.2:

Implemented a half-resolution SSAO
Implemented Clouds in Skybox
Replace SSR with SphereReflectionCapture
Disabled subsurface profile shading
Added Depth of Field to Conversation Camera
Limited the max instance count for sounds to improve CPU performance
Adjusted the volume threshold for sounds to improve CPU performance
Packed textures to save memory
Optimized materials for the environment and terrain
Optimized and added more vegetation to the world
Added details to the world buildings
Used normal map textures instead of triangles for objects
Re-designed some buildings
Meshes rebuilt for improved visuals
Lightmap texture streaming rebuilt
Fixed character AI issues
Improved the streaming performance to fix the building dark issues players experienced and some texture blur issues