Test

Shantae and the Pirate's Curse

Von Michael Prammer am 24.03.2018

Als immer größer werdende Heimat von Indie-Titeln dürfen Spiele des Entwicklerteams von WayForward natürlich nicht auf Nintendo Switch fehlen. Bereits letztes Jahr erschien mit Shantae: Half-Genie Hero (zu unserem Testbericht) der aktuelle Teil der Shantae-Reihe für Nintendo Switch. Nun ist der Vorgänger und dritte Ableger der Reihe ebenfalls im Nintendo eShop erschienen. Ob sich der Titel auch heute noch lohnt, lest ihr in den folgenden Zeilen.

Shantae, die Inselhüpferin

Als Spieler schlüpft ihr in die Rolle von Shantae, einer leicht bekleideten jungen Frau, deren Kleidungsstil quasi direkt aus den morgenländischen Erzählungen aus Tausendundeine Nacht zu entstammen scheint. Und tatsächlich ist die Protagonistin ein ehemaliger Halb-Dschinniya, die ihre Kräfte verloren hat. Ihre lila Haarpracht und die damit verbundene Peitschenfähigkeit ist der einzige Hinweis auf ihre Vergangenheit. Kenntnisse über einen der zwei Vorgängertitel zu haben ist bereits zu Beginn des Spiels von Vorteil, da einige Handlungsstränge sonst zunächst nicht ganz klar sein dürften. Nach und nach aber blickt der Spieler hinter die Fassaden der Handlung und taucht in die Story ein. Die gesamte Bevölkerung wird von einem Unheil bedroht und so schließt sich Shantae mit ihrer ehemaligen Erzfeindin Risky Boots zusammen, um die Welt zu retten.

Das Spielprinzip von Shantae and the Pirate's Curse ist dabei denkbar einfach. Im Körper der Hauptdarstellerin bewegt ihr euch in klassischer 2D-Manier von links nach recht oder von oben nach unten und umgekehrt. Wer bereits ein Spiel von WayForward sein Eigen nennt, dürfte schnell einige Parallelen erkennen. Ihr startet das Spiel dabei von einer Hauptinsel, die als Ausgangspunkt des Abenteuers gilt. Hier könnt ihr nicht nur neue Gegenstände kaufen, sondern beispielsweise auch eure Lebensenergie erweitern, sofern ihr die benötigten Zutaten findet. Außerdem können auch erhaltene Gegenstände verbessert werden, die ihr im Laufe des Abenteuers findet. Von eurer Hauptinsel aus führt euch euer Weg auf andere Inseln, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Mal düster und geheimnisvoll, mal voller Pflanzen oder ein anderes mal durchzogen von einem großen Höhlensystem – keine Insel gleicht der anderen. Dabei sind diese anfangs nicht frei wählbar, sondern müssen nach und nach freigespielt werden. Danach allerdings kann der Spieler von Insel zu Insel hüpfen.

Das ist auch notwendig, wenn man nicht nur das Spiel beenden, sondern auch sämtliche Geheimnisse ans Tageslicht bringen möchte. Neben weiteren Energieherzen, die es zu finden gilt und das Abenteuer deutlich erleichtern, gibt es verschiedene Essenzen, die mittels einer Wunderlampe eingesaugt werden. Diese haben jedoch keinen erkennbaren Zweck und kommen einzig dem Sammeltrieb des Spielers zu Gute. Jedoch ist es die Hauptaufgabe von Shantae wieder für Ordnung in der Welt zu sorgen. Dafür dient zum einen ihre Haarpracht, mit der sie mächtige Peitschen-Angriffe vollführen kann, später im Spiel kommt auch eine Pistole hinzu. Mit dieser lassen sich nicht nur Fernkämpfe bestreiten, sondern auch weiter entfernte Schalter aktivieren. Auf jeder Insel findet ihr zudem auch einen Gegenstand, mit dem ihr neue Fähigkeiten erhaltet. Dadurch werden neue Wege passierbar, die zuvor nicht zu begehen waren. Zusätzlich zu den Kampfeinlagen bietet der Plattformer so einige coole Rätseleinlagen, die in späteren Abschnitten für gehöriges Kopfzerbrechen sorgen können.

Ein weiterer großer Pluspunkt: Shantae and the Pirate's Curse steuert sich einfach fantastisch. Punktgenaue Sprünge sowie einwandfreie Bewegungsabläufe stehen auf der Tagesordnung. Die nahezu perfekte Steuerung ist aber auch bitter nötig, da das Abenteuer um die ehemalige Halb-Dschinniya teilweise wirklich bockschwer ist. Immer wieder werdet ihr ins Gras beißen und müsst darauf achten, dass ihr genug Heiltränke habt und regelmäßig speichert. Wer das nicht tut, verliert unter Umständen mal gut und gerne eine halbe Stunde Spielzeit. Dazu kommen die knackigen Rätsel, die nicht immer sofort einleuchtend sind und eure grauen Zellen regelmäßig auf die Probe stellen.

Fantastische Soundkulisse, altbekannte Optik

Ein weiteres Glanzstück des Spiels ist der hervorragende Sound. Hier bekommt ihr fast den Eindruck, dass jede Situation eine eigene Musik parat hat. Diese ist zum Teil orientalisch angehaucht oder bietet stimmige Club-Sounds. Auch die Grafik zeigt sich von einer interessanten Seite und entführt den Spieler in die 90er-Jahre zurück. Der gewählte Retro-Look kann sich auch heute noch zeigen lassen und leistet sich keine groben technischen Fehler. Hinzu kommen die ausgefeilten Charaktere, die im gewählten Comiclook schön zur Geltung kommen und im Falle der weiblichen Protagonisten nicht mit ihren Reizen geizen. 

Dennoch merkt der Optik schon ein wenig an, dass sie damals vom Nintendo 3DS auf Wii U portiert wurde und nun auf Nintendo Switch - ohne eine großartige Generalüberholung. Daher wirkt das Spielgeschehen längst nicht so schön wie bei Shantae: Half-Genie Hero und insbesondere auf dem TV-Schirm insgesamt etwas „grobkörniger“ als auf dem kleinen Bildschirm des 3DS. Spielt ihr Handheldmodus mit eurer Switch, merkt ihr diesen Effekt entsprechend weniger.

Obwohl die Entwickler die Switch-Version nicht großartig angepasst haben, haben sie den Titel dennoch zumindest für den vollständigen Gebrauch der HD-Vibration optimiert. Zudem wurde ein neues Arcade-Minispiel namens "Super Shantae Nab!!" in den Upgrade-Store integriert, das pro Spiel zehn Edelsteine kostet. Hier geht es darum durch Sprünge möglichst viele Edelsteine zu erhaschen und möglichst mit mehr Edelsteinen als bezahlt aus dem Spiel zu kommen. Eine durchaus gute Möglichkeit sich den Geldbeutel für neue Upgrades aufzufüllen.

Fazit:

Shantae and the Pirate's Curse ist immer noch ein toller Plattformer, auch auf Nintendo Switch. Zwar kommt hier ein stellenweise bockschwerer Brocken auf euch zu, der aber nie unfair wird und abseits der viel zu leicht werdenden Spiele eine Wohltat für Spieler darstellt, welche Herausforderungen nicht scheuen. Dazu gibt es einen tollen Sound auf die Ohren, der abwechslungsreicher und stimmiger kaum sein könnte. Die Grafik ist trotz des gelungenen Artstyles mittlerweile etwas angestaubt und gerade Einsteiger werden am Schwierigkeitsgrad heftig zu knabbern haben. Dennoch sollte man über diese Kleinigkeiten hinwegsehen, Shantae and the Pirate's Curse eine Chance geben und sich von der kleinen ehemaligen Halb-Dschinniya verzaubern lassen. Der Preis im eShop beläuft sich derzeit auf merkwürdig krumme 16,22 Euro.

Von uns getestet: Nintendo-Switch-Version

Unsere Wertung:
8.5
Michael Prammer meint: "Toller Plattformer, der fast keine Wünsche offen lässt."
Shantae and the Pirate's Curse erscheint für PC und PlayStation 4 und Wii U und Nintendo Switch und XBox One. Wir haben die Version für PC getestet.
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