Hey! Pikmin
Dieselbe Story, anderes Spiel
Der Spielbeginn fällt für Serien-Veteranen sehr routiniert aus. Ein Meteoritensturm zwingt Captain Olimar zur Notlandung auf einem Planeten, der praktischerweise von den Pikmin bevölkert wird. Sie helfen Olimar sogleich diverse Schätze zu bergen. Diese enthalten das kostbare Glitzerium, von dem 10.000 Einheiten benötigt werden, um den Antrieb für sein Raumschiff zu reparieren und wieder nach Hause zu gelangen. Das gab es so oder in ähnlicher Form schon in den Vorgängern.
Nach der kurzen Einführung offenbart sich jedoch schnell, wie anders “Hey! Pikmin” im Vergleich zu seinen Konsolen-Vorgängern ist. Die einzelnen Gebiete des Spiels sind nun nicht mehr frei erkundbar, sondern existieren nur noch in Form von Weltkarten, die jeweils eine Hand voll Level beinhalten. Üblicherweise sind in jedem der insgesamt acht Gebiete vier Level und ein Bosskampf zu absolvieren. Um das Spielziel zu erreichen gibt es in jedem Level drei Schätze zu bergen. Der Erfolg bei diesem Unterfangen wird durch 3-Sterne-Markierungen an den Level-Symbolen angezeigt. Darüber hinaus beinhaltet jedes Gebiet Amiibo-Herausforderungen und kleinere Geheimareale, die der Spieler in gewissen Zeitabständen auch mehrmals besuchen kann.
In den Leveln selbst wird dann 2D-Gameplay geboten. Olimar wird ausschließlich mit dem Schiebepad gesteuert und läuft so nach links oder rechts, klettert an Ranken hinauf oder hinab, nutzt wackelige Pilze als Trampolin oder betritt ungemütliche Tunnel, um andere Bereiche zu erkunden. Im Endeffekt geht aber es aber immer recht geradlinig zum Levelausgang, wo die Raumschiffkapsel nur darauf wartet, Olimar und seine Pikmin einzusammeln.
Das Pikmin-Management fällt komplett weg. Sie werden nicht länger vom Spieler durch den Abtransport von Items und Kadavern zur Heimatbasis gezüchtet, sondern warten an festgelegten Spots innerhalb der Level. Das Pikmin-Vorkommen ist dabei immer genau auf das Level abgestimmt. Segnen zu viele Pikmin durch die zahlreichen Gegner das Zeitliche, tauchen neue Pikmin der gleichen Sorte recht unmittelbar in der Nähe auf. So ist zwar sichergestellt, dass man ein Level jederzeit absolvieren kann, allerdings muss ein Level oft unter geringstmöglichen Pikmin-Verlusten bestritten werden, um noch genug Pikmin für den Abtransport des letzten Schatzes kurz vor dem Ende zu besitzen.
Als kleinen Gegenpol zu diesem Feature-Wegfall werden alle übrigen Pikmin nach jedem Level in den Pikmin-Park geschickt. Dabei handelt es sich um die Absturzstelle des Raumschiffes. Zwischen den Leveln kann man nun jederzeit in den Pikmin-Park wechseln und die dort ansässigen Pikmin mit der Suche nach Schätzen beauftragen. Das dauert allerdings immer eine gewisse Zeit und außerdem werden oft die zum Spielbeginn noch nicht verfügbaren Pikmin-Arten benötigt, um wirklich jeden Schatz zu bergen. Damit verkommt das Feature leider zu einer äußert passiven Beschäftigungstherapie, der man optional zwischen der Absolvierung der einzelnen Level nachgehen kann.
Gemächliches Tempo, gelungene Spielgefühl
Wie bereits erwähnt kann Olimar nicht viel mehr als Laufen. Alle übrigen Aktionen führt man mit dem Touchpen aus, indem man die entsprechenden Symbole antippt. Berührt ihr irgendeinen anderen Bereich des Touchscreens, wird Olimar ein Pikmin in diese Richtung werfen. Tippt ihr weiter entfernt, aber im selben Winkel, lässt sich Olimars Wurfverhalten etwas beeinflussen. Durch dieses Steuerungskonzept kann der 3DS jedoch nur mit einer Hand gehalten werden. Bei einem normalen oder New 3DS ist dies in Ordnung, doch bei längeren Sessions mit einem XL-Gerät leidet vermutlich der Spielkomfort, falls der 3DS nicht gut abgestützt werden kann und die Hand müde wird.
Kleinere Vorsprünge kann Olimar zwar erklimmen, für größere Abgründe muss jedoch sein Jetpack eingesetzt werden. Dies funktioniert jedoch nur für begrenzte Zeit und trennt den tapferen Astronauten von seiner Pikmin-Truppe. Durch die Steuerung und die angepassten Spielmechaniken ist “Hey! Pikmin” also ein eher gemächlicherer Titel, der den Namen Spin-Off auch zu Recht trägt. Er ist vielmehr ein Geschicklichkeits-Platformer mit kleineren Rätsel-Elementen und kein umfassendes Strategie-Abenteuer. Zusammen mit der levelbasierten Struktur hätte das Spiel also gut und gerne auch Teil von Nintendos Smartphone-Offensive sein können. Immerhin bringt dies den Vorteil der Kurzweiligkeit mit sich. “Hey! Pikmin” lohnt sich auch schon bei einer 20-minütigen Busfahrt.
Und ganz offenkundig waren die Entwickler wohl den Großteil der Zeit damit beschäftigt die Pikmin-Formel an das Spielkonzept anzupassen. Das hat zur Folge, dass wie bereits erwähnt einige Gameplay-Elemente der Konsolen-Vorbilder wie etwa das Züchten der Pikmin hinten abfallen, gleichzeitig abseits von neuen Gegnern aber kaum neue und kreative Elemente den Weg ins Spiel finden. Gerade die Bosskämpfe sind eine kleine Enttäuschung. Hier erlaubt das 2D-Gameplay einfach zu wenig Spieltiefe. Immerhin entschädigen die Entwickler den Spieler mit einem gelungenen Spielgefühl. Trotz Reduktionen und 2D-Gameplay fühlt sich das Spiel noch immer nach Pikmin an, die Musik und Optik sind so malerisch wie erhofft und viele zahllose und knuffige Animationen, die oft nur einmalig in bestimmten Leveln zum Einsatz kommen, versprühen typisches Pikmin-Flair.
Fazit:
Mit “Hey! Pikmin” feiern Nintendos knuffige Pflanzenwesen ihren mehr als gelungenen Handheld-Einstand. Allerdings bekommen Spieler dabei einen anderen Genre-Mix serviert, als es bei den Hauptspielen der Reihe der Fall ist. Fans sollten also unbedingt die kostenlose Demo im eShop ausprobieren, um auszuloten ob die Machart und die gemächliche Spielgeschwindigkeit zu gefallen wissen. Auch wenn uns der grundsätzliche Ansatz gefällt und es genug Level gibt, hätten wir uns ein wenig mehr Spieltiefe gewünscht. Auch bei den Spielmodi wäre noch Luft nach oben gewesen. Der fehlende Multiplayer-Modus ist zwar zu verschmerzen, eine Umsetzung des schön arcadelastigen Missionen-Modus aus Pikmin 3 hätten wir uns aber schon gewünscht. Umgekehrt ist “Hey! Pikmin” aber sehr einsteigerfreundlich und ein gelungener Puzzle-Plattformer geworden, der das 3DS-Portfolio prima erweitert und hoffentlich viele neue Fans für die Pikmin-Reihe gewinnen kann.
Bei Hey! Pikmin fehlen diese beiden Aspekte; außerdem gibt es eine Story immer noch nicht, keinen Multiplayermodus, keine Missionen, keinen 3D-Effekt, dafür aber amiibo-DLC. Obendrein liest sich der ganze Test mehr oder weniger so, als wäre das Spiel zwar nicht sauschlecht, aber eben langweilig. Ich weiß nicht, ob ich da unbedingt die 8 gezückt hätte...
Würde da nicht Nintendo draufstehen, hätte es die 8 flächendeckend von allen bekommen.