Test

Silent Hill f

Von Jeremiah David am 01.12.2025

Seit 2024 fackelt Konami ein regelrechtes Silent-Hill-Feuerwerk ab: Mit Silent Hill: The Short Message, dem Remake von Silent Hill 2 und Silent Hill f wurden gleich drei Spiele innerhalb reativ kurzer Zeit veröffentlicht. Silent Hill: Townfall soll außerdem noch 2026 erscheinen, und Bloober Team arbeitet bekanntermaßen an einem Remake des ersten Teils. Dazu gesellt sich noch der Film Return to Silent Hill, der demnächst in die Kinos kommt.

Ein Titel passt nicht so ganz in diese Auflistung. Silent Hill f ist definitiv ein sehr untypischer Teil der Serie, und das nicht nur, weil er das Geschehen erstmals ins Japan der 1960er-Jahre verlegt und japanische Folklore integriert. Böse Zungen behaupten, f sollte gar nicht Silent Hill heißen. Haben sie recht? Unser Kurztest bietet Aufklärung.

Welcome to Silent Hill? Von wegen!

Silent Hill f stellt ohne jeden Zweifel einen mutigen Neuanfang für die ikonische Psycho-Horror-Reihe dar. Als Spieler schlüpfen wir in die Rolle der jugendlichen Hinako, deren Leben von gesellschaftlichen Erwartungen und familiärer Unterdrückung bestimmt wird. Ihr Vater ist Alkoholiker und verschuldet, während ihre Mutter die traditionelle Hausfrauenrolle lebt. Hinako selbst soll eine arrangierte Ehe eingehen, dazu kommt es aber nie, denn plötzlich ziehen ein dichter Nebel und seltsame rote Pflanzen über ihre Heimatstadt herein. Die Pflanzen sind anscheinend mit einer Fuchs-Gottheit verbunden und verwandeln Menschen in makabere Blumenmonster.

Hinako und ihre Freunde werden von einem Dämon im Nebel angegriffen und davongejagt. Ihre Flucht führt sie durch eine japanische Ortschaft mit engen Straßenzügen, Reisfeldern, mehreren Wohnhäusern und einer Schule. Diese Gebiete sind hochatmosphärisch und sehr detailverliebt, allerdings auch sehr linear aufgebaut. Es gibt abseits des Hauptweges so gut wie keine Gebäude zu erkunden oder Geheimnisse zu entdecken. Speziell das Remake von Silent Hill 2 aber auch schon Silent Hill: Downpour konnten erkundungsfreudigen Gamern diesbezüglich deutlich mehr bieten.

Abseits der japanischen Kleinstadt muss Hinako sich durch eine grauenhafte Traumwelt kämpfen, um einem Mann hinter einer Fuchsmaske bei etlichen widerwärtigen Ritualen zur Seite zu stehen. Diese Teile des Spiels setzen voll auf japanische Folklore. Die Schauplätze sind dementsprechend meist irgendwelche Tempelanlagen oder traditionelle japanische Gärten, die noch weniger mit bisherigen Silent Hill-Teilen gemein haben als die ohnehin schon untypische Kleinstadt, die Hinako ihr Zuhause nennt.

Ungeachtet dessen ist die Story jedoch serientypisch vielschichtig und bietet viel Raum für Interpretationen. Hier lassen sich durchaus Parallelen zu früheren Teilen ziehen.

Mit Baseballschläger, Stahlrohr und Wolfsarm

Aber nicht nur die Geschichte und die Umgebungen sind wichtig für ein Survival-Horror-Spiel, sondern auch, wie der Spieler die Bedrohung erlebt. Hier zeigt Silent Hill f leider seine größte Schwäche: das Kampfsystem.

Silent Hill f ist deutlich actionlastiger als vergangene Teile der Serie, und das, obwohl Hinako keine Schusswaffen verwenden kann. Die junge Frau setzt Baseballschläger, Messer, Stahlrohr und ähnliche Gegenstände gegen größtenteils puppenartige Feinde ein, die so häufig auftreten, dass Silent Hill f stellenweise wie ein reinrassiges Actionspiel daherkommt. Das Kampfsystem wirkt bisweilen jedoch unnötig schwerfällig. Die Kombination aus zerbrechlichen Nahkampfwaffen, einem frustrierend ungenauen Lock-On-System und einer ungünstigen Kameraführung in beengten Räumen kann das Survival-Erlebnis empfindlich stören. Die zunächst mehr als mickrige Ausdauerleiste trägt zusätzlich zum Frust bei. Vermutlich wollten die Entwickler mit ihren Designentscheidungen Hinakos Verzweiflung und Hilflosigkeit unterstreichen, im Spielfluss führen diese allerdings oft zu unnötigem Ärger. Glücklicherweise lassen sich viele Kämpfe gänzlich vermeiden, und die Ausdauer kann - genau wie Hinakos Lebensenergie und Verstand - an Schreinen erhöht werden. Der eben erwähnte Verstand ist neu in Silent Hill. Die Verstandsanzeige misst Hinakos mentale Stabilität und ihren Verlust der Realitätswahrnehmung. Bei einem niedrigeren Verstand-Wert beginnt das Bild zu flimmern und Hinako unkontrolliert zu wanken oder gar zu stolpern. Eine gefüllte Verstandsanzeige kann dagegen für Spezialattacken eingesetzt werden.

Technisch top

Silent Hill f ist fraglos ein visuelles und erzählerisches Erlebnis. Die Grafikleistung auf der PlayStation 5, angetrieben von der Unreal Engine 5, lässt die verfallenen Tempelanlagen und die von roten Blumen überwucherten Gärten und Straßenzüge in beklemmender Pracht erstrahlen. Die Atmosphäre ist durchweg intensiv und das Sounddesign gehört zum Besten, was das Genre zu bieten hat. Etwas blass bleibt dagegen die musikalische Untermalung. Obwohl Serienveteran Akira Yamaoka beteiligt war, sind die Stücke eher unauffällig. Schade ist zudem, dass Silent Hill f speziell im Leistungsmodus mit kleineren Framerate-Problemen zu kämpfen hat. Während die frühen Abschnitte noch relativ flüssig laufen, kommt es in den dichteren und komplexeren Arealen im späteren Verlauf des Spiels immer wieder zu merklichen Framerate-Einbrüchen. Dies stört den Spielfluss und ist gerade in hektischen Kampfsituationen spürbar.

FAZIT

Haben die bösen Zungen recht, dass Silent Hill f gar nicht Silent Hill heißen sollte?

Nun, Silent Hill f bricht radikal mit dem bekannten amerikanischen Kleinstadt-Setting und dem visuellen Vokabular der Serie. Rost, Gitter und Schmutz werden hier mit roten, wuchernden Blumen und Ranken ersetzt. Das Gameplay ist actionlastiger. F hat eigentlich nur noch eine einzige Sache mit früheren Silent-Hill-Teilen gemein: Es ist ein tief psychologisches Horrorspiel über Trauma, Schuld und die innere Zerrissenheit der Protagonistin. Als solches ist es allerdings definitiv nicht schlecht, und wer über die Mängel beim Kampfsystem und die irreführende Namensgebung hinwegsehen kann, bekommt rund zehn Stunde solide Horror-Unterhaltung.

Unsere Wertung:
7.5
Jeremiah David meint: "Atmosphärisch und erzählerisch gelungenes Psycho-Horror-Spiel, das aber wenig bis gar nichts mit der Silent Hill-Reihe gemein hat und mit einem frustrierenden Kampfsystem daherkommt. "
Silent Hill f von NoeBards Entertainment erscheint am 24.09.2025 für PC und PlayStation 5 und Xbox Series. Wir haben die Version für PlayStation 5 getestet. Für diesen Test wurde uns ein Rezensionsexemplar von Konami zur Verfügung gestellt.
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