Test

Destiny: The Collection

Von Michael Prammer am 31.10.2016

Destiny kommt in einem neuen Komplettpaket und vereint alle bisher erschienenen Add-Ons, samt der neuesten Erweiterung „Erwachen des eisernen Lords“, in einem einzelnen Gesamtwerk. Wir verraten euch, ob man spätestens jetzt mit dem MMO-Shooter beginnen sollte.

Gleich vorneweg: Wer Destiny bereits hat und sich vielleicht sogar vor einigen Wochen die „König der Besessenen – Legendäre Edition“ kaufte, für den ist dieses Komplettpaket nichts. Es bringt nur wenig Vorteile für hartgesottene Destiny-Spieler und ist eigentlich für Leute gedacht, die den Shooter bislang verpasst haben. Hier wird nämlich alles, was es im Universum von Bungies Online-Shooter bislang gab, auf einen Schlag an den Spieler gebracht. Neben dem Hauptspiel finden sich die kleinen Erweiterungen „Haus der Wölfe“ und „Dunkelheit lauert“ in dem Paket - zusätzlich bekommt man die beiden großen Add-Ons „König der Besessenen“ und „Erwachen des eisernen Lords“. Auf Letztere gehen wir im Test noch näher ein.

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Ein Weltraumepos

Für alle die Hype nicht mitbekommen hat folgt an dieser Stelle ein wenig Geschichtsunterricht, was Destiny eigentlich ist. Es handelt sich um einen Online-Rollenspiel-Shooter, hinter dem kein geringeres Studio als Bungie (Schöpfer der Halo-Serie) steht. Dementsprechend sind XBOX-Spieler sofort mit der Mechanik des Spiels vertraut, denn die Ähnlichkeiten sind kaum zu leugnen. Das Weltraumepos führt den Spieler ins Jahr 2700. Die Geschichte des Urspiels beschäftigt sich mit einem kugelförmigen mechanischen Wesen, dem „Reisenden“, der auch "Geist" genannt wird. Dieser führt den Spieler ins Abenteuer ein und bittet ihn, die „Dunkelheit“, welche einen Zusammenschluss feindlicher Alien-Rassen darstellt, aus dem Sonnensystem zu vertreiben. Damit ist die Rahmenhandlung eigentlich schon in groben Zügen erklärt und man startet auf der Erde mit den ersten Missionen.

Ausgangspunkt ist der Turm der Hüter, welcher die Basis für die Abenteuer darstellt. Dank der vorhandenen DLCs kommen noch weitere Ausgangspunkte für Missionen hinzu. Von dort aus geht es auf verschiedene Planeten unseres Sonnensystems, die verschiedene Eigenschaften mit sich bringen. Auf dem Mars beispielsweise warten rote, endlos wirkende Landschaften auf den Spieler, während die Venus von einer gelben Aura und giftigen Seen umgeben wird. Gespielt wird als eine von drei unterschiedlichen Klassen, die Hüter genannt werden. Der Titan ist der Nahkämpfer unter den Hütern, während der Warlock auf Magie setzt und der Jäger Fernkampfattacken sein Eigen nennt. Daraus resultieren auch unterschiedliche Waffen und Rüstungen, von denen es für jede Hüterklasse nahezu unendlich viele auf den Planeten zu finden gibt. Der eigene Charakter darf aufgelevelt und dadurch stärker gemacht werden. War es im ursprünglichen Hauptspiel noch der Level 20, der den Spieler auf das Maximum hob, bringt dieses Werk ein Maximal-Level von 40 mit sich. Wer faul ist, kann sich dank eines beigelegten Boosterpacks einen neuen Charakter gleich auf Level 40 hochpowern. Rollenspiel-Fans werden jedoch davon absehen, da die eigentliche Charakterentwicklung dabei flöten geht. Außerdem werden die ersten Missionen durch diesen Eingriff ins Balancing fast schon überflüssig, da man keinerlei Herausforderung mehr vorfindet.

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Tolle Charakterentwicklung – mäßige Story

Und genau diese Entwicklung der eigenen Figur macht den eigentlichen Reiz des Spiels aus. Denn wie bei anderen Rollenspielen auch, wird der eigene Charakter mit der Zeit immer stärker, kann mehr einstecken und mächtigere Waffen tragen. Dann kann man sich auch mal in die PvP-Duelle (Spieler-gegen-Spieler) stürzen und sich mit anderen Spielern messen. Das bringt nützliche Boni mit sich – Siege vorausgesetzt – die ebenfalls neue Rüstungen und Waffen mitbringen. Man merkt schon jetzt: In Destiny gibt es viel zu tun. Zu viel, wie wir meinen, und genau da liegt einer der großen Kritikpunkte des Spiels und auch dieser Kollektion. Man weiß gar nicht so richtig, wo man eigentlich beginnen soll. Die Story ist zu Beginn relativ schwach und die Missionen im Hauptspiel fast schon langweilig. Das ändert sich dann mit den Erweiterungen; vor allem „König der Besessenen" bringt tolle Story-Missionen mit sich. Dann wären da noch die PvP-Kämpfe, die bereits erwähnt worden sind.

Unglaublich großer Umfang

Für viele Spieler stellen aber die sogenannten Raids das Highlight des Spiels dar. Zusammen mit anderen Spielern macht man sich auf teils endlos lange Missionen, die richtig knackig werden können und alleine fast unmöglich zu schaffen sind. Besonders fiese Gegner oder opulente Bossfights erschweren die Aufgabe, sodass ein Raid auch mal gut und gerne mehrere Stunden in Anspruch nehmen kann. Der Lohn dafür sind besonders seltene Ausrüstungsgegenstände, zum Beispiel schwer zu erhaltende Waffen und Ausrüstungen. Wem das immer noch nicht reicht, der kann an bestimmten Tagen auf verschiedene Events zurück greifen, die regelmäßig ändern. Und dann darf man ja noch zwischen drei Klassen wählen, die allesamt auf Level 40 gebracht werden wollen. Darüber hinaus gibt es noch die Licht-Level, die den Charakter noch Stärker machen. Diese werden durch Waffen- und Rüstungsupgrades erreicht und nennen sich Lichtwerte. Egal, ob man sich die Mühe macht oder nicht: Destiny ist richtig umfangreich und die Collection verschlingt allein mit den Story-Missionen und den Raids ohne Probleme über 100 Spielstunden.

Da viele Destiny vielleicht schon kennen und das Hauptspiel schon gespielt haben, wollen wir an dieser Stelle auf die Erweiterung „Erwachen des eisernen Lords“ eingehen. Mit „König der Besessenen“ gab es vor einigen Monaten eine richtig starke Erweiterung, die das Niveau der Geschichte stark anhob. Denn wenn Destiny einen ganz großen Wermutstropfen besitzt, dann ist es die schwache Geschichte, die bisweilen vor sich hin plätscherte. Leider macht auch die neue Erweiterung einen kleinen Schritt zurück und kann nicht mit dem vorherigen Kapitel mithalten. Zwar gibt es einen neuen Raid, neue Gegenstände, Gebiete und Gegner. Auch neue Multiplayer-Modi fanden ihren Weg ins Spiel; echte Highlights oder eine tolle neue Story fehlen jedoch leider. Und so weiß man nicht genau, was diese Kollektion eigentlich soll. Wer "König der Besessenen – legendäre Edition“ bereits besitzt, bekommt nämlich keinen Grund, sich dieses Gesamtwerk zu kaufen.

Technisch gesehen kann man der Destiny-Kollektion kaum etwas vorwerfen. Vor allem in spielerischer Hinsicht ist das Weltraum-Epos eine Wucht. Kein Wunder: Wo Bungie drauf steht, ist auch Bungie drin. Die Steuerung klappt tadellos und erlaubt sich weder Fehler noch komplizierten Schnickschnack. Auch die musikalische Untermalung ist treffend, wobei die Sprecher etwas langweilig wirken. Gerade der Geist, der oftmals den einzigen Interaktionspartner darstellt, kann mit seinem „Befehls- und Besserwisserton“ nervig werden. Die Grafik zeigt sich vor allem in den Umgebungen vielfältig und teilweise richtig hübsch. Die Charaktere und NPCs sind dagegen eher langweilig und hätten mehr Details vertragen können.

Fazit:

Destiny: The Collection ist genau das Gesamtwerk, das Spieler zu dem Weltraumshooter führen könnte, die bislang noch nicht mit ihm in Kontakt gekommen sind. Man bekommt einen unglaublichen Umfang geboten, der mehrere Wochen des realen Lebens verschlingen wird. Activision hat alles, was bislang zu dem Spiel veröffentlicht wurde, samt eines Level 40-Boosts in eine Box gepackt und diese zu einem fairen Preis in die Läden gestellt. Leider fühlen sich Anfänger von dem gigantischen Umfang überrumpelt. Dazu kommt noch, dass der neueste DLC nicht an die Qualität des Vorgängers heranreicht. Man könnte den Entwicklern fast schon Geldmacherei vorwerfen, da sie innerhalb weniger Monate nun schon das zweite Komplettpaket zu Destiny veröffentlichen. Wer sich dem Online-Shooter voll und ganz hingeben will, bekommt hier alles, was er braucht. Wer allerdings Destiny schon kennt und vielleicht schon „König der Besessenen“ gespielt hat, braucht dieses Gesamtwerk nicht.

Unsere Wertung:
8.0
Michael Prammer meint: "Das komplette Destiny-Erlebnis in einer Box. Leider mit mäßigem neuen DLC und wenigen nützlichen Extras."
Destiny: The Collection erscheint für PlayStation 4. Wir haben die Version für PlayStation 4 getestet.
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