Test

The Jackbox Naughty Pack

Von Kevin Tusar am 07.04.2025

Wer mit Freunden eine kleine Party schmeißt und dabei ein paar Videospiele spielen oder generell etwas mehr Schwung in die Runde bringen will, wird sicherlich nicht an ihnen vorbeikommen: Die Jackbox-Games. „The Jackbox Naughty Pack“ ist dabei der aktuellste Teil des „Party Packs“ aus dem Jahr 2024 und verspricht mit einem „Dreier“ voller Spaß und Pep jede Menge gute Laune und Erwachsenenunterhaltung. Die eher schlüpfrige Richtung ist mit dem Namen und dem Klappentext also schonmal gesetzt, doch wird die Version auf der Nintendo Switch dieses Versprechen auch einhalten können?

Was sind die Jackbox-Spiele?

Zu allererst einige kurze Informationen zum generellen Konzept der Jackbox-Spiele für diejenigen, die damit noch nicht vertraut sind: Die Jackbox-Spiele sind eine Reihe von kleinen Gesellschaftsspielen, welche zwar über eine Plattform (Switch, PC, Playstation, etc.) gespielt werden, jedoch steuert jeder Teilnehmer das Spiel über sein Smartphone (oder Webbrowser) und gibt darüber Wertungen, Punkte, Texte oder Zeichnungen ab. Das grundlegende Konzept der Spiele basiert darauf, dass jeder seinen eigenen Bildschirm hat und niemand weiß, was andere eingeben oder auf ihren Handys angezeigt bekommen.

Das Jackbox Naugthy Pack umfasst dabei insgesamt drei Spiele: „Fakin‘ It All Night Long“, „Dirty Drawful“ und „Let Me Finish“.

„Fakin‘ It All Night Long“

Das erste Spiel aus der Sammlung lässt sich am ehesten mit dem Spiel „Agent Undercover“ vergleichen. In jeder Spielrunde wird mindestens eine Person vom Spiel im Zufallsmodus als „Faker“ ausgewählt. Diese Person bekommt nicht angezeigt, worum es in dieser Spielrunde überhaupt geht, während alle anderen Personen eine Frage oder Aufgabe gestellt bekommen. Dabei gibt es insgesamt vier Spielmodi: „Hände hoch!“, „Schlimme Finger“, „Euch zeig ich’s!“ und „Voll emojional“.

Bei „Voll emojional“ geht es darum mittels eines Emojis auf die gestellte Frage zu antworten. Das ganze Konzept klingt in der Theorie besser als es in der Umsetzung ist, denn wenn der Faker auf die Frage „Welcher erfundenen Figur würdest du sofort das Hirn rausvö...?“ mit einer Flagge oder einer Blume antwortet, wird schnell klar wer die Frage nicht erhalten hat. Der sogenannte Faker kann nämlich nur mit einem einzigen Emoji antworten und es steht einem die gesamte Palette aus hunderten verschiedenen Emojis zur Verfügung. Als Faker hier nicht spätestens bei der zweiten Frage aufzufliegen, erfordert unseren Erfahrungen nach mehr Glück als cleveres Taktieren oder Verstand.

„Euch zeig ich’s!“ ist ein Modus, in dem alle Personen, bis auf den Faker, eine Aussage genannt bekommen und auf Personen oder Gegenstände zeigen sollen. Zum Beispiel „Zeige auf die Person, die auf Ecstasy am besten klarkäme“. Nach kurzer Wartezeit läuft ein Countdown herunter und alle Personen sollen gleichzeitig auf eine Person zeigen, von der sie denken, dass die Antwort passen würde. Auch hier zeigt sich der Nachteil dieses Modi. Wenn der Faker keine Ahnung hat worum es geht und auf einen Tisch, den Fernseher oder sein Handy zeigt, wird direkt klar, dass er keine Aussage angezeigt bekommen hat. Ebenfalls sind manche Aussagen etwas ziellos bzw. bieten keinerlei Anhaltspunkte, wenn man das Spiel gewissenhaft und mit seinen Rätselaspekten spielen will. „Zeige auf eine Person, die es wahrscheinlich erregend findet, wenn man mit dem Finger auf sie zeigt“, ist so ein Beispiel. Eine Abwandlung des Spiels ist „Komik oder Tragik“, wo mit Daumen rauf oder Daumen runter eine Situation bewertet werden soll. Die angezeigte Situation „Heidelbeerflecken“ hat uns jedoch eher ratlos dastehen lassen.

Im Spiel „Schlimme Finger“ geht es darum einige Finger hochzuhalten oder etwas anderes damit anzustellen. Fragen wie „Gib mit deinen Fingern an, wie viele Comedians du schon „geschändet“ hast“ lassen nicht nur sehr viel Interpretationsspielraum, sondern sorgen für haltlose Raterei, weil auch hier kein roter Faden zum Überführen des Fakers gefunden werden kann. Anzüglichere Fragen wie „Gib an wie viele deiner ehemaligen Se*partner zu deiner Hochzeit aufkreuzen dürfen“ bringen zwar etwas mehr Spice in die Runde, laufen aber ins Leere, wenn jemand nicht antworten mag oder man den Gegenüber gar nicht kennt. Bei Partys soll das ja vorkommen.

Der letzte Modi lautet „Hände hoch!“. Einfache „Ja/Nein“ Fragen sollen mit einem Heben der Hände beantwortet werden. Die gestellten Aufgaben wie „Hebe die Hand, wenn dich schon mal jemand aufgefordert hat, monogam zu bleiben und du dachtest, du wärst es schon“ sind nicht nur zu lang, sondern kamen bei uns auch nicht wirklich lustig an. Insgesamt bleibt der Spaßfaktor bei „Fakin‘ It All Night Long“ somit wirklich komplett auf der Strecke. Die Spielideen sind zwar an sich in Ordnung, jedoch liefert das Spiel den versprochenen Partyspaß, den es brauchen würde, um über die hin und wieder auftretenden massiven Hänger und Lags hinwegzutrösten, nicht einmal im Ansatz.

Dirty Drawful“ und „Let Me Finish“

Die Spiele zwei und drei lassen sich von der Idee her am ehesten mit „Gartic Phone“ oder „Montagsmaler“ vergleichen. Beide eint derselbe Gedanke, jedoch sind die Ausführungen unterschiedlich.

„Dirty Drawful“ beginnt damit, dass man sich vor dem Spieltart mit einem gemalten Selbstportrait verewigen darf. Daraufhin bekommt ihr in den Spielrunden Vorgaben vom Spiel, welche Dinge oder Situationen gemalt werden sollen. „Ich betrüge meinen Mann in Frankreich“ ist da noch eine der einfacheren Situationen, die gemalt werden sollen, da einem mehrere Farben zur Verfügung stehen. Die Erwachsenenwindeln, aber in sexy, sind dann doch eher eine etwas schwerere Aufgabe. Nach dem Zeichnen müssen andere beschreiben, was man dort sieht und dann wird abgestimmt. Wer gut malt und wer gut errät bekommt entsprechend Punkte.

„Let Me Finish“ hat hingegen den Twist, dass man auf vorgefertigten Bildern Zeichnungen hinzufügen muss. In einer Aufgabe soll zum Beispiel aus einer Reihe von Wohnzimmerlampen aus Omas Keller angezeichnet werden, welche Lampe am ehesten einen Joint rauchen würde. Oder es soll beschriftet werden, welche Öffnung einer Posaune wohl die Öffnung des Hinterteils wäre. Wenn man also auf eine Sache vertrauen kann, dann, dass die Spielideen bzw. - aufgaben erschreckend oft platt, unnötig obszön und dennoch unlustig sind.

Diese beiden Spiele sind jedoch im Vergleich zu „Fakin‘ It All Night Long“ gut spielbar und ringen einem auch hin und wieder einen Lacher ab, jedoch ist die Bedienung und das Zeichnen auf den Smartphones zum Teil sehr ungenau, sofern man nicht einen Smartpen zur Hand hat. Zwar kann man die Spiele grundsätzlich auch über den Browser spielen, was mit einer Computer-Maus bessere Möglichkeiten zum Zeichnen gibt, das widerspricht aber etwas dem Gedanken eines Partyspiels. Zwar laufen auch diese beiden Spiele nicht vollständig rund, gravierende Ausfälle wie bei „Fakin‘ It All Night Long“ sind uns jedoch nicht begegnet.

Die durchweg deutsche Sprachausgabe versucht einen durch reingeworfene Aussagen wie „Die Mitochondrien sind die Powerbottoms der Zellen“ zu unterhalten, hat bei uns jedoch oftmals für peinlich berührtes Schmunzeln gesorgt. Das Ziel, die Partyspieler zu unterhalten ist somit zwar erkennbar, die Umsetzung erinnert vom Witz und den Vorgaben aber eher an das Kichern in der Grundschule, wenn im Biobuch ein Geschlechtsteil eingezeichnet wird oder der Humor von 10jährigen laut herausgeschrien wird. In den Einstellungen aller drei Spiele lassen sich auch Dinge wie unterschiedlich strikte Obszönitätsfilter oder die Moderation von eingereichten Antworten einstellen, was jedoch bei einem Spiel, welches auf Obszönität setzt, in unseren Augen wenig Sinn ergibt.

FAZIT:

Insgesamt haben wir mit The Jackbox Naughty Pack leider deutlich weniger Spaß gehabt, als wir es uns zu Beginn erhofft hatten. Die grundsätzliche Prämisse hätte dabei durchaus erfolgsversprechend sein können, doch die Spielideen und -aufgaben haben eher etwas von einem Kindergeburtstag. Das muss per se nicht schlecht sein, jedoch bringt der Twist des „Naughty Packs“ einfach nicht genug Schwung mit sich, als dass man nach einem Durchlauf in jedem Modi noch Lust auf eine zusätzliche Runde hat. Hinzu kommen einige technische bzw. umsetzungstechnische Unzulänglichkeiten, sodass der Titel leider keine Party so richtig in Schwung bringen wird. Insbesondere „Fakin‘ It All Night Long“ ist hierbei ein Totalausfall, während die zwei weiteren Titel im Paket immerhin kurze Zeit unterhalten können.

Unsere Wertung:
3.5
Kevin Tusar meint: "Eher unlustiger Kindergeburtstag als spaßige Erwachsenenunterhaltung."
The Jackbox Naughty Pack von Jackbox Games erscheint am 30.09.2024 für PC und PlayStation 4 und PlayStation 5 und Nintendo Switch. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet. Für diesen Test wurde uns ein Rezensionsexemplar von Jackbox Games zur Verfügung gestellt.
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1 Kommentar:
Terry)
Terry
Am 08.04. um 10:45
Klingt nach jeder Menge Spaß :D