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Capcom setzt auf KI, um Kosten zu reduzieren

Von Jeremiah David am 26.01.2025

Kazuki Abe, seines Zeichens Technischer Direktor bei Capcom, stellt in einem Interview mit Google Cloud Japan klar, wie Capcom künftig Zeit und Geld durch das Verwenden von generativer KI-Systeme sparen will.

„Einer der zeitaufwändigsten und arbeitsintensivsten Teile der Spieleentwicklung besteht darin, hunderttausende einzigartiger Ideen zu entwickeln“, erklärt Abe. Mit dem Begriff "Ideen" sind wohl 2D-Illustrationen sowie 3D-Modelle und -Umgebungen gemeint, denn er fügt hinzu, dass Dinge wie Fernseher oder andere Objekte in Spielen ihre eigenen einzigartigen Designs, Logos und Formen erfordern: „Inklusive ungenutzter Ideen mussten wir am Ende hunderttausende Ideen entwickeln.“

Hierfür hat Abe ein generatives KI-System entwickelt, das verschiedene Dokumente zu einem gewünschten Spieldesign lesen und dann Ideen ausgeben kann.

Laut Abe verwendet sein System Modelle wie Gemini Pro, Gemini Flash und Imagen, wobei das Wort "wie" hier vermutlich viel Arbeit leistet. Bei den genannten Gemini-Systemen von Google handelt es sich um standardmäßige LLMs (Large Language Models), während Imagen ein standardmäßiges "Diffusion Model", also ein KI-Bildgenerator ist. Im Prinzip hätte Abe hier auch andere umstrittene KI-Modelle wie ChatGPT, Dall-E oder Stable Diffusion nennen können.

Das perfide an all diesen Systemen ist, dass sie sich im ganz großen Stile bei öffentlich zugänglichen Inhalten im Internet bedienen, in der Regel ohne Erlaubnis der Urheberrechtsbesitzer. Sie nutzen also urheberrechtlich geschützte Texte und Bilder von Autoren und Künstlern, um eben jene Autoren und Künstler zu verdrängen. Es gibt kaum eine große KI-Firma, die sich deshalb aktuell nicht vor Gericht verteidigen muss. Für die von Abe genannte Gemini-KI musste Google im vergangenen März bereits eine Strafe von 271 Millionen Dollar zahlen, weil die Firma urheberrechtlich geschützte Inhalte aus dem Internet zum Trainieren der KI verwendet hatte.

Abes KI-System verarbeitet Texte, Bilder und Tabellen, generiert daraus Objekte und bewertet deren Qualität anhand vordefinierter Kriterien. Das System kann Ergebnisse innerhalb von Sekunden liefern.

Unklar ist noch, ob das System mit urheberrechtlich geschützten Inhalten träniert wurde und menschliche Designer ersetzen soll, davon ist aber wohl in beiden Fällen auszugehen, denn Abe betont, dass der Einsatz von KI nicht nur Arbeitsprozesse effektiver machen sondern auch Kosten einsparen soll. Kosten lassen sich jedoch nur dann einsparen, wenn weder für menschliche Arbeit noch für die Lizenzierung von Datensätzen gezahlt werden muss.

Für die Zukunft plant Capcom, Abes KI-System zu verbessern, es externen Partnern zugänglich zu machen und die Schnittstellen für eine einfachere Nutzung zu verfeinern. Abe behauptet, dass die Senkung der Entwicklungskosten und des Arbeitsaufwands durch generative KI die Entwicklung hochwertigerer Spiele vorantreiben wird, was sowohl den Entwicklern als auch den Spielern zugute kommt. Es ist aber sicherlich zu bezweifeln, dass Capcom dank KI qualitativ hochwertigere Software produzieren oder gar Spielepreise senken wird. Durch kürzere Entwicklungszeiten können Spieler bestenfalls mit mehr Spielen rechnen.

Quelle: automaton-media

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2 Kommentare:
Denios)
Denios
Am 26.01. um 20:02
Und Entwickler mit mehr Entlassungen...
Buttergebäck)
Buttergebäck
Am 27.01. um 07:46
Das beunruhigendste ist noch nicht mal, DASS sie solche Systeme einsetzen, sondern wie völlig rotzfrech und offen sie das als Fortschritt darzustellen versuchen. Für uns als Spieler wird das vor allem in Form einer drastisch gesunkenen Qualität der Spiele spürbar werden. Eine KI wird menschliche Kreativität schlichtweg nicht ersetzen können, und den Modellen und Designs die von einer KI erstellt wurden wird man das auch ansehen. Gerade bei einem Unternehmen, das für so viele Serien verantwortlich ist, die ich so liebe, tut das richtig weh.
Vyse)
Vyse
Am 27.01. um 15:51
Sie stellen es als Fortschritt dar, weil sich diese Informationen vor allem an Investoren richten. Und die wollen keine guten Spiele sehen, sondern Rendite.