Story

KI in der Spieleindustrie: Entwickler sind immer skeptischer

Von Jeremiah David am 23.01.2025

Es ist der 20. Januar. Donald Trump wird als 47. Präsident vereidigt. Zum ersten Mal ist damit ein verurteilter Verbrecher Präsident der USA. Nur wenige Tage nachdem Noch-Präsident Joe Biden vor einer drohenden Oligarchie gewarnt hat, gehören zu Trumps geladenen Gästen bei der Vereidigung unter anderem Sam Altman (OpenAI), Elon Musk (Tesla, X), Mark Zuckerberg (Meta), Sundar Pichai (Google) und Jeff Bezos (Amazon). Was haben diese Herren alle gemeinsam? Sie sind Multimilliardäre und die Bosse von Tech-Giganten. Sie alle setzen außerdem ganz groß auf generative KI-Systeme, um ihre Profite zu maximieren.

Einen Tag nach der Vereidigung kündigt Sam Altman von OpenAI im White House an: Trump will bis zu 500 Milliarden Dollar in private KI-Infrastruktur investieren. Das soll der amerikanischen Wirtschaft und dem amerikanischen Volk helfen; manche Experten gehen aber davon aus, dass diese gigantische Investition tatsächlich nur den reichsten der Reichen helfen wird.

Der Reiz von KI-Systemen liegt nämlich vor allem darin, dass menschliche Arbeiter durch Maschinen ersetzt werden können. Das spart Kosten. In Kalifornien wirbt eine KI-Firma längst mit dem dystopischen Schriftzug „Stop Hiring Humans“ – zu Deutsch: „Hört auf, Menschen einzustellen“.

Auf der GDC (Game Developers Conference) wurden Spieleentwickler, wie schon im Vorjahr, zum Thema KI befragt. Der Bericht dazu wurde jetzt veröffentlicht.

Unter den 3000 Befragten geben 52% an, für Firmen zu arbeiten, die bereits generative KI-Systeme bei der Entwicklung verwenden.

Etwa die Hälfte der Befragten zeigen sich zudem besorgt über den Einfluss von KI in der Spieleindustrie. Ein Entwickler sagt trocken: "Ich habe einen Doktortitel in KI und habe an der Entwicklung einiger der Algorithmen gearbeitet, die von generativer KI verwendet werden. Ich bereue zutiefst, wie naiv ich meine Mitarbeit angeboten habe."

Etwa 30% der Entwickler geben an, dass sie KI negativ gegenüberstehen – 12% mehr als noch im Vorjahr. Nur 13% glauben, dass KI einen positiven Einfluss auf Spiele hat (gegenüber 21% im Jahr 2024).

Als Hauptgründe für die negative Einstellung nennen die Befragten die geringe Qualität des KI-Outputs, die Angst vor Urheberrechtsverletzungen und die gut dokumentierten Auswirkungen auf die Umwelt. Viele Entwickler äußerten auch die Befürchtung, dass der Einsatz von generativer KI zu noch mehr Entlassungen in der Brache führen könnte. Letzteres ist wenig verwunderlich, denn Führungskräfte, die auf generative Lösungen drängen, geben zu, dass die Technologie viele Arbeitnehmer ihren Job kosten wird. Eine aktuelle Umfrage  unter fast 5000 Führungskräften aus verschiedenen Branchen zeigt: Rund 25% der Führungskräfte rechnen mit "erheblichen Arbeitsplatzverlusten im Zusammenhang mit KI".

In einem Blog-Post mit dem Titel „Die goldene Chance für amerikanische KI“ und dem Hashtag „AI for Good“ gibt Microsoft offen zu, dass der Einsatz von KI „die Wirtschaft umkrempeln und einige Arbeitsplätze verdrängen wird“, aber das sei nicht weiter schlimm, denn „KI kann die Produktivität in jedem Wirtschaftssektor steigern und die Chancen des Landes für wirtschaftliches Wachstum erhöhen“. Menschen müssten sich eben daran gewöhnen, KI-Systeme bei ihrer Arbeit einzusetzen, so wie sie es bereits mit „Laptops, Smartphones, Programmen und dem Internet“ tun.

"Egal wie man es ausdrückt, generative KI ist kein guter Ersatz für echte Menschen und die Qualität nimmt ab", schreibt ein Entwickler auf der GDC.

Theoretisch könnte generative KI einigen Entwicklern helfen, ihre Arbeitsbelastung zu verringern. Das passiert laut dem Bericht der GDC allerdings nicht. Stattdessen arbeiten die Entwickler so lange wie seit Jahren nicht mehr. 13% der Befragten geben an, mehr als 51 Stunden pro Woche zu arbeiten. Auch das ist eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr (8%). Ein Grund für die Mehrarbeit ist sicherlich, dass manche Entwickler nach den massiven branchenweiten Entlassungen im letzten Jahr zusätzliche Arbeit auf sich nehmen müssen, um den Verlust der Kollegen auszugleichen, aber auch KI ist wohl ein Faktor. Bosse erwarten offenbar, dass ihre Angestellten mit der Hilfe von KI mehr Arbeit erledigen als vorher.

Quelle: Wired

Nur registrierte Benutzer können Kommentare verfassen. Jetzt registrieren
1 Kommentar:
Denios)
Denios
Am 23.01. um 17:01
wir stehen direkt vor der "futuristischen" Dystopie, vor der uns jeder einzelne Sci-Fi-Film ever gewarnt hat...