Test

Prince of Persia: The Lost Crown DLC "Mask of Darkness"

Von Robert Emrich am 30.10.2024

Als Anfang des Jahres Prince of Persia: The Lost Crown veröffentlicht wurde, waren sowohl wir, als auch andere Vertreter der Presse schwer begeistert und kürten den Titel zu einem perfekten Auftakt für das Jahr 2024, das (so hofften wir zumindest, während wir auf Silk Song warteten) ganz im Zeichen des Metroidvania-Genres stehen sollte. Fast ein dreiviertel Jahr später ist davon leider nicht mehr viel zu spüren und um den Prinzen wurde es, von der Remake-Ankündigung im Sommer einmal abgesehen, relativ ruhig. Doch nun haben die Entwickler von Ubisoft Montpellier den DLC “Mask of Darkness” veröffentlicht und wir haben es uns nicht nehmen lassen, uns wieder mit Sargon in den Kampf zu werfen. Wie sich der DLC spielt, lest ihr hier.

Wo waren wir stehengeblieben?

Fassen wir das wichtigste noch einmal zusammen: Als Sargon, dem jüngsten Mitglied der “Unsterblichen”, einer persischen Eliteeinheit, seid ihr mit euren Mitstreitern losgezogen, um den entführten Sohn der Königin vom mysteriösen Berg Qaf zu retten. Dort angekommen wart ihr schnell auf euch alleine gestellt und habt im Verlauf des ersten Drittels der Handlung eine Verschwörung aufgedeckt, die die Herrschaft über Persien zum Ziel hat und die meisten eurer Mitstreiter gegen euch aufbrachte. Eine dieser ehemaligen Verbündeten ist die schweigsame Assassine Radjen, die im Grundspiel nur eine kleine Nebenrolle hatte und dementsprechend selten zu sehen war. Im aktuellen DLC dreht sich nun alles um sie und ihr Handlungsstrang kann von euch beliebig besucht werden, nachdem ihr das erste Drittel des Spiels geschafft habt. Dann werdet ihr nämlich unter einem falschen Vorwand in eine Falle und damit in Radjens Gedankenpalast gelockt, in dem diverse neue Gebiete, Gegner und vor allen Dingen Fallen auf euch warten. Im Verlauf der sechs bis zehn Stunden, die ihr zum Durchqueren der neuen Gebiete braucht, findet ihr überall verteilte Erinnerungssplitter, die euch zusammen mit einigen kurzen Zwischensequenzen ein wenig über eure Gegenspielerin erzählen, ehe ihr ihr letztlich gegenübersteht. Durch den modularen Aufbau des neuen Kapitels, wird die Story des Hauptspiels aber nicht verändert, sondern nur um einige Informationen erweitert, ohne die das Spiel genauso gut funktioniert. Somit ist der DLC, trotz seiner Qualität, für Fans der Geschichte nur dann wichtig, wenn ihr euch immer gefragt habt, was grundsätzlich aus Radjen geworden ist.

Knackig, knackiger, Radjens Gedankenpalast

Damit die Erweiterung tatsächlich nahezu unabhängig vom Fortschritt der Haupthandlung besucht werden kann und trotz allem funktioniert, verpassen euch die Entwickler mit dem Betreten der neuen Gebiete die “Metroid-Kur”: Alle erspielten zusätzlichen Lebensbalken, Amulette sowie diverse Fähigkeiten werden Sargon gestohlen, sodass dieser nur einige ausgewählte Waffen und Fähigkeiten behalten darf, solange er sich in Radjens Welt aufhält. Eure erspielten Leitungen sind aber natürlich nicht dauerhaft verloren und werden euch mit dem Verlassen der Erweiterung wieder zurückgegeben. Doch dieser Kniff sorgt erfolgreich dafür, dass sich der DLC für niemanden trivial anfühlt - wobei da auch so kaum ein Grund zur Sorge bestanden hätte. Denn was Ubisoft sich in den vier neuen Biomen in Sachen Gegnern und Fallen ausgedacht hat, zählt mit zum kniffligsten, was ihr in dem Spiel finden könnt. Einige Bereiche fordern entweder exzellente Reflexe oder ein geübtes Gedächtnis, damit ihr euch die erforderlichen Bewegungsabläufe sauber einprägt, die zum überwinden erforderlich sind. Und auch die neuen Gegner sind wieder genauso interessant wie gnadenlos und lassen euch kaum Fehler durchgehen. Dabei hält das Spiel aber, wie schon im Grundspiel vorgelebt, sauber die Balance und fühlt sich trotz der vielen Gelegenheiten, bei denen Sargon aus dem Leben scheiden kann, nie unfair an. Irgendwie kommt man aus jedem Kampf und jeder noch so verzwickten Jump’n’Run-Passage selbst bei einer Niederlage ein bisschen schlauer heraus und schafft so mit der Zeit auch die anspruchsvollsten Levelabschnitte. Am Ende diverser Passagen und nach dem Sieg über einige der Minibosse im Spiel erhaltet ihr neue Amulette, Lebensbalken und Heiltrank-Portionen. Abgesehen von den drei neuen Amuletten verhalten sich diese aber ähnlich wie die Gegenstände, die ihr im Grundspiel gefunden habt und sind damit nur innerhalb des Gedankenpalastes nutzbar. Sargon wird durch den DLC also nur minimal mächtiger. Nach Abschluss des DLCs erwartet euch als letzte zusätzliche Herausforderung ein Duell mit eurem Trainer Artaban. Die Herausforderung ist aber rein optional und hat mit der Handlung wenig zu tun. Wer sie aber übersteht, ohne in den Controller zu beissen (und eigentlich auch dann), darf sich über eine letzte zusätzliche Zwischensequenz freuen.

Trotz der hohen Dichte an Neuerungen, die sich in der vergleichsweise überschaubaren Erweiterung verstecken, ändert sich an der technischen Qualität des Spiels wenig, was schlicht bedeutet, dass die Erweiterung sich auch technisch so gut und rund wie das Hauptspiel spielt.

Fazit:

Die “Mask of Darkness”-Erweiterung hat in der Zeit seit ihrer Veröffentlichung kaum Wellen geschlagen und das Team, das das Spiel entwickelt hat, wurde mittlerweile aufgelöst und anderen kommenden Ubisoft-Projekten zugeteilt. Nichts an dem vorherigen Satz wird der spielerischen Qualität des DLCs aber gerecht, der sich als einzige Kritik höchstens gefallen lassen muss, dass die in ihm erzählte Geschichte neun Monate nach dem Durchspielen des Hauptspiels nicht mehr ganz so relevant zu sein scheint - auch wenn ich mich damals während des Durchspielens kurz gefragt hatte, was wohl aus Radjen geworden ist. Unabhängig von der Geschichte hat Ubisoft mit dem DLC aber meinen Wunsch aus dem Test des Hauptspiels erhört und für schlanke fünf Euro weitere Abenteuer für Sargon geliefert. Metroidvania-Fans, die sich vor einer Herausforderung nicht scheuen, können direkt und bedenkenlos zugreifen.

Unsere Wertung:
8.5
Robert Emrich meint: "Ausgezeichnete Metroidvania-Kost, von der wir endlich mehr sehen konnten."
Prince of Persia: The Lost Crown DLC "Mask of Darkness" von Ubisoft Montpellier erscheint am 17.09.2024 für PC und PlayStation 4 und PlayStation 5 und Nintendo Switch und XBox One und XBox Series. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet. Für diesen Test wurde uns ein Rezensionsexemplar von Ubisoft zur Verfügung gestellt.
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