Test

Tomb Raider I-III Remastered

Von Michael Prammer am 28.02.2024

Wir schreiben das Jahr 1996 und jeder, der eine PlayStation sein Eigen nennen darf, ist "verliebt" in Lara Croft.

Tomb Raider war der heiße Schei* der Videospiele-Industrie und Protagonistin Lara der Traum pubertierender Jungs, wobei der Titel auch spielerische Maßstäbe setzten konnte. Erlebt man ein solches Spiel heutzutage, stellt sich dem geneigten Spieler unter Umständen die Frage, wie unsere Jugend spielerisch so etwas ohne Wutausbrüche überstanden hat. Die Steuerung erfordert jede Menge Geduld und Eingewöhnung, die Kameraführung ist für heutige Verhältnisse eine Zumutung und die Grafik, auch wenn uns Lara damals schlaflose Nächte bescherte, fast schon eine optische Grausamkeit.

Lara ist zurück

Doch all das soll jetzt kein Problem mehr sein, denn die Entwickler des Remasters bringen das Original nicht nur erstmals auf eine Nintendo-Konsole, sondern haben auch an den notwendigen Schrauben gedreht, um uns modernen, verwöhnten Spielern nicht gleich nach zehn Minuten die Lust auf das Abenteuer zu nehmen.

Wir bekommen hier die ersten drei Teile der Tomb Raider-Saga, nebst den Erweiterungen, was uns, je nach Spielweise, etwa 40 bis 60 Stunden Abenteuer satt bringt. Dazu gibt es neben Action, Rätselspaß und einer mehr oder weniger spannenden Geschichte eine neuartige Steuerung, eine aufgehübschte Grafik und schönere Zwischensequenzen.

Gerade der neue Look tut Lara sehr gut. Die junge Dame sieht jetzt nicht mehr so kantig aus, wie Anno 1996, sondern zeigt ihre weibliche Seite jetzt mit wohlgeformten Rundungen. Auch wirken ihre Bewegungen nicht mehr so abgehackt, sondern um einiges geschmeidiger. Und auch die Umgebungen, Gegner und anderen Charaktere, auf die wir im Laufe der Spielzeit treffen, profitieren enorm von der Überarbeitung: Sie wurden allesamt mit verbesserten Texturen und einigen neuen Details ausgestattet. Wer jedoch eine Grafik auf dem Niveau moderner Spiele erwartet, wird zweifellos enttäuscht sein: Einen Quantensprung, wie beispielsweise in Shadow of the Colossus von PS2 zu PS4 darf man nicht erwarten, schließlich handelt es sich um ein Remaster, kein Remake. All das, was uns vor fast 30 Jahren schon fasziniert hat, sieht jetzt einfach nochmal etwas besser aus, wobei die Entwickler an der ein oder anderen Stelle noch mehr Verbesserungen hätten implementieren können. So ist es vor allem die mangelhafte Beleuchtung, die euch in einigen Höhlen zu schaffen machen dürfte. Immerhin könnt ihr jederzeit zwischen "alter" und "neuer" Grafik umschalten, was das Problem mit der Beleuchtung ausmerzt und zudem für Liebhaber des Originals ganz interessant sein dürfte.

Außerdem haben es die Entwickler geschafft, konstante 60 Bilder pro Sekunde auf den Bildschirm zu bringen, was für ein flüssiges Spielerlebnis sorgt. Ruckler oder Bildrateneinbrüche haben wir im Test keine festgestellt. Switchen wir in den Original-Bildmodus, müssen wir uns mit 30 Bildern pro Sekunde zufrieden geben, was im Spielgeschehen durchaus auffällt.

Optimierte Steuerung und "runde" Lara

Was sich ebenfalls deutlich verbessert hat, ist die Steuerung von Lara. Im Original war man noch auf die sogenannte "Panzer-Steuerung" angewiesen. Man bewegte die Kamera in die Richtung, in die Lara sich bewegen sollte und erst dann die junge Archäologin. Das System spielte sich nicht gerade komfortabel und sorgte bei schwierigen Passagen oftmals für Frust. Glücklicherweise lässt sich nun eine moderne Steuerung einschalten, welche in den meisten Fällen deutlich besser funktioniert als die der 90er Jahre. Besser heißt aber leider nicht perfekt. Vor allem während einigen Sprungpassagen wird klar, dass die Steuerung noch immer suboptimal ist. Dass wir heute über eine verbesserte Steuerung meckern können zeigt, was sich seit 1996 in der Branche getan hat.

Und dann kommen wir noch zur Kamera. Diese war vor 30 Jahren schon ein Problem und ist es auch jetzt noch. Gerade in engen Korridoren macht das Justieren der Kamera oder eine plötzlich stationäre Kamera das Spiel in einigen Fällen zum Garant für Ärger. Ihr lauft vor einem Gegner weg oder wollt schnell mittels Wendemanöver von einem Widersacher in Stellung gebracht werden - schwupp, macht euch die Kamera einen Strich durch die Rechnung und der Feind hat euch erwischt. Zum Glück ist dies allerdings nicht ganz so dramatisch, wie es hier womöglich klingt. Wenn man sich darauf einstellt, ist es nur halb so schlimm, allerdings hätten die Entwickler mit mehr Feinschliff, das Spiel noch besser gestalten können.

FAZIT:

Bei all dem Gemecker über die Kamera, die Steuerung und verpasste Chancen sollte man ein paar Dinge festhalten: Tomb Raider 1-3 Remastered ist trotzdem eine klasse Kollektion, die vor allem Spieler der ersten PlayStation nochmal so richtig abholt. Lara Croft in ihren ersten Zügen zu erleben und die ersten drei Abenteuer in einer überarbeiteten Umgebung spielen zu dürfen, macht einfach Freude. Die neuen Steuerungsoptionen und die Tatsache, dass man hier für knapp 25€ über 50 Stunden Spielspaß bekommt, lassen die Kritikpunkte fast schon winzig wirken. Wer das Spiel kauft, sollte sich allerdings im Klaren sein, dass das Spiel nach wie vor auf Mechaniken der späten 90er Jahre baut. Dass die Entwickler es nicht geschafft haben, noch mehr aus dem Spiel herauszuholen, kann verschiedene Gründe haben. Letztlich bleibt die Remastered-Collection aber eine ordentliche Neuauflage, die ihr Geld auf jeden Fall wert ist.

Unsere Wertung:
7.0
Michael Prammer meint: "Ordentliche Portierung für moderne Systeme mit großem Umfang aber einigen Problemen "von damals"."
Tomb Raider I-III Remastered von Core Design erscheint am 13.02.2024 für PC und PlayStation 4 und PlayStation 5 und Nintendo Switch und XBox One und XBox Series. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet. Für diesen Test wurde uns ein Rezensionsexemplar von Aspyr Media zur Verfügung gestellt.
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