Test

Super Mario Bros. Wonder

Von Nico Zurheide am 03.11.2023

Super Mario Bros. Wonder ist definitiv kein weiteres "New Super Mario Bros.", auch wenn es auf den ersten Blick so aussehen mag. Dieses Spiel bietet viel mehr als nur die altbekannten Sprung- und Rennmechaniken und bringt frischen Wind in die Mario-Welt. Der Aufhänger weiß hingegen vor allem durch seine Kürze zu begeistern: Als Mario und seine Freunde im Blumenkönigreich sind, wird das hiesige Schloss von Bowser entführt, indem er sich kurzerhand selbst in das Schloss verwandelt. Prinzessin Peach bleibt also verschont. Unsere Aufgabe? Prinz Florian dabei helfen, sein Zuhause zurückzuerlangen, indem wir Wundersamen und Königssamen sammeln.

Wonder erstrahlt in einer farbenfrohen und detailreichen 2D-Grafik, die die nostalgische Ästhetik der klassischen Mario-Spiele bewahrt. Die Welten sind liebevoll gestaltet und die kleinen Details, vor allem die lebendigen Animationen der Charaktere, tragen dazu bei, eine gänzlich neuartige und zugleich vertraute Atmosphäre zu schaffen.

Wunderbare Wundersamen

Das Spiel besteht aus sieben Welten, die jeweils mehrere normale Level, kleinere Challenges und kreative Kurzlevel enthalten, sodass insgesamt über 130 Stages auf uns warten. Jedes Level in Super Mario Wonder ist ein wahres Meisterwerk des Designs und bietet einzigartige Herausforderungen. Doch das Sahnehäubchen sind die Wundersamen, die dem Gameplay jedes Levels einen völlig neuen Twist verleihen. Beeindruckend ist vor allem, dass es in jedem Level so einen Wundersamen gibt. Es ist bemerkenswert, wie viele verschiedene Ideen die Entwickler in jedem Level umgesetzt haben, ohne dass es langweilig oder verwirrend wird. Es benötigt auch keine Erklärung für die neuen Elemente, denn sie sind intuitiv zu verstehen und zu benutzen. Das liegt natürlich auch daran, dass die meisten Spieler mit Marios Welt bereits bestens vertraut sind.

Das Spiel folgt immer noch dem alten Mario-Muster, dass jede Oberwelt ein bestimmtes Thema hat, wie z.B. Wüste, Inseln oder Wolkenmeer, aber die Level sind nicht wirklich miteinander verknüpft. Das wurde beispielsweise in Donkey Kong Country: Tropical Freeze schöner gelöst, da hier die Level einer Welt thematisch ineinandergreifen. Super Mario Wonder hält sich aber immerhin nicht mehr so starr an die von Kōichi Hayashida Designphilosophie. Diese gibt quasi vor, dass in jedem Level eine Gameplay-Idee eingeführt, weiterentwickelt, auf den Kopf gestellt und schließlich nach einer finalen Herausforderung entsorgt wird. Das Spiel lockert diesen Aufbau durch die Wundersamen auf, die oft extrem vom restlichen Level abweichen oder zu alternativen Enden führen. Außerdem gibt es viele neue Elemente und Gegner, die für Abwechslung sorgen, wie z.B. Vögel, die ihren Schnabel verschießen und damit neue Plattformen herstellen, runde Nilpferde, die als Trampoline dienen oder die Sagaaahs, die einfach alles verschlingen, inklusive Gumbas.

Eine der neuen Fähigkeiten, die Mario in Super Mario Wonder erlangen kann, ist die Elefanten-Verwandlung. Mit dem Elefanten-Power-Up kann Mario sich in einen grauen Rüsselträger verwandeln, der mit seinem Rüssel Wasser spritzen, Gegner wegschleudern oder Blöcke zerstören kann. Die Elefanten-Verwandlung ist dabei zwar das Aushängeschild von Super Mario Wonder und auch durchaus nützlich, wirklich notwendig wäre dieses Power-Up aber nicht gewesen. Interessanter ist da tatsächlich das Bohrer-Power-Up, da wir damit sowohl im Boden als auch in der Decke verschwinden können, was tatsächlich für Abwechslung in der Spielweise sorgt.

Ausgezeichnete Abzeichen

Die Musik ist dabei leider nicht so kreativ wie die Level selbst. Sie ist typisch für ein 2D-Mario, also zweckmäßig, aber ohne großartige Highlights. Die meisten Melodien sind eher unauffällig und passen sich dem Thema der Welt an. Nur der Endkampf mit Bowser hat einen etwas epischeren Soundtrack, der thematisch passend ist. Bowser selbst ist allerdings etwas enttäuschend, sowohl als Gegner als auch mit seiner Welt. Bowsers Domäne ist linear und besteht nur aus vier Stages, sein eigenes Level ist ebenfalls sehr kurz und der Kampf gegen ihn nicht besonders aufregend oder abwechslungsreich, zumindest im Vergleich mit anderen Kämpfen gegen ihn.

Das Spiel ist an sich nicht wirklich schwer, aber immerhin gibt es größere Herausforderungen in der Spezial-Welt, die im Verlauf des Spiels freigeschaltet wird. Dort warten nochmal zehn schwierigere Level, die mehr Geschick und Geduld erfordern. Neu sind auch die Abzeichen, die sich vor jedem Level aktivieren lassen. Die Abzeichen verändern Marios Moveset, geben ihm einen kleinen Bonus oder verändern als sogenannte Experten-Abzeichen das Gameplay dramatisch. Einige Abzeichen machen das Spiel nur etwas leichter, wie z.B. das Pilz-Abzeichen, womit Mario zu Beginn des Levels einen Pilz bekommt, oder das Rettungssprung-Abzeichen, das ihn vor dem Fall in einen Abgrund oder Lava rettet. Andere Abzeichen lassen sich von erfahrenen Spielern einsetzen, um sich effizienter durch die Level zu bewegen, wie z.B. das Sprint-Abzeichen, das Mario schneller rennen lässt, oder das Blumensprung-Abzeichen, das ihn höher springen lässt. Die Experten-Abzeichen sind nur für die ganz Mutigen gedacht, die eine Herausforderung suchen. Sie verändern das Gameplay stark, beispielsweise wenn Mario durch das Sprungfeder-Abzeichen konstant hüpfen muss.

Insgesamt lässt sich Wonder in etwa sechs Stunden durchspielen, aber dann hat man nur einen kleinen Teil der Level gesehen. Durch die Verschnaufpausen, Kampfarenen, Wiggler-Rennen, Suchtrupp-Level und Abzeichen-Herausforderungen wird der Level-Count zwar doch sehr aufgehübscht, dafür sorgen diese kurzen Einschübe aber auch für nette Abwechslung zwischen den größeren Stages. In jedem Level gibt es außerdem drei versteckte Münzen, die oft nur mit einem Wundersamen oder Abzeichen zu erreichen sind. Wer alles sehen und schaffen will, muss also viel Zeit und Geschick investieren.

Wonder kann auch zusammen mit bis zu vier Spielern lokal und online gespielt werden. Dabei stehen Mario, Luigi, Peach, Daisy, Toad, Yoshi und Mopsie als Charaktere zur Auswahl. Anders als in einigen Vorgängern besitzen die Charaktere keine einzigartigen Eigenschaften mehr, außer die Yoshis und Mopsie. Diese können zwar keine Power-Ups benutzen, sind dafür aber auch unverwundbar. Der optionale Easy Mode also.

Fazit:

Super Mario Wonder ist ein tolles Spiel, das viel Spaß macht und immer wieder überrascht. Es ist kein weiteres New Super Mario Bros., sondern ein eigenständiges Spiel, das die 2D-Mario-Formel auf eine neue Ebene hebt. Die Steuerung ist präzise und vertraut, was es sowohl für erfahrene Mario-Spieler als auch für Neulinge einfach macht, ins Abenteuer einzusteigen. Das Gameplay ist flüssig und intuitiv, und die Vielfalt der Moves, die Mario durch die verschiedenen Abzeichen erhält, sorgt für eine angenehme Abwechslung. Es fühlt sich an, als ob man ein vertrautes Paar Sneakers anzieht, während man gleichzeitig die neuesten Modetrends rockt. Mario beweist einmal mehr, dass er der König des Jump'n'Run ist, und Super Mario Wonder ist ein absolutes Muss für alle Fans des Klempners mit der roten Mütze.

Unsere Wertung:
9.0
Nico Zurheide meint: "Wer hätte gedacht, dass Mario noch so viele Wunder in petto hat?"
Super Mario Bros. Wonder von Nintendo erscheint am 20.10.2023 für Nintendo Switch. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet. Für diesen Test wurde uns ein Rezensionsexemplar von Nintendo zur Verfügung gestellt.
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2 Kommentare:
SantiagoWinehouse)
SantiagoWinehouse
Am 11.11.2023 um 15:24
Vielen Dank für den tollen Test. Ich war ein wenig skeptisch, da ich ähnliche Befürchtungen hatte, dass das Spiel zu ähnlich den Vorgängern sein wird. Aber ihr habt recht, es fühlt sich gewohnt an, aber hat unheimlich viele Neuerungen. Auch der Humor im Spiel ist recht gut gelungen, es sieht sehr gut aus und macht richtig Spaß.

Eine Sache muss ich aber sagen: ich finde die sprechenden Blumen so unglaublich dämlich, die Synchronisation ist richtig schlecht, als wäre es für Kleinkinder gemacht. Das hätte man meiner Meinung nach sympathischer gestalten können.
Terry)
Terry
Am 13.11.2023 um 13:47
Genau das finde ich eigentlich recht skurril und witzig und passt irgendwie zum Gesamtbild.