Test

Life of Delta

Von Jeremiah David am 07.09.2023

Die Damen und Herren vom Entwicklerstudio und Publisher Daedalic Entertainment gelten als 2D-Adventure-Spezialisten – Der Herr der Ringe: Gollum lassen wir an dieser Stelle außen vor, aber das ist ja auch in 3D. Spiele wie die Deponia-Reihe, Edna & Harvey, Silence: The Whispered World oder auch Children of Silentown sind alles gute bis sehr gute Point-&-Click-Adventures. Life of Delta vom slovakischen Studio Airo Games will in derselben Liga mitspielen. Ob das klappt, verrät unser Kurztest.

In der postapokalyptischen Zukunft wird die Erde von Dinosauriern bewohnt. Wieso? Das ist nicht wichtig. Von der Welt der Menschen ist abgesehen von alten Baracken und langsam verfallenden Servicerobotern nichts mehr übrig. Ein solcher Roboter ist Delta, der durch einen anderen Roboter, Joe, vor der Zerstörung in einem Säurebad bewahrt wird. Eines Tages schauen einige zwielichtige Gesellen bei Joe vorbei und nehmen ihn kurzerhand mit. In der Rolle von Delta machen wir uns deshalb auf die Suche nach unserem Retter. Das heißt, wie reisen durch eine kleine, spärlich animierte Welt und betreiben mit einigen Robotern Handel, um zu Joe nach Megacity zu kommen.

Laut der offiziellen Seite zum Spiel findet Life of Delta in Japan statt, wovon man allerdings reichlich wenig merkt. Die handgemalten, zweidimensionalen Hintergründe zeigen eine postapokalyptische Welt, wie sie aus jedem x-beliebigen Sci-Fi-Film stammen könnte, wobei das nicht heißen soll, dass sie nicht atmosphärisch gestaltet wären. Daedalic Entertainment verkauft Life of Delta zudem als ein Point-&-Click-Adventure, tatsächlich handelt es sich hier aber zu mindestens 50% um ein Rätselspiel, das auch völlig ohne Charaktere oder eine Story auskommen könnte. Während in anderen Point-&-Click-Adventures das Erkunden der Umgebungen und das Kombinieren diverser Items meist im Vordergrund steht, geht es in Life of Delta überraschend häufig darum, Logikrätsel zu lösen. So müssen wir bereits nach wenigen Sekunden zum Aufladen unserer Batterie an ein Terminal gehen, dort angekommen aber erst das nachfolgend abgebildete Schalterrätsel überwinden, um Deltas Akku mit Saft zu versorgen.

Macht das im Kontext des Spiels Sinn? Nein, aber wer auf solche Rätsel steht, wird mit Life of Delta natürlich trotzdem Spaß haben können. Die Denksportaufgaben erfordern einiges an Hirnschmalz und laden zum Tüfteln ein. Die Entwickler haben nach eigenen Angaben über 50 solcher „Minispiele“ in das Spiel integriert (wobei etliche fast identisch sind beziehungsweise in Runden gespielt werden). Genau darin liegt jedoch die Krux der Sache: Wer mit solchen Rätseln nichts anfangen kann, wird mit Life of Delta vermutlich nicht glücklich werden. Das Spiel kann weder mit seiner simplen Story, noch mit seinem Gameplay, seinem Umfang von rund drei Stunden oder seiner Präsentation punkten. Vor allem letzteres ist ärgerlich, denn die Hintergründe wurden an und für sich nett gestaltet und Delta ist als kleiner, hilfloser Serviceroboter fast so putzig wie Wall-E. Schade ist auch, dass Life of Delta nicht für Nintendos Hybridkonsole optimiert wurde. Im Handheld-Modus sind manche Textboxen so klein, dass Nachrichten kaum lesbar sind. Analog dazu sind auch wichtige Items viel zu leicht zu übersehen.

Delta lässt sich außerdem nicht direkt steuern. Stattdessen müssen wir einen Cursor in der Form eines gelb leuchtenden Punkts mit dem linken Analogstick schwerfällig über den Bildschirm bewegen und dann mit der A-Taste die Stelle anklicken, an die sich Delta begeben soll. Items werden in Ermangelung eines Item-Menüs auf dieselbe schwerfällige Art und Weise verwendet: Mit dem Cursor fahren wir zum linken oberen Bildschirmrand, damit die vorhandenen Gegenstände eingeblendet werden. Dann müssen wir das jeweilige Item mit A auswählen und mit gedrückter Taste quer über den Bildschirm zu einem anderen Gegenstand oder einem NPC ziehen. Das funktioniert mit einer Maus am PC zweifelsohne hervorragend, ist auf der Switch aber mühsam und raubt dem ohnehin nicht sonderlich flotten Spiel noch mehr Tempo. Wieso die Entwickler nicht von den Touchscreen-Funktionen der Konsole Gebrauch machen wollten, ist völlig unverständlich. Die Cursor-Empfindlichkeit lässt sich zwar einstellen, das ist aber nur ein schwacher Trost.

Fazit:

Damit ist unser kurzer Test auch schon zu Ende und wir halten fest: Life of Delta ist ein mittelmäßiges Point-&-Click-Adventure, das zum Glück jedoch mit einigen kniffligen und durchaus kurzweiligen Logikrätseln aufwarten kann. Wer auf letztere steht, darf hier zum Budget-Preis von rund 20€ zuschlagen, sollte aber aufgrund der Steuerung wenn möglich zur PC-Version greifen. Alle anderen Gamer sind mit Konkurrenzprodukten oder auch anderen Titeln aus dem Hause Daedalic besser bedient.

Unsere Wertung:
6.0
Jeremiah David meint: "Mittelmäßiges Adventure mit gelungenem Rätsel-Anteil."
Life of Delta von Airo Games erscheint am 06.09.2023 für PC und iOS und Nintendo Switch. Wir haben die Version für Nintendo Switch getestet. Für diesen Test wurde uns ein Rezensionsexemplar von Daedalic Entertainment zur Verfügung gestellt.
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