Godlike Burger
Sie werden gebraten, und dann gibt es Burger
Godlike Burger beginnt mit einer überraschend traurigen Intro-Sequenz, in der ein älterer Mann allein auf seinem Bett sitzt und sich mit Tränen in den Augen Fotos aus längst vergangenen, besseren Zeiten ansieht. Diese erinnern ihn an das Burger-Restaurant seiner verstorbenen Großmutter und bringen ihn auf die Idee, das Geschäftsmodell wiederaufleben zu lassen. Das ist jedoch nicht so einfach, und nach einiger Zeit bekommt der Protagonist unangenehmen Besuch von mächtigen Kredithaien, die ihn in ein kostengünstigeres Geschäftsmodell hineinzwingen: Statt sein Fleisch bei Großhändlern einzukaufen, soll er einen Teil seiner Kunden umbringen und diese zu dem Burgerfleisch verarbeiten, das dann anderen Kunden serviert wird.
Damit wäre dann auch das Spielkonzept von Godlike Burger umrissen, das man ungeachtet der düsteren Story am besten mit einem Augenzwinkern sehen sollte: Mit einem zum Burger-Restaurant umgebauten Raumschiff fliegt ihr verschiedene Planeten an und bekommt Besuch von hungrigen Aliens, die je nach Rasse ihre eigenen Vorlieben und Verhaltensweisen haben. Um sie zu bedienen, haut ihr ein Stück Fleisch in die Pfanne, wartet bis es fertig ist, holt danach das passende Brötchen und weitere Zutaten wie Tomaten, Käse oder Zwiebeln aus dem Kühlschrank und legt den fertigen Imbiss zum Schluss in die Abholbox. Dazu müsstet ihr eure Küche theoretisch nie verlassen, aber irgendwann ist der Kühlschrank leer, und dann müsst ihr für Fleischnachschub sorgen.
Cheeseburger mit Spezialfleisch
Der Weg vom lebenden Kunden zur pfannenfertigen Frikadelle ist dabei ziemlich kurz. Mit eurem Fleischermesser, das übrigens nie zum Kochen verwendet wird, könnt ihr Restaurantgäste jederzeit direkt angreifen - das hat jedoch den Nachteil, dass die meisten von ihnen sich wehren können und danach verdächtiges Blut an eurer Kleidung haftet. Um das zu vermeiden, könnt ihr euer Restaurant mit verschiedenen Fallen ausstatten, die ihr entweder manuell aktivieren oder sogar mit Bewegungssensoren versehen könnt, um euer Restaurant zur vollautomatisierten Fleischfabrik auszubauen. Geschlachtete Restaurantbesucher landen im Fleischwolf, und kurze Zeit später tauchen die fertigen Frikadellen in eurem Kühlschrank auf.
Wenn es funktioniert, kann das teilweise recht hektische Gameplay wirklich Spaß machen: Ihr legt in der Küche zwei Patties in die Pfanne, aktiviert auf dem Hinterhof die Selbstschussanlage damit die Raucher nicht die schöne Frischluft verpesten, überrascht einen Gast bei seinem letzten Stuhlgang, wascht sein Blut von eurer Kleidung, prügelt auf dem Rückweg noch einen protestierenden Veganer aus dem Restaurant und wenn ihr in die Küche zurückkommt, sind die Patties gerade genau auf den Punkt gebraten und ihr serviert euren noch lebenden Kunden zwei leckere Burger.
Cook, Serve, Not So Delicious
Leider entpuppen sich mit der Zeit einige Probleme, die zum Teil ordentlich auf den Spielspaß drücken. Das Offensichtlichste davon ist die Permadeath-Mechanik: Segnet euer Koch das Zeitliche, müsst ihr das komplette Spiel von vorne beginnen. Lediglich permanente Upgrades und Fallen dürft ihr in euren nächsten Spieldurchgang mitnehmen. Während die meisten Roguelikes auf kurze Spielsitzungen und regelmäßige Tode ausgelegt sind, ist ein Ableben in Godlike Burger in der Regel recht leicht zu verhindern, kann euch dafür aber auch mehrere Stunden weit zurückwerfen. Allerdings lässt sich die Permadeath-Mechanik relativ leicht umgehen: Ihr könnt das Spiel jederzeit pausieren und den aktuellen Tag neu starten, indem ihr zum Hauptmenü zurückkehrt und danach den letzten Spielstand ladet. Selbst wenn der Protagonist seinen letzten Lebenspunkt verliert, habt ihr danach noch einige Sekunden Zeit, auf diesem Weg die Reißleine zu ziehen, bevor tatsächlich der Game-Over-Bildschirm erscheint. Somit könnt ihr euch quasi aussuchen, ob ihr mit oder ohne Permadeath-Mechanik spielt.
Unabhängig davon kann euer Spielfortschritt in Godlike Burger von zufälligen Faktoren ziemlich stark ausgebremst werden. Ihr müsst euch fast ständig mit zufälligen Events herumschlagen, die euch in der Regel in zusätzliche Schwierigkeiten bringen, aber auch einen Nutzen haben: Wenn beispielsweise aggressive Weltraum-Kakerlaken euren Kühlschrank belagern, erhaltet ihr für jedes getötete Insekt etwas Geld. Einige dieser Events sind jedoch so gravierend, dass sie beinahe einem Todesurteil gleichkommen - insbesondere die Meteoritenschauer, die nach dem Zufallsprinzip eure Kunden erschlagen, was sehr schnell die Polizei auf den Plan ruft, die wiederum die erschlagenen Gäste für Mordopfer hält und dann mit mehreren Einheiten euer Restaurant stürmt.
Auch die bereits erwähnten Veganerproteste gehören zu diesen Events. Dass ihr die zwar störenden, aber letztendlich friedlichen Demonstranten mit Gewalt aus eurem Schnellimbiss scheuchen sollt, um höhere Trinkgelder zu erhalten, ist nicht gerade eine politisch korrekte Spielmechanik, im Kontext des restlichen schwarzen Humors von Godlike Burger aber klar als nicht ernst gemeinte Satire zu erkennen.
Versalzene Switch-Portierung
Godlike Burger ist bereits im April für Steam erschienen und hat nun eine Switch-Portierung erhalten, die leider nicht ganz gelungen ist. Zu Beginn erscheint der Port technisch solide, doch sobald euer Restaurant beliebter wird und entsprechend viele Gäste erscheinen, ist die Hybridkonsole mit den vielen gleichzeitig herumwuselnden Kunden merklich überfordert und es kommt immer wieder zu starken Rucklern, die auch auf das Gameplay deutliche Auswirkungen haben. Während dieser Aussetzer werden keine Gamepad-Eingaben entgegengenommen, sodass das Spiel einen Knopfdruck manchmal einfach nicht erkennt. Auch die Kollisionsabfrage fällt in diesen Momenten aus, sodass im Extremfall euer Messer einfach durch das Angriffsziel hindurch geht und ihr ohne eigenes Verschulden einen Gegentreffer einsteckt. Diese technischen Fehler wirken sich leider sehr negativ auf den Spielspaß aus.
FAZIT:
Das Spielkonzept von Godlike Burger birgt für Fans von hektischen Simulationen, die einen Sinn für schwarzen Humor haben, durchaus viel Potential. Durch die zahlreichen verschiedenen Alien-Rassen, die alle ihre eigenen Persönlichkeiten mitbringen, mit denen sie euch immer wieder zum Umdenken zwingen, entsteht so schnell auch keine Langeweile. Der wohl größte Fehler im eigentlichen Gameplay sind die starken, zufälligen Schwankungen im Schwierigkeitsgrad, die in Verbindung mit der Permadeath-Mechanik für sehr viel Frust sorgen können. Wer damit leben kann, darf gerne im nächsten Winter Sale ein Auge auf die Steam-Version werfen. Die von uns getestete Switch-Portierung kann ich aber leider niemandem guten Gewissens empfehlen, da das hohe Gästeaufkommen nach den ersten Spielstunden die Hardware der alternden Hybridkonsole merklich in die Knie zwingt.