NplusX-Video-Preview zu Paper Mario - Color Splash
Und plötzlich ist es fertig: Wir zeigen euch im ersten Video-Preview einige Gameplay-Mechaniken des lang versteckten, weitgehend unbekannten Paper Mario – Color Splash für Wii U.
Es ist ja nicht so, dass die zahllosen Titel in Nintendos Wii U-Lineup sich gerade gegenseitig die Show stehlen würden. Umso merkwürdiger, dass Nintendo beim Release von Paper Mario – Color Splash offenbar überhaupt keinen Wert auf irgendeine Show legt; spontane Ankündigung, keine Demos auf E3 und gamescom, und trotzdem erscheint der Titel jetzt pünktlich am 7. Oktober.
Wir spielen Paper Marios neues Abenteuer bereits seit knapp zwei Wochen – und können eigentlich nicht verstehen, warum Nintendo es versteckt wie ein peinliches Tagebuch voller intimer Geheimnisse. Color Splash mag in Sachen Tiefgang und Komplexität zwar Lichtjahre entfernt von den unvergessenen N64- und GameCube-Ablegern sein, doch ein charmantes Action-Adventure-lein steckt allemal in ihm.
Sein Vorbild ist dabei ganz klar der 3DS-Vorgänger, Paper Mario Sticker Star, das vor vier Jahren erschienen ist und die Fangemeinde getrennt hat wie die Schere das Papier. Vor allem, weil es plötzlich kein Rollenspiel mehr sein wollte und sich stattdessen zum Casual-Abenteuer wandelte. Viele der einsteigerfreundlichen (Kritiker würden sagen: anspruchslosen) Mechaniken übernehmen die Entwickler von Intelligent Systems direkt in ihr neues Wii U-Spiel, und ergänzen sie um neue Funktionen. Drei davon stellen wir euch im Preview vor.
Feature #1: Farbe macht alles schöner
In Paper Mario – Color Splash bekommt Mario einen Farbhammer, mit dem er die Spielwelt und Charaktere einfärben kann. Farbe ist der Dreh- und Angelpunkt in dem Spiel. Hier zeigen wir euch in unserem NplusX-Gameplay-Video eine besonders charakteristische Szene.
Farbtastisch! Dass eine schwebende Farbdose namens Farbian diesmal die Rolle des Begleitcharakters einnimmt, macht schon deutlich, dass die Entwickler sich diesmal das Thema „Farbe“ als Leitmotiv für Color Splash ausgesucht haben. Ohne viele Umwege bekommt Paper Mario gleich zu Beginn einen Farbhammer, mit dem er weiße Flecken automatisch mit Farbe füllen kann.
Als Belohnung lässt die neu eingefärbte Umwelt Münzen oder Angriffskarten springen. In den Levels wird auch gezählt, wie viele Farblosflecken der Farbhammer bereits einfärben konnte – es gibt also einen Motivator, den Pinsel, nein: Hammer, sorgfältig zu schwingen. Auch Mechanismen und sogar Charaktere wie blasse Toad-Papierfetzen kann der Farbhammer wieder zu Couleur und damit zu Leben bringen; wann das nötig ist, ist natürlich meist sehr offensichtlich. Doch die Mechanik ist pfiffig und spritzig.
Für den Farbhammer braucht Mario Farbe. Die findet sich überall in der Welt und quillt aus besiegten Gegnern, betätigten Mechanismen oder einfach nur aus der Kulisse, wenn man sie mit dem Hammer nur ordentlich auswringt. Die Farbkapazität lässt sich nach und nach erhöhen, was aber angesichts des Farb-Überangebots kaum nötig ist.
Feature #2: Die Karten sind Trumpf
Kämpfe sind die große Schwachstelle des neuen Paper Mario-Spiels; ihre Mechaniken sind unnötig umständlich und haben keinerlei Einfluss auf den Spielverlauf.
Was in Sticker Star die Aufkleber waren, sind jetzt die Karten. Ihr braucht sie nur vereinzelt für kleine Rätsel-Aufgaben und hauptsächlich zum Kämpfen. Mario kann nämlich nicht kraft seiner eigentlich überlegenen Italo-Klempner-Fähigkeiten angreifen, sondern nur mit sogenannten Kampfkarten. Sie liegen in der ganzen Welt herum, man bekommt sie nach Kämpfen oder aus Fragezeichenblöcken und muss sie in der Auseinandersetzung mit Koopas und Shy Guys dann einsetzen, um klassische timing-basierte Hammer-, Sprung- oder Spezialattacken einzusetzen.
Superlästig: Vor jedem Angriff müsst ihr auf das GamePad schauen, das Intelligent Systems und Nintendo dem Spiel aufgezwungen haben. Ihr wählt erst Kampfkarten aus, färbt sie für mehr Stärke dann ein und schnippt sie schließlich verspielt mit dem Stylus oder dem Finger auf den TV-Screen. Das ist ganz lustig. Und zwar genau einmal. Danach sehnt man sich danach, die Attacken einfach ganz klassisch auszulösen. Es gibt zwar zum Glück, versteckt im Menü, eine Option für Knopfsteuerung, doch das sinnentleerte dreistufige Auswahlverfahren auf dem GamePad bleibt auch dabei erhalten. Der Prozess der Attackenauswahl dauert jedes Mal etwa fünf Sekunden (länger als der eigentliche Kampf), hat keinen Mehrwert und ist damit so überflüssig wie ein Tintenklecks.
Es gibt aber noch einen viel wichtigeren Kritikpunkt. Die Kämpfe tragen nichts zum Spielfortschritt bei. Belohnt wird Mario für einen Sieg nämlich nicht mit befriedigenden Erfahrungspunkten, die den Charakter stärken, sondern allenfalls mit Münzen. Die haben im Spiel aber quasi keine Funktion, wodurch sich innerhalb kürzester Zeit ein vierstelliges Münzvermögen anhäuft. Jeder Kampf steht für sich, ein Spielfortschritt entsteht daraus nicht, die Motivation, in den freiwilligen Kämpfen anzutreten, ist daher gering. Die Kämpfe sind Relikte von Paper Marios tollen Rollenspielzeiten. Doch ohne Rollenspiel-Gameplay ergeben sie keinen Sinn mehr. Glasklar: Die Kämpfe bleiben wie in Sticker Star die große Schwäche von Color Splash.
In unserem Gameplay-Video zeigen wir euch einen exemplarischen Kampf mit Blick auf das GamePad sowie auf eine weitere neue Funktion: das Ausschneiden, das wir euch auch im nächsten Absatz vorstellen:
Feature #3: Paper Mario in der geschnittenen Fassung (aber trotzdem uncut)
Mit der Schnittmechanik kann man an oft sehr offensichtlichen Stellen die Dimension wechseln und damit Geheimnisse aufdecken.
Eine weitere Mechanik ist neu dabei: das Ausschneiden. In Paper Mario – Sticker Star gab es das sogenannte „Papierisieren“. Dabei hat Mario Teile der Spielwelt wie einen Sticker abgezogen und an einem anderen Ort aufgeklebt. Das Ausschneiden funktioniert ähnlich. An manchen Stellen, meistens überdeutlich erkennbar, können Mario und sein Begleiter Farbian die Dimension wechseln und dann mit einer Schere Teile der Spielwelt ausschneiden. Entweder ergeben sich daraus neue Wege für Mario oder Freiflächen, auf denen ihr bestimmte Karten platzieren könnt. Die Mechanik ist ganz lustig, manchmal aber etwas weit hergeholt und wirkt nicht immer komplett durchdacht. Das Papierisieren von Sticker Star war da die logischere Variante.
FAZIT:
Erwartet von Paper Mario – Color Splash kein episches Abenteuer, das euch wie frühere Paper Mario-Spiele eine anspruchsvolle Geschichte, liebenswerte Charaktere und tiefgängige Gameplay-Mechaniken serviert. Color Splash steuert nicht in diese Richtung. Es will ein leicht verdauliches Action-Abenteuer für jeden sein. Mit seinen vielen kleinen, charmanten Gameplay-Ideen, zahlreichen optischen Clous und perfekt durchdachten Papier-Styles schafft es das auch. Unser Review wird zeigen, wie gut Nintendo die vielen einzelnen Ideen miteinander verknüpft hat und wie gut das fertige Spiel wird, das daraus entsteht.
Und das jetzt hier wieder genau die gleichen Schwachstellen sind (Kampfsystem), keine zusammenhängende Oberwelt usw. gibt mir wirklich zu denken, ob ich der Serie überhaupt noch eine Change geben soll.
Es ist zum heulen .. die ersten beiden Ableger zählen heute noch zu meinen absoluten Lieblingstitelen überhaupt.