Test

Mr. Prepper

Von Jeremiah David am 20.04.2022

Es sind komische Zeiten, in denen wir leben. Der Klimawandel, Viren und Kriege suchen uns heim. Sollten wir uns da nicht einen fetten Bunker unter dem Haus bauen und Klopapier hamstern? Nein! Was würden denn nur die Nachbarn denken? Aber zumindest digital dürfen wir uns mit dem Survival-Abenteuer „Mr. Prepper“ auf den Zusammenbruch der Gesellschaft vorbereiten. Wir haben das Spiel, das jetzt seinen Weg auf die PlayStation gefunden hat und demnächst auch noch für die Switch erscheinen soll, für euch getestet!

Welcome to Murricaville!

In Murricaville lebt es sich auf den ersten Blick hervorragend. Unser Hauptprotagonist mit dem unauffälligen Namen Mr. Prepper besitzt ein kleines Häuschen mit mehreren Zimmern und einen Garten. Die Nachbarn im suburbanen Idyll sind nett, der Postbote hat immer ein Lächeln auf den Lippen. Tatsächlich wird aber das gesamte Land von einem tyrannischen Präsidenten regiert, der das Verhalten seiner Bürger strengstens reguliert und überwacht. Mr. Prepper gilt als "verdächtig" - und das nicht grundlos. In seiner Rolle wittern wir längst den anstehenden Atomkrieg und arbeiten deshalb an einem Fluchtplan, der den Bau einer unterirdischen Bunkeranlage samt Raketensilo vorsieht. Weil solche Aktionen dem werten Präsidenten gar nicht in den Kram passen, schickt dieser regelmäßig einen in schwarz gekleideten Agenten der Regierung vorbei, um das Haus einer Inspektion zu unterziehen. Den Bunker darf er natürlich nicht finden und auch sonst sollte er keinen Anlass bekommen, misstrauisch zu werden. Wenn wir zu viele Konserven im Küchenregal lagern, fällt das auf. Verbrauchen wir zu viel Wasser oder Strom, schaut uns der Herr ebenfalls besonders wachsam auf die Finger. Ein Plakat mit der Überschrift Fluchtplan? Geht gar nicht. Dadurch entwickelt sich Mr. Prepper als Spiel zu einer Art Farming-Simulation, bei der wir aber nur unter strengster Geheimhaltung farmen dürfen.

Tatsächlich hat der Titel überraschend viel mit Ablegern der Harvest-Moon-Serie oder Stardew Valley gemein. Mr. Prepper bietet zwar eine 2D-Ansicht, aber ungeachtet dessen verbringen wir viel Zeit mit dem (geheimen) Anlegen und Pflegen von Gemüsebeeten, dem Kaufen und Verkaufen von Rohstoffen, dem Ausbau unseres Zuhauses unter der Erde und dem Craften diverser, mehr oder minder normaler Gegenstände für unseren Bunker. In der Praxis heißt das, dass wir morgens nach dem Frühstück die jungen Pflänzchen gießen und die fertigen Feldfrüchte ernten, ehe wir uns um den Ausbau des Bunkers kümmern. Zum Bau weiterer Beete oder Möbel brauchen wir Rohstoffe wie Holz, Metall und Erde, außerdem brauchen die Pflanzen Licht. Lampen craften wir aus recyceltem Glas; Holz bekommen wir, indem wir im Wald Baumstämme sammeln, die wir an einer Werkbank verarbeiten können. Samen für die Beete können wir beim Supermarkt oder besser noch bei einer alten Kräuterhexe im Wald bestellen. Letztere hat noch ein paar andere, seltsamere Dinge im Angebot, braucht dafür aber ein paar auffällig leuchtende Pilze aus der örtlichen Mine, in der wir natürlich auch Erze und Edelsteine finden. Auch ein Ausflug zum Schrottplatz lohnt sich.

Bekommen wir Besuch vom Regierungsfuzzi, schaffen wir bestimmte Gegenstände wie auffällige Mengen an Obst und Gemüse, Benzinkanister, Waffen, eine Spitzhacke oder natürlich auch unseren Fluchtplan in den Bunker und ziehen einen Teppich über die Eingangsluke. Denn wenn der Agent von unseren Plänen Wind bekommt, werden wir verhaftet und das bedeutet hier schlicht "Game Over". Nach jeder Inspektion überreicht uns der Herr einen Bericht, der uns zeigt, was ihm aufgefallen ist, und das können absolute Kleinigkeiten sein. Wir besitzen mehr als ein Radio? Suspekt! Wir besitzen gar kein Radio? Das ist nicht besser. Wir verbrauchen mehr Wasser als für eine einzelne Person zulässig? Sakrileg! Dem Bericht können wir entnehmen, was wir ändern müssen, um die Missgunst des Agenten nicht länger auf uns zu ziehen, außerdem gibt er an, wann die nächste Inspektion stattfinden wird.

Stimmiges Gameplay mit widerwilliger Steuerung

Nach einiger Zeit setzt eine gewisse Routine ein - auf eine gute Art und Weise. Obwohl sich viele Aufgaben ständig wiederholen, bietet das Spiel durch verschiedene Schauplätze und vor allem durch die tägliche Post von kuriosen Zeitgenossen in und um Murricaville genug Abwechslung, um zumindest ein paar Stunden lang gut zu unterhalten, zumal wir immer auch an den Agenten denken und drei Leisten für Müdigkeit, Hunger und "Preparedness" (zu deutsch: Bereitschaft) im Auge behalten müssen. Letzteres ist leichter gesagt als getan, denn ohne Energydrinks oder einem Nickerchen am Nachmittag geht dem Herrn Prepper schnell die Puste aus. Gleiches gilt leider auch für das Spiel an sich. Mit einer Gesamtspielzeit von über zwei Dutzend Stunden ist Mr. Prepper vor allem in dieser Preisklasse alles andere als ein kurzes Spiel. Nach einigen Stunden Spielzeit nutzt sich die Gameplay-Spirale jedoch einfach ab. Auch die Präsentation und speziell die Steuerung tun dem Ganzen leider keine Gefallen.

Während das Farming-Gameplay Parallelen zu Harvest Moon und co aufweist, erinnert die Steuerung an ein altmodisches Point-&-Click-Adventure und die Grafik und die Animationen an das 2000 veröffentlichte Spiel "Die Sims". Die vor allem im Wald und in der Mine ziemlich detailarme Optik und die unauffällige Akustik (eine Sprachausgabe gibt es nicht) dürfen immerhin als zweckmäßig betrachtet werden und stören nicht wirklich. Viel nerviger ist jedoch, dass wir Mr. Prepper nicht direkt steuern, sondern ihm lediglich mit einem Cursor Befehle geben können. Das mag mit einer Maus am PC gut funktionieren, ist mit einem Controller jedoch eher mühsam. Hinzu kommt: Ist der Gegenstand, mit dem unser Murrikaner interagieren soll, nicht in unmittelbarer Nähe, müssen wir dabei zusehen, wie er nach dem Klick Leitern hochklettert und Türen öffnet, um sein Ziel zu erreichen. Dabei kann schon mal einige Zeit vergehen, in der wir nichts anderes machen können. Zwar lässt sich die Zeit vorspulen, dazu müssen wir aber mit dem Steuerkreuz durch ein umständliches Menü navigieren und erst die Dreiecks- und dann die X-Taste drücken. So oder so fühlt sich alles etwas zu langatmig und die Steuerung zu schwammig an.

Nicht langatmig, aber langweilig sind die Kämpfe, von denen es aber glücklicherweise nicht viele gibt. Wenn wir im Wald oder in der Mine auf ein wildes Tier stoßen, klicken wir einfach nur wiederholt auf besagtes Wesen und schauen zu, wie Mr. Prepper mit dem Baseballschläger, der Spitzhacke oder später auch mit einer Schusswaffe zu Werke geht. Die Animationen sind dabei lachhaft schlecht, denn die Tiere werden immer nur direkt von vorne oder von der Seite dargestellt und besitzen einen einzigen, gescripteten Bewegungsablauf, der Gruppen häufig synchron agieren lässt.

Auch die unterschiedlichen Menüs können nerven. Diese sind meist in zwei Hälften unterteilt, zwischen denen wir mit den Tasten L2 und R2 hin- und herwechseln. Innerhalb dieser Hälften wird mit dem Analogstick, aber auch mit L1 und R1 navigiert. Um Gegenstände an eine Person oder einen Container zu übergeben, müssen wir diese mit einem unnötig komplizierten Drag-&-Drop-System an einen bestimmten Ort ziehen und dann durch Gedrückthalten einer weiteren Taste bestätigen. Hier merkt man zu sehr, dass Mr. Prepper ursprünglich für den PC entwickelt und nur nachträglich den Konsolen angepasst wurde.

Etwas schade ist auch, dass es nur einen Speicherplatz gibt und ausschließlich nachts beim Schlafen gespeichert wird. So ist es nicht möglich, das Spiel jederzeit zu unterbrechen.

Fazit

Mr. Prepper ist trotz des offensichtlich kleinen Budgets kein schlechtes Spiel. Das Gameplay-Grundgerüst rund um das Farming und Ressourcen-Management ist trotz kleinerer Mängel in der Präsentation solide und es macht durchaus Spaß, den eigenen Bunker gegen den Willen der Regierung immer weiter auszubauen. Der Umfang ist für ein Spiel dieser Preisklasse außerdem sehr groß, was in diesem Fall aber nicht (nur) positiv ist, denn mit der Zeit geht dem Titel einfach die Puste aus. Genre-Fans dürfen trotzdem einen Blick riskieren, sollten aber, wenn sie denn die Wahl haben, der PC-Version den Vorzug geben, weil die Steuerung auf den Konsolen alles andere als optimal gelöst wurde.

Unsere Wertung:
6.5
Jeremiah David meint: "Kurzweilige Farming-Sim mit Schwächen in der Präsentation und der Steuerung."
Mr. Prepper von Rejected Games erscheint am 23.03.2022 für PC und PlayStation 4 und XBox One und XBox Series. Wir haben die Version für PlayStation 4 getestet. Für diesen Test wurde uns ein Rezensionsexemplar von PlayWay S.A. zur Verfügung gestellt.
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