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Teamplay #100: Das spielt(e) die Redaktion

Von Jeremiah David am 26.09.2021

In Teamplay verschaffen wir euch regelmäßig sonntags kurze Eindrücke darüber, was die Redakteure von NplusX gerade zocken (HIER geht es zur letzten Ausgabe von Teamplay). In dieser besonderen Jubiläumsausgabe wollen wir allerdings nicht über aktuelle Titel reden. Stattdessen möchten wir kleine Geschichten über unsere allerersten Videospiele oder andere besondere Titel mit euch teilen. Und wir würden uns natürlich freuen, viele ähnliche Geschichten in den Kommentaren lesen zu können!

Kamil: Welchen Titel soll man in der emotionalen Jubiliäumausgabe von Teamplay erwähnen? Es ist zwar irgendwie eine sehr offensichtliche Wahl bei mir und weitem auch nicht mein erstes Videospiel, aber für mich persönlich ist es einfach weiterhin das beste und bedeutendste Videospiel aller Zeiten: The Legend of Zelda: Ocarina of Time. Über die Qualität des Spiels muss wirklich nichts mehr geschrieben werden, auch wenn sich der Titel insbesondere nach heutigen Qualitätsstandards sicherlich den ein oder anderen Kritikpunkt gefallen lassen muss. Was aber für mich neben dem Spiel an sich mitentscheidend ist, sind die Gefühle und Emotionen, die Ocarina of Time damals wie heute bei mir auslöst, weil diese mit einigen meiner schönsten Kindheitserinnerungen einhergehen. Das ungeduldige, tägliche Abkreuzen beim selbstgebastelten Zelda-Release-Kalender, das Abheften sämtlicher Vorschau-Berichte aus so ziemlich allen damals erhältlichen Videospielmagazinen, das mühselige Zusammensparen der damals für mich noch gefühlt unfassbar hohen 150 DM, die bibberkalte Fahrt mit dem Fahrrad zum Karstadt am Erscheinungstag Ende November und dann dieses unbeschreiblich schöne Gefühl, das Modul endlich in den eigenen Händen halten zu können und Link-Like in die Höhe zu strecken. In der Folge stand über die Weihnachtszeit wirklich alles voll im Zeichen von Zelda, ich war kaum vom N64 zu trennen. Als Kind hatte man einfach unfassbar viel Zeit so einen Titel voll auszukosten: Alle waren in Weihnachtsstimmung, es war ein kalter Winter mit reichlich Schnee, der warme Kakao in den Händen, zusammen mit meinem Vater auf der Couch die Rätsel der Dungeons lösen und der klassische Musik-Jingle beim Öffnen der Schatztruhen. All das ist noch heute so präsent in meiner Erinnerung, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass jemals ein anderes Videospiel wieder diese Emotionen in mir auslösen kann. Selbst mein immer noch vorhandenes N64 ist seitdem mit den Zelda-Stickern aus der damaligen Ausgabe der N-Zone verziert und verstärkt diese Kindheitserinnerungen. Und so wird Ocarina of Time wohl auf ewig mein liebstes Videospiel bleiben - es gibt sicherlich weitaus Schlechteres.

Michi: Wenn ich mein emotionalstes Videospiel hier in die Liste packe, dann lande ich beim gleichen Spiel, wie mein Kollege Kamil. Deshalb stelle ich hier stattdessen mein erstes Videospiel vor, welches ich gespielt habe und das war Super Mario World. Die Geschichte dazu ist relativ lustig, da ich weder dieses Spiel, geschweige denn eine Super Nintendo-Konsole zu dieser Zeit mein Eigen nennen durfte. Die einzige Möglichkeit, dieses Meisterwerk zu spielen, war in einem Kaufhaus und da fuhr mein Vater immer Freitags hin, um den Wocheneinkauf zu erledigen. Ich wurde an der Anspielstation "abgeladen", damit das Familienoberhaupt in Ruhe seine Einkäufe tätigen durfte. Ich war aber nicht alleine und so bildete sich schon bald eine Art Clique, welche sich in gleicher oder ähnlicher Konstellation jeden Freitag an der Anspielstation traf und abwechselnd Super Mario World spielte. Wir waren vier bis fünf Jungs und Mädels und haben sogar versucht, einen Spielstand für uns zu behalten, um genau an diesem weiter zu spielen. Das hat natürlich nicht immer geklappt und irgendwann war Super Mario World auch mal weg aus dem System. Für einige Wochen und Monate war es allerdings eine tolle Sache, Freitags in den Supermarkt zu fahren und eine halbe Stunde Super Mario zu spielen, bis dann ein paar Jahre später endlich genug Überzeugungskraft und Taschengeld für ein eigenes Gerät geleistet wurde.

Matthew: Vor kurzem habe ich Super Mario 3D All-Stars gespielt. Die Sammlung musste unbedingt her, da ich die Mario 3D Spiele schon immer sehr mochte. Speziell Super Mario 64 stellte zudem meinen Einstieg sowohl in die Welt von Nintendo als auch in die Konsolengeneration des N64. An mein allererstes Videospiel kann ich mich gar nicht mehr erinnern, da ich schon mit vier Jahren einen Amiga samt einer Box mit vielen Spielen auf Disketten bekam. Konkrete Erinnerungen verbinde ich erst mit dem bereits erwähnten Nintendo 64, angefangen mit Super Mario 64 und gefolgt von Mario Kart 64. Die Konsole in Kombination mit zwei Controllern bekam ich damals mit acht Jahren zu Weihnachten bei meiner Oma von meiner Mutter geschenkt. Ich erinnere mich außerdem noch gerne daran, wie mir meine Großmutter beim Daddeln zusah. Ich weiß noch heute, dass mein Hauptfahrer in Mario Kart 64 Yoshi war. Mein Bruder fuhr dagegen mit Bowser. Aus diesen Klassikern entwickelte sich meine Leidenschaft zum Gaming.

Andy: Als Kind war ich riesiger Mega-Man-Fanboy. Der dritte und fünfte Teil befanden sich in meiner Sammlung; den zweiten hatte ich bei einem Bekannten bis zur legendären Buebeam Trap gespielt. Kein Wunder also, dass das originale Mega Man und vor allem Mega Man IV ganz, ganz oben auf meiner Wunschliste standen. 

An einem schicksalhaften Tag spazierte ich mit meinem Vater über einen Flohmarkt und fand gleich an einem der ersten Stände ein NES-Spiel, das ich sofort haben wollte, obwohl der Verkäufer nur das lose Modul anbot, sodass ich abseits des Namens und des Covers keinerlei Informationen darüber hatte. Natürlich versuchte mein Vater, mich davon zu überzeugen, doch erst einmal den Rest des Marktes abzuwarten - aber da sich Kinder schlecht durch Logik beeinflussen lassen, wanderte das Modul des unbekannten Spiels kurzum in meinen Besitz. Wenig später fand ich auf demselben Flohmarkt zum ersten und einzigen Mal in meinem Leben ein Exemplar von Mega Man IV - durfte es aber nicht kaufen, da ich mich ja schon für ein anderes Spiel entschieden hatte.

Stattdessen trat ich die Heimreise mit Ufouria: The Saga im Gepäck an, und würde heute alles noch mal genauso machen. Der Blindkauf entpuppte sich als 2D-Platformer mit einer offenen, zusammenhängenden Spielwelt, vier spielbaren Charakteren und Dutzenden versteckten Extras. Das Gefühl, teilweise nach Wochen oder Monaten ein neues Secret zu entdecken oder einen bisher unbekannten Teil der Spielwelt zu betreten, war unglaublich und ist heutzutage nicht mehr in dieser Form erlebbar. Und ein bisschen besonders ist das Metroidvania für mich auch deshalb, weil es sich um einen extrem unbekannten Nischentitel handelt. Sunsoft ist bekannt dafür, hochwertige NES-Perlen entwickelt zu haben, die leider nie ein großes Publikum erreichten; aber selbst in dedizierten Youtube-Videos über das japanische Studio oder über die "Hidden Gems" der NES-Bibliothek wird Ufouria praktisch nie erwähnt. Ich habe noch nie von jemandem gehört, der den Titel als Kind gespielt hat und ähnlich viel damit verbindet, wie ich.

Natürlich schmerzt es mich, dass Mega Man IV eine irreparable Lücke in meiner von Videospielen geprägten Kindheit darstellt. Den Titel später auf einem Emulator gespielt zu haben ersetzt nicht die Freude, die ich in jungen Jahren damit gehabt hätte. Trotzdem bin ich dankbar dafür, dass mich das bunt gestaltete Modul damals sofort angesprungen und somit verhindert hat, dass ich mir Mega Man IV gekauft und Ufouria niemals beachtet hätte.

Jerry: Ich bin mir um ehrlich zu  sein nicht mehr ganz sicher, welches Videospiel ich zuerst gezockt habe. Bei einem Freund aus der Grundschule habe ich in den frühen 90er-Jahren viele Stunden mit einigen SNES-Klassikern wie The Legend of Zelda: A Link to the Past, Super Mario World oder Super Mario Kart verbracht und mein Onkel ließ mich The Secret of Monkey Island an seinem PC spielen. An mein erstes selbstständig gekauftes Spiel erinnere ich mich dagegen noch ganz genau. Mit dem Titel verbinde ich heute noch viele Erinnerungen, denn der Erwerb war für mich damals alles andere als einfach.

Nachdem mich das SNES angefixt hatte, wollte ich unbedingt eine eigene Spielekonsole oder zumindest einen Handheld, meine Eltern weigerten sich aber beharrlich, mir ein solches System zu spendieren. Mein Vater ließ mich auf seinem Coleco Electronic Quarterback von 1978 daddeln und war der Meinung, dass ich mich mit den kleinen roten Punkten auf dem Uralt-Gerät abgeben sollte, während meine Mutter elektronische Unterhaltungsmedien gänzlich verteufelte. Nach endlosen Diskussionen brachte ich meine Eltern jedoch dazu, dass sie mir die Anschaffung eines Game Boys erlaubten. Die Krux an der Sache: Sie wollten mir diesen weder finanzieren noch beschaffen, also musste ich Weihnachts-, Geburtstags- und Taschengeld sparen und dann schließlich als Dreikäsehoch mit öffentlichen Verkehrsmitteln quer durch die Stadt fahren, um einen Game Boy im örtlichen Toys "R" Us zu kaufen. Auch dort stellte man mir jedoch Steine in den Weg. Die Verkäufer wollten einem 11-Jährigen nicht einfach so ein teures Gerät verkaufen und riefen deshalb bei meinen Eltern an. Erst nach einem Telefonat mit meinem Vater (bei dem ich gelegentlich für ihn ins Englische übersetzen musste), durfte ich mich mit meinem eigenen Game Boy und The Legend of Zelda: Link's Awakening wieder auf den Heimweg machen. Hätte mein Einstieg ins Gaming einfacher ablaufen können? Gewiss. Aber dafür "schmeckte" mein erstes Abenteuer mit Link umso besser.

Robert: Die Erinnerung an meine ersten Videospiele verliert sich ein wenig im Dunkeln. Auf dem Atari 2600 (mit passendem Datasetten-Laufwerk) versuchte ich mich an Spielen wie “Fische fischen” und “One Man and his Droid”, während meine Freunde auf ihren Commodore C64s “Turrican”, “The Secret of Monkey Island” und ähnliche Frühwerke von heute zum Großteil nicht mehr existierenden Studios spielen konnten. Auch in der Zeit danach hing ich beim Thema “Videospiele” immer eine Konsolengeneration hinterher, sodass ich mit den Jahren trotz diverser Gameboys und einem Super Nintendo zu einem PC Spieler heran wuchs und Systeme wie das Nintendo 64 eher müde belächelte.

Daher ist der für mich besondere Titel ein deutlich jüngerer, als der meiner Kollegen: Es handelt sich um Mario Kart Double Dash, was auf der folgenden Begebenheit beruht: Meine damalige Freundin verbrachte 2003 ein paar Wochen bei mir, musste aber dank kaputter Knie viel Zeit auf der Couch verbringen, was irgendwann zu einer gewissen Langeweile führte. Eines Nachmittags stand ich nach der Arbeit eher planlos in den Verkaufsräumen eines großen Elektronikmarktes, als mir ein Gamecube-Bundle mit dem Spiel und zwei Controllern ins Auge fiel. Mario Kart kannte ich von Freunden aus den SNES Tagen und die Möglichkeit, es sogar im Coop spielen zu können wirkte vielversprechend, auch wenn ich bis dahin sonst nicht viel mit dem kleinen Spielewürfel anfangen konnte. Also gab ich dem System eine Chance und die folgenden Tage und Wochen standen plötzlich ganz im Zeichen der Rennen, die wir irgendwann alle mit goldenen Pokalen absolvieren und entsprechend zelebrieren konnten. Es war ein großartiger Spaß und mit die beste Zeit in einer rückblickend eher unglücklichen Beziehung. In jedem Fall weckten Spiel und Konsole meine Lust auf weitere Spiele, wie The Legend of Zelda: The Wind Waker und das erste Metroid Prime und entfachten damit erneut meine Liebe zu Nintendo-Konsolen und -Spielen.

Zugegeben: Der Konzern mit dem großen N hat sich im Laufe der folgenden 18 Jahre deutlich gewandelt und das leider nicht immer zum besseren. Satoru Iwata weilt nicht mehr unter uns, Shigeru Miyamoto macht heute lieber Filme als neue Spiele und erstaunlich viele Spiele-Ankündigungen drehen sich jüngst um DLCs, Remakes, Classic Collections oder vergleichbare Maßnahmen, die uns mitunter den Eindruck vermitteln, dass man die Aktionäre mehr als die seit Dekaden treuen Spieler liebt. Dennoch hat Nintendo bei mir, entgegen aller Vernunft, seit dieser Zeit in der wir zu zweit über die Pisten schossen einen riesigen Stein im Brett. Und so bleibt es für mich, trotz der inzwischen unbestreitbar vorhandenen Sympathie für die Konsolen von Sony und Microsoft, einfach DIE Firma, die ich immer mit Videospielen verbinden werde. 

Nico: Es fällt mir offensichtlich nicht so schwer wie einigen meiner Kollegen, mich an mein erstes Videospiel zu erinnern. Das hört nämlich auf den schönen Namen Willi Welle und wurde von Buderus, einem heute zu Bosch gehörenden Sänitar- und Heizungsbau-Großhändler, auf einer Diskette an Kunden verteilt. Schwerer fällt es mir da schon, mich an die Inhalte dieses Werbespiels zu erinnern, das vermutlich eines der ersten seiner Art in Deutschland gewesen sein dürfte. Lediglich ein Level kommt mir noch in den Sinn, in welchem ich 90°-Winkel in langen Rohren so drehen musste, dass das Wasser von A nach B laufen konnte. Spektakulär.

Deutlich prägender für meine weitere Laufbahn als Videospieler waren da schon die Besuche bei meinen etwas älteren Cousinen, die ein N64 und einen Game Boy ihr Eigen nannten. Auf diesen Konsolen habe ich fast ausschließlich Super Mario 64 und Super Mario Land 2: 6 Golden Coins gespielt. Zwei Klassiker, die ich noch heute in- und auswendig kenne. Und zwei Spiele von Nintendo, die dafür sorgten, dass Nintendo für mich einen besonderen Platz einnahm, genau wie bei vielen meiner Kollegen. Dieser Umstand sorgte auch dafür, dass ich mir zu meiner ersten eigenen Konsole, dem Game Boy Advance, direkt Super Mario World dazukaufte. Den legendären Platformer habe ich aber nicht sofort gespielt, sondern mir lieber von einem Freund, der am gleichen Tag Pokémon Gold und Pokémon Silber kaufte, letzteres geliehen. Das Modul hat er bis heute nicht wiederbekommen, weil ich es ihm kurz darauf abkaufte. 

Die große Spielwelt mit ihrer damals für mich beinahe unzählbaren Menge an Pokémon hat mich wochen- und monatelang in ihren Bann gezogen. Aus irgendeinem Grund dachte ich damals noch, dass "Beutelflucht" ein real existierendes Wort sei, und habe daher in Kämpfen lange gebraucht, bis ich die Optionen PKMN und Flucht als eigenständige Menüpunkte identifizieren konnte. Ich wechselte ständig zwischen KampfPKMN und Beutelflucht hin und her - als ich besagte Entdeckung dann machte, veränderte sich das  Gameplay verständlicherweise grundlegend. Meine Zuneigung zu Pokémon hat dann bis zu den neuesten Editionen Schwert und Schild angehalten, die mir das Franchise doch etwas vergraulten. Zumindest bis zum Release von Strahlender Diamant.

Mit welchen Spielen verbindet ihr besonders schöne Erinnerungen? Was waren eure ersten Spiele? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

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2 Kommentare:
Asinned)
Asinned
Am 26.09.2021 um 14:27
Eines meinrr ersten Spiele war Super Mario 64 und ich fand es damals unfassbar genial, wie viele verschiedene Welten es gab und wie viel es da zu entdecken gab. Mangels Internet gabs die Tipps auf neue Sterne dann auf dem Schulhof und in Zeitschriften. Da gab es zu Secrets noch richtige Legenden die man eben nicht durch 5 min googlen entlarven konnte.
Ozymandias)
Ozymandias
Am 26.09.2021 um 18:42
Mein erstes eigenes Spiel waren eigentlich mehrere, nämlich ein GameBoy im Bundle mit Tetris, Super Mario und Spiderman. Später folgte dann Zelda Links Awakening, welches mir als liebstes GameBoy Spiel im Gedächtnis geblieben ist. Später folgte dann Zelda Ocarina of Time für das N64, das mein All-Time-Favorite Spiel bis heute darstellt, aber auch Mario 64 hat mich damals schwer beeindruckt und mit Mario Kart 64 verbinde ich eine richtig tolle Zeit mit Familien und Freunden.