Metroid Prime: Federation Force
Vor sechs Jahren erschien Metroid: Other M für die Wii. Fans der Reihe gieren also längst nach neuen Spielen, zumal viele von ihnen von Team Ninjas nicht zu Ende gedachten Interpretation des Nintendo-Klassikers nicht wirklich satt wurden. Jetzt kehrt Metroid für den Nintendo 3DS zurück. Sogar mit dem „Prime“ der überaus erfolgreichen Konsolenreihe im Titel. Und mit dem Produzenten Kensuke Tanabe (Metroid Prime 1 – 3) sitzt ein Kenner der Reihe an den Reglern. Beste Voraussetzungen also, gäbe es da nicht zwei kleine Problemchen. Metroid Prime: Federation Force ist in erster Linie ein kooperativer Multiplayer-Shooter. Ohne Samus Aran.
Der Flickenteppich
Machen wir uns nichts vor: Wenn ein Metroid-Spiel ohne Singleplayer-Abenteuer und ohne Samus Aran als Hauptfigur daherkommt, dann ist es kein Metroid. Zumindest nicht so richtig. Metroid Prime: Federation Force ist also vielmehr ein Spinoff im Metroid-Universum. Die titelgebende Federation Force ist eine Spezialeinheit von Soldaten der galaktischen Förderation, die auf ihren Einsätzen in großen Mech-Robotern Platz nimmt und so allen Gefahren strotzt, die das Universum hergibt.
In den Missionen bekommen Fans klassisches Prime-Gameplay: Die Konsolensteuerung wurde nach bestem Wissen und Gewissen portiert. Dabei greifen 3DS-Besitzer auf alle Knöpfe sowie einen Hauch Bewegungssteuerung zurück, während Besitzer eines New 3DS auch den zweiten Analog-Stick benutzen können, der die Bewegungssteuerung ersetzt. Ein umfassendes Tutorial zum Spielstart hilft dabei, die passende Konfiguration zu ermitteln und mit ihr zu üben.
Das Level-Design orientiert sich an Metroid Prime: Viele miteinander verbundene Räume sowie größere Außenareale laden zum Durcharbeiten ein. Zwar ohne aufregende Power-Ups wie Grappling-Beam oder Screw-Attack, dafür aber mit den altbekannten Missiles, Super Missiles oder dem Charge Beam müsst ihr Terminals oder andere Apparaturen in der Spielumgebung bedienen. Die Waffen bringen etwas Vielschichtigkeit in die einzelnen Missionen, richtig große und abwechslungsreiche Welten dürft ihr aber nicht erwarten, sondern immer nur einen überschaubaren Mikrokosmos, der locker in unter einer halben Stunde zu schaffen ist.
Die Grundzutaten für ein spannendes Solo-Abenteuer wären also vorhanden. Trotzdem hat Nintendo sich dazu entschieden, den gleichen Weg einzuschlagen wie im letzten Jahr, als man The Legend of Zelda: Tri Force Heroes komplett auf eine kooperative Multiplayer-Spielerfahrung ausrichtete.
Als Konsequenz daraus leidet Metroid Prime: Federation Force unter denselben Schwächen wie Tri Force Heroes und kann nur im lokalen Multiplayer-Modus bei voller Spieleranzahl wirklich zünden. Zwar wird über die Missionen hinweg eine übergreifende Handlung erzählt, allerdings kann diese nie wirklich mitreißen, da die belanglosen Briefings vor den Missionen und der Wechsel zwischen ihnen das Spieltempo immer wieder rausnehmen und die Atmosphäre so nie richtig wirken kann. Das Spiel verkommt zu einem Flickenteppich, der in seinen Einzelteilen zwar sehr anschaulich ist, sich im Gesamtbild aber nicht homogen genug präsentiert, um wirklich zu begeistern. Es fehlt dem Spiel in seinem Kern an Seele, weshalb eine Eingliederung in die Metroid-Reihe überflüssig wirkt. Vielleicht wäre eine Umsetzung der Idee als neue IP mit mehr Brüchen zum bekannten Prime-Gameplay klüger gewesen.
Gamedesign ohne kluge Skalierung
Wie bereits angedeutet, kann Metroid Prime: Federation Force sein Potential nur entfalten, wenn vier Spieler im lokalen Multiplayer-Modus an einem Tisch sitzen. Dann greifen das Missionsdesign und die in Echtzeit erfolgenden Absprachen zwischen den Spielern gut ineinander. Vor allem können und sollten sich die vier Spieler vor einer Mission absprechen, wer welche Waffen und Mech-Modifikationen mit in den Einsatz nimmt. Damit kann innerhalb des Teams jeder eine eigene Rolle einnehmen.
Im Online-Multiplayer fallen all diese taktisch-vorbereitenden Aspekte weg, da Nintendo wieder einmal nur eine Sammlung belangloser und unpassender Nachrichtenbausteine zur Kommunikation anbietet. Hallo, gut gemacht, Norden, Süden, Osten, Westen. Ok. Natürlich fällt das Problem fehlender Absprachen hier besonders negativ auf. Denn Metroid Prime: Federation Force ist wesentlich hektischer (und daher phasenweise auch entsprechend unübersichtlicher) als The Legend of Zelda: Tri Force Heroes.
Wer den Titel nun alleine spielen will, darf von Nintendo nicht viel Gegenliebe erwarten. Ein Balancing des Spiels über eine entsprechende Skalierung der Gameplay-Parameter wird nicht vorgenommen. Dem Spieler wird lediglich nahegelegt, einen besonderen Modifikator an seinen Mech zu kleben, der den ausgeteilten Schaden verdoppelt und genommenen Schaden halbiert. Da der Mech allerdings nur über maximal drei Slots für solche Modifikatoren verfügt, wird die strategische Komponente des Spiels so unnötig zugebaut. Ferner darf jeder Spieler nur eine sehr kompakte Kombination aus Spezialwaffen und Gegenständen mitführen. Im Multiplayer sinnvoll, für Solisten eine unnötige Gängelung, obgleich diese sich trotzdem vor jeder Mission durch die zum Multiplayer identischen Lobbys und Menüs wühlen müssen.
Freie Spieler-Slots werden abschließend durch KI-Drohnen ausgefüllt, die dann und wann mal einen Schuss abgeben. Wirklich hilfreich ist das aber nicht, da die Drohnen die meiste Zeit nur um euren Charakter schwirren. Dabei erfordern insbesondere die großen (Boss-)Gegner des Spiels ein überlegtes Angreifen von mehreren Seiten. Bereits der Endboss der allerersten Mission ist nur in bestimmten Phasen verwundbar und wird von zahlreichen kleineren Schergen begleitet. Als Einzelspieler ergibt das keine sonderlich erhabene Spielerfahrung.
Metroid Prime: Blast Ball als Spiel im Spiel
Neben der ausgewachsenen kooperativen Multiplayer-Kampagne wird auch ein zweiter, kompetitiver Multiplayer-Modus geboten, der sich als ganz eigenes Spiel präsentiert. Dabei ist Metroid Prime: Blast Ball im Kern aber nichts anderes als ein Klon von Rocket League. Die Spieler sind auf zwei Teams aufgeteilt, laufen in einer rechteckigen Arena einer Kugel hinterher und versuchen, diese mit gezielten Schüssen im gegnerischen Tor zu platzieren.
Auch Blast Ball lässt sich im lokalen Multiplayer oder einer entsprechend unspannenden Solo-Variante spielen. Trainingsoptionen runden das Gesamtpaket ab. In den Duellen spielen dann jeweils zwei Teams mit je drei Spielern gegeneinander. Auch wenn Blast Ball schon recht spaßig daherkommt, wäre noch Luft nach oben gewesen. Da alle Spieler lediglich den Ball mit ihrer Waffe treffen müssen, anstatt wirklich bei ihm zu sein, dreschen in der Praxis alle gleichzeitig auf die große Kugel ein. Wirklich aufregende Spielzüge sind hier nicht planbar, zumal sich die Mechs sehr langsam bewegen und der Spielball die meiste Zeit sehr brav am Boden bleibt. Schöne Lupfer über die Verteidigungslinie der Gegner sind so nicht möglich.
Fazit:
Metroid Prime: Federation Force ist nicht nur dank des darin enthaltenen Zusatzspiels Metroid Prime: Blast Ball ein umfangreiches und wirklich gutes Multiplayer-Paket geworden. Die kooperative Kampagne des Hauptspiels macht am runden Tisch mit den richtigen Freunden mächtig Spaß. Leider ist das auch der einzige Rahmen, in dem der Titel wirklich funktioniert. Online-Spieler werden über die fehlenden Kommunikationsmöglichkeiten und Einzelspieler über ungenügende Anpassungen im Game- und Missions-Design klagen. Damit scheitert der Titel an exakt den gleichen Problemen wie schon The Legend of Zelda: Tri Force Heroes, dessen Server bereits jetzt, knapp ein Jahr nach dem Release, wie leergefegt sind.
Das mit dem Rocket League Klon finde ich allerdings absolut nicht fair Lars :P
Es ist weiß Gott nicht das erste Spiel, welches diese furchtbar originelle Idee hatte, Bälle mit einem Auto durch die Gegend zu "kicken" gibt es schon seit über 20 Jahren in Videospielen (und das "innovative" Spielprinzip von Rocket League ist 1:1 aus einem Mod von 2006 namens Carball für Unreal Tournament 2004). Rocket League mag wohl die populärste Umsetzung sein und das es aufgrund der aktuellen Popularität zu Blast Ball gekommen sein mag, will ich nicht bestreiten, aber deshalb ist noch lange nicht alles was ähnlich funktioniert ein "Rocket League"-Klon (mal ganz davon ab, dass Rocket League auch schon der zweite Versuch von Psyonix ist, immerhin gab es 2008 schon Supersonic Acrobatic Rocket-Powered Battle-Cars). Zumal es das genaue Prinzip von Blast Ball meiner Erinnerung nach auch schon mal gab... im Gegensatz zu diversen Autoball-Spielen will mir da allerdings kein Name ins Gedächtnis kommen.
Kann man bei Federation Force zumindest zu zweit lokal gemeinsam zocken? Bei Tri Force Heroes musste man ja zu dritt sein, oder man musste online mit einem Dritten spielen, weshalb ich es mir nie geholt habe.
Als Rocket League Fan muss ich leider sagen, dass mir Blast Ball nicht wirklich gefallen hat. Die Idee war gut, aber wie im Review geschrieben wird einfach nur auf den Ball geballert und coole Spielzüge wie in Rocket League sind wohl nur sehr schwer bis gar nicht auszuführen. Dazu die furchtbar langsamen Mechs, nein, da bleib ich lieber bei Rocket League.
"...weshalb eine Eingliederung in die Metroid-Reihe überflüssig wirkt."
Sie wirkt nicht überflüssig, sie IST überflüssig! Soll der Staub sich alle Kopien holen und in Unkenntlichkeit bedecken! Nintendo am besten auch, wenn sienicht damit aufhören so ein Müll zu fabrizieren.